Jede achte Art ist in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Es ist in der Tat an der Zeit, diesem Artensterben gemeinsam und global entgegenzusteuern. Allerdings muss dieses Entgegensteuern auf die Ursachen ausgerichtet sein und nicht auf Ideologien.
Schauen wir uns doch noch einmal die Ausgangslage an: Der Bedarf an Wasser, Nahrungsmitteln, Energie und Rohstoffen der Erdbevölkerung steigt stetig an. Der gesteigerte Bedarf wirkt sich auf das Ökosystem von Wasser, Land und Luft verschlechternd aus. Als Ursachen für den Verlust der Biodiversität nennt der Weltbiodiversitätsrat beispielsweise die Expansion der Landwirtschaft in den Tropen, Viehzucht in Lateinamerika und Ölplantagen in Südostasien, die vor Ort zum Verlust von waldreichen Gebieten führen, außerdem die städtischen Ballungsgebiete, welche zur Flächenversiegelung und Zerstörung der Kulturlandschaften führen.
Global werden 80 % der Abwässer ungeklärt wieder in die Gewässer zurückgeleitet. Das bedeutet, dass 400 Millionen t Schwermetalle, Lösungsmittel, giftige Substanzen und andere Abfälle aus Industrieanlagen weltweit jedes Jahr in Gewässer eingeleitet werden, dieses aber größtenteils nicht in den Industrieländern.
Bei der Findung von Lösungen dürfen wir den Fokus nicht allein auf die heimische Wirtschaft und Landwirtschaft legen, sondern wir brauchen eine globale und vernetzte Strategie.
Die Wissenschaftler, die den Bericht des Weltbiodiversitätsrats verfasst und vorgestellt haben, sagen ganz deutlich, es wäre kontraproduktiv, wenn wir die gesamte Kulturlandschaft unter Naturschutz stellten und nicht mehr nutzten, also keine aktive Landwirtschaft mehr betrieben, weil dann in anderen Teilen der Erde mehr Flächen gebraucht würden, um uns mit zu ernähren.
(Zustimmung von Guido Heuer, CDU - Mi- nisterin Prof. Dr. Claudia Dalbert: Aber es wäre auch nicht richtig für unsere Kultur- landschaft!)
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich bitte noch zu einem Punkt kommen, der ebenfalls mit der Artenvielfalt zu tun hat und sehr speziell nachdenklich macht. Jeder von uns bedauert das Insektensterben und dabei allen voran das Bienensterben. Allerdings wissen die wenigstens, dass wir uns dabei keine Sorgen um unsere geliebte Honigbiene machen müssen.
Die Honigbiene ist zwar extrem wichtig für die Landwirtschaft, spielt aber sonst in der Natur keine große Rolle. Insofern kann man zu Recht davon reden, dass die Honigbiene vielmehr ein Nutztier ist und eben auf diesen Nutzflächen Sinn ergibt. Sie bilden große Völker aus und können sich effektiv darüber austauschen, wo die besten Nahrungsquellen sind. Provokant ausgedrückt: Sie fallen in großen Scharen über die Nahrungsquellen her. In den natürlichen Biotopen, ob geschützt oder nicht und fernab der Landwirtschaft, treten sie so in einen direkten Konkurrenzkampf mit den wilden Bestäubern. Dort haben Honigbienen nichts zu suchen.
Viele Wildbienen sind auf den Pollen von bestimmten Pflanzengattungen oder gar einer einzigen Pflanzenart angewiesen, um ihre Nachkommen aufzuziehen. Honigbienen sind etwas weniger wählerisch. Dadurch fressen sie den Wildbienen aber Nektar und Pollen weg. Schlicht und ergreifend verhungert die Wildbiene dadurch. Die Übertragung von Krankheitserregern durch die Honigbiene auf die Wildbiene ist eine weitere Ursache für die Schwächung der Population.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte die Honigbiene nicht verdrängen, aber wir sollten ernsthaft überlegen, ob die Massen an Hobbyimkern, die durch das Bienensterben auf den Plan gerufen wurden, nicht vielleicht zusätzlich zum Bienensterben beitragen, anstatt dieses zu verhindern. Das ist aber nur ein kleiner Exkurs in das Thema des heimischen Artensterbens. Auf keinen
Die Frage, die wir uns stellen, ist: Was können wir tun? - Die Antwort wird uns alle erschrecken, obwohl wir sie wissen: Eine Verringerung der Nutzung der Ökosysteme steht in direktem Zusammenhang mit der Verminderung des Konsums jedes Einzelnen.
Wir tragen mit unserem Konsumverhalten zu einer Verschlechterung oder Verbesserung der Lebensräume bei. Das wissen wir alle. Eine radikale Unterschutzstellung der verschiedenen Biotope bringt gar nichts. Es gibt sogar Biotope, bei denen die Unterschutzstellung dafür gesorgt hat, dass sich die Pflanzenarten gegenseitig verdrängen.
Auch der Klimawandel ist nicht allein am Artensterben schuld, wie es gern propagiert wird. Es braucht, wie schon oft genannt, eine globale Lösung. Dieses bedeutet aber auch weltweit einheitliche Standards und effektive Technologien. Es muss in der Zukunft möglich werden, dass die ganze Welt im Umweltbereich an einem Strang zieht. Nur dann können wir die Erde retten.
