Protokoll der Sitzung vom 14.06.2001

gemeldet, das sind 777 oder 5,7 Prozent weniger.

Zur Orientierung, meine Damen und Herren, im Durchschnitt der neuen Länder wird ein Rückgang um 6,7 Prozent ausgewiesen. Hierbei ist das betriebliche Ausbildungsplatzangebot in allen Kammerbereichen, selbst in Industrie und Handel im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Am stärksten rückläufig sind die Zahlen allerdings nach wie vor im Handwerk. Die noch immer andauernde schwierige wirtschaftliche Situation, vor allem im Bau- und Ausbaugewerbe, hat direkte Auswirkungen auf die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe.

Trotz positiver Entwicklung in den letzten Jahren ist das Angebot an Ausbildungsplätzen auch in den neuen Berufen nicht ausreichend. Wie im Vorjahr sind etwa 6,5 Prozent aller gemeldeten Ausbildungsstellen Ausbildung in neuen Berufen. Das Interesse der Bewerber an den in den letzten Jahren neu konzipierten Berufen nimmt hingegen zu, gegenwärtig 10,8 Prozent der Bewerber gegenüber 8 Prozent im Vorjahr streben sie an.

Meine Damen und Herren, man muss aber auch dagegenhalten, dass es trotz des Bewerberüberschusses auch Ausbildungsberufe gibt, in denen das Angebot deutlich größer als die Nachfrage ist. Ich will Ihnen einige Bereiche nennen: In der Landwirtschaft sind 155 Plätze angeboten für 101 Bewerber, im Fleischerberuf gibt es 164 Plätze auf 104 Bewerber, Fachkräfte im Nahrungsmittelhandel 282 Plätze - 112 Bewerber, Fachkräfte für Lagerwirtschaft 111 Plätze - 69 Bewerber sowie Gebäudereiniger 48 Plätze - 10 Bewerber, Glaser 29 Plätze - 19 Bewerber, Beton- und Stahlbetonbauer 62 Plätze - 31 Bewerber, Kaufmann im Groß- und Außenhandel 249 Plätze - 185 Bewerber und Versicherungskaufmann 136 Plätze und 96 Bewerber. Darunter sind erstaunlicherweise auch so moderne Berufe, wie Verfahrensmechaniker in Kunststoff- und Kautschuktechnologie, da haben wir 144 Plätze und 62 Bewerber, Anlagenmechaniker 49 Plätze und 27 Bewerber, Konstruktionsmechaniker 164 Plätze und zurzeit 101 Bewerber, Werkzeugmechaniker 177 Plätze und 128 Bewerber und letztens Industrieelektroniker 86 Plätze und 66 Bewerber.

Meine Damen und Herren, positiv ist, dass die Zahl der bisher noch nicht vermittelten Bewerber mit 18.426 im Vorjahresvergleich um 945 bzw. 4,9 Prozent zurückgegangen ist. 5.263 Plätze mehr als im Vorjahr waren noch unbesetzt. Dies sind allerdings Zahlen, und das will ich hier ausdrücklich sagen, vom Monat Mai, die noch nicht abschließend über die Entwicklung Auskunft geben können. Sie zeigen aber im Vergleich zu den Vorjahreszahlen den Trend der Entwicklung. Wir gehen infolge dessen davon aus, dass wie in den Vorjahren bis zum Ende des Ausbildungsjahrs noch viel Bewegung vor allem bei den betrieblichen Plätzen stattfinden wird.

Bei allen Bewertungen ist zu beachten, dass die Daten der Berufsberatungsstatistik aus Geschäftsvorfällen der Bundesanstalt für Arbeit gewonnen werden und die In

anspruchnahme der Dienste der Berufsberatung durch Betriebe und Jugendliche freiwillig ist. Gleichzeitig ist bei der Bewertung der Situation davon auszugehen, dass sich die Jugendlichen und Betriebe wie in den vergangenen Jahren am regulären Beginn der Ausbildung im August und September orientieren und sich häufig erst spät für die einzelnen Bereiche entscheiden.

