Es kommt darauf an, dass wir über Anreize - das sind die Zulagen; das habe ich Ihnen genannt - oder über konkrete Lenkung vor Ort versuchen, dieses Problems Herr zu werden. Aber eine Knopfdrucklösung gibt es in dem Bereich nicht, das wissen Sie auch. Aber ich schaue mir den Fall in Raguhn an.
denn das macht Herr Tillschneider. Vielmehr ging ich auf Ihre Antwort ein, warum das alles nicht geht und was das Land schon unternimmt.
Natürlich ist klar, dass der Antrag von Herrn Tillschneider nicht von heute auf morgen funktioniert, sondern perspektivisch. Aber wenn wir uns einmal überlegen, dass wir am Anfang der Legislaturperiode im Ausschuss für - ich glaube - Wirtschaft und
Wissenschaft saßen und uns haben berichten lassen, wie die Ausbildung an den Universitäten ist, dann ist es doch sehr erstaunlich, dass bis heute nicht viel von der Berichterstattung, die damals vonseiten des Ministeriums erfolgte, in die Politik eingeflossen ist.
Herr Loth, ich habe heute den ganzen Tag an der Videokonferenz zur Kultusministerkonferenz teilgenommen. Gestern fand eine Konferenz statt und morgen wird es auch eine geben. Heute haben wir uns - deswegen bin ich auch gerade erst gekommen - über die Spezifik der Mathematiklehrerausbildung unterhalten, da wir zu wenig Mathelehrer haben.
Wir sind am Ende zu der Feststellung gekommen, dass es aufgrund der strukturellen Form, in der wir in diesem Lande die Lehrerausbildung betreiben - wenn ich Bedarf anmelde, gehe ich zu meinem Kollegen Wissenschaftsminister, der jetzt nicht da ist, der geht aufgrund der Autonomie der
Hochschule zum Rektor, der geht zum Dekan -, am Ende eine endlose Kette gibt, bei der ich meine Bedarfe nicht ziel- und passgenau anmelden und steuern kann. Deswegen sind wir bei den Zielvereinbarungen noch in der Nachverhandlungsschleife, weil mir die ausgehandelten Zielvereinbarungen an der Stelle zu unkonkret waren.
Aber ich sage auch ganz deutlich: Wir müssen in den nächsten Jahren - denn die Bedarfe werden gerade im MINT-Bereich weiter zunehmen - noch sehr viel gezielter handeln und konkreter werden. Wir brauchen auf der Ebene der Bildungspolitik mehr Zugriff auf die Lehrerausbildung, damit die ganzen Probleme - etwa dass der angehende Mathematiklehrer in der normalen Ausbildung neben dem Mathematiker sitzt und der Professor keine Unterschiede macht zwischen dem, der noch ein Zweitfach und die Pädagogik hat, und dem, der nur Mathematik studiert - angegangen werden können. Hier müssen wir noch zu grundlegenden Lösungen kommen. Dabei ist natürlich auch die KMK gefragt. Deswegen haben wir heute sehr intensiv darüber gesprochen.
Es wird ein dickes Brett, das wir bohren müssen. Aber die Lehrerausbildung, wie sie heute aufgestellt ist, ist nicht die, die wir brauchen, um die Probleme zu lösen.
Es gibt keine weiteren Fragen. Vielen Dank. - Wir steigen nunmehr in die Dreiminutendebatte der Fraktionen ein. Die erste Debattenrednerin wird für die CDU-Fraktion die Abg. Frau Gorr sein. Sie dürfen schon zum Pult kommen. Sie haben das Wort. Bitte.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Wir haben es heute unter dem Tagesordnungspunkt 24 mit einem Antrag der Fraktion der AfD „Lehramtsstudenten fördern, Lehrermangel bekämpfen!“ und einem Alternativantrag der Fraktion DIE LINKE „Lehramtsausbildung stärken - Bewerbermangel in zweiter Phase begegnen!“ zu tun. Beide haben das Ziel, mehr Lehrerinnen und Lehrer in unsere Schulen zu bekommen.
