Wir werden daher die vielen Anregungen im Antrag, die ich als vorletzte Rednerin hier nicht erneut aufzählen möchte, zum Anlass nehmen, uns darüber intensiv im Ausschuss auszutauschen. Auch der Minister hat uns dies schon versprochen.
Ich bin gespannt darauf, wie sich der Stand der Entwicklung der Gemeinschaftsschulen im Land Sachsen-Anhalt aktuell darstellt. Damit sind natürlich die Gemeinschaftsschulen in ihrer Gesamtheit gemeint und nicht Einzelfälle.
Im Übrigen, Frau Bull-Bischoff, Sie sprachen von Wettbewerb, Konkurrenz belebt das Geschäft bekannterweise. Dem kann ich nur zustimmen.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Ich bitte um Überweisung des Antrags an den Ausschuss für Bildung und Kultur.
Vielen Dank, Frau Kollegin Gorr. Frau BullBischoff verzichtet auf einen Redebeitrag. Somit können wir in das Abstimmungsverfahren eintreten.
Ich habe vernommen, dass dieser Antrag an den Ausschuss für Bildung und Kultur überwiesen werden soll. Weitere Ausschüsse habe ich nicht gehört. Ich möchte somit darüber abstimmen lassen. Wer damit einverstanden ist, dass dieser Antrag an den Ausschuss überwiesen wird, den bitte ich um sein Kartenzeichen. - Das sind die Koalitionsfraktionen und die Fraktion DIE LINKE. Wer stimmt dagegen? - Das sind die AfD-Fraktion und zwei Abgeordnete aus der CDU-Fraktion.
Gibt es Stimmenthaltungen? - Stimmenthaltungen gibt es nicht. Damit ist der Antrag überwiesen worden und der Tagesordnungspunkt 27 ist erledigt.
- Vielen Dank, dass Sie mich ausreden lassen. - Einbringer wird der Abg. Herr Höppner sein. Sie haben das Wort. Bitte schön.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Man stelle sich vor, mit schlechtem Schulessen ist Schluss und allen Kindern in Kita und Schule schmeckt es.
Man stelle sich vor, alle Kinder und Jugendliche nehmen an der Schulspeisung teil und das Essen wird auch noch direkt vor Ort in der eigenen Schulküche gekocht.
Man stelle sich auch vor, das Essen kann in ansprechenden Räumlichkeiten in Kita und Schule ohne Hektik eingenommen werden.
Leider sieht die Realität in Sachsen-Anhalt etwas anders aus. Kita- und Schulverpflegung ist in Sachsen-Anhalt in vielerlei Hinsicht mangelhaft.
süß, enthalten zu wenig frisches Obst und frisches Gemüse. Es fehlt an Vitaminen und Ballaststoffen, und es fehlt am Geschmack.
Es fehlt an Geld, an Fachleuten und an geeigneten Räumen. Am Ende sind die Mahlzeiten zerkocht, von langen Steh- und Transportzeiten fade und sogar mit Krankheitskeimen belastet.
Nach einer Studie meidet jede zweite Schülerin oder jeder zweite Schüler an Ganztagsschulen die Kantine.
Erfreulich ist, dass fast alle Schulen irgendeine Mittagsversorgung anbieten, aber weniger erfreulich ist der Rückgang der Nutzung. Nur 2 % der Schulen in Sachsen-Anhalt bewirtschaften die Mittagsversorgung noch selber.
Ebenso wurde in verschiedenen Studien festgestellt, dass zum Beispiel Warmhaltezeiten zu einem Großteil mit mehr als drei Stunden und bei 12 % sogar mit mehr als vier Stunden überschritten wurden, und mehr als 70 % der Schulen überschritten die zulässige Höchstwarmhaltezeit von Gemüse und Kurzgebratenem insgesamt.
Auch bei den Speiseplänen gab es erhebliche Mängel. Es fehlte an Vielfalt, an vegetarischen Auswahlmöglichkeiten und an Ersatzangeboten für Schweinefleisch. Grundsätzlich fehlt es an Gemüse. Dafür gab es aber viel zu viele süße oder stark gesüßte Gerichte.
In Sachen Gemeinschaftsverpflegung hat sich zwar in den letzten Jahren einiges getan. Qualitätsstandards und Ausschreibungen sind jedoch nach wie vor uneinheitlich und nicht zufriedenstellend. In 62 % der Fälle wird die Ausschreibung sogar ohne die Schüler- oder Elternvertretung organisiert.