Die Bewerber lassen sich aufgrund der nach wie vor angespannten Situation sehr frühzeitig von den Berufsberatungen der Arbeitsämter registrieren. Ein großer Teil der betrieblichen Plätze wird dagegen oftmals erst sehr spät im laufenden Ausbildungsjahr gemeldet. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass nach gesicherten Erfahrungswerten nur etwa 70 Prozent der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Bewerber bis Ende September tatsächlich Interessenten für eine betriebliche Ausbildung sind. Deshalb ist die Lücke zwischen Bewerbern und Ausbildungsstellen im Frühjahr zwangsläufig noch sehr groß. Sie nimmt erst am Ende des Ausbildungsjahrs deutlich ab. Bis zum Ende des Ausbildungsjahrs rechnen wir voraussichtlich mit rund 35.500 Bewerbern für Ausbildungsplätze, etwa 1.500 Jugendliche weniger als im Vorjahr.

Um jedem ausbildungswilligen Jugendlichen ein entsprechendes Ausbildungsangebot offerieren zu können, sind noch erhebliche Anstrengungen aller an der Berufsausbildung Beteiligten notwendig. Die Wirtschaft ist gefordert, den Jugendlichen ein ausreichendes betriebliches Ausbildungsangebot bereitzustellen, um dem benötigten Fachkräftebedarf, vor allem auch in den zukunftsorientierten Bereichen, insbesondere durch die Erstausbildung, zu begegnen.

Flankierende Fördermaßnahmen sind weiterhin eine unterstützende Hilfe. Das TMWAI setzt die Förderprogramme, das will ich hier an dieser Stelle sagen, fort. Hervorheben möchte ich die Förderung der Ausbildungsverbünde und der überbetrieblichen Lehrunterweisung im Handwerk. Wir treffen derzeit Vereinbarungen, damit diese Ausbildung in zukunftsorientierten Berufen verstärkt wird und Zusatzqualifikationen in den Lehrgängen angeboten werden. Sonderprogramme sind aufgrund des nicht ausreichenden betrieblichen Angebots auch in diesem Jahr, glaube ich, erforderlich.

Das vom Bund und den Ländern finanzierte Ausbildungsprogramm Ost wird mit einem Umfang von insgesamt 16.000 Plätzen am 30. 03. 2001 unterzeichnet. Thüringen erhält 1.919 Plätze. Die bisher bewährte wirtschaftsnahe Förderung überbetrieblicher Plätze bei Ausbildungsverbünden und Bildungseinrichtungen der Kammern wird fortgesetzt. Die Verteilung der 1.919 Plätze auf die Thüringer Kammerbezirke erfolgte bereits am 6. Juni 2001. Die Plätze wurden hierbei entsprechend der aktuellen Ausbildungsstellensituation auf die einzelnen Regionen aufgeteilt. Der Maßnahmebeginn wird der 1. September 2001 sein.

Wie in den Vorjahren ist ein gemeinsames Handeln aller Beteiligten gefragt. Alle Aktivitäten im Handlungskonzept der Arbeitsgruppe "Thüringer Ausbildungsinitiative" in Form der themenbezogenen Initiativen und Maßnahmen sind deshalb vordergründig auf die Erhöhung des betrieblichen Ausbildungsstellenangebots und auf eine bessere Berufsorientierung der Jugendlichen gerichtet.

Es sind folgende Vereinbarungen vorbereitet und auf Fachebene bereits abgestimmt:

- Vereinbarung zur Weiterentwicklung der Berufswahlvorbereitung und Berufsorientierung und stärkere Ausrichtung an der Fachkräftenachfrage,

- Vereinbarung zur Weiterentwicklung der Ausbildungsverbände,

- Vereinbarung zur Neuorientierung und Erweiterung des Angebots berufsvorbereitender Maßnahmen,

- Vereinbarung zur Weiterentwicklung der überbetrieblichen Ergänzungsausbildung im Handwerk, Entwicklung der Berufsbildungszentren des Handwerks zu Kompetenzzentren,

- Empfehlung des Landesausschusses für Berufsbildung zur Zertifizierung von Teilqualifikationen für Jugendliche ohne Ausbildungsabschluss.

