Alles klar. - Sport hat bekanntermaßen viele Facetten. Zu einem Ausblick gehört auch immer, sich den vielleicht unbekannten und neuen Facetten zu öffnen, um neuen politischen Handlungsbedarf zu erkennen, vielleicht auch, sich neue Ziele zu setzen. Auf eine Facette, einen Strukturwandel im Sport, möchte ich gern näher eingehen.
In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 2016 fand das Finale einer Weltmeisterschaft statt, die insgesamt 350 Millionen Menschen verfolgt haben. Es ging um knapp 6 Millionen Dollar Preisgeld. Das Spiel wurde in Deutschland live im Fernsehen übertragen.
- Ich löse es gleich auf. - Am Ende unterschied sich das Finale dieses Sportereignisses von anderen vor allem dadurch, dass sich in der Endrunde zwei Teams aus einem Land, nämlich beide aus Südkorea, gegenüberstanden. Ich spreche von der LoL-Weltmeisterschaft, der Weltmeisterschaft im Spiel League of Legends, mit mehr als eine Million Spielerinnen und Spielern weltweit das meistgespielte PC-Spiel in der westlichen Welt.
E-Sports, also elektronischer Sport, ist schon lange kein Randphänomen mehr. Unter E-Sports versteht man den sportlichen Wettkampf zwischen Menschen mit Hilfe von Computerspielen in unterschiedlichsten Disziplinen. Hierbei wird der Rahmen des sportlichen Wettkampfes durch das jeweilige Computerspiel und ein darauf aufbauendes Reglement gesetzt. In anderen Sportarten werden dafür Schläger, Bälle, Schachbretter und andere Gegenstände benutzt, bei E-Sports sind es einfach Computerspiele.
Verschiedene Genres und Disziplinen gehören dazu, wie zum Beispiel Fußball, Autorennen oder Actionspiele. Die Spiele werden entweder allein oder als Mannschaft gespielt und gewertet. 36 Millionen Deutsche bezeichnen sich selbst als Computerspieler, natürlich nicht alle im kompetitiven Bereich, aber dennoch mit einer hohen Sensibilität für das elektronische Kräftemessen.
Mittlerweile bilden sich in Deutschland Stück für Stück auch professionelle Strukturen heraus. Beispielsweise hat Ende 2015 Schalke 04 seine eigene E-Sports-Abteilung gegründet. Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung wurde dann die Gründung eines professionellen FIFA-Teams im elektronischen Fußball bekannt gegeben.
Leider nimmt Deutschland im Bereich E-Sports trotz des massiven Interesses der Bevölkerung international noch keinen guten Platz ein. In mehr als 60 Ländern wird E-Sport von etablierten Sportverbänden bereits anerkannt und damit zum Teil auch staatlich gefördert.
Sollte man E-Sports als Sportart auch in SachsenAnhalt anerkennen? - Ich meine, ja; denn auch die Sportlandschaft ist nicht statisch. Aber auch wenn man diesem Vorschlag noch nicht folgen will, sollten wir doch zumindest in einen intensiveren Prozess der Meinungsbildung eintreten; denn es geht eben nicht nur um Bilanz, sondern auch um einen Ausblick.
Ich habe deshalb gestern eine Kleine Anfrage zu diesem Thema bei der Landesregierung eingereicht. Der Deutsche Olympische Sportbund stellt sich aktuell noch quer, da eine etablierte Vereins- und Verbandsstruktur beim E-Sport noch fehle. Aber hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Solange E-Sports nicht als gemeinnützige Sportart im Sinne der steuerrechtlichen Förderung auf Bundesebene anerkannt ist, ist es schwer, eine starke Vereins- und Verbandsstruktur zu etablieren. Genau diese Struktur ist dann allerdings für die Anerkennung durch den DOSB notwendig. Solange es die Anerkennung nicht gibt, hat es der E-Sport eben schwer, als gemeinnütziger Sport anerkannt zu werden.
E-Sport gehört als weitere Möglichkeit, Sport zu treiben, die Zukunft. Ich wünsche mir, dass wir diesen Zukunftstrend auch in Sachsen-Anhalt aufnehmen und gestalten. - Vielen herzlichen Dank.
Vielen Dank, Herr Abg. Striegel. Ich sehe keine Anfragen. - Der nächste Debattenredner wird Herr Borchert von der CDU-Fraktion sein. Bevor aber Herr Borchert von mir das Wort erteilt bekommt, begrüße ich recht herzlich Schülerinnen und Schüler des Hauptmann-Gymnasiums Wernigerode. Seien Sie im Hohen Hause herzlich willkommen!
Danke schön. - Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Sportland SachsenAnhalt - Bilanz und Ausblick. Meine Vorredner haben schon sehr viel zu diesem Thema gesagt. Sport - ein Thema, das nicht nur Menschen im Alltag, sondern augenscheinlich auch parteiübergreifend verbinden kann und verbindet.
