dann entlasten Sie die Schule von allen Aufgaben, die keine schulischen sind, dann fördern sie Familien, damit die familiäre Erziehungsleistung nicht den Schulen aufgebürdet wird und dort viel wertvolle Zeit frisst, dann nehmen Sie die Flüchtlingskinder aus den Regelklassen, dann entbürokratisieren Sie die Lehrerausbildung und sorgen Sie dafür, dass der Lehrerberuf wieder attraktiver wird,
und dann pfeifen Sie auf die Empfehlungen des Wissenschaftsrates und lassen zu, dass in Halle und Magdeburg Lehrer ausgebildet werden können.
Würden Sie all das ernsthaft in Angriff nehmen, hätten wir den Lehrermangel und nebenbei so manches andere Problem an unseren Schulen schon längst behoben.
Aber nein, DIE LINKE fordert wie ein trotziges Kind, das keine Realität außerhalb seiner fixen Ideen wahrzunehmen weiß, einfach nur mehr Lehrer, mehr Lehrer und nochmals mehr Lehrer.
Im Übrigen setzt die Linksfraktion große Hoffnungen auf die Ausschreibungsmodalitäten. Unter Punkt 3 ihres Antrags heißt es - ich zitiere -:
„Die Landesregierung wird weiter aufgefordert, Ausschreibungsverfahren anzuwenden, die neben der schul- und fächerkonkreten Ausschreibung auch Ausschreibungen nach Schulformen und Regionen enthalten...“
Jetzt ist es endlich heraus! Das also ist die Patentlösung: Wir brauchen Ausschreibungsverfahren, die neben der schul- und fächerkonkreten Ausschreibung auch Ausschreibungen nach Schulformen und Regionen enthalten. Wenn wir das mal früher gewusst hätten!
Die Schulen stecken in der tiefsten Krise der letzten Jahrzehnte. Es gibt nicht genug Lehrer, Flüchtlings- und Migrantenkinder stören den Betrieb, immer mehr Kinder aus prekären Verhältnissen belasten die Schule.
Und was macht DIE LINKE? - Sie schwadroniert von irgendwelchen Ausschreibungsmodalitäten für Lehrkräfte und hofft, damit die Schule zu retten. Das ist eine technokratische Korinthenkackerei, die in ungebrochener Traditionslinie auf den Geist zurückgeht, der wohl einst in den Schaltstellen der SED-Parteiadministration geherrscht haben dürfte.
Die SPD wiederum hat eine Generaldebatte zu den Bedingungen guter Bildung eingefordert. Ich bin sehr dankbar dafür, dass der Antrag der LINKEN und die Debatte der SPD zusammengefasst wurden und so zumindest die Zeitverschwendung halbiert wurde.
(Beifall bei der AfD - André Poggenburg, AfD: Jawohl! - Hendrik Lange, DIE LINKE: Zur Zeitverschwendung kommen wir nach- her noch, Herr Tillschneider!)
Nichts gegen Grundsatzdebatten - ganz im Gegenteil: Hier muss viel mehr über Grundsätze debattiert werden. Aber eine Grundsatzdebatte zur Bildungspolitik hatten wir doch schon anlässlich der Regierungserklärung von Minister Tullner Anfang Februar 2017. Und ich sehe nicht, was sich seitdem an Neuem ergeben hätte, sodass wir jetzt wieder eine Grundsatzdebatte zur Bildungspolitik führen müssten.
Anstatt drei Monate nach der letzten Grundsatzdebatte zur Bildungspolitik die nächste anzuzetteln, sollte die SPD einmal in sich gehen und darüber nachdenken, was sie falsch gemacht hat, trägt doch gerade die SPD so viel Schuld am Niedergang unseres Bildungswesens wie keine andere Partei.
Mittlerweile haben sich die Verhältnisse etwas nivelliert, aber wissen Sie, das Abitur in Ländern, die ununterbrochen oder überwiegend von der CDU oder der CSU regiert wurden, wie etwa Bayern oder Sachsen, ist immer noch deutlich mehr wert als das Abitur in Ländern, die als SPD-Hochburgen gelten, wie Bremen oder NRW. Und das ist durchaus ein aufschlussreicher Indikator.
