Gestern hat das Kontrollgremium des Bundestags beraten hinsichtlich der kritisierten Ausbildungsaktivitäten von Sicherheitskräften in Libyen. Das Kontrollgremium des Bundestags hat den Bericht des Bundesnachrichtendienstes nach meiner Information vollständig wörtlich so akzeptiert, wie er vorgelegt worden ist. Das ist an sich nichts Kritisierenswertes, aber was da akzeptiert worden ist, ist zweiseitig. Einmal hat man akzeptiert, dass der Bundesnachrichtendienst aktiv an der Unterstützung der libyschen Kräfte nicht beteiligt war. Fragwürdig ist, dass der Bundesnachrichtendienst das alles gewusst hat. Dann frage ich, mit welchem Recht heute all diese Aufregung, all diese Krokodilstränen, all diese Heuchelei in unserer Gesellschaft herumgeistern.
Wenn der Rechtsextremismus, meine Damen und Herren, einer der Schwerpunkte der Tätigkeit des Verfassungsschutzes ist, dann muss doch der Rechtsextremismus ein Problem dieser Gesellschaft sein. Wenn das aber so ist, dann frage ich mich, warum jemand auf die Idee kommt, in diesem Lande zu glauben, der beste Weg, den Rechtsextremismus zu bekämpfen, ist der, ihn zu erhalten. Das muss man zunächst erst mal erklären.
Thüringen hat 2003 beim Scheitern des NPD-Verbotsverfahrens schon eine unselige Rolle gespielt, eine unselige Rolle in einem schändlichen Konzert mit anderen Ländern, muss man dazu sagen; wir waren nicht die Einzigen. Aber offenbar bleibt Thüringen dieser Linie treu. Zu den meines Wissens acht CDU-regierten Ländern, die sich geweigert haben, Informationen für die Prüfung eines neuen NPDVerfahrens zur Verfügung zu stellen, gehört auch Thüringen. Man mag jetzt über ein Verbotsverfahren denken, wie man will, da sind die Meinungen hier im Haus doch auch geteilt, aber diese Landesregierung stellt sich schon vorab hin und sagt: Wir liefern für eine Entscheidung über ein NPD-Verbotsverfahren gleich gar keine Informationen. Das halte ich für falsch, weil die Landesregierung offenbar eine Position bezieht, die heißt, uns ist es lieber, die NPD, durchdrungen von Spitzeln, V-Leuten, zu haben, als ernsthaft rechtsstaatlich gegen sie etwas zu tun. Das ist nicht tragbar.
Wenn dieser Verfassungsschutz in Angelegenheiten Rechtsextremismus so erfolgreich sein soll, dann bitte verraten Sie mir, warum, wenn MOBIT oder Abgeordnete dieser Fraktion im Bereich des Anti
faschismus tätige Leute bei Polizeidirektionen anrufen, die Staatsschützer in den Polizeidirektionen dankbarst entgegennehmen, Informationen sogar von uns. Sie müssen ja schließlich riskieren, dass sie in Verruf kommen, wenn sie von uns Informationen entgegennehmen. Das tun sie nicht, weil sie sich freuen, dass wir uns Schritt für Schritt vielleicht hin zu Denunzianten entwickeln könnten, sondern das tun sie deswegen, weil sie uns jedes Mal, wenn es passiert, sagen müssen: Entschuldigung, das haben wir nicht oder das haben wir noch nicht gewusst. Was heben Sie also diese Institution so in den Himmel, was Ihre Wirksamkeit angeht, wenn Sie dieser Wirksamkeit nicht gerecht wird und - ganz im Gegenteil - sich noch zu einem Teil des Problems mit Rechtsextremismus hinentwickelt?
Nun hat natürlich Thüringen viel Erfahrung mit aufgehängten Kameras. Ich will die jetzt gar nicht aus der Geschichte wieder herholen. Aber dass ausgerechnet der vielgepriesene Verfassungsschutz Kameras aufhängt wie Weihnachtssterne im Dezember und sich einen feuchten Kehricht darum kümmert, was von diesen Kameras erfasst ist. Das war nicht irgendeine Reinigungsfirma, die das aufgehängt hat, das war ein Geheimdienst, meine Damen und Herren. Die baumeln diese Dinger dort in die Behördengebäude und ganz zufällig - ein Schelm der Böses dabei denkt - wird der Hauptpersonalrat mit erfasst.
