Das ist auch nötig; denn die fossilen Ressourcen gehen zu Ende. Die Ausgaben für Öl und Gas werden immer höher. Außerdem fließt das Geld aus den Regionen ab und wird der Volkswirtschaft entzogen. Auch das ist ein wesentlicher Grund für die Finanzkrise in Europa.
Heute stammen in Deutschland 20 % des Stroms, 10 % der Wärme und 5 % des Energiebedarfs für Mobilität aus regenerativen Energiequellen. Die erneuerbaren Energien müssen also rasch ausgebaut werden. Aber das reicht eben nicht. Wie ich soeben erwähnte, scheint die Sonne in der Nacht nicht.
Parallel muss der Energieverbrauch gesenkt werden und die Netze müssen ausgebaut werden. Außerdem müssen die Lasten so verschoben und geschoben werden, dass die Schwankungen bei den erneuerbaren Energien gut ausgeglichen werden können und somit auch Angebot und Nachfrage bei den erneuerbaren Energien gut zur Deckung gebracht werden können.
Man kann Lasten verschieben, indem auf der Nachfrageseite dann Energie verbraucht wird, wenn viel Energie aus erneuerbaren Quellen zur
Verfügung steht, bzw. indem wenig Energie verbraucht wird, wenn wenig Energie aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht. Beispielsweise können die Verbraucherinnen und Verbraucher dann ihre Spülmaschine und Waschmaschine laufen lassen, wenn viel Windstrom im Netz vorhanden ist. Das kann über intelligente Stromzähler gesteuert werden, die mit den Haushaltsgeräten verbunden sind und den Geräten sagen, wann sie sich anschalten sollen. Besonders wirkungsvoll ist es, wenn man diese Entwicklung über Preissignale steuert; denn damit haben die Menschen einen Anreiz, den Stromverbrauch entsprechend zu gestalten.
Entschuldigung, Frau Kollegin. - Ich erlaube mir noch einmal den Hinweis, dass die Akustik in diesem Haus extrem schlecht ist. Die Mikrofonanlage ist nicht die beste. Daher ist es sehr schwer, wenn der Redner nicht die Aufmerksamkeit von allen hat. Zu Beginn der Tagesordnung ist dies immer eine besondere Herausforderung. Auch für die die Besucherinnen und Besucher ist es schwer nachvollziehbaren, worum es inhaltlich geht, da es akustisch schwer zu verstehen ist. Ich bitte um Berücksichtigung.
Ich hoffe, Sie haben noch mitbekommen, wie Sie in Zukunft Ihre Waschmaschine und Ihre Spülmaschine anschalten können.
Wir müssen dies nicht allein auf die kleinen Verbraucherinnen und Verbraucher fokussieren. Auch bei den Großverbrauchern kann die Nachfrage gezielt unterbrochen werden. Beispielsweise hält sich die Kälte in großen Kühlhäusern eine Zeit lang und ein Verdichter muss zu gewissen Zeiten nicht angeschaltet werden.
Neben der zeitlichen Verschiebung bei der Nachfrage ist auch eine zeitliche und räumliche Verschiebung bei der Energiebereitstellung bzw. auf der Angebotsseite sinnvoll. In Zeiten mit viel Windstrom ist es besser, diesen Strom zu speichern, statt die Windanlagen abzuschalten.
Was können wir daraus schließen? - Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um Erzeugung und Verbrauch der erneuerbaren Energien gut aufeinander abzustimmen. Die verschiedenen Optionen - starke Netze, flexible, steuerbare Kraftwerke, die Nachfragesteuerung und Speichertechniken - müssen zusammenspielen und müssen deshalb immer im Zusammenhang betrachtet werden. So kann dann
Das heißt, alle technischen Möglichkeiten müssen genutzt werden. In der Folge bedeutet das dann auch, dass es den Aufwand für jede Technik reduziert und dann natürlich auch die Kosten optimiert.