Im Grunde weiß es jeder: Die SPD kann keine Bildungspolitik auf die Beine stellen. Die SPD kann nur bestehende Substanz herunter
Die SPD hat in NRW und anderswo angefangen, den Abiturientenanteil hochzutreiben, indem die Maßstäbe abgesenkt wurden. Damit hat die SPD funktionierende Bildungssysteme ohne Not ruiniert. Man hat das angeblich getan, damit mehr Arbeiterkinder Abitur machen, wobei ich, wenn ich Arbeiterkind wäre, ganz ehrlich gesagt, auf solche Komplimente verzichten könnte.
Gleichmacherei, Noteninflation, Inflation der Abschlüsse - das ist die Essenz der sozialdemokratischen Bildungspolitik. Und Sie wollen uns hier erzählen, wie Bildungspolitik geht? - Lächerlich! Sie sind nicht Teil der Lösung, Sie sind Teil des Problems!
Wenn wir die Krise unseres Bildungswesens überwinden wollen, müssen wir es zuerst gründlich entsozialdemokratisieren.
Das heißt in aller Kürze - - Ich wiederhole jetzt die Grundzüge meines Beitrags von Anfang Februar, aber Sie wollen das alles ja noch einmal hören, sonst hätten Sie keine Generaldebatte beantragt.
Also noch einmal: erstens zurück zu einem dreigliedrigen leistungsorientierten Schulsystem aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium,
zweitens zurück zur strengsten Zielgleichheit. Pro Klasse ist ein Lernziel definiert. Wer es nicht erreicht, wiederholt oder steigt in die nächstniedrige Schulform ab.
(Birke Bull-Bischoff, DIE LINKE: Sonder- schulen nicht! - Heiterkeit bei der LINKEN - Weitere Zurufe von der LINKEN)
Drittens Unterricht nach den bewährten Methoden und Kulturtechniken statt Förderung digitaler Demenz,
viertens sofortiger Abbruch aller Inklusionsexperimente an der Schule und Ausbau der Förderschulen für unsere behinderten Kinder,
sechstens Entideologisierung der Schule und Konzentration auf ihre Kernaufgabe, Kompetenzen zu vermitteln, und zwar nicht sogenannte Soft Skills, sondern echte Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen.
Solange das nicht umgesetzt ist, können Sie so viel über Bildung debattieren, wie Sie wollen, Sie werden doch nur technokratische Scheindebatten führen, keinen Millimeter vorankommen und den schleichenden Niedergang unseres Bildungswesens garantiert nicht aufhalten.
Herr Präsident! Hohes Haus! Seit Beginn dieser Legislaturperiode haben wir es zu fast jeder Plenarsitzung mit Anträgen zur Thematik Unterrichtsversorgung zu tun, jeweils mit anderen Überschriften und einer etwas anderen inhaltlichen Ausrichtung, heute nun sogar eine Aktuelle Debatte mit dem Titel „Qualität der Unterrichtsversorgung im Schuljahr 2017/2018 sichern“ sowie ein Antrag der Fraktion DIE LINKE mit dem Titel „Lehrkräfte einstellen, jetzt!“.
Ich bin seit dem Jahr 2006 Mitglied dieses Hohen Hauses und weiß um die Autonomie der Hochschulen. Deshalb stelle ich meinem Redebeitrag voran, dass ich hoffe, dass sich im Bereich Lehrerausbildung doch noch etwas bewegt - eine deutliche Bitte in Richtung der beiden Minister Willingmann und Tullner.
Dass wir heute angesichts der schon lange bekannten und von Bildungsexperten schon immer als brisant angesehenen Entwicklung der Lehrerzahlen so intensiv über Neueinstellungen und Kapazitätserhöhungen diskutieren können und schon im Koalitionsvertrag Perspektiven aufgezeigt wurden, ist dem deutlichen Umdenken zu verdanken, dass gehandelt werden muss und dafür an allererster Stelle auch das Geld vorhanden sein muss.