(Zwischenruf Abg. Fiedler, CDU: Das hat doch mit dem Verfassungsschutz nichts zu tun, Sie haben überhaupt keine Ah- nung.)
Gut, Herr Fiedler, ich kann Ihnen irgendwie jetzt nicht widersprechen. Es fällt mir nicht leicht, aber ich muss es hinnehmen.
Wir können über „keine Ahnung“ gern diskutieren, Herr Kretschmer. Dass wir manches nicht wissen, das liegt auch darin, dass die Landesregierung und Sie uns Informationen vorenthalten.
Aber warum wird im Verfassungsschutzgebäude der Hauptpersonalrat - ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt - mit überwacht? Mir fallen allein ad hoc drei Deutungen ein. Die erste Deutung: Das ist Absicht. Jeder weiß, wie interessant es in einem Ministerium, wo einer der Hauptkampfplätze Stellenbesetzungen sind, sein muss, den Zugang zum Hauptpersonalrat zu kontrollieren. Aber unterstellen wir mal, das ist nicht so, und nehmen die zweite Erklärung: Es ist Unachtsamkeit, Unachtsamkeit in einer Einrichtung, in einer sicherheitsrelevanten Einrichtung, von der nach Ihrem Verständnis ein Höchstmaß von Achtsamkeit und Aufmerksamkeit zu erwarten wäre. Ja, meine Damen und Herren, wo sind wir denn hier, wenn wir das Schicksal, so wie Sie es immer darstellen, der Nation in die Hände von Leuten legen, die sich auf den Fluren Kameras aufhängen oder aufhängen lassen nach Belieben, nach Gutdünken? Selbst wenn dieser Grund nicht der gewesen wäre, gibt es noch einen. Das Schnüffeln ist in diesem Lande insbesondere den Sicherheitseinrichtungen, aber auch anderen, die damit nicht unmittelbar, aber mittelbar zu tun haben, so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man gar nicht mehr darüber nachdenkt, ob eventuell aufgehängte Kameras auch wirklich das erfassen, was sie erfassen sollen.
Spätestens dort, glaube ich, findet dann die Arbeit einer Parlamentarischen Kontrollkommission in einem allgemeinen falschen Verständnis von Innenpolitik ihre Grenzen. Die PKK hat halt ihre Grenzen in einer Innenpolitik, die darauf setzt, Bürgern zu misstrauen, Bürger zu überwachen, Bürger auszuspitzeln statt auf Bürgerinnen und Bürger zu setzen.
Ich kann hier nur meine Auffassung äußern, Frau Groß. Ich hoffe, Sie verlangen demnächst nicht von mir, dass ich Ihre Auffassung von hier vorn äußere.
Aber nicht für mich. Es gibt ganz offensichtlich aber zumindest Neuorientierungen angesichts der jüngsten Entwicklungen. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass das parlamentarische Kontrollgremium sich im Bundestag in Bewegung befindet, und zwar in geistiger Bewegung. Auslöser dafür ist wohl die Libyenaffäre. Die FDP fordert, dass auch laufende Geheimdienstaktionen dem Gremium berichtet werden, die SPD spricht sich für einen Ombudsmann mit eigenen Ermittlungsrechten aus, DIE LINKE hat
mehrfach deutlich gemacht, dass sie die Mitglieder des parlamentarischen Kontrollgremiums mit mehr Rechten ausstatten möchte, damit Transparenz und Kontrolle hergestellt werden können. Diese Notwendigkeiten, meine Damen und Herren, gelten nach unserer Auffassung auch für das Verfassungsschutzgesetz Thüringens. Wir haben es angekündigt und wir haben keinen Grund, von unserer Ankündigung abzuweichen. Wir werden entsprechende Gesetzesänderungsvorschläge, was die Kontrolle des Verfassungsschutzes angeht, in einem Änderungsgesetz zum Verfassungsschutzgesetz noch in dieser Legislatur vorlegen.