Diese Vernetzung von Produktion, Verbrauch, Speicherung und Transport in einem intelligenten System folgt auch nicht mehr dem Grundprinzip der Lastnachfrage, so wie es bisher immer war, sondern fragt jetzt auch nach der Erzeugung. Genau diesen Paradigmenwechsel brauchen wir für eine erfolgreiche Energiewende.
Energiespeicher sind die Vorratskammern für die erneuerbaren Energien und tragen zu ihrer ständigen Verfügbarkeit bei. Speichertechniken gehören einfach zu einem nachhaltigen Energiesystem der Zukunft. Und damit es in Zukunft etwas wird, müssen wir in Sachsen-Anhalt den Fokus auf diese Techniken richten und jetzt Maßnahmen starten, die wir in unserem Antrag beschrieben haben, und nicht Jahrzehnte warten, wie Sie es vorschlagen.
Es gibt bereits vielfältige Speichertechniken, die gut funktionieren. Es gibt Batterien für ein oder mehrere Stunden, zum Beispiel als Tag-NachtAusgleich für Fotovoltaik-Anlagen im Einfamilienhausbereich, oder auch Batterien im Multimegawattbereich, die als garagenähnliche Container neben den Windanlagen aufgestellt werden können.
Auch Batterien in Elektroautos sind Speicher, wenn sie den Strom wieder zurückspeisen können. Schwungräder und Kondensatoren sind Leistungsspeicher, die im Sekunden- und Minutenbereich große Leistungen zur Verfügung stellen und bei speziellen Industrieprozessen und auch zur Netzstabilisierung eingesetzt werden.
Eine weitere Möglichkeit, die schon in einem großen Umfang in Anspruch genommen wird, sind große Speicher wie oberirdische Pumpspeicherkraftwerke. Neu in der Konzeption sind auch unterirdische Pumpspeicherkraftwerke. Diese Kraftwerke können mit großer Leistung eine große Energiemenge über Stunden zur Verfügung stellen.
Wir haben in Sachsen-Anhalt Wendefurth. Wie Sie, Frau Ministerin, letztens ausgeführt haben, gibt es auch Potenziale, die Zahl der Pumpspeicherkraftwerke weiter zu erhöhen.
Auch Wasserstoff, Biogas und synthetisches Methan können mehrere Tage bis Wochen gespeichert werden und sind damit Langzeitspeicher.
Wir wollen uns nicht allein auf den Strombereich kaprizieren, sondern auch auf den Wärmebereich. Warmwasser kann in großen Tanks zwischengespeichert werden für solare Nah- und Fernwärmenetze. Die Stadtwerke Halle betreiben zum Bei
spiel so einen großen Wärmespeicher mit einer Größe von 6 000 m³. Damit kann im Sommer das Fernwärmenetz der Stadt über neun Stunden bedient werden.
Wir können also festhalten, technisch ist der Einsatz von Speichern schon heute möglich, allerdings werden sie faktisch nur in einem sehr geringen Umfang genutzt. Deutschlandweit haben wir eine Stromspeicherkapazität von 6 bis 8 GW, hauptsächlich Pumpspeicher, und von 40 GWh. Wenn man das in einem Bild darstellt und sich vor Augen führt, dann heißt dies, dass etwa jedes zehnte Haus über sechs Stunden lang mit Strom versorgt werden könnte. Zum Vergleich, um die Größenordnungen etwas deutlicher zu machen: Alle Gasspeicher, die geologischen, aber auch die gebauten, können Gas für drei Monate bevorraten.
Was müssen wir jetzt tun? Was müssen wir im nächsten Schritt tun? - Professor Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin empfiehlt für den nächsten Schritt, Speicherkapazitäten für wenige Stunden aufzubauen und den Ausgleich von Tag- und Nachtschwankungen.
