Protokoll der Sitzung vom 03.04.2003

Frau Groß möchte keine Frage mehr stellen.

(Zwischenruf Abg. Groß, CDU: Ganz genau so ist es.)

Herr Innenminister signalisiert noch eine Redemeldung.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, Ihre letzte Rede, Herr Dr. Hahnemann, hat aber nichts und überhaupt nichts mit dem Antrag der PDS zu tun.

(Beifall bei der CDU)

Natürlich hat der Ministerpräsident Recht, so wünschenswert das NPD-Verbot gewesen wäre, die Folge wäre auf jeden Fall gewesen, dass sich die Rechtsextremisten in anderen Organisationsstrukturen zusammengefunden hätten. Deswegen ist es wichtiger den Rechtsextremismus zu bekämpfen als auf ein Verfassungsgerichtsurteil zum NPDVerbot zu setzen.

(Beifall bei der CDU)

(Zwischenruf Abg. Dr. Hahnemann, PDS: Aber doch nicht durch V-Leute, die das fi- nanzieren.)

Der Antrag der PDS zeigt eigentlich wieder einmal ihre Doppelzüngigkeit. Sie beklagen sich hier in verschiedenen Landtagsdebatten, dass der Staat nicht genug Möglichkeiten hat, private Aktivitäten von Rechtsextremen zu überwachen. Sie beklagen sich über Fretterode, über Jena, über Mosbach und Günter Pohl hat vollkommen Recht: Was machen wir denn, wenn wir nicht Informationen über Skinhead-Konzerte bekommen?

(Zwischenruf Abg. Dittes, PDS)

Ach, hören Sie mir doch mit dem Tino Brand auf und lassen Sie auch die Lüge immer wieder sein, dass der Tino Brand mit den V-Leuten im NPD-Verbotsverfahren etwas zu tun hat. Das war lange bekannt, bevor überhaupt der Beschluss des Gerichts gefasst worden ist, dass man dort anhören will.

(Zwischenruf Abg. Ramelow, PDS: Sie ha- ben den Richtern nicht zuhören wollen.)

(Beifall bei der CDU)

Da sehen Sie einmal auf die Zeitschiene, wann die Veröffentlichungen Tino Brand waren und wann der Beschluss des Gerichts war zum Anhörungsverfahren, und außerdem hat das nichts mit Ihrem Antrag hier zu tun.

(Beifall bei der CDU)

(Zwischenruf Abg. Dr. Hahnemann, PDS: Halten Sie die Verfassungsrichter für blöd, Herr Minister? Das kann doch nicht wahr sein.)

Herr Hahnemann, ich rede zu Ihrem Antrag und nicht zum NPD-Verbotsverfahren. Sie beklagen, dass der Staat nicht

genug unternimmt gegen solche Aktivitäten. Wie soll ich denn an Informationen herankommen, was in dem Gebäude in Fretterode passiert, was in Jena-Lobeda Altstadt passiert? Wo wollen Sie denn die Informationen herbekommen? Meinen Sie denn, da geht ein Polizist an die Tür, klopft an und sagt: Sagt mir mal, was ihr dort treibt?

(Zwischenruf Abg. Ramelow, PDS: Ihr V- Mann Tino Brand war doch drin in Mosbach und die örtlichen Behörden wussten nichts.)

(Zwischenruf Abg. von der Krone, CDU: Wir sind doch keine Stasi...)

Man bekommt solche Informationen nur über V-Leute. Der eigentliche Hintergrund Ihres Antrags ist Folgender: Sie wollen die V-Leute abschaffen, damit gibt es mehr rechtsextremistische Aktivitäten. Dann haben Sie als PDS einen Grund, den Verantwortlichen in der Politik vorzuwerfen, sie würden nicht genug gegen Rechtsextremismus machen.

(Zwischenruf Abg. Ramelow, PDS: Jetzt wird es aber putzig.)

Das ist der Hintergrund Ihres Antrags.

(Beifall bei der CDU)

Tun Sie Ihren Antrag dorthin, wo er hingehört, in den Papierkorb. Für die parlamentarische Beratung empfehle ich Ablehnung.