Am Ende, meine Damen und Herren, möchte ich gern auf eine Bemerkung von Herrn Wetzel eingehen, weil sie so schön dazu passt, auch wenn er jetzt, glaube ich, nicht hier im Saale ist. Herr Wetzel hatte recht: Die Visionäre sind die besseren Realisten. Das hat etwas damit zu tun, dass die Visionäre genau wissen, so kann es nicht weitergehen. Die Realisten wissen nur eins: Sie möchten, dass alles anders bleibt. Danke.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich zu Beginn mit zwei, drei Sätzen auf das von Herrn Hahnemann eben Gesagte eingehen, weil ich das eine oder andere nicht nur sprachlich korrigieren möchte. Zunächst erst mal, ich spreche hier für meine Fraktion: Niemand kommt hier auf die Idee, den Verfassungsschutz, so wie Sie es formuliert haben, in den Himmel zu heben. Aber wir müssen jenseits von allen Visionen und Wunschvorstellungen zur Kenntnis nehmen: Es gibt auch in Thüringen politischen Extremismus. Die Wege von Al-Kaida verlaufen auch durch Thüringen und - ein Thema, was in solchen Reden kaum angesprochen wird - wir haben auch Probleme mit solchen Fragen wie Wirtschaftsspionage. Dem darf man nicht einfach nur die Polizei gegenüberstellen. Man bedarf, um solche Dinge aufzuklären, auch der Mittel einer verdeckten Ermittlung. Deshalb gibt es den Geheimdienst, gibt es das Landesamt für Verfassungsschutz auch in Thüringen - ich sage es ausdrücklich - auch mit Unterstützung der Thüringer SPD. Aber der Titel sagt schon, es sind Geheimdienste. Deshalb werden Dinge dort nicht für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich sein. Das liegt einfach im Sinn der Sache, wenn man dort im Sinne der Sache erfolgreich arbeiten will. Deshalb sind Ihre Erwar
tungen - ich habe Ihnen das bei Ihrem letzten Beitrag schon vor zwei Jahren gesagt - an den Bericht der Parlamentarischen Kontrollkommission ganz einfach zu hoch. Es kann nicht sein, dass hier die Dinge, die verdeckt besprochen werden, alle zwei Jahre im Parlament einmal öffentlich aufgelegt werden. Das wäre nicht zielführend. Ich habe für Ihr Vertrauensproblem ein ganzes Stückchen Verständnis durch Ihre Nichtmitgliedschaft in der Parlamentarischen Kontrollkommission. Ich bitte Sie dann aber auch, wenn Sie das erwähnen, die genau zu benennen, die dafür gesorgt haben, dass es so ist. Es war nicht der Thüringer Landtag, es war die Fraktion in der Mitte und, ich glaube, es wäre schon richtig gewesen, dass Sie das so formuliert hätten. Im Übrigen, das sage ich Ihnen auch ganz ehrlich, ich glaube, nicht nur ich, sondern auch die Verfassungsschützer sind dankbar für Informationen in Richtung Verfassungsschutz auch aus Ihren Reihen, auch von anderen Vereinen und Verbänden. Wer glaubt, man könnte - und das wollen wir ja vor allem auch nicht - ein netzumspannendes Feld von Informationen hier in Thüringen aufbauen, das ist nicht gewollt. Deshalb ist es vollkommen klar, dass es die einen oder anderen aktuellen Vorgehen regional gibt, von denen der Verfassungsschutz im Augenblick noch nichts weiß. Deshalb finde ich es richtig, dass der Bürger dann zum Telefonhörer greift und informiert. Das spricht übrigens für ein ganzes Stückchen Vertrauen der Bürger in diese Institution, denn sonst würden sie die Informationen nicht weitergeben und dort nicht anrufen.