Dieses Thema wurde, wie in der Arbeitsgruppe "Ausbildungsinitiative" vereinbart, durch den Landesausschuss für Berufsbildung diskutiert. In der letzten Beratung des Landesausschusses wurde eine gemeinsame Empfehlung, die sich an die zuständigen Stellen nach dem Berufsbildungsgesetz richtet, verabschiedet. Parallel zu diesen Vereinbarungen finden auch in diesem Jahr Berufsinformations- und Ausbildungsmessen der Arbeitsämter, der Kammern, der Verbände etc. statt. So wird am Samstag, dem 23. Juni 2001, die 4. Thüringer Ausbildungsbörse unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel im Foyer der Messehalle Erfurt eröffnet. Ziel dieser Börse ist neben einer umfassenden Information die Bereitstellung weiterer Ausbildungsplätze durch die Unternehmen und Institutionen. Ich möchte an dieser Stelle unsere Jugendlichen und die Eltern und die Betriebe natürlich animieren, dieses Forum zu nutzen und dort hinzugehen und sich zu informieren, welche Möglichkeiten bestehen.

Meine Damen und Herren, nun zum Stand der Umsetzung der Maßnahmen des Beschlusses des Landesjugendhilfeausschusses. Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur wird gemeinsam mit dem Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit sowie den anderen beteiligten Institutionen die Umsetzung weiterer Maßnahmen im Sinne der gefassten Beschlüsse prüfen. Dies betrifft insbesondere vorstellbare Alternativen zum Einsatz der Mobilitätshilfen, um zu vermeiden, dass es durch sie zum Verlust qualifizierter Fachkräfte

kommt. Dafür ist meines Erachtens neben einem qualifiziert hochwertigen Ausbildungs- und Bildungsangebot eine marktgerechte Entlohnung von Fachkräften notwendig.

(Beifall Abg. B. Wolf, CDU)

Auch müssen die Unternehmen junge Leute durch Praktika, Stipendien und vergleichbar wirksame Angebote stärker an sich binden. Nicht zuletzt sind die Rahmenbedingungen, das heißt Infrastruktur, Wohnungsangebot und Freizeitwert, wichtige Faktoren. Das Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit beabsichtigt, eine Regelung zur Kooperationsverpflichtung mit der Jugendhilfe bei der anstehenden Novellierung des SGB III vorzuschlagen. Das TMWAI wird dieses Anliegen bei den Beratungen zur Abstimmung zur Reform des SGB III unterstützen.

(Beifall bei der CDU)

Außerdem hat das TMWAI Vertreter der Jugendhilfe bereits aktiv in die Arbeitsgruppen zur Umsetzung des Europäischen Sozialfonds eingebunden und deren Forderung hinsichtlich neuer Strategien zur Integration arbeitsloser Jugendlicher durch die Entwicklung zielgruppenorientierter und bedarfsgerechter Fördermaßnahmen aufgegriffen.

An den Thüringer Schulen gibt es eine Fülle von Maßnahmen, die zur Ausbildungsfähigkeit beitragen. Die Berufswahlvorbereitung ist ein fester Bestandteil des Unterrichts an der Regelschule. Hinzu kommen vielfältige Projekte, von denen ich besonders "Trendshop" und "Inprax" mit intensivem Praxiserleben für Schüler, Lehrer und Unternehmer hervorheben möchte.

Im Rahmen der Berufsvorbereitung wurde das Modellprojekt "Impuls" im Jahre 2000 erfolgreich gestartet. Derzeit befinden sich 910 Thüringer Jugendliche ohne Berufsreife in diesen Maßnahmen. Die Fortsetzung dieses Projekts wird im Schuljahr 2000/2001 mit über 1.000 Teilnehmern erfolgen. Der Freistaat Thüringen unterstützt auch die sozialpädagogische Arbeit an den Berufsschulen für die sozial benachteiligten und individuell beeinträchtigten Jugendlichen im Prozess der beruflichen Integration. Derzeit werden 16 Maßnahmen mit einer Laufzeit bis zum 31.12.2002 und einem Nettovolumen von über 7 Mio. DM bewilligt. Derzeit prüft das TMWAI in Abstimmung mit dem Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit, inwieweit durch den Einsatz von ESF-Mitteln der Ausbau berufsbezogener Schulsozialarbeit möglich ist.