Sport ist für unsere Gesellschaft von großer Bedeutung, das wissen wir alle. Sport verbindet Generationen, Kulturen, fördert die Gemeinsamkeit. Sport spornt an, fördert die gegenseitige Kommunikation, Solidarität und Begeisterung für eine gemeinsame Sache. Außerdem ist Sport auch Kul
Sport bedeutet aber nicht nur körperliche, sondern auch geistige Aktivität und ist gleichzeitig Wettbewerb. Es geht in vielen Sportarten um Konkurrenz und Vergleich, gleichzeitig aber auch um sportliche Fairness und das gemeinsame Erreichen von Zielen.
Die frühe Betätigung an sportlichen Aktivitäten kann gerade Kindern ein gesundes Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein, Anstrengungsbereitschaft sowie Team- und Kommunikationsfähigkeiten vermitteln - Werte, die insbesondere für beruflichen Erfolg unverzichtbar sind.
In Sachsen-Anhalt ist Sport in viele verschiedene Ebenen implementiert. So sind die meisten Sporttreibenden in Sachsen-Anhalt im Breitensport aktiv, der von großer Vielfalt geprägt ist und auf alle Altersbereiche, vom Kleinkind bis zu den Senioren, ausgerichtet ist. Allein in unserem Bundesland gibt es mehr als 3 000 gemeinnützige Sportvereine, die in 14 Kreis- und Stadtsportbünden organisiert sind.
Die Bürgerinnen und Bürger können unter den unterschiedlichsten Sportarten wählen, angefangen bei klassischen Wettkampfsportarten wie Fußball und Handball über Leichtathletik bis zu ausgefallenen Sportarten wie Unterwasserrugby und Radpolo. Der Breitensport in Sachsen-Anhalt wird inhaltlich durch 48 Landesverbände im Landessportbund Sachsen-Anhalt betreut.
Erklärtes Ziel ist es, den Breitensport langfristig und nachhaltig zu entwickeln und dabei stets die Bedürfnisse der Sportler zu berücksichtigen.
Um Doppelstrukturen zu vermeiden und eine ordentliche Schwerpunktsetzung zu gewährleisten, haben wir im Koalitionsvertrag vereinbart, in den Jahren von 2016 bis 2018 eine Analyse der bestehenden Sportstätten durch das Ministerium für Inneres und Sport unter Konsultation des Landessportbundes durchzuführen. Nach dem Abschluss dieser Analyse soll und wird ein entsprechendes Sportkonzept erarbeitet werden.
Sport kennt keine Grenzen. So entdecken immer mehr Menschen mit Handicap den Behinderten- und Rehabilitationssport für sich. Eine Behinderung zu haben schließt nicht aus, Freude an neuen sportlichen Herausforderungen zu finden. Sport hilft häufig, zurück in das Leben zu finden und das Selbstbewusstsein zu stärken sowie die eigene Entwicklung positiv zu beeinflussen. Dem kommt die starke, integrative Kraft des Sports zugute. Mit dem Wissen darum ist Sport mittlerweile ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft auf dem Weg zu Inklusion geworden, weil die Menschen mit und ohne Behinderung gleich
Was den Behindertensport angeht, halte ich es mit den Worten von Richard von Weizsäcker, der in seiner Weihnachtsansprache als Bundespräsident bereits 1987 sagte:
„Lassen Sie uns die Behinderten und ihre Angehörigen auf ganz natürliche Weise in unser Leben einbeziehen. Wir wollen ihnen die Gewissheit geben, dass wir zusammengehören. Damit helfen wir nicht nur ihnen, sondern auch uns selbst; denn wir lernen im Umgang mit ihnen wieder zu erkennen, was im Leben wirklich wichtig ist.“
Neben der integrativen Verantwortung hat der Sport, wie ich es eingangs erwähnte, auch eine wichtige gesellschaftspolitische Verantwortung. Die vielfältigen Sportangebote wären ohne das ehrenamtliche Engagement vieler unmöglich zu stemmen. Das wollen wir stärken und unterstützen, da es immer schwieriger wird, insbesondere junge Menschen für die Übernahme eines Ehrenamts im Sport zu motivieren und die demografische Entwicklung dem nicht gerade positiv entgegenwirkt. Die Ehrenamtlichen sind jedoch das Rückgrat des organisierten Sports. Wer sich freiwillig engagiert, der leistet einen wichtigen Beitrag zu der Vereinsentwicklung und dem Vereinsleben als bedeutsamen Teil deutscher Tradition.
Ehrenamt und freiwilliges Engagement machen den Kern einer aktiven Bürger- und Zivilgesellschaft aus. Hinzu kommt, dass Vereine und Verbände insbesondere im ländlichen Raum eine große Rolle für das Miteinander spielen und ein wichtiger Faktor für ein attraktives Lebensumfeld sind.
Den ländlichen Raum zu stärken ist unser Anspruch. Die Förderung von Ehrenamt und Sport ist daher ein wichtiges Anliegen der CDU.
