Protokoll der Sitzung vom 19.09.2014

(Oh! bei der LINKEN - Herr Dr. Thiel, DIE LINKE: So viel zur Transparenz!)

Ich weiß auch nicht, ob es Ihnen tatsächlich nur um den einzelnen Mitarbeiter geht.

(Herr Gallert, DIE LINKE: Uns geht um alle 4 000! - Unruhe bei der LINKEN)

- Meine Herren, ich habe Ihnen doch auch zugehört.

(Unruhe bei der LINKEN)

Nach der Rede von Herrn Thiel habe ich eher den Eindruck, dass hier ein Machtkampf entbrannt ist, um den Wirkungsbereich der IG Metall noch intensiver auf Enercon auszudehnen.

(Frau Budde, SPD: Genau! Das ist richtig!)

Ich kann Ihnen zu dieser Insensibilität nur gratulieren. Nach dieser Debatte dürfen Sie davon ausgehen, dass die Lust auf gewerkschaftliche Zusammenarbeit nicht nur bei Enercon einen neuen Tiefpunkt erreicht,

(Herr Gallert, DIE LINKE: Nein! Das geht nicht! - Herr Striegel, GRÜNE: Das ist un- glaublich, was Sie hier erzählen! - Unruhe)

sondern dass sich das auch auf die gesamte ostdeutsche Wirtschaft auswirkt.

Meine Damen und Herren, damit erschweren Sie auch die Arbeit vieler anderer Einzelgewerkschaften in Ostdeutschland, deren Arbeit durch ein solches Vorgehen jetzt weiter zurückgeworfen wird.

(Herr Lange, DIE LINKE: Genau!)

Die CDU hat sich immer für eine Stärkung der Betriebsräte eingesetzt.

(Oh! bei der LINKEN - Herr Lange, DIE LINKE: Das merken wir gerade! - Herr Strie- gel, GRÜNE: An ihren Taten soll man sie erkennen, nicht an ihrer Werbung!)

Ich habe auch ausgeführt, warum dies so ist.

(Zurufe von der LINKEN)

Betriebsräte gibt es auch bei Enercon. Aber auch Betriebsräte haben die Unternehmensinteressen zu wahren, und sie sind nicht zu Handlungen legitimiert, die dem Unternehmen Schaden zufügen. Daher bringt uns eine Debatte, in der wir über Enercon, aber nicht mit Enercon reden, heute gar nichts.

Mir steht es aus der Ferne nicht zu, darüber zu urteilen, ob dem Betriebsrat ungerechtfertigt gekündigt werden soll

(Frau Budde, SPD: Na klar! Das steht im Betriebsverfassungsgesetz!)

oder ob er gegen Unternehmensinteressen verstößt. Dazu ist heute ein Verfahren anhängig. Ich denke, dass wir einen Rechtsstaat haben und dass die Justiz hierzu entscheiden wird.

Ich meine, dass diese provozierte Debatte der LINKEN nicht zur wirtschaftlichen Stärke Magdeburgs beiträgt.

(Herr Lange, DIE LINKE, lacht)

Ich kenne Mitarbeiter bei Enercon und ich weiß, dass diese gut verdienen. Natürlich kann es immer mehr sein,

(Herr Gallert, DIE LINKE: Kontakt zur Ge- schäftsführung!)

aber im Vergleich der Regionallöhne sind diese so hoch, dass viele Mittelständler und Handwerker nicht mithalten können.

Enercon ist kein Zentrum von seelenlosen Managern, die ihre Mitarbeiter auspressen. Ich denke, auch das darf man an dieser Stelle sagen.

Dass man dort gewerkschaftlich nicht gerade exponiert aufgestellt ist, hat seinen Grund - auch in guten Löhnen und einer vertrauensvollen Zusammenarbeit der Beschäftigten mit der Geschäftsführung.

(Herr Gallert, DIE LINKE: Leiharbeit ist viel- leicht auch ein Thema!)

Wenn das nicht so wäre, stünde Enercon heute nicht dort, wo sie stehen. Auch das, meine Damen und Herren, darf einmal gesagt werden. Das sollten auch die Kritiker, die ich hier gerade lauthals höre, zur Kenntnis nehmen.

(Herr Gallert, DIE LINKE: Ja, ja!)

Das Windanlagengeschäft ist höchst volatil; wir alle kennen den Markt. Da wird wochenlang keine Anlage verkauft und plötzlich kommt die Genehmigung für einen Windpark herein. Dann muss man flexibel reagieren. Das Unternehmen tut dies mit Überstunden, zusätzlichen Beschäftigten und Zeitarbeitern, um genau diese Auftragsspitzen abzufangen.

Meine Damen und Herren! Wer jetzt in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, ganz Enercon würde nur mit Leiharbeitern arbeiten, der schürt nicht nur bewusst Falschinformationen, sondern der sorgt auch dafür, dass die Beschäftigten gegeneinander ausgespielt werden. Das, meine Damen und Herren, kann wohl nicht das Ziel der heutigen Landtagsdebatte sein.

(Zustimmung bei der CDU)

Meine Damen und Herren! Ich sage es noch einmal: Die CDU hat sich immer für eine Stärkung der Betriebsräte ausgesprochen.

(Unruhe bei der LINKEN)

Sie und nicht die fernen Gewerkschaftsfunktionäre kennen die Lage vor Ort am besten.

(Herr Gallert, DIE LINKE: Ja, ja!)

Wir wollen nicht, dass Betriebsräte unter Druck gesetzt werden. Dagegen wollen wir eher eine gelebte Solidarität in den Unternehmen. Wir wollen gute Löhne. Deswegen werden wir uns immer auf die Seite der Betriebsräte schlagen, wenn es um den Interessenausgleich zwischen Beschäftigten und Unternehmensführung oder um deren Rechte geht.

Es funktioniert aber nicht, meine Herren von der LINKEN, dass wir firmeninterne Angelegenheiten in die Öffentlichkeit hieven, ohne dass wir die wirklichen Hintergründe kennen bzw. ohne dass wir beide Seiten hören.

Ich habe zu Beginn meiner Ausführungen die Rolle der Gewerkschaften und auch die Historie bewusst umfassend dargestellt,

(Zurufe von der LINKEN)

indem ich einen großen Teil meiner Rede dafür verwendet habe.

(Herr Lange, DIE LINKE: Hätte man sich sparen können!)

Dies sollte der Anspruch für gewerkschaftliche Arbeit sein. Es soll als Würdigung der Gewerkschaftsarbeit und als Lob an die vielen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter verstanden werden, die tagtäglich die Interessen ihrer Mitglieder vertreten.

(Zustimmung bei der CDU)

Aufgrund der historischen Situation in Ostdeutschland schmerzt es mich, dass wir hierzulande eine solche geringe Tarifbindung haben. Damit wiederhole ich mich - leider -: Aber sind Sie wirklich der Meinung, dass wir mit einer solchen Debatte, die wir heute hier im Landtag führen, eine Verbesserung dieser Situation erreichen?

(Herr Gallert, DIE LINKE: Ja!)

Meinen Sie wirklich, dass Machtkämpfe, die in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, irgendein Unternehmen künftig animieren, sich freiwillig einer Tarifgemeinschaft anzuschließen?

(Herr Gallert, DIE LINKE: Ja! - Herr Dr. Thiel, DIE LINKE: Ja!)

Glauben Sie ernsthaft daran, dass Sie den vielen Betriebsräten in den Unternehmen bei ihrer Arbeit durch solche Debatten helfen?

(Herr Gallert, DIE LINKE: Ja! - Herr Dr. Thiel, DIE LINKE: Ja!)