Protokoll der Sitzung vom 11.04.2008

(Beifall CDU)

Das werden wir organisieren. Aber was natürlich überhaupt nicht geht, ist, dass Sie diese Unsicherheit verbreiten wollen, dass Sie behaupten, es werden neue Strukturen geschaffen und demographieunfeste Strukturen organisiert. Genau das ist nicht unser Ziel. Was wir wollen, weil wir auf den verständigen und mündigen Bürger setzen, ist, dass ein großes Wahlrecht besteht. Das große Wahlrecht soll genau darin bestehen, dass sowohl das jetzige Institut der bestehenden Einheitsgemeinde beibehalten werden kann, man sich auch aus der Verwaltungsgemeinschaft zur Thüringer Landgemeinde entwickeln kann - vornehmlich natürlich aus den bestehenden Verwaltungsgemeinschaften und aus den jetzigen erfüllenden Gemeinden - , aber dass es genauso gut zum Wahlrecht dazugehört, dass auch die jetzigen Verwaltungsgemeinschaften in ihrer Struktur auch fortbestehen können. Diese vier Institute nebeneinandergestellt, ermöglichen schlechthin größtmögliche Wahlfreiheit in der gemeindlichen Ebene und ermöglichen letztlich größtmögliche Beteiligung des Bürgers, weil er sich aus diesen vier Instituten das für seine Heimatregion, in der er seine Identifikation entwickelt hat, er seine Heimatverbundenheit entwickelt hat und sich auch ehrenamtliches Engagement festmacht, dass wir diese Strukturen nicht zerstören, dass dieses Wahlrecht über allem steht, und wir uns als Gesetzgeber auch ein Stück zurücknehmen wollen; wir wollen diese Wahlfreiheit besondere obere Priorität entwickeln lassen. Das ist für uns ein ganz wichtiger Maßstab, den die Enquetekommission formuliert hat und man als Fraktionsmitglied sehr dankbar sein kann, dass es zu diesem Vorschlag so gekommen ist.

(Beifall CDU)

Aber ich will dazu auch noch ein Letztes sagen, weil es auch sehr wichtig ist, weil wir auch gesagt haben durch die Enquetekommission, dass für uns die

Weiterentwicklung der Strukturen auch zwischen dem Umland von Städten und Gemeinden von besonderer Bedeutung ist. Deshalb sagt übrigens auch der Entschließungsantrag, der von den Fraktionen der SPD und der CDU vorgelegt wurde, dass wir uns auch auf die Landesplanung, die Landesentwicklung noch mal neu orientieren müssen, dass wir diese raumordnerischen Gesichtspunkte bei der freiwilligen Weiterentwicklung auch beachten. Deshalb ist natürlich wichtig, dass wir nicht wollen, dass die Zentren, die Städte sich ausbreiten auf den ländlichen Raum, weil wir auch trotzdem diesen größeren Zentren eigene Entwicklungsmöglichkeiten geben müssen. Wichtig ist, dass wir auch den Kernen, die sich seit 1994 im ländlichen Raum entwickelt haben, genauso gut ihre eigenen Entwicklungspotenziale ermöglichen werden. Weil es immer an den Grenzen zwischen Städten, zwischen Zentren und ländlichen Strukturen zu Überschneidungen kommt, brauchen wir eine besondere Betrachtung, die wir über den Raum der Landesentwicklung festmachen wollen. Frau Doht hat ja zu Recht gesagt, dass die SPD insbesondere die Oberbürgermeister immer im Kopf hat - ich hoffe bei Ihnen persönlich, Sie haben den Oberbürgermeister nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen, aber das ist eine besondere Frage.

(Beifall CDU, SPD)

Natürlich spielt es eine Rolle, dass wir auch diese beiden besonderen Strategien beachten müssen. Ich bin fest überzeugt, unter der großen Überschrift von Wahlfreiheit können wir eine gute gemeindliche Entwicklung organisieren. Deshalb noch einmal abschließend: Die Thüringer Landgemeinde wird ein Erfolgsmodell für Thüringen werden. Vielen Dank.