Die Begründungen der beiden Anträge sind - in Anführungszeichen - interessant zu lesen. Denn vonseiten der Landesregierung hat es gerade im Hinblick auf Anreize, sich auf Lehrerstellen im ländlichen Raum zu bewerben, ebenso wie bei der Bereitstellung von zusätzlichen Studienplätzen - Herr Wissenschaftsminister - viel Bewegung gegeben. So geht zum Beispiel die Hochschule Harz neue Wege, indem sie zur fachlichen Lehrerausbildung vor Ort die nötigen fachdidaktischen und pädagogischen Angebote ebenfalls vor Ort und in Kooperation mit der Otto-von-GuerickeUniversität bereitstellt, um auf diese Weise die Kapazitäten zu erhöhen, zugegebenermaßen erst einmal in kleinen Schritten.
Ich bin mir sicher, dass solche kreativen und flexiblen Ansätze dazu führen können, Menschen für den Lehrerberuf zu interessieren, die sonst einen ganz anderen Berufsweg beschreiten würden.
Ein weiterer positiver Ansatz ist es, wenn ländliche Kommunen - ähnlich wie bei dem Problem des Ärztemangels - nach neuen Wegen suchen, Lehrerinnen und Lehrer in den ländlichen Raum zu ziehen und an sich zu binden, wie es das Beispiel „Gardelehrer“ vormacht.
Die Idee eines auskömmlichen Landesstipendiums in Höhe des BAföG-Höchstsatzes erscheint mir inhaltlich und rechtlich sehr fragwürdig; man denke dabei nur an die Bindungsfrist von insgesamt zehn Jahren.
Im Antrag der LINKEN sind viele einzelne Aspekte zusammengefasst, die wir in der Tat in unzähligen Anträgen zum Thema immer wieder diskutiert haben. Sie betreffen zum Teil das Wissenschaftsministerium; ich habe mich dazu bereits geäußert.
Was den Bildungsbereich betrifft, so haben wir uns als Ausschuss gerade unter anderem in Halle beim Landesschulamt gemeinsam darüber informiert, wie die vielfältigen Verfahren ablaufen, wie Lehrerinnen und Lehrer im Vorbereitungsdienst nach Möglichkeit so vermittelt werden können, dass unsere Schulen von jungen Nachwuchslehrerinnen und Nachwuchslehrern profitieren können. Herr Lippmann war am Ende dieser Begegnung etwas stiller als sonst.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir werden als Koalitionsfraktionen beide Anträge ablehnen. Diese Ablehnung der Anträge bedeutet natürlich nicht, dass das Problem des Lehrermangels kleingeredet werden soll, sondern wir werden weiterhin daran mitwirken, im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten an einer Verbesserung der Unterrichtsversorgung zu arbeiten. Das sind wir dem Hohen Haus schuldig. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
- Doch, das gibt es. Die Abgeordneten können selbst entscheiden. Dies tun auch Ihre Kollegen an der einen oder anderen Stelle.
Wir kommen nunmehr zum nächsten Debattenredner. Für die Fraktion DIE LINKE wird der Abg. Herr Lippmann sprechen. Herr Lippmann, Sie haben das Wort.
Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, natürlich kann nicht bestritten werden, dass wir weiterhin erhebliche Probleme haben, unseren Lehrkräftebedarf in den Schulen zu decken, und dass der Lehrkräftemangel anwächst. Natürlich ist es so, dass die Landesregierung weiterhin viel zu wenig dagegen tut, oder, andersherum, viel zu wenig dafür tut, dass sich daran etwas ändert, im Übrigen nicht nur im Bildungsministerium, sondern - etwas anders, als Frau Gorr es eben deutlich gemacht hat - auch im Wissenschaftsministerium.
Deshalb haben wir - nicht zuletzt auch von uns angetrieben - hier im Plenum und im Bildungsausschuss schon zu sehr vielen Anträgen nicht nur diskutiert, sondern auch das eine oder andere beschlossen, was in aller Regel nicht umgesetzt wird, jedenfalls nicht dann, wenn es Substanz hat.