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, "Erweiterung des Programms JET zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit in Thüringen" könnte man die nächste Überschrift wählen. JET ist kein eigenständiges Programm, sondern umfasst Projekte auf der Basis der Qualifizierungsrichtlinie des ESF. Bereits anlässlich der Eröffnungsveranstaltung zur Umsetzung

des Operationellen Programms des ESF für den Zeitraum 2000 bis 2006 am 21. März 2001 hat Herr Minister Schuster angekündigt, die Förderung zu erweitern, um einer noch größeren Anzahl von Jugendlichen eine Integration in Arbeitsplätze zu ermöglichen. Seit dem 1. Oktober 2000 wurden 65 Anträge für insgesamt 1.875 Teilnehmer gestellt, die bis zum 25. Juni in entsprechende Maßnahmen eintreten werden. Dabei wird eine Bindung von Fördermitteln des Europäischen Sozialfonds in Höhe von mehr als 54 Mio. DM für den Zeitraum 1. Oktober 2000 bis 31. März 2003 vorgenommen. Die Höhe der ergänzend einzusetzenden Landesmittel ist von den Lohnkostenzuschüssen abhängig, die die Arbeitsämter nach dem SGB III bzw. im Rahmen des Sofortprogramms "JUMP" der Bundesregierung bewilligen.

Meine Damen und Herren, ich gehe davon aus, dass im Laufe dieses Jahres eine Größenordnung von 2.000 Teilnehmern erreicht wird, die nach einer Vorlaufphase in den Maßnahmen in zusätzliche Arbeitsplätze in der Wirtschaft gelangen und dass die Förderung auch in dieser Größenordnung weitergeführt werden kann. Ich habe damit, glaube ich, zum Punkt 1 des Antrags der PDS berichtet, Darstellungen zum Punkt 2 erübrigen sich insofern, als eine Erweiterung des Projekts JET auf 2.000 Förderplätze von der Landesregierung bereits vorgesehen ist und in absehbarer Zeit verwirklicht sein wird. Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU, PDS)

Möchte eine Fraktion die Aussprache zu diesem Bericht zu Punkt 1 des Antrags beantragen? Die PDS-Fraktion?

Ja, die PDS-Fraktion beantragt die Aussprache.

Dann kommen wir jetzt zur Aussprache über den Bericht und über den Punkt 2 des Antrags. Zunächst hat sich Frau Abgeordnete Pelke, SPD-Fraktion, zu Wort gemeldet.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, zunächst erst einmal ein herzliches Dankeschön für diesen umfangreichen Bericht, der viele Daten, Fakten und vieles, was uns bevorsteht, benannt hat. Ich meine das ganz ehrlich als Dankeschön, und ich hoffe, dass wir in absehbarer Zeit auch noch einmal einen Bericht bekommen, sehr geehrter Herr Staatssekretär, wie denn die Umsetzung, insbesondere auch die ministerielle Zusammenarbeit funktioniert hat, denn ich denke, gerade an Vernetzung und Verknüpfung hat es oftmals hier gerade in dieser Frage gehangen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Zahlen belegen, dass es immer noch ein Problem ist, in Thüringen eine betriebliche Ausbildungsstelle zu bekommen. Die Zahlen der betrieblichen Ausbildungsplätze sind rückläufig. Nach wie vor ist die öffentliche Hand gefordert, Unterstützung zu gewähren. Ich sage Ihnen auch ganz deutlich, wer hier in Thüringen von Familien- und Jugendpolitik redet, der muss natürlich auch dafür Sorge tragen, dass vernünftige Rahmenbedingungen bei Ausbildung und Beruf geschaffen werden. Das Thüringer Handwerk hat, denke ich, auch in den vergangenen Jahren seinen Beitrag dazu geleistet und wir haben immer gewusst, dass wir das Handwerk nicht überstrapazieren können. Das heißt, es ist notwendig und bereits ausgeführt worden, dass Ausbildungsverbünde und auch überbetriebliche Ausbildung weiter zu fördern sind. Auch wenn man möglicherweise von der einen oder anderen Seite darauf wartet, dass aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge sich das Problem der Ausbildungsnot verändert, man wird immer, und das auch in den nächsten Jahren, mit benachteiligten Jugendlichen zu arbeiten haben. Deswegen ist es ganz wichtig, dass Wirtschaftsministerium und Sozialministerium hier an diesem Punkt zusammenarbeiten, um auch in Zukunft zu gewährleisten, dass speziell für benachteiligte Jugendliche Ausbildung in ausreichendem Maße vorhanden ist.

