Ob Sie unsere Vorschläge übernehmen oder eigene haben, ist mir am Ende egal. Aber es muss funktionieren. Mit dem jetzigen Ausschreibungsverfahren bekommen Sie es jedenfalls nicht hin.
Bei den anderen Geschichten sollten wir einfach aufhören, aneinander vorbeizureden. Diese Prämiengeschichte gehört in einen solchen Baukasten mit hinein. Das haben wir auch nie bestritten. Ich habe nur gesagt, dass das, was wir vorschlagen, was eben auch in den Baukasten gehört, zumindest erst einmal Dinge sind, die nichts kosten und die viel effektiver sind. Diese können Sie durch die Prämien nicht ersetzen. Die Prämien können das nur ergänzen, wenn eben gar nichts anderes mehr geht. Das ist unser Unterschied. Ich behaupte, dass noch eine ganze Menge anders geht, als es jetzt gemacht wird.
Ein letzter Punkt. Ich fange nicht mehr an, mit diesen Zahlen umzugehen; ich habe das früher wirklich als Sport betrieben. Aber ich muss auf Sie reagieren. Sie haben angefangen mit den Zahlen, mit 99,4 %, obwohl Sie genau wissen, dass das eine sehr mutige Behauptung war. Wir wissen, dass die Zahlen letztlich nichts mehr taugen, weil wir damit jonglieren können.
Aber wir müssen natürlich auch dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit und dieses Parlamentes Rechnung tragen. Wenn wir dahin kämen, wie wir es ja auch im Ausschuss nach wie vor versuchen - ergebnislos, wie Sie wissen -, uns einmal über diese Basis zu verständigen, dass wir mit dieser Hatz draußen aufhören, dann würde ich mich darauf einlassen; das habe ich signalisiert. Aber an der Stelle sind wir eben nicht. Dann müssen wir es halt so betreiben, wie Sie es vorgeben, und wir müssen darauf antworten. - Vielen Dank.
Wir kommen nunmehr zum Abstimmungsverfahren. Ich habe wahrnehmen können, dass seitens der AfD der Vorschlag unterbreitet wurde, die Anträge in den Ausschuss für Bildung und Kultur zu überweisen.
(Prof. Dr. Angela Kolb-Janssen, SPD: Es gibt einen Alternativantrag! - Angela Gorr, CDU: Direktabstimmung über den Alterna- tivantrag!)
Deswegen stimmen wir darüber ab. Dann stimmen wir zunächst über die Überweisung der Anträge in den Ausschuss für Bildung und Kultur ab. Wer für die Überweisung ist, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Das ist die AfD. Wer stimmt dagegen? - Das ist die Koalition. Wer enthält sich
der Stimme? - Das ist die Fraktion DIE LINKE. Der fraktionslose Abgeordnete hat dagegen gestimmt. Damit ist eine Überweisung abgelehnt worden.
Ich lasse nunmehr über den Antrag der Fraktion DIE LINKE in der Drs. 7/3466 abstimmen. Wer für diesen Antrag ist, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Das ist die Fraktion DIE LINKE. Wer stimmt dagegen? - Das sind die Koalitionsfraktionen und ein fraktionsloser Abgeordneter. Wer enthält sich der Stimme? - Das ist die AfD-Fraktion. Damit hat auch dieser Antrag keine Mehrheit erhalten.
Ich lasse nunmehr über den Alternativantrag der Fraktionen CDU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Drs. 7/3516, abstimmen. Wer für diesen Alternativantrag stimmt, bitte ich um das Kartenzeichen. - Das sind die Koalitionsfraktionen und ein fraktionsloser Abgeordneter. Wer stimmt dagegen? - Das ist die Fraktion DIE LINKE. Wer enthält sich der Stimme? - Das ist die AfD-Fraktion. Damit hat der Alternativantrag die Mehrheit des Parlaments erhalten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sammlungen werden von Menschen seit Jahrhunderten angelegt. Sie bewahren Wissen und durch Forschungen an den Sammlungen kann neues Wissen generiert werden. Gut angelegte und wissenschaftlich begleitete Sammlungen sind daher ein bedeutendes Kulturgut, das es zu bewahren, zu pflegen und zu erweitern gilt.
Ein solches Kleinod der Naturwissenschaften befindet sich in Halle und nennt sich ganz nüchtern: Zentralmagazin der Naturwissenschaftlichen
ist kaum hoch genug einzuschätzen. Sie sind europaweit einzigartig und in Teilen von weltweiter Bedeutung.
Fünf Sammlungen genießen sogar besonderen staatlichen Schutz als national wertvolles Kulturerbe. Dazu gehören unter anderem die historischen Fotoglasplatten von Julius Kühn mit Abbildungen von Nutztieren, die weltweit einzigartige Geiseltalsammlung mit ihren Fossilien, von denen das Urpferd wohl am berühmtesten ist, oder auch die Sammlung von Max Schönwetter. Seine Sammlung umfasst über 19 000 Eier von mehr als 3 800 Tierarten.
Meine Damen und Herren! Die Sammlungen sind forschungsstark. Sie haben Projekte mit einem Volumen in Höhe von 1,7 Millionen € eingeworben. Es gibt internationale Wissenschaftler, die in diesen Projekten tätig sind.