Meine Damen und Herren, die letzten zwei Jahre im Berichtszeitraum der Parlamentarischen Kontrollkommission waren keine gute Zeit, um es mal nicht so wohl formuliert zu sagen wie unser Vorsitzender der Parlamentarischen Kontrollkommissionen. Wir haben uns gestritten wie die Kesselflicker und es hat in einigen Teilen dazu geführt, dass die Parlamentarische Kontrollkommission beschlussunfähig war. Der Vorsitzende hat das folgendermaßen formuliert: „Die Kommission war für einen längeren Zeitraum nur eingeschränkt arbeitsfähig.“ Ich erlaube mir, mal hier die Frage zu stellen: Was heißt das eigentlich für den demokratischen Rechtsstaat? Alle Fraktionen, die hier in diesem Haus Ja zum Verfassungsschutz gesagt haben, haben ausdrücklich gesagt, das bedarf auch der parlamentarischen Kontrolle. Jetzt stellen wir fest, die, die parlamentarisch kontrollieren sollen, waren über einen längeren Zeitraum nicht arbeitsfähig. Es wird auf keinen Fall dazu führen, und das ist das, was viele sich hier im Hause wünschen, dass es nämlich eine noch größere Anerkenntnis der Arbeit des Verfassungsschutzes gibt. Ich will Ihnen hier ganz deutlich sagen, Ursache für die Arbeitsunfähigkeit und für die Konflikte in der Parlamentarischen Kontrollkommission war der Berichtsunwille des ehemaligen, des gegange
Er hat es - und das hat er uns mehrfach spüren lassen, ich will das deutlich sagen - als Zumutung empfunden, was wir in diesen Sitzungen der Parlamentarischen Kontrollkommission teilweise von ihm wissen wollten. Und so haben wir es im Gegenzug auch als Zumutung empfunden, wie wir teilweise nicht oder nur oberflächlich informiert worden sind.
Ich will noch ein paar Beispiele setzen. Ich will Ihnen nur vorab sagen, ich muss mich eben aus den Gründen, die ich am Anfang erwähnt habe, nämlich der Geheimhaltung, auf das beschränken, was durch die Medien gegangen ist und was der Vorsitzende schon formuliert hat. Aber ich kann Ihnen versichern, das ist nicht alles, was sich in dieser Parlamentarischen Kontrollkommission abgespielt hat.
Da wird das Organigramm des Landesamts für Verfassungsschutz mit Klarnamen im Internet veröffentlicht. Der Innenminister denkt überhaupt nicht daran, die Parlamentarische Kontrollkommission zu informieren, die genau zu diesem Zeitraum getagt hat. Zu dieser Sitzung wusste er es. Er denkt überhaupt nicht daran, zu informieren, mit dem Ergebnis, dass es zwei Tage später eine Sondersitzung der Parlamentarischen Kontrollkommission gab. Was sich dann abgespielt hat, können Sie sich wohl vorstellen, weil auch da wieder diese Unwilligkeit zu spüren war, warum er überhaupt darüber berichten müsste.
Dann - und das hat für mich ganz klar und deutlich auch eine politische Dimension - als Nächstes: Es gibt den gesetzlichen Auftrag an das Landesamt für Verfassungsschutz, fortführende Strukturen des Aufklärungsdienstes der ehemaligen DDR zu beobachten. Da hat er doch die Chuzpe, sich hinzustellen und zu sagen, er tut es nicht. Ihn interessiert auch nicht, dass er einen gesetzlichen Auftrag hat, er tut es einfach nicht. Dann schaue ich mir die Äußerungen an - das war in geschlossenen Räumen -, was hier immer in diesem Haus passiert, wenn es um Fragen der Vergangenheitsbewältigung, wenn es um die Frage der Staatssicherheit geht. Das trägt doch die Fraktion, die Partei der Thüringer CDU wie eine Monstranz vor sich her. Dann erklärt uns der Innenminister, dass er nicht in Ansätzen daran denkt, seinen gesetzlichen Auftrag, den wir ihm gemeinsam gegeben haben, auch an dieser Stelle zu erfüllen. Ich finde das hoch interessant, was sich da abgespielt hat.
Genauso wie bei den Nachfragen, welche Analysen im Vorfeld des 1. Mai hier in Erfurt dem Landesamt für Verfassungsschutz vorlagen. Der Vorsitzende
aus dem Ausschuss hat es gesagt, wir sitzen heute noch dran. Es wurde gemauert, es wurden Zusagen nicht eingehalten, es wurde blockiert, es wurde verzögert und so sind wir nach einem Jahr immer noch nicht zu diesem Erkenntniszugewinn gelangt, den wir eigentlich lange haben müssten. Wenn dann formuliert wird in diesem Bericht, wir gehen davon aus, dass zukünftig zeitnah informiert wird, ist das eine wohl formulierte, aber sehr deutliche Kritik an dem, was sich abgespielt hat.