(Beifall CDU)

Mir liegen jetzt keine weiteren Wortmeldungen von Abgeordneten vor. Doch. Bitte, Abgeordnete Taubert.

Es tut mir leid, meine Damen und Herren, aber ich muss schon noch mal darauf eingehen, und ich will auch wirklich nur explizit auf Herrn Kuschel eingehen und sagen, das ist seine Meinung. Ich will doch noch mal sagen, Herr Kuschel, Sie neigen dazu, und das ist auch verständlich, dass Ihr Erinnerungsvermögen und Ihr Intellekt von Ihrem unendlichen Ego überdeckt wird.

(Heiterkeit und Beifall CDU, SPD)

Deswegen können Sie sich auch nicht daran erinnern, dass Sie ja mit sehr großer Deutlichkeit, also DIE LINKE fordert das ja, das ist auch, denke ich, eine legitime Sache, dass man sich eben nicht in Zweckverbänden verzettelt. Deswegen ist es auch unredlich, und ich erneure das, das ist auch dem Wähler gegenüber einfach falsch und doppelzüngig, wenn man hier propagiert, dass Gemeinden sich dann in Zweckverbänden wiederfinden sollen. Beim Müll - ich muss Ihnen mal sagen, wir haben Zweckverbände, Müllzweckverbände über mehrere Kreise oder kreisfreie Städte. Das würde bedeuten, dass dann in so einem Zweckverband alle Gemeinden säßen. Damit haben Sie babylonisches Stimmengewirr in so einem Zweckverband und die Hauptsache, die nicht erfüllt wird, ist doch die, die Sie fordern, dass die Gemeindevertreter auch angemessen dann dort vertreten sind. Das können Sie dann gar nicht mehr erreichen, oder Sie haben ein Gremium von 100 oder 200 Leuten. Das bedeutet, dass gerade die kleineren Parteien eben bei so einer Aktion überhaupt nicht mitreden können. Das will ich mir für eine Schulnetzplanung oder auch für den ÖPNV vollständig verbieten. Das ist unredlich und Sie betrügen die eigenen Wähler, wenn Sie solche Dinge fordern. Danke.

(Beifall CDU, SPD)

Jetzt liegen mir wirklich keine weiteren Wortmeldungen vor. Ich beende damit die Aussprache zum Zwischenbericht der Enquetekommission. Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU und der SPD. Es liegt kein Antrag auf Ausschussüberweisung vor. Also stimmen wir direkt über den Antrag ab.

Wer für den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU und der SPD in Drucksache 4/3987 ist, den bitte ich um das Handzeichen. Danke. Wer ist gegen diesen Antrag, den bitte ich um das Handzeichen. Danke. Wer enthält sich der Stimme? Eine Stimmenthaltung. Damit ist dieser Antrag mit Mehrheit angenommen.

(Beifall CDU, SPD)

Ich beende diesen Tagesordnungspunkt und rufe auf den Tagesordnungspunkt 15. Wir waren im Ältestenrat übereingekommen, diesen heute als zweiten Tagesordnungspunkt aufzurufen.

Entwicklung des (Kinder-)Me- dienstandorts Thüringen Antrag der Fraktion der CDU - Drucksache 4/3805 -

Wünscht die Fraktion der CDU das Wort zur Begründung? Das ist nicht der Fall. Die Landesregierung hat einen Sofortbericht angekündigt und ich erteile das Wort Herrn Minister Wucherpfennig zu seinem Sofortbericht.

