Eine Vorbemerkung: Ich glaube nicht, dass es glücklich wäre, wenn die Politik jetzt anfangen würde, soweit in die Spielpläne hineinzureden, dass man sagt: Zeitgenössische Musik ist von Thomas Buchholz nur dann, wenn das Stück jünger ist als fünf, sechs Jahre. Ich glaube, so weit sollte man nicht gehen.
Thomas Buchholz ist ein zeitgenössischer Künstler aus Sachsen-Anhalt, und wir sollten stolz und erfreut darüber sein, wenn Werke von ihm vor großem Publikum aufgeführt werden. Daran ist aus meiner Sicht nichts Kritikwürdiges.
Meine Frage ist aber eine andere. Sie haben jetzt hier dankenswerterweise öffentlich klargestellt, dass die Kürzung auf Antrag quasi rückgängig gemacht wird, dass also wieder 150 000 € für 2018 zur Verfügung stehen. Wir freuen uns darüber, dass schon vor der Beschlussfassung über einen Antrag von uns ein wesentlicher Teil damit beschlossen und erledigt ist.
Dennoch habe ich eine Frage an Sie. Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie den Erlass, auf den sich das Landesverwaltungsamt bezieht, gar nicht kannten? Sie haben gesagt: So etwas gibt es mit mir nicht. Wenn einmal eine Zusage gemacht wurde, dann wird sie nicht nach unten korrigiert, dann ist sie auch verlässlich. Darf ich Sie dann so verstehen, dass der Erlass, der quasi dem Impuls-Festival mitgeteilt wurde, an Ihnen völlig vorbei erlassen wurde?
tember eines jeden Jahres im Rahmen der Prioritätenplanung des Ministeriums und des Landesverwaltungsamtes gestellt werden.
Dass das Landesverwaltungsamt schon ein Jahr zuvor in eigener Verantwortung diese Zusicherung gegeben hat, war mir nicht bekannt. Das Landesverwaltungsamt hat auch keinen Anlass gesehen, uns das vorzulegen. Es ist vielmehr von der Vorstellung ausgegangen, dass auch im Jahr 2018 - damals hatten wir noch nicht einmal den Haushalt beschlossen - die Förderung in dieser Höhe stattfindet.
Nachdem mir diese Zusicherung bekannt geworden ist, lasse ich sie gegen mich gelten. Ich bin bei Hunderten und Tausenden von Förderfällen nicht in der Lage, mir jeden einzelnen Fall vorher auf den Tisch legen zu lassen, selbst wenn ich es wollte. Insofern habe ich auch erklärt, warum das Landesverwaltungsamt davon ausging.
Ungefähr 68 000 € hat im Jahr 2017 das Jugendprojekt gekostet. Wie ich schon erklärt habe, sollte dieses Jugendprojekt nach den Vorstellungen vieler Beteiligter mit der Initiatorin, mit der Dramaturgin eigentlich zum Theater Dessau wechseln. Es war im Übrigen Ende 2016 auch noch nicht bekannt, dass das so kommen wird. Deswegen hatte man diesen Betrag für das Projekt reserviert.
Nun findet es - auch das hatte ich erklärt - am Theater Dessau nicht statt. Deswegen bin ich gern bereit, mich hinter den Bescheid des Landesverwaltungsamtes zu stellen und zu sagen: Ja, die 50 000 € bekommt ihr zurück. Voraussetzung ist natürlich, dass jetzt der Antrag entsprechend qualifiziert und erweitert wird und dass das Finanzierungsschema unter diesem Blickwinkel modifiziert wird.
So sind die Zusammenhänge. Ich will auch nichts beschönigen. Das kommt vor bei Hunderten von Verwaltungsvorgängen. In diesem Fall war es so. Das sage ich auch offen und mauere nicht. Warum sollte ich das auch tun?
Herr Minister Robra, Sie haben letztes Jahr im Rahmen des Festivals die Uraufführung des Stückes „Spiel im Sand“ in Halle besucht. Meine Frage: Wie war die Reaktion des Publikums und wie waren Ihre persönlichen Eindrücke? - Das würde mich interessieren.
Ich war da, das ist richtig. Ich fand es sehr gut. Es war sowohl in der Inszenierung beeindruckend als auch von der kompositorischen Substanz her. Die Zuschauerresonanz war positiv, die mediale Resonanz, soweit ich es jetzt noch in Erinnerung habe, auch. Insofern werden Sie von mir an der Stelle kein kritisches Wort hören.
Es gibt keine weiteren Fragen. Ich danke dem Minister Robra für die Ausführungen. - Wir fahren in der Debatte fort. Für die SPD spricht die Abg. Frau Prof. Dr. Kolb-Janssen. Frau Prof. Dr. KolbJanssen, Sie haben das Wort.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Zugegeben: Kompositionen und Aufführungen der neuen Musik von Karlheinz Stockhausen, György Ligeti, Luigi Nono oder Arvo Pärt machen es den Zuhörerinnen und Zuhörern nicht immer leicht. Sie weichen von unseren gewohnten Hörerfahrungen ab und versuchen Neues. Der Klangraum wird ungewöhnlich erweitert, es wird mit musikalischen Traditionen gebrochen, neue Rhythmen werden ausprobiert, und so entstehen neue, interessante Werke.