Als Letztes, das will ich noch als Beispiel hinzufügen, ich will das mal so nennen, da bleiben wir mal bei der Sprache, die dort angebracht ist, die gezielte Desinformation der Öffentlichkeit, wenn der Innenminister sich hingestellt hat im Zusammenhang mit den Morden in Düsseldorf, dass es in Thüringen keine Aktivitäten der Mafia oder der ’Ndrangheta gibt, ist das schlicht und einfach falsch und entspricht nicht der Berichtssituation in der PKK. Ich halte das für ungeheuerlich, was sich der Innenminister in diesem vergangenen Zeitraum an Informationspflichten und Falschinformationen in der PKK rausgenommen hat. Das Interessante, und auch das hat der Ausschussvorsitzende gesagt, alle diese Konflikte sind bis heute nicht geklärt, denn der Innenminister hat eine ziemlich seltsame Art der Konfliktbewältigung, der kommt einfach nicht mehr. Den hat seit über einem halben Jahr niemand mehr in der PKK gesehen. Der ist einfach nicht mehr gekommen. Jawohl, der Staatssekretär hat sich bemüht und hat sich Mühe gegeben, diese Konflikte aufzulösen. Der Knackpunkt war wohl immer die Frage, ist denn das, was Sie hier erzählen, auch mit Ihrem Minister abgesprochen und von ihm gedeckt? Haben Sie Prokura, hier so die Meinung von sich zu geben? Dann wurde es sehr ruhig in der PKK.
Meine Damen und Herren, das geht so nicht. Ich will das eindeutig sagen, das Kernproblem, was wir im Berichtszeitraum in der PKK haben, war die Einstellung des Innenministers zu seiner Berichtspflicht. Wir sind nach seinem Rücktritt ein Stückchen in der Legendenbildung, was diesen Mann betrifft. Auf diese Feststellung lege ich großen Wert. Es ist die Feststellung der PKK, die sich zusammensetzt aus einem Sozialdemokraten und drei Christdemokraten, die diese Meinung unterstützen.
Meine Damen und Herren, wie nötig das alles wäre, sehen wir in der juristischen Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Präsidenten des Landesamts für Verfassungsschutz, dem Herrn Roewer. Was da für ein Sittenbild vom Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz gezeichnet worden ist, ist ungeheuerlich. Jeder Abgeordnete, der vor Prozessbeginn ähnliches behauptet hätte, wäre wohl hier in diesem Haus kurz und klein gemacht worden, wie er sich über den Verfassungsschutz äußert oder was er ihm
zutraut. Das muss ich Ihnen ehrlich sagen, da knabbere ich immer noch dran, dass der immer noch im Amt befindliche Präsident des Landesamts für Verfassungsschutz sich hinstellt und sagt, im Zusammenhang mit der CD-Problematik beim damaligen Innenminister hat er sich in einem Konflikt befunden: Auf der einen Seite halte ich die Gesetzlichkeiten ein und berichte der PKK und auf der anderen Seite stehe die Loyalität. Er hat sich für die Loyalität entschieden und hat der PKK nicht berichtet. Das ist auch durch dieses Haus so durchgelaufen, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. Das muss man sich mal überlegen. Die Loyalität im Bereich des Verfassungsschutzes, die Loyalität zum verantwortlichen Ministers wird über die Gesetze gestellt und es deckt das Bild einfach nur ab, dass sich der jetzige Innenminister oder der ehemalige Innenminister Gasser geweigert hat, das strafrechtlich überprüfen zu lassen oder gar noch disziplinarische Maßnahmen einzuführen. Er hat uns ganz klar gesagt, er tut das nicht an der Stelle. Das wirft ein unwahrscheinliches Bild auf das, was in diesem Wechselspiel mit dem Innenminister und dem Landesamt für Verfassungsschutz hier in Thüringen alles möglich war. Ich hoffe, man kann an dieser Stelle „war“ sagen, denn wir können alles das, was passiert ist und auch den Bericht heute der PKK nicht einfach so im Raum stehen lassen. Es muss Schlussfolgerungen aus dieser Problematik geben und ich will Ihnen für die SPD noch mal ganz deutlich sagen: Wir stehen zu der Institution Verfassungsschutz, aber wir brauchen eine Kontrolle. Wir brauchen auch ein Kontrollgremium, das feststellt, wenn Kontrolle nicht stattgefunden hat, und dass sich das nicht einfach irgendwie verlieren kann, dass das für diejenigen, die einen gesetzlichen Auftrag haben und den nicht machen können, dass die das überhaupt nicht mehr interessiert, dass das einfach nur so im Raum stehen bleibt, ohne dass jemand die Hand hebt und sagt, was passiert hier überhaupt. Das ist für mich das allerwichtigste an dieser Stelle. Es weiß im Augenblick keiner oder vielleicht viele oder vielleicht nur einer - wir wissen nicht, ob der zukünftige Innenminister oder die Innenministerin hier im Raum sitzt. Wichtig ist, die Einstellung zur Frage: Muss das Landesamt für Verfassungsschutz kontrolliert werden? Wenn das so ist wie bei dem Vorgänger, können wir es vergessen über gesetzliche Regelungen hinaus. Wir können es vergessen, wenn die Einstellung dazu nicht stimmt.