Für den Strombereich wären das dann für Sachsen-Anhalt Kapazitäten, die erforderlich wären, von 13 bis 20 Druckluftspeichereinheiten vom Typ Adele, so wie er gerade in Staßfurt gebaut wird. Dem liegt die Annahme zugrunde, 200 MW und 1 000 MWh, also eine Reichweite von fünf Stunden.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht absehbar, welche Speichertechniken mit welchen Kapazitäten in Zukunft zum Einsatz kommen werden. Wir brauchen deshalb einen handlungsleitenden Fahrplan zur Erhöhung der Speicheranwendungen in SachsenAnhalt. Grundlage dafür soll eine Untersuchung über alle im Land infrage kommenden Energiespeichermöglichkeiten sein.
Der Umfang der Anwendung von raumgebundenen Speichern ist durch die naturräumlichen Gegebenheiten bestimmt, wie ober- und unterirdische Pumpspeicherkraftwerke, Gasspeicher, Druckluftspeicher. Diese können nur an bestimmten Standorten realisiert werden. Deshalb wäre es wichtig, diese Standorte zu benennen und eine quantitative Aussage zu den Speicherkapazitäten zu treffen.
Thüringen hat so eine Potenzialstudie für Pumpspeicherkraftwerke schon auf den Weg gebracht. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass dort ein Ausbaupotenzial von 4,8 GW besteht.
Unterirdische Pumpspeicherkraftwerke sind eine weitere Option. Es gibt gerade ein Projekt in Niedersachen. Sachsen-Anhalt als ein Bundesland mit einer umfangreichen Bergbauvergangenheit sollte auch auf diesem Gebiet Möglichkeiten haben.
Das Druckluftspeicherkraftwerk in Staßfurt hatte ich schon erwähnt. Es ist sehr erfreulich, dass das
gemacht wird. Über das Adele-Projekt hinaus sollten weitere Standorte für Druckluftspeicher identifiziert werden, um diese nach einer erfolgreichen Testphase realisieren zu können.
Das Thema Energiespeicherung wird die zukünftige technologische Königsdisziplin sein. Deshalb brauchen wir Pilot- und Demonstrationsprojekte mit Energiespeicherung, sodass in einer Region zu jedem Zeitpunkt eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien erfolgen kann. Eine ausgeglichene Energiebilanz, über das Jahr gemittelt, reicht nicht mehr. Wir brauchen jetzt auch eine ausgeglichene Leistungsbilanz und das Stunde für Stunde.
Wir haben in Sachsen-Anhalt sehr gute Ingenieurinnen und Ingenieure und wir haben Kompetenzen in Wirtschaft und Wissenschaft. Wir müssen diese Kompetenzen auch nach außen präsentieren und Schaufenster schaffen, wo die Fortschritte im Bereich der Energiespeicherung gezeigt werden können.
Sehr vielversprechend ist die Power-to-Gas-Technologie. Mittels Elektrolyse wird mit regenerativem Strom aus Wasser Wasserstoff hergestellt, der über einen längeren Zeitraum zwischengespeichert oder in das Erdgasnetz eingespeist werden kann. In anderen Bundesländern gibt es bereits Pilotprojekte. Die Firma Enertrag betreibt in der Nähe von Prenzlau das weltweit erste WasserstoffWind-Biogas-Hybridkraftwerk. Die Erfahrungen zeigen, dass der Elektrolyseur zehnmal so groß sein müsste, damit sich die Anwendung wirtschaftlich lohnt. Das wäre ein Vorschlag, dass in dieser Größenordnung mit 5 MW ein Demonstrationsprojekt bei uns in Sachsen-Anhalt realisiert wird. In unserem Bundesland ist das besonders sinnvoll, da wir sehr viel Windstrom haben.
Die Bürgerinitiative gegen das Steinkohlekraftwerk Arneburg hat schon konkrete Vorschläge zum Standort. Sie nennt die von RWE bei Arneburg für ein fossiles Großkraftwerk reservierte Fläche. Hier sollte als Alternative zu einem Kohlekraftwerk im größeren Umfang Wasserstoff produziert werden.