Dies soll und muss Kunst tun. Ihre Aufgabe ist es, zu hinterfragen und Neues zu schaffen und den Bezug zu den Fragen der Gegenwart herzustellen.
Kulturpolitik hat hierfür einerseits die Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen und jungen Komponistinnen und Komponisten eine Plattform zu bieten, andererseits aber auch den Zuschauerinnen und Zuschauern sowie den Zuhörerinnen und Zuhörern diese neue Musik näherzubringen. Die Vermittlung spielt hierbei eine besonders wichtige Rolle.
Mit dem Impuls-Festival hatten wir in SachsenAnhalt, das bekanntlich an musikalischen Traditionen reich und vielfältig ist, ein außergewöhnliches Musikfestival für zeitgenössische Musik. Impuls ist einzigartig; denn es kümmert sich um die Vermittlung, aber eben auch um die Nachwuchsförderung, und im Hinblick auf die Zuschauerzahlen kann man hierbei durchaus Erfolge feststellen.
Bei allem Erfolg muss sich Kunst und Kultur, nicht nur die zeitgenössische, immer wieder reflektieren und hinterfragen: Welche Angebote sind erfolgreich? Welche Formen der Vermittlung passen? Wie erreichen wir mehr oder andere Zielgruppen?
Daher ist es aus meiner Sicht richtig und wichtig, in einem dialogischen Prozess mit den Beteiligten zu überlegen, wie die Zukunft der Neuen Musik und des Impuls-Festivals für Sachsen-Anhalt aussehen könnte und welche Veränderungen es geben soll und aus meiner Sicht auch geben muss.
Konzeptionelle Überlegungen und gegebenenfalls Veränderungen müssen immer mit den Betroffenen besprochen werden und es müssen gemeinsame Konzepte gefunden werden. Dies sollte jetzt zügig geschehen, da Musikfestivals einen längeren Planungs- und Vorlaufprozess haben.
Eines sollte uns bei allen Überlegungen klar sein: Sachsen-Anhalt wäre natürlich ärmer, wenn es ein Festival für Neue Musik nicht gäbe.
Zu den 50 000 € hat Herr Robra heute ausgeführt, dass das Problem gelöst ist. Die Mittel können auf Antrag - ich gehe davon aus, dass ein entsprechender Antrag untersetzt eingereicht wird - auch für dieses Jahr noch beantragt werden, sodass es jetzt darum geht, in die Zukunft zu schauen. Dabei werden wir uns als Mitglieder des Ausschusses für Bildung und Kultur gern einbringen. - Vielen Dank.
Es gibt keine Fragen. Danke, Frau Prof. Dr. KolbJanssen, für die Ausführungen. - Für die AfDFraktion spricht der Abg. Herr Daniel Rausch. Herr Rausch, Sie haben das Wort.
Werter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Werte Fraktion DIE LINKE! Zunächst möchte ich den Intendanten des Impuls-Festivals Herrn Rotman zitieren:
„Und das ist ein Festival für diese Zeit. Wir haben junge Komponisten, die sich mit dieser Zeit beschäftigen, die sich selbstverständlich mit dem auseinandersetzen, was da vorgeht im Irak, in Syrien oder mit der AfD, und zu diesen Themen Musik machen.“
Eines vorweg: Ich finde es gut, wenn neue Konzepte ausprobiert werden, wenn junge Künstler und junge Musiker aus aller Herren Länder zusammenspielen. Ich finde es gut, wenn junge Dirigenten und Komponisten neue Stücke vortragen.
Aber eines finde ich nicht gut: wenn diese jungen Leute von einem Intendanten politisch verführt werden.
Es wundert mich gar nicht, dass sich die LINKEN hier im Haus massiv für das Impuls-Festival für Neue Musik starkmachen. Es ist mir schon klar, dass es Ihnen gefällt, wenn der Intendant Herr Rotman in einem Interview im „Kulturfalter“ erklärt:
„Dieses Festival, das sich mit der Musik von heute beschäftigt, muss unbedingt am Puls der Zeit sein,“
Darum fordern wie als Alternative für Deutschland, diese linken kulturellen Experimente auf Kosten des Steuerzahlers sofort zu beenden.
Eines ist mir auch klar, nämlich dass Sie, Herr Schumann, als kulturpolitischer Sprecher Ihrer Fraktion natürlich für den Erhalt der Förderung sind. Das kann ich mir jedenfalls so vorstellen. Das kann ich gut verstehen; denn es sind ja Ihre Musikkollegen, die von dem Einschnitt betroffen sind.
Auch ich bin der Meinung, dass die Orchesterlandschaften weiter gefördert werden müssen. Aber man sollte über ein anderes Format des Festivals nachdenken.
„Wenn ein Land sich konzentriert auf Konservatismus, ja, dann muss man die neue Musik, die neue Kultur, die neue Literatur nicht mehr fördern.“
Das stimmt. Dazu kann ich nur sagen, der Mann hat recht. Darum lehnen wir Ihren Antrag ab. - Danke schön.