Zweitens: Ich habe es eben gesagt, wir müssen - davon bin ich mittlerweile fest überzeugt - die gesetzlichen Regelungen zu den Kontrollmöglichkeiten und zu eventuellen Schlussfolgerungen, wenn da etwas unterlaufen wird, verschärfen. Wir haben mit unserem Entwurf für das Verfassungsschutzgesetz einen klaren Vorschlag gemacht. Wir haben zum Beispiel unter anderem gesagt, wenn der Präsident
des Landesamts für Verfassungsschutz oder andere, die verpflichtet sind, nicht ordentlich berichten in der PKK, kann es bis zu zwei Jahren Gefängnis geben. Wir brauchen neben der Erkenntnis, dass man das braucht, auch diese Drohkulisse. Das sind schlicht und einfach Erfahrungswerte der letzten Jahre; ohne dem geht es nicht.
Meine Damen und Herren, ich will Ihnen am Schluss persönlich etwas sagen. Ich bin mir meiner Rolle in der Parlamentarischen Kontrollkommission durchaus bewusst, nachdem das nun mal so ist wie das ist, als einziger Oppositionspolitiker. Ich weiß, dass die Gefahr relativ groß ist, dass das auch missbraucht werden kann, aber ich sage Ihnen hier eins ganz deutlich: Gibt es bei der Novelle des Verfassungsschutzgesetzes keine Verschärfung, was Kontrollfragen betrifft, werde ich die Parlamentarische Kontrollkommission verlassen. Dann können Sie, meine Damen und Herren von der CDU, sich dann selbst kontrollieren, dann ist das ein Ein-Parteien-Gremium. Ohne dem, was wir in unserem Gesetz vorgeschlagen haben, wird es in Zukunft keine Zusammenarbeit mehr geben. Ich danke Ihnen.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben uns heute mit dem Bericht der Parlamentarischen Kontrollkommission auseinanderzusetzen und ich finde es gut, dass wir heute über diesen Bericht ausgiebig sprechen. Ich möchte ausdrücklich den Mitarbeitern danken, die immer vertrauensvoll mit der Parlamentarischen Kontrollkommission zusammengearbeitet haben. Das möchte ich voranstellen, denn es ist nicht so, dass das alles etwa nicht funktioniert hätte, sondern es haben einige Teile nicht funktioniert. Ich möchte auch vorweg noch mal deutlich machen, dass in dieser Parlamentarischen Kontrollkommission die vier Kollegen, die dort hineingewählt wurden durch das Votum des Thüringer Landtags mit den entsprechenden Mehrheiten, glaube ich zumindest, ihre Aufgaben im Rahmen ihrer Möglichkeiten wahrgenommen haben.
Es zeigt ja auch der Bericht, den der Vorsitzende, Kollege Kölbel, gegeben hat, dass dieser Bericht einvernehmlich heute vorgetragen wurde. Das ist guter Brauch, dass man dazu auch noch entsprechende Anmerkungen machen kann. Das ist, denke ich, selbstverständlich. Jeder merkt eigentlich auch oder sollte es merken, dass das keine einfache Materie