Allein die Zoologische Sammlung umfasst ca. 2,5 Millionen Exemplare; darunter ausgestorbene Tierformen und faunistische Erst- bzw. Seltenheitsnachweise. Besonders die mehreren Tausend Typen machen die Sammlung außerordentlich bedeutend; denn Typen sind die Präparate, an denen die wissenschaftliche Erstbeschreibung vorgenommen wurde. Sie dienen daher dem Vergleich, wenn eine neue Art beschrieben werden soll.
Diese seit über 230 Jahren zusammengetragene Sammlung zieht jährlich viele Wissenschaftler aus aller Welt an. Aus eigener Erfahrung weiß ich, welche Freude es macht, mit diesen Exemplaren das Bestimmen von Tieren zu erlernen. Die Exemplare werden zu wissenschaftlichen Zwecken verliehen oder in Museen ausgestellt. Unter den Exemplaren befinden sich auch viele Tiere, die erstmals aus Brasilien nach Deutschland kamen, was nunmehr nach dem Großbrand im Brasilianischen Nationalmuseum im September umso bedeutender für das Wissenserbe der Welt ist.
Die Zoologischen Sammlungen locken viele Tausend Besucher im Jahr an. Wer einmal das dichte Gedränge zwischen den historischen Vitrinen zur „Langen Nacht der Wissenschaften“ erlebt hat, weiß, dass es einer dringenden Lösung zur Präsentation bedarf.
Meine Damen und Herren! In der Ausstellung „Klimagewalten“ kann man sehen, wie Exponate aus der Geiseltalsammlung für die Öffentlichkeit zur Geltung kommen können. Vor ca. 45 Millionen Jahren lebten diese Tiere und Pflanzen im Eozän. Damals war es 10 Grad wärmer auf der Erde. Das Urpferd, welches im Geiseltal erstmals entdeckt wurde, habe ich schon genannt. Aber auch die
Krokodilarten, von denen übrigens fünf landlebend waren, oder auch der Riesenlaufvogel als damals größtes landlebendes Wirbeltier zeigen die Besonderheiten der Lebewesen vor Urzeiten. Sie sind Zeugnisse der Evolution und tragen zum Verstehen der Natur von damals bei.
Meine Damen und Herren! Was passieren kann, wenn die Sammlungen in einem schlechten Zustand sind oder gar ein Katastrophenfall, wie der Großbrand in Brasilien, Sammlungen vernichtet, haben wir durch den Verlust des Welterbes in Brasilien auf erschreckende Weise vor Augen geführt bekommen. Es tut weh zu erfahren, dass Teile der Mineralogischen Sammlung nach dem Hochwasser von 2013 zu schimmeln anfangen.
Man kann sich ausmalen, was es bedeutet, wenn einzigartige Exemplare des Museums für Haustierkunde über das Jahr hinweg Temperaturschwankungen von 50 Grad ausgesetzt sind. Gleiches gilt für die Geiseltalsammlung, deren Einbettmedien entsprechend empfindlich sind. Man will sich einen Brand in den Zoologischen Sammlungen nicht vorstellen. Es wäre eine Katastrophe für das Wissen der Welt.
Meine Damen und Herren! Die Naturwissenschaftlichen Sammlungen brauchen eine würdige, sichere und gut betreute Unterbringung.
Dafür gibt es seitens der Martin-Luther-Universität die weit gediehene Überlegung, ein Zentralmagazin am Domplatz und an der Mühlpforte zu errichten und die Sammlungen dort zentral zu magazinieren. Derzeit lagern rund 4,9 Millionen Objekte an verschiedenen Standorten zum Teil unter unhaltbaren Zuständen. Ein Zentralmagazin hätte nicht nur den Vorteil, dass Gastwissenschaftler und Studierende zentral betreut werden könnten, auch der Brandschutz, der Diebstalschutz, das Gebäudemanagement und die Klimakontrolle könnten effektiver organisiert werden.
Auf diesem Vorhaben liegt das Hauptaugenmerk der Universität, und darauf zielt auch unser Antrag ab. Die entsprechenden Gebäude müssen dringend saniert werden. Ich war schon einigermaßen entsetzt, dass trotz positiver Rückmeldungen der Ministerien im Frühjahr in den aktuellen Haushaltsplan nicht einmal ein Leertitel für dieses Vorhaben eingestellt worden ist. Hier drängt die Zeit. Deswegen lassen Sie uns schnell handeln, meine Damen und Herren.
Die vielen Tausend Besucher der Sonderausstellungen und zu den Öffnungszeiten zeigen das ungebremste Interesse an den naturwissenschaftlichen Sammlungen. Projekte mit Schulklassen gemeinsam mit Partnern, wie dem Radio Corax,
In Zeiten, in denen sich Gespenster wie der Kreationismus breitmachen oder wissenschaftliche Fakten als Verschwörungstheorien fremder Mächte oder der Öko-Lobby verunglimpft werden, ist das ein nicht hoch genug schätzbares Engagement des Teams der Sammlungen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken.
Ermöglicht wird diese Arbeit durch eine Museumspädagogin. Diese Stelle ist allerdings nur befristet. Auch hierbei brauchen wir das Bekenntnis von Land und Universität, dass diese Form der Arbeit mit den Sammlungen dauerhaft verankert wird.