In Sachsen-Anhalt gibt es schon einige Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu Speichern. In Magdeburg am Institut für Kompetenz in AutoMobilität wird auch an der Elektromobilität geforscht. Bei der Uni Halle gibt es ein Projekt zu Superkondensatoren. An der Otto-von-GuerickeUniversität, zusammen mit dem Fraunhofer-Institut, gibt es Modellsimulationen mit Pumpspeicher- und Druckluftspeicherkraftwerken, um nur einige zu nennen. Um letztendlich leistungsfähige und wirtschaftliche Speicherlösungen zu entwickeln, muss die Speicherforschung intensiviert werden.
Viele Speicher sind jetzt schon technisch machbar, aber die Speicherung ist noch zu teuer, sodass die erforderlichen Investitionen nicht getätigt werden. Wir brauchen deshalb Marktanreize. Zum Beispiel
könnte das Land für die eigenen Liegenschaften eine technologieoffene Ausschreibung für eine gesicherte Leistung an erneuerbaren Energien machen. Wenn ein Versorgungsunternehmen dann den Zuschlag bekommt, hat es über die gesicherte Abnahme den Anreiz, in Speicher zu investieren.
Auf Bundesebene gibt es bereits zinsgünstige Kredite. Es soll auch noch ein weiteres Marktanreizprogramm geben. Die Botschaft ist: Die Speicher müssen marktfähig werden. Das ist die große Herausforderung. Wir haben bei der Fotovoltaik gesehen, welche wirtschaftliche Dynamik sich entfaltet, wenn die Technologien effizienter werden und die Kosten durch Mengenproduktion sinken. - Vielen Dank.
Vielen Dank, Frau Abgeordnete Frederking. - Es ist eine Fünfminutendebatte vereinbart worden. Als Erste spricht in der Debatte für die Fraktion der SPD Frau Abgeordnete Schindler.
Selbstverständlich kann zunächst die Landesregierung sprechen, wenn sie möchte. Und sie möchte. Dann begrüßen wir hier am Pult für die Landesregierung Frau Ministerin Professor Wolf.
Herzlichen Dank, Herr Präsident. - Sehr geehrte Damen und Herren! Ich versuche mich kurz zu fassen, weil von den vielen interessanten technischen Details, die es zu diesem Thema gibt, schon vieles gesagt worden ist.
Wir sind uns einig: Wir wollen die Atomenergie ablösen und dabei auf möglichst wenig fossile Brennstoffe zurückgreifen. Wir wollen regenerative Energien nutzen, aber vor Ort bilden sich dann schnell Initiativen gegen eine Verschandelung der Landschaft, gegen Monokulturen, Flächenkonkurrenz, Geruchsbelästigungen, gegen Eingriffe in den Wasser- oder den Naturhaushalt.
Wir wollen Versorgungssicherheit und Strom, der für Unternehmen und Bürger bezahlbar bleibt. Gleichzeitig gibt es vor Ort jeweils Initiativen gegen den Bau von Überlandleitungen ebenso wie gegen den Bau von Kraftwerken und Großspeicheranlagen.
Deshalb freut es mich, dass die vorliegenden Anträge der Fraktion der GRÜNEN und der Regierungsfraktionen sich zumindest in einem Punkt einig sind, nämlich dass wir Energiespeicher wollen. Wir wollen hierbei tatsächlich auch einen Schwerpunkt in der Forschung und Entwicklung setzen.
Da wir darüber ausführlich im Ausschuss beraten können, hier vielleicht nur einige grundsätzliche Aussagen, die noch nicht erwähnt wurden.
Das Thema Speicher und eine entsprechende Rahmensetzung durch die Landesregierung wird Teil des Energiekonzeptes der Landesregierung sein, das in diesem Jahr fortgeschrieben wird. Dabei geht es auch darum, technologieoffene und marktorientierte Instrumente zur Förderung und Verbreitung großtechnischer Speicheranlagen zu entwickeln, die den Speicherausbau attraktiv machen und starke Effizienzanreize setzen.