Zum Abschluss meiner Rede möchte ich aber auch noch etwas Erfreuliches sagen. Wir reden hier von Artensterben, aber jedes Jahr werden rund 18 000 zuvor unbekannte Arten von Pflanzen, Tieren und Mikroben neu entdeckt. Die Evolution stagniert nicht, sondern schreitet weiter voran.
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und da ich die Meinung der CDU sachlich dargestellt habe, möchte ich keine Nachfragen zulassen. - Danke.
(Zustimmung von Lars-Jörn Zimmer, CDU, und von Tobias Krull, CDU - Dorothea Fre- derking, GRÜNE: Schade, das wäre von In- teresse gewesen!)
Das ist in Ordnung. - Frau Frederking, dann eine Intervention oder Sie verzichten. Frau Frederking, Sie verzichten? - Danke.
Bevor wir mit den Redebeiträgen fortfahren, habe ich noch die ehrenvolle Aufgabe, Schülerinnen und Schüler des Scholl-Gymnasiums Magdeburg in unserem Hohen Haus begrüßen zu dürfen. Seien Sie herzlich willkommen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin noch ganz beeindruckt von dem, was ich gerade gehört habe. Ich glaube, dass genau diese Haltung ursächlich dafür ist, dass es mit dem Artensterben und Klimawandel auf dieser Welt weitergeht. Wir wissen, wo die dicke schwarze Bremse in diesem Haus sitzt.
(Beifall bei der LINKEN - Zustimmung bei den GRÜNEN, von Silke Schindler, SPD, und von Andreas Steppuhn, SPD)
Meine Damen und Herren! Im Jahr 1996 veröffentlichten der Paläontologe Richard Leakey und der Biochemiker Roger Lewin ihr Buch „Die sechste Auslöschung“. In diesem Buch beschreiben sie die fünf Auslöschungsereignisse in der Erdgeschichte. Als Auslöschungsereignis bezeichnen die Wissenschaftler die massive Reduzierung der Arten in sehr kurzer Zeit. Das bekannteste Beispiel ist das Verschwinden der Dinosaurier. Das ist, glaube ich, jedem irgendwie geläufig, wie es war.
Meine Damen und Herren! Das Buch „Die sechste Auslöschung“ beschreibt die Parallelen des derzeitigen Artensterbens zu den Auslöschungsereignissen in der Erdzeit. Der große Unterschied zu den durch Umweltveränderungen hervorgerufenen Auslöschungen ist, dass eine Art für das Verschwinden der Artenvielfalt verantwortlich ist, und zwar der Mensch. Sein intelligenzgetriebenes Handeln wirkt derzeit extrem zerstörerisch. Seine Intelligenz und seine Fähigkeit zur Reflexion können uns aber zur Umkehr bringen.
Meine Damen und Herren! Bereits am 22. Mai 1992 - deswegen war gestern auch Weltbiodiversitätstag - wurde in Nairobi Einigkeit über den Text des UN-Übereinkommens über biologische Vielfalt erzielt. Dieses auch „Biodiversitätskonvention“ genannte Übereinkommen wurde im Rahmen der UN-Konferenz im Juni 1992 in Rio de Janeiro zur Signatur ausgelegt und trat am 29. Dezember 1993 in Kraft. Heute ist es mit 196 Vertragspartnern eines der erfolgreichsten Übereinkommen der Vereinten Nationen.
gischen Vielfalt alarmierend ist. Das 2010-Ziel der Biodiversitätskonvention, nämlich den Verlust zumindest deutlich zu verlangsamen, wurde verfehlt.
Um eine breite Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam zu machen und für den dringenden Handlungsbedarf zu sensibilisieren, wurde schon das Jahr 2010 zum Internationalen Jahr der Biodiversität ausgerufen und dieses Jahrzehnt gilt als UN-Dekade für Biodiversität.
Die Mitgliedstaaten sind aufgefordert, in diesem Jahrzehnt besondere Anstrengungen zu unternehmen, um ihre jeweiligen nationalen Biodiversitätsstrategien umzusetzen und darüber zu informieren. Was stellen wir aber fest? - Auch die letzten acht Jahre haben nicht zum Aufhalten des Artensterbens geführt. Mensch, das ist doch ein Skandal!
Ganz im Gegenteil: Die Kernaussagen des Berichts sind alarmierend. Eine Million Pflanzen- und Tierarten sind demnach vom Aussterben bedroht. Wir beuten die Natur schneller aus, als sie sich regenerieren kann. Unsere Ökonomien sind dadurch gefährdet, dass wir unsere Existenzgrundlagen gefährden, und zwar durch die Gefährdung der biologischen Vielfalt. Dennoch verschlechtert sich der Zustand, und zwar dramatisch. Das Artensterben ist heute mindestens Dutzende bis Hunderte Male größer als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Meine Damen und Herren, das sollte uns zu denken geben!
75 % der Landoberfläche und 66 % der Meeresfläche sind stark verändert und - Herr Aldag hat es auch schon gesagt - mehr als 85 % der Feuchtgebiete sind verloren gegangen - eine Katastrophe für unsere Erde.
obwohl Frau Funke gerade ganz Ähnliches berichtet hat, das ist erstens nicht verwunderlich und zweitens ist genau Ihre Haltung als Klimaleugner dafür verantwortlich,
(Beifall bei der LINKEN - Robert Farle, AfD: Besorgen Sie sich einen Scheiterhaufen, auf dem Sie mich verbrennen können! Wie den Galileo Galilei im Mittelalter! Besorgen Sie sich das einmal! Ich stelle mich dafür zur Verfügung!)