(Beifall bei der CDU)

Es gibt eine weitere Wortmeldung, Herr Abgeordneter Dr. Hahnemann, bitte schön.

(Unruhe bei der CDU)

So will ich es nicht sagen, Bodo Ramelow, weil es im Grunde genommen natürlich nichts erklärt. Bloß eines muss ich: Ich weiß nicht, Herr Pohl, ob Sie mir eigentlich etwas Gutes tun wollten, als Sie mich in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern versetzen wollten, dann blieben mir nämlich die Unarten des Thüringer Landtags erspart.

(Unruhe bei der CDU)

(Beifall bei der PDS)

Ich sage es Ihnen jetzt ganz persönlich, Herr Minister, es ist wirklich putzig, dass Sie hier vorn in der Regierungsbank auf Ihrem Platz herumschwätzen und herum

kichern wie ein kleiner Schuljunge und sich dann hier vorn

(Zwischenruf Trautvetter, Innenminister: Wenn Sie erzählen, kann man auch nur dar- über lachen!)

hinstellen und Behauptungen aufstellen, was wir angeblich fordern würden. Zeigen Sie mir bitte einmal die Forderung, was Rechtsextremismus anging, der Staat soll mehr machen. Unsere Forderung ist schon immer gewesen, der Staat soll die anderen Initiativen, diejenigen, die viel wirksamer sind als Polizei und Verfassungsschutz, entsprechend unterstützen.

(Zwischenruf Trautvetter, Innenminister: Da lesen Sie doch Ihre Redebeiträge aus der letzten Plenarsitzung durch!)

Ich konzentriere mich glücklicherweise auf meine Rede, um nicht mitzukriegen, mit wem Sie sich teilweise hier vorn unterhalten. Aber ich frage mich, kommt bei diesen Unterhaltungen der Unfug raus, den Sie eben von sich gegeben haben in einer Bewertung eines Antrags, der sich auf nichts anderes richtet, als Konsequenzen aus einem Debakel zu ziehen? Ich halte es einfach für unwürdig, wenn der Minister einer Landesregierung sich hier vorn hinstellt und über einen Antrag einer Oppositionsfraktion nichts weiter zu sagen hat als, er solle in den Papierkorb geworfen werden.

(Beifall bei der PDS)

(Unruhe bei der CDU)

Das, Herr Minister, hat mit politischer Kultur, mit irgendeinem Niveau der Auseinandersetzung nichts zu tun, aber überhaupt nichts.

(Beifall bei der PDS)

(Zwischenruf Trautvetter, Innenminister: Das liegt doch an der Werthaltigkeit Ihres Antrags.)

Es wäre schön, wenn die Debatte sachlich weitergeführt werden könnte.

Ich bin 12 Jahre in diesem Landtag, Herr Minister, und ich kann mich nicht erinnern, dass hier in diesem Landtag in diesen 12 Jahren einer der gewählten Abgeordneten einer Landesregierung zu einer Vorlage einer Landesregierung jemals gesagt hätte, sie sei wert in den Papierkorb geworfen zu werden.

(Unruhe bei der CDU)

Frau Abgeordnete Groß, Sie haben das Wort.

Werte Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, also, Herr Dr. Hahnemann, wenn Sie hier von Niveau in der Debatte sprechen, dann erwarte ich von einer Fraktion, wenn Sie einen Antrag bringt, dass sie auch über den Antrag spricht, und das haben Sie eindeutig nicht getan.

(Beifall bei der CDU, SPD)

(Zwischenruf Abg. Dr. Hahnemann, PDS: Da müssen Sie zuhören, um es zu verstehen!)

Ich kann gut hören und ich kann auch gut verstehen und ich weiß auch, was Sie wollen. Dadurch, dass Sie das, was Sie wollen, nicht kriegen, bäumen Sie sich auf wie ein kleines Kind und das ist unwürdig für dieses Haus. Der Antrag, da muss ich dem Minister Recht geben, der gehört in den Papierkorb, und wo er hinkommt, das werden Sie nach der Entscheidung sehen. Danke.