Und ja, es ist auch so, dass man, wenn man über zehn Jahre hinweg die Lehrerausbildung vor die Wand fährt und sie nicht am Bedarf orientiert, wenn das Bein dick ist und der Mangel da ist, Geld in die Hand nehmen muss und nach hinten hinaus die Zeche bezahlt, weil man vorher nicht investiert hat - aber eben nicht mit der Gießkanne und schon gar nicht zielgenau neben das Pflanzloch, so wie es Herr Tillschneider für die AfD hier vorschlägt.
Denn wenn man im Bildungsausschuss ein wenig aufgepasst hätte, als wir vielfach gerade über die Empfehlungen der Expertengruppe zur Bestimmung des längerfristigen Lehrkräftebedarfs gesprochen haben, dann wüsste man, dass wir im Bereich der ersten Phase weniger - und zum Teil gar nicht - über einen Bewerbermangel sprechen, sondern über einen Mangel an Studienplätzen. Diesen haben wir auch beziffert. Wir haben im Bildungsausschuss darüber gesprochen mit Verve und Intensität und auch in einem gewissen Akt
dass wir Hunderte Bewerberinnen und Bewerber ablehnen, dass wir unsägliche Immatrikulationszahlen haben, etwa wenn ich Spanisch und Deutsch miteinander vergleiche. Das sind absurde Geschichten, die endlich beseitigt gehören. Deshalb haben wir das bei diesem Alternativantrag in die Nr. 1 und einiges von dem, was wir schon beschlossen haben, was aber noch nicht umgesetzt wurde, in die Nr. 3 hineingeschrieben.
Aber der Kern des Alternativantrags ist natürlich die Nr. 2, und dazu sage ich: Auch wenn Sie den Antrag ablehnen, drehen Sie sich nicht um und machen das nicht. Das kann doch nicht sein. Wir können doch nicht zusehen, wenn unsere Nachbarn, die Kolleginnen und Kollegen aus Sachsen, die Option von Anwärtersonderzuschläge nutzen - eine Regelung, die wir nicht ganz wortgleich, aber zumindest inhaltsgleich auch in unserem Besoldungsgesetz haben - und uns für 1 000 € im Monat die Leute, die wir in Halle ausbilden, abkaufen, während wir zuschauen und nichts tun. Also, wenn Sie weiterhin keine Ausbildungsplätze schaffen, dann werden wir weiterhin die Zeche nach hinten heraus bezahlen.
Aber die zweite Phase ist im Moment die, bei der wir das Problem haben, und dort ist alles da. Dazu brauchen wir auch keine Ausschussberatung, deshalb hätten wir auch keine Überweisung beantragt, sondern wir müssen einfach sehen, was sich hier tut, und müssen handeln.
Was den Punkt 2 betrifft, fordere ich Sie ausdrücklich zum Handeln auf. Herr Willingmann, das gilt im Übrigen auch für den Punkt 1.
Vielen Dank, Herr Lippmann. Auch hierzu sehe ich keine Wortmeldungen. - Wir kommen somit zum nächsten Debattenredner. Herr Abg. Aldag für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kann sich langsam vorbereiten. Sie haben das Wort, Herr Abgeordneter.
Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will es ganz kurz machen, da meine Vorrednerin und der Minister schon sehr viel zu dem Thema ausgeführt haben. Ich möchte aber noch auf Herrn Tillschneider reagieren, da er sagte, er sei gespannt, welche Gründe wir aufführen, weshalb wir diesen Antrag der AfD ablehnen.
einfach nicht zielgenau genug. Es ist nach dem Gießkannenprinzip ausgeschüttet. Was Sie vorschlagen, ist undifferenziert. Es gibt ein sehr gutes Beispiel aus Brandenburg: Dort hat die KeniaKoalition - ich würde mir wünschen, wir hätten tatsächlich auch so einen Antrag zustande gebracht - ein Stipendienprogramm für Landlehrerinnen und Landlehrer aufgelegt, das ganz ausdifferenziert auf Schulen abzielt, an denen Bedarf an Lehrkräften besteht. Dort wird nicht einfach pauschal mit der Gießkanne ausgeschüttet, sondern sehr genau darauf geschaut: Wo sind tatsächlich die Bedarfe vorhanden?