Die Anbieter von Schul- und Kita-Essen müssen mit knapp kalkulierten Kosten wirtschaften. Auch die Träger, Schulen und Kitas müssen investieren, um eine gute Verpflegung möglich zu machen. Hohe Anforderungen an Lebensmittelhygiene, Qualität und Abwechslung müssen erfüllt werden. Auch besondere gesundheitliche und kulturelle Anforderungen wollen berücksichtigt sein.
Erstens. Zuallererst muss es natürlich schmecken. Dazu gehört, dass wir die Kinder und Jugendlichen beteiligen; denn nur wenn wir sie danach fragen, was sie mögen, besteht die Option, dass die Kinder und Jugendlichen das auch essen.
für das Mittagsangebot. Die Gerichte und Portionsgrößen sollten grundsätzlich altersgerecht sein und den Wünschen der Kinder und Jugendlichen entsprechen.
Zweitens. Es muss natürlich frisch gekocht werden; denn nichts ist schlimmer als Essen, das seit Stunden warm gehalten wird, in der Gegend herumsteht oder herumgefahren wird. Das würden wir Erwachsene nicht zu uns nehmen wollen, und die Kinder wissen das auch nur zu gut. Sie wissen sehr genau, was gut und was schlecht ist. Also wird es nicht gegessen. Das muss geändert werden. Es muss verstärkt frisch und vor Ort gekocht werden.
Meine Damen und Herren, diese Gesellschaft hat sehr viel davon, wenn die Kinder anständig versorgt werden. Ich möchte nur daran erinnern, wie viel Geld die Krankenkassen in die Hand nehmen müssen, um ernährungsbedingte Krankheiten zu behandeln.
Es gibt aber auch noch eine weitere Baustelle. Selbst bei Schulneubauten oder auch bei Komplettsanierungen wird eine Küche oft nicht ausreichend berücksichtigt. Auch wird nicht immer sichergestellt, dass alle Kinder am Essen teilnehmen können.
Gutes Kita- und Schulessen sollte heute eine Selbstverständlichkeit sein. Familien sind darauf angewiesen, auch weil das Zusammenleben stark von der Arbeitswelt der Eltern geprägt ist.
Die Eltern sind oft an ihrer Leistungsgrenze. Die Anforderungen der heutigen Arbeitswelt im Hinblick auf Flexibilität und Mobilität, weite Wege zum Arbeitsplatz, gerade bei uns im Pendlerland Sachsen-Anhalt, und ständige Verfügbarkeit lassen es nicht zu, dass die Eltern kochen und um ein Uhr das Mittagessen zu Hause auf dem Tisch steht.
Außerdem verbringen Kinder immer mehr Zeit des Tages in Schule oder Kindergarten. Auch häufiger Nachmittagsunterricht führt zu längeren Schultagen. Immer mehr Kinder besuchen eine Ganztagseinrichtung. Das beeinflusst schon früh das Essverhalten vieler Kinder. Eine gute Schulküche bildet aber leider die Ausnahme.
Eine Versorgung vor Ort erreicht alle Kinder gleichermaßen und trägt dazu bei, dass sie gesund aufwachsen und ihre Bildungschancen nutzen können.
Für eine selbstbestimmte Ernährung der Kinder und Jugendlichen muss eine vielfältige, abwechslungsreiche und frische Verpflegung auch kulturellen und religiösen Bedürfnissen Rechnung tragen.
Das Thema Ernährung soll und kann zum Beispiel durch eine gemeinsame Zubereitung von Mahlzeiten in Lernküchen fest in den Lernalltag einbezogen werden. Dazu gehören auch Informationen über die regionale, saisonale und ökologische Erzeugung.
Die Zubereitung der Mahlzeiten soll möglichst durch eigene oder schulnahe Küchen erfolgen. Die fachliche Qualifizierung und eine tarifliche Bezahlung des Personals müssen dabei natürlich sichergestellt werden. Zudem soll das Land zur Unterstützung aller Beteiligten, also hauptsächlich der Kommunen und Schulträger, ein Programm zur Beratung, Einrichtung, Unterhaltung und zum Aus- und Neubau von Schulküchen, also von Eigenversorgungseinrichtungen, auflegen.