(Starker, langanhaltender Beifall bei der SPD, bei der LINKEN und bei den GRÜ- NEN - Zustimmung bei der CDU und von der Regierungsbank - Unruhe)
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich kann Ihre Emotionen von allen Seiten verstehen, aber ich denke, wir sollten jetzt diesen Punkt doch zum Ende bringen. Einige Fraktionsvorsitzenden haben gesprochen. Damit ist auch für mich dieser Tagesordnungspunkt jetzt beendet.
- Nicht die ganze Debatte ist beendet. Dieser Redebeitrag von Frau Lüddemann, die eben gerade gesprochen hat, ist beendet.
Ich merke, dass Ihre Gemüter doch sehr hochgekocht sind. Deswegen: Atmen Sie alle noch einmal kurz durch.
Wir kommen zu dem nächsten Debattenredner. Das für die Fraktion DIE LINKE Frau Bull-Bischoff. Sie haben das Wort, bitte schön, Frau Abgeordnete.
Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Die AfD will hier im Landtag darüber diskutieren, warum die Studierenden in Magdeburg an der Uni nicht mit ihnen diskutieren wollten,
Ich finde, wenn wir schon über sie reden, ist es angesagt, dass sie dabei sein können. Deshalb würde ich an dieser Stelle gern die Studierenden und andere Hochschulangehörige herzlich begrüßen. Die Geschäftsordnung erlaubt es nicht, deshalb tue ich es nicht.
(Heiterkeit und Zustimmung bei der LIN- KEN - Heiterkeit bei der CDU, bei der SPD und bei den GRÜNEN - Ulrich Thomas, CDU: Das ist ja clever! - Zustimmung von Ministerin Petra Grimm-Benne)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich würde gern diese Debatte vom Kopf auf die Füße stellen und fragen: Wozu studiert man eigentlich? Man studiert, um die Welt danach spezialisierter, fundierter, aber auch differenzierter betrachten zu können. Meistens lernt man dabei, dass zwischen Schwarz und Weiß eine unermessliche Bandbreite von Grautönen, vor allem aber von Farben liegt. In den meisten Fällen ist dieses Vorhaben auch erfolgreich, in anderen wiederum nicht.
Klüger zu werden, freier zu werden, selbstbestimmter, kompetenter zu werden, das ist ein, wenn nicht sogar d e r Kern wissenschaftlicher Ausbildung. Und das, meine Damen und Herren, das und nicht mehr, aber eben auch nicht weniger haben Studierende am 12. Januar verteidigt. Mit sogenanntem Linksextremismus hat diese Debatte so viel zu tun wie der Fisch mit dem Fahrrad.
Ich bitte Sie, wenn ich als junge Frau dort hingehe, will ich doch nichts davon hören, dass ich da eigentlich nicht hingehöre, weil irgendwie die Hirne unterschiedlich sind oder dergleichen.
(Beifall bei der LINKEN - Jan Wenzel Schmidt, AfD: Das hat keiner gesagt! - Wei- tere Zurufe von der AfD)
Ich will doch nicht Geisteswissenschaften studieren, um mir dort erklären zu lassen, dass der eine normal und der andere unnormal ist.
Ich will auch nicht Geschichte studieren, um mir irgendetwas vom deutschen Volkskörper erzählen zu lassen und dass man das wieder in einen positiven Kontext setzen müsste. Wo leben wir denn, meine Damen und Herren?
Gut so, dass es die Studierenden gab, die am 12. Januar nicht ihren Platz geräumt haben. Im Übrigen kommt diese Form aus der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, Sit-in oder sitzen bleiben. Sitzen bleiben da, wo man unerwünscht ist und sitzen bleiben dort, wo man Menschen ansonsten ihre Rechte streitig macht. Das ist ca. 60 Jahre her - das gebe ich zu - und man kann fragen, muss es jetzt so eine große historische Nummer sein? Ja, ich denke, wenn man in die USA schaut, wenn man nach Europa schaut und wenn man in den Landtag schaut, muss man leider sagen: ja.
Gut so, dass es diejenigen gegeben hat, die diesen Abend vorgedacht haben, um sich wirklich einmal Klarheit darüber zu verschaffen, was bedeutet eigentlich eine AfD-Veranstaltung, die Strategien und Engagement für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern als - Zitat - „geselligen Zeitvertreib für Leute ohne Probleme“ bewertet? Als Büttenrede war es ja nicht gedacht, sondern es ist die politische Prämisse einer Partei. Und das, meine Damen und Herren, im 21. Jahrhundert ist ein Stück weit absurd.
Das ist wirklich absurd; denn hier ging es doch nicht um einen Diskurs. Die Antwort der Studierenden war ein Programm, wo sich Frauen, Männer, Lesben, Schwule, und Transgender-Personen vorstellen konnten,
und ein Vortrag von Sandra Tiefel, der Gleichstellungsbeauftragten, mit anschließendem wissenschaftlichen Diskurs - die AfD ist ausgesessen worden -, verbunden mit einer Demonstration von Vielfalt und Diversität,
also für das Recht und den Anspruch eines jeden Menschen auf Glück und Entfaltung seiner Fähigkeiten und auf Respekt und Wertschätzung. Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Herzlichen Dank für die Schnurrbärte,
herzlichen Dank für die Luftballons, für das Aushalten. Ich kann es ganz persönlich nachvollziehen, dass es einem da manchmal beklommen wird, gerade bei diesem Thema.
Aber ich danke denjenigen für ganz und gar nichts, die sich den Silvesterknaller nicht knicken konnten.
Das war leichtfertig, das war verantwortungslos. Und dass in dieser Situation vor Ort nichts passiert ist, macht es weder harmloser noch schöner, und es hat in absurder Weise den perfekten Aufhänger geliefert, um den Protest
das Recht der Studierenden zu verteidigen, an einer Universität klüger und freier zu werden, und die Situation zu beruhigen und Gewalt zu verhindern.
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich noch auf das zu sprechen kommen, was nach diesem Abend geschah. Zum einen zu den Medienberichten. Da muss auch Kritik erlaubt sein. Den Studierenden ist an vielen Stellen vorgeworfen worden, ihr habt die AfD-Veranstaltung erst interessant gemacht. Da wird gesagt, eigentlich hätte man dort mit der AfD eine wissenschaftliche Debatte über Hirnforschung, über biologistische Anhaltspunkte, darüber führen müssen, warum Frauen geradezu zwangsläufig weniger Nobelpreisträger hervorbringen können usw., weil man das an einer Universität fortwährend so macht, weil nämlich auch die Geophysik darüber diskutiert, warum die Erde eine Scheibe ist. - Dieser Gag ist zugegebenermaßen geklaut. Aber auf den wäre ich auch gekommen.
Ich kann mich erinnern, dass an der Universität viele Veranstaltungen stattfinden. Ich kann mich nicht daran erinnern,