An Frau Dirlich gerichtet: Frau Dirlich, ich weiß nicht, wie viele Lehrlinge Sie in Ihrem Leben bereits ausgebildet haben.
(Heiterkeit und Beifall bei der CDU - Herr Borgwardt, CDU: Genau so! - Frau Dirlich, DIE LINKE: Ich kann es Ihnen sagen!)
Bei mir waren es eine ganze Menge. Ich weiß auch, was berufliche Ausbildung kostet. Ich bin gern bereit, die Kosten für eine dreijährige Ausbildung zu tragen. Wenn Sie mir oder den rund 10 000 Handwerksmeistern - ich spreche jetzt nur vom Handwerk - in diesem Land unterstellen, dass eine Ausbildung nur jemanden hervorbringen soll,
der mit wenig Investitionen dazu in der Lage ist, irgendwelche Arbeiten zu verrichten, dann muss ich Ihnen ganz klar widersprechen. Das haben Sie vielleicht mit dem amerikanischen Prinzip Learning by doing verwechselt. Das gibt es nicht in Sachsen-Anhalt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte zwei, drei Anmerkungen für die CDU-Fraktion machen. Mit der Einführung des Deutschen Qualifikationsrahmens als Teil des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) - auch das wurde heute bereits erwähnt - ist ein erster wichtiger Schritt hin zur Gleichwertigkeit der Bildungswege gemacht worden. Ich sage bewusst, dass diesem Schritt weitere Taten folgen müssen.
Es ist erfreulich, dass in Sachsen-Anhalt die öffentlichen Bildungsausgaben je Person unter 30 Jahren in den letzten Jahren in der Tendenz kontinuierlich angestiegen sind.
Bei einer genauen Betrachtung werden jedoch Unterschiede sichtbar. Während das Land bei den allgemeinbildenden Schulen zuletzt mit Ausgaben in Höhe von 7 500 € je Schüler den zweithöchsten Wert unter den Bundesländern aufweist, weisen die öffentlichen berufsbildenden Schulen mit 3 100 € je Schüler einen Wert auf, der deutlich unterhalb des Bundesdurchschnittes liegt. Die Grundmittel je Studierenden an den Hochschulen belaufen sich auf etwa 7 500 €. Alle diese Zahlen können Sie auch im ISW-Finanzreport nachlesen.
Die Qualität der berufsbildenden Schulen in unserem Land ist gut. Aber auch hierfür gilt der Satz: Es gibt nichts, das man nicht noch besser machen könnte. Die Gewährleistung der Unterrichtsversorgung an allen öffentlichen berufsbildenden Schulen muss sichergestellt werden und darf nach mei
Auch bei den derzeitigen Regelungen zur Fahrtkostenerstattung und für Übernachtungszuschüsse für Auszubildende, die eine Berufsschule besuchen, sehe ich Handlungsbedarf. Gegenwärtig scheitert das Zustandekommen von Ausbildungsverträgen leider noch häufig an dieser Hürde. Hierfür müssen wir - ich denke, das werden wir auch schaffen - für die Zukunft vernünftige Lösungen finden.
Meine Damen und Herren! Die Debatte zeigt, vor welchen Herausforderungen Sachsen-Anhalt steht. Die Politik muss die Rahmenbedingungen richtig setzen, damit junge Menschen auch in Zukunft ihre beruflichen Chancen in unserem liebenswerten und lebenswerten Land zwischen Altmark und Burgenland verwirklichen können.
Die Koalitionsfraktionen kommen ihrer Verantwortung nach. Die Oppositionsfraktionen lade ich herzlich ein, gemeinsam ein starkes Bekenntnis für die Zukunft unseres Landes abzugeben. Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag. - Danke.
Vielen Dank, Herr Keindorf. Herr Keindorf, können Sie einen Moment verweilen? Es gibt drei Fragesteller. Wollen Sie sich diesen Fragen stellen? - Dann beginnt Frau Dirlich mit ihrer Frage. Bitte schön, Frau Dirlich.
Herr Keindorf, ich möchte nur eines klarstellen: Die reine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Bildung habe ich nicht den Handwerkerinnen und Handwerkern oder den Ausbildungsbetrieben unterstellt,
- Und das ist nicht dasselbe. - Es waren auch nicht die Handwerkerinnen und Handwerker oder Ausbildungsbetriebe, die diesen Antrag samt seiner Begründung geschrieben haben, sondern die CDU.