Wenn über den Punkt engere Zusammenarbeit zwischen Sozialministerium und Wirtschaftsministerium geredet wird, würde ich mir auch eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Kultusministerium und Wirtschaftsministerium wünschen, weil genau die Punkte, die der Staatssekretär angesprochen hat, die Vernetzung zwischen Schule und Praxis, sich nicht nur allein auf die Inanspruchnahme von Berufsberatung begrenzen kann. Ich glaube, an diesem Punkt, meine Damen und Herren, ist noch eine ganze Menge zu tun. Ich will auch bei dieser Gelegenheit noch einmal darauf verweisen, dass die Arbeitslosigkeit, und das ist im Antrag der PDS beschrieben, die Jugendarbeitslosigkeit auch hier in Thüringen noch bei weitem höher liegen würde, hätte nicht die Bundesregierung noch entsprechende Mittel für die Unterstützung im Rahmen von Programmen zur Verfügung gestellt. Ich denke auch an dieser Stelle, dass die Bundesregierung sich dieser Wichtigkeit der Aufgabe bewusst ist und auch in Zukunft, zumindest ist das sehr deutlich gesagt worden, hierfür Mittel zur Verfügung stellen wird. Insofern, denke ich einmal, es gibt viele Dinge, die angesprochen worden sind, Ausbildungsbörsen, Ausbildungsveranstaltungen, all das ist notwendig, aber ich glaube, viel wichtiger ist die Vernetzung zwischen Wirtschaft, zwischen Politik und denen, die hier Verantwortung tragen. Ich würde mir weit darüber hinaus die praxisorientierte Schulausbildung noch viel intensiver wünschen. Sie hatten vorhin auch Praktika angesprochen.

Der Punkt, bei dem ich Ihnen sehr dankbar bin, Herr Staatssekretär, dass Sie sehr deutlich gemacht haben, weil oftmals ja die Oppositionsparteien belächelt werden, wenn wir über die Frage von marktgerechter Entlohnung reden, aber ich denke, genau das ist der Punkt. Wer Jugendar

beitslosigkeit und Arbeitslosigkeit langfristig hier in Thüringen verhindern will, muss auf allen Ebenen eintreten, sei es in Gesprächen mit der Wirtschaft, sei es im politischen Bereich, dass hier langfristig bzw. mittelfristig eine marktgerechte Entlohnung notwendig ist.

(Beifall bei der PDS, SPD)

Meine Damen und Herren, ich sage Ihnen ganz deutlich, wer mit Jugendlichen spricht, sei es bei Veranstaltungen oder sei es in Vorbereitung von Jugendweiheveranstaltungen, wo auch immer, ich will das jetzt gar nicht in eine Richtung festlegen, der wird wissen, dass viele junge Leute sagen, wir gehen weg, weil wir erstens anderenorts die Möglichkeit haben zwischen Ausbildungsplätzen in Größenordnungen auszuwählen, und zum Zweiten, weil sie sagen, wir haben anschließend eine Arbeitsplatzsicherheit und wir haben eine bessere Entlohnung. Ich denke, das können wir uns für die Zukunft nicht leisten, insofern, glaube ich, auch ein Appell an die Landesregierung, hier weiter mit tätig zu werden.

Insofern, meine Damen und Herren, dem Antrag der PDS-Fraktion ist an diesen Punkten nichts hinzuzufügen, sondern der Bericht ist gegeben. Und die Forderung, dass im Programm JET - selbstverständlich kein eigenständiges Programm - die Zahl erhöht werden muss, freut mich, dass jetzt mittlerweile das Wirtschaftsministerium diese Erhöhung der Anzahl der Stellen auch sieht. Wir haben das bei der Diskussion seinerzeit schon deutlich gemacht. Wenn es denn jetzt umgesetzt wird, dann freuen wir uns darüber, weil die Frage, um Erstgeburtsrechte zu diskutieren, an diesem Punkt nicht notwendig ist. Umso schöner ist es, dass Sie die Programme, die vorher gut gelaufen sind, umbenannt haben, damit es dann ein bisschen persönlichen Charakter bekommt, was diese Landesregierung unter politischen Aspekten angeht, nun gut, dann sei es so. Wenn man aus JANA und JOB dann eben einen JET macht, dann soll es uns auch nicht ärgern an diesem Punkt, sondern wir hoffen und wünschen, dass diese Programme dann auch entsprechend weiter fortgeführt werden. Ich sage Ihnen auch ganz offen, wenn es notwendig sein wird, hier noch mehr Mittel zu investieren, an diesem Punkt haben Sie gern die Unterstützung der SPD-Fraktion. Danke schön.