Oft sind es ja inzwischen die Großeltern, die heute in vielen Vereinen als Übungsleiter ihrer Enkel fungieren. Es ist gut, dass es so ist; denn eigentlich werden in der heutigen Zeit viele Kinder meist von Oma und Opa erzogen.
Wir müssen aber aufpassen, dass wir in der Gegenwart und in der Zukunft weiterhin genügend Schiedsrichter in den einzelnen Sportarten im Amateurbereich zur Verfügung haben. Schon heute gibt es Regionen, wo ganze Spieltage im Fußball oder im Handball ausfallen, weil nicht ausreichend Schiedsrichter zur Verfügung stehen.
Hier ist nicht nur die Politik gefragt, sondern auch die Gesellschaft. Haben Sie schon einmal ein Fußballspiel zweier Nachwuchsmannschaften erlebt, bei dem sehr oft meist sehr junge Nachwuchsschiedsrichter von den Eltern der Spieler
gnadenlos beschimpft werden, wenn das Spiel nicht abläuft wie geplant? - Eine Vorbildwirkung eines jeden von uns spielt dann keine Rolle.
Eine in der letzten Zeit noch viel wichtiger gewordene Aufgabe ist die Integration. Auch hierbei ist der Sport von großer Bedeutung. Sport führt Menschen zusammen und hat eine soziale Bindungskraft, die ihresgleichen sucht. Bei gemeinsamer sportlicher Betätigung rücken vorhandene Sprachbarrieren in den Hintergrund und gegenseitige Vorurteile werden abgebaut.
Als positives Beispiel ist etwa der Fußballverein SG Abus aus Dessau zu nennen, bei dem mittlerweile zehn Flüchtlinge regelmäßig mitkicken, nachdem es vorher Ärger aufgrund der illegalen Benutzung des Sportplatzes durch Flüchtlinge gab. Wer nicht in den Verein eintreten wollte, der kann nun zu festen Zeiten auf dem Vereinsgelände spielen. Man hat sich zusammengesetzt, eine Lösung gesucht und eine Lösung gefunden.
Ein weiteres Beispiel gibt es in Salzwedel, wo der FC Eintracht Salzwedel eine Integrationsmannschaft im Fußball in der Kreisklasse zu Punktspielen antreten lässt.
Sie werden es nachvollziehen können, wenn Sie das beobachten würden. Oft sind die Kinder aus Integrationsländern nicht nur Vorbild beim Einsatz im Sport, sondern auch bei ihrem Einsatz und vor allem mit ihrem Ehrgeiz in den Schulen. Ich sage: Einige unserer Kinder und Jugendlichen könnten sich davon eine Scheibe abschneiden.
Eine weitere wichtige Rolle spielt im Sport auch die Geschlechtergerechtigkeit. Denn in SachsenAnhalt sind bislang noch deutlich mehr Jungen und Männer als Mädchen und Frauen im Sport organisiert. In den Sportvereinen sind etwa 60 % männlich und 40 % weiblich. Umso erfreulicher ist es jedoch, dass sich die Zahl der aktiven Sportlerinnen in den Sportvereinen seit 2011 um mehr als 13 000 Frauen und Mädchen erhöht hat.
Damit die Sportlerinnen und Sportler unseres Landes ihrem Hobby und ihrer Leidenschaft unter optimalen Bedingungen nachgehen können, bedarf es einer Sportstätteninfrastruktur. Da die jährlich zur Verfügung stehenden Landesmittel für die Förderung des Sportstättenbaus jedoch bei Weitem nicht ausreichen, um dem Bedarf an Neubauten oder der Sanierung von Sportstätten gerecht zu werden, können leider nicht alle Anträge auf Förderung bewilligt werden. Akut ist das aktuell vor allem bei Schwimmhallen und Schwimmbädern sowie bei Kunstrasenplätzen.
Das auf der Basis der bereits angesprochenen Sportstättenanalyse zu erstellende Sportstättenkonzept wird als wesentliche Entscheidungshilfe für künftige Förderungen des Landes im Bereich des Sportstättenbaus dienen. Darüber hin
aus werden wir uns weiterhin für die Förderung des Sportstättenbaus über die europäischen Struktur- und Investitionsfonds einsetzen.
Wir werden für die nächste EU-Förderperiode vehement fordern, den Sport als thematisches Ziel in den Europäischen Strukturfonds aufzunehmen.
Eine sehr wichtige Rolle bei der Nutzung von vorhandenen Sportstätten spielt die Kommunalpolitik, verbunden mit der Landespolitik. Wir müssen es schaffen, unsere Sportstätten möglichst kostenfrei den Vereinen zur Verfügung zu stellen; denn Sport zu treiben im Amateur- und Freizeitbereich kostet auch sehr viel Geld.
Neben dem Breiten-, Behinderten- und Rehabilitationssport ist vor allem auch der Leistungssport ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, nicht nur in Sachsen-Anhalt. Vom Leistungssport gehen wichtige Impulse für die Verbreitung und Entwicklung des gesamten Sports aus. Der Leistungssport umfasst dabei die Bereiche Nachwuchsleistungssport sowie Spitzensport.