Ich werde noch auf eine Geschichte eingehen, die Sie am Anfang bereits angesprochen haben. Ich möchte Ihnen eines sagen: Natürlich unterstellen wir nicht grundsätzlich einer guten und wirklich seriös angelegten Berufsausbildung, dass sie nur die Wirtschaftlichkeitsaspekte beinhaltet. Aber es gibt eine Debatte - die hat Frau Dirlich in der Begründung sehr deutlich gemacht hat -, in der gesagt wird: Wir brauchen eine Abkehr von der hohen Zahl von akademischen Ausbildungen, um genug Leute für die Berufsausbildung zu haben. Das ist genau der verengte wirtschaftlichkeitsorientierte Blick, den wir ablehnen.
Wir sagen ausdrücklich: Nein, es ist ein hohes Gut in einer Gesellschaft, so hohe Studienanfängerzahlen zu haben. Deswegen finden wir diese Debatte, in der es heißt, es sind dort zu viele und deswegen sind es bei uns zu wenige, falsch. - Punkt 1.
Punkt 2. Da wir in einem freien Land leben, wird es nicht zu einer organisierten Umlenkung von potenziellen Studienanfängern in die Berufsausbildung kommen. Ich frage Sie, Herr Keindorf, Folgendes: Warum ist denn die Entwicklung so, dass immer mehr Leute studieren wollen und dass - aus Ihrer Perspektive - viel zu wenige eine Berufsausbildung anfangen? Warum ist das so?
Wir müssen die berufliche Bildung mehr in das Bewusstsein der Menschen bringen. Wir müssen die Chancen dieses Weges darstellen. Herr Gallert, manches wird auch politisch gefordert. Ich möchte nur einige Dinge nennen: Energiewende, Elektromobilität. All diese Dinge, die von der Politik gefordert werden, müssen auch irgendwie umge
setzt werden. Das geht aus der Sicht der Wirtschaft nicht nur mit Absolventen der Hauptschule oder mit schlechten Sekundarschulabgängern. Wir brauchen leistungsstarke Jugendliche im Handwerk und in der Wirtschaft, um diesen Aufgaben gerecht zu werden. Das muss
Jetzt hat Frau Budde das Wort. Sie möchte als Fraktionsvorsitzende sprechen. Einen kleinen Moment, Frau Budde. - Frau Dirlich, wollten Sie Herrn Keindorf etwas fragen? Er hat mir signalisiert, dass er nicht mehr antworten möchte.
Ja, ich möchte intervenieren. - Wenn Sie sich die Statistik anschauen - ich gehe noch einmal auf die Angebot-Nachfrage-Relation ein -, dann werden Sie feststellen, dass es bei folgenden Berufen mehr angebotene Lehrstellen als Nachfragerinnen gibt: Bäcker, Konditorinnen und Fleischer sowie Köche und Berufe im Hotel- und Gastgewerbe. Ich glaube, es bedarf nur wenig Fantasie, um herauszufinden, warum das so ist.
Herr Präsident! Manchmal sind es die unscheinbaren Anträge, die oft eine Debatte im Landtag auslösen, und das zu Recht. Denn das Thema ist wirklich ein Thema, das zum einen für die jungen Leute, die in eine Berufsausbildung oder in ein Studium gehen, hoch wichtig, weil die Ausbildung die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben legt - es geht darum, überhaupt einmal Geld verdienen zu können. Zum anderen ist das Thema sowohl für den Wirtschaftsstandort als auch für die gesamte Entwicklung des Landes Sachsen-Anhalt wichtig. Das ist ein Aspekt, der auf den Punkt getroffen ist.
Ich kann es nicht mehr hören. Ständig wird behauptet, sie seien schlechter geworden, sie seien dümmer geworden, sie könnten keine Prozentrechnung mehr, sie könnten dieses und jenes nicht mehr.
Wenn etwas im Bildungssystem schiefläuft, dann müssen wir die Schwerpunkte des Bildungssystems korrigieren. Das ist selbstverständlich. In den letzten Jahren ist der Schwerpunkt auf die MINTFächer gelegt worden. Möglicherweise gab es Jahre, in denen das nicht so war. Aber diese Pauschalkritik kann ich wirklich nicht mehr hören. Denn die Zitate, die es dazu gibt, stammen zum Teil schon aus der Zeit von Julius Cäsar, als auch schon darüber geklagt wurde, dass die Jugend nicht mehr zu gebrauchen sei.