(Beifall bei der SPD)

Für die CDU-Fraktion hat sich Frau Abgeordnete Wackernagel zu Wort gemeldet.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, die Landesregierung hat schon in ausreichendem Umfang über die Ausbildungssituation in Thüringen berichtet.

(Beifall bei der CDU)

Aber dennoch möchte ich einige Anmerkungen machen. Ausbildung, insbesondere die betriebliche Ausbildung, ist nämlich im ureigensten Sinne unserer Betriebe. Unsere Betriebe sind nur wettbewerbsfähig, wenn sie ausbilden und sie können sich auch nur so am Markt erhalten. Die Nutzung unserer Bildungsressourcen sichert das Überleben der Betriebe an unserem Standort, aber auch das Bestehen unserer Gesellschaft. Das heißt, dass die Wirtschaftsentwicklung abhängig ist von gut ausgebildeten Menschen. Was wird getan und welche Trends lassen sich im Wirtschaftsraum Thüringen in der Ausbildung beobachten?

Drei Monate vor dem allgemeinen Ausbildungsbeginn zeichnet sich deutlich ab, dass die Zahl der Lehrstellensuchenden abnimmt. Dies verbessert zunächst die Chancen der Jugendlichen auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz. Trotz alledem, die Abnahme der Bewerberinnen und Bewerber hängt mit der demographischen Entwicklung zusammen. Der Trend wird in den Folgejahren so bleiben und er wird sich noch verschärfen. Das heißt, jetzt ausbilden, so lange genügend Bewerber zur Verfügung stehen, damit gut ausgebildete Fachkräfte an Stelle derer treten können, die dann in Rente gehen. Gleichwohl, und da unterscheidet sich das Jahr 2001 nicht von den Vorjahren, ist der Thüringer Ausbildungsstellenmarkt von geringfügig regionalen Abweichungen geprägt. Der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Beschäftigungsrückgang im Baugewerbe, meine Damen und Herren, ist es geschuldet, dass diese Branche weniger Ausbildungsplätze bringt. Wir haben schon vom Staatssekretär Näheres dazu gehört. Ich fasse mich hier kurz. Aber dennoch möchte ich einen Hinweis geben auf Branchen, in denen Ausbildungsstellen angeboten werden, für die sich keine Bewerber finden. Hier möchte ich noch einmal darauf eingehen. Ein Beispiel aus der Landwirtschaft, was mir sehr am Herzen liegt, weil ich ja auch in dem Bereich tätig bin und wirklich dazu aufrufen möchte die Unternehmen, dass die Beachtung nur in der Wirtschaft liegt bei der Ausbildung und nicht in der Landwirtschaft. Denn die von den Landwirtschaftsbetrieben bereit gestellten Ausbildungsplätze werden voraussichtlich nicht alle besetzt. Die Landwirtschaftsberufe sind nur ein Beispiel. Es gibt noch andere. Deshalb ist es notwendig, die Jugendlichen frühzeitig auf die Berufe hinzuweisen, für die es erfahrungsgemäß nicht genügend Bewerber gibt. Man kann auch nicht erwarten, dass ein Jugendlicher bei jedem Beruf von der Berufsbezeichnung her auf die konkrete spätere Tätigkeit schließen kann. Hier muss informiert und Interesse geweckt werden.

Meine Damen und Herren, es sind Taten gefordert, statt zu jammern. Die Hausaufgaben für die Unternehmen sind gestellt, jetzt müssen sie nur noch erledigt werden. Der Nachweis, dass das Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit erfolgreich war, steht noch aus, Frau Pelke. Bloße Teilnehmerzahlen können nicht als Beweis dienen. Gerade im Bereich der überbetrieblichen Lehr

stellen ist der Anteil derjenigen, die in den ersten drei Monaten die Maßnahme abbrechen, enorm hoch. Hier sollte genau überprüft werden, ob mit den Maßnahmen die richtige Zielgruppe erreicht wird und welche Maßnahmen auch wirklich in die richtige Richtung gehen.