Frau Präsidentin, meine Damen, meine Herren, Erich-Kästner-Straße 1 in Erfurt, das ist in der Welt der Kindermedien eine Adresse mit gutem Klang, denn dort steht das Kindermedienzentrum. In unmittelbarer Nachbarschaft gelegen ist das MDR-Landesfunkhaus Thüringen, wo auch der Kinderkanal beheimatet ist. Hier auf dem Campus zwischen der Erfurter Messe und der ega schlägt das Herz des Kindermedienlandes Thüringen. Am 9. September 2005 haben die Bauarbeiten für das Kindermedienzentrum begonnen, am 2. Juli 2007 ist das Gebäude seiner Bestimmung übergeben worden und am 25. Oktober 2007 fand schließlich die offizielle Eröffnung im Rahmen des 12. Thüringer Mediensymposiums statt. Mancherlei Widerstände waren von der Planung bis zur Fertigstellung zu überwinden. Ich höre heute noch die Stimmen der Zauderer und Skeptiker, die warnend und mahnend ihre Stimme erhoben. Viel Überzeugungskraft war deshalb bis zum Baustart zu leisten, in Erfurt, in Thüringen, in Mitteldeutschland und nicht zuletzt bei der EUKommission in Brüssel. Jetzt aber ist es geschafft, das Kindermedienzentrum ist seit Juli 2007 Produktionsstätte und soll künftig deutschland- und europaweit zu einer beachteten Ideenschmiede, insbesondere für die Kindermedien, werden. Es ist ein Juwel, das seinesgleichen sucht. Für den Medienstandort Thüringen ist es der lebensnotwendige Impulsgeber sowie die wesentliche Infrastruktur, ohne die das Kindermedienland kaum existieren könnte und nicht entwicklungsfähig wäre. Das Kindermedienzentrum ist deshalb auch ein guter Bezugspunkt, um über die Entwicklung des Kindermedienstandorts Thüringen zu berichten.

Meine Damen, meine Herren, vor 4 Jahren, im Januar 2004, hat der damals für Medien zuständige Kultusminister Prof. Michael Krapp hier im Thüringer Landtag eine medienpolitische Regierungserklärung abgegeben, deren Abschnitte mit A wie Aufbruch, B wie Beschleunigung und C wie Chancen überschrieben waren. Die gegenwärtige Medienpolitik der Thüringer Landesregierung steht in Kontinuität zu den damaligen medienpolitischen Schwerpunkten. Ich werde Ihnen deshalb die seitherige Entwicklung unter den Stichworten D wie Dynamik, E wie Entfaltung aufzeigen sowie unter der Überschrift F wie Fortschreibung, einen Ausblick zur künftigen Entwicklung geben. Lassen Sie mich aber bitte zuvor

die Entwicklung von der Wende bis ins Jahr 2004 noch einmal in Erinnerung rufen. 1989/90 war Thüringen für die audiovisuellen Medien weitestgehend eine Tabula rasa. Der Übergang zur freiheitlichen Ordnung gab dem Gesetzgeber die Möglichkeit, den Rechtsrahmen für die Entwicklung einer pluralen, freien und demokratischen Medienlandschaft in Thüringen zu gestalten, mit dem Thüringer Privatrundfunkgesetz und dem MDR-Staatsvertrag sind die wesentlichen Etappen dieser rechtlichen Ausgestaltung des Medienbereiches in den frühen 90er-Jahren benannt. Im Freistaat entstand eine lebendige duale Struktur von privaten und öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbietern, die Meinungs- und Angebotsvielfalt garantiert.

Am 1. Januar 1997 wurde dann das Fundament des Kindermedienlandes Thüringen gesetzt. Mit diesem Tag nahm der Kinderkanal von ARD und ZDF seinen Sendebetrieb in Erfurt auf. Er hatte sich in der entscheidenden ARD-Hauptversammlung mit einer Stimme Mehrheit knapp gegen seine Mitbewerber Köln und Brandenburg/Berlin als Standort durchsetzen können. Ausschlaggebend für diese Entscheidung zugunsten der Thüringer Landeshauptstadt war in erster Linie das kindermedienfreundliche Umfeld in Thüringen - so MDR-Intendant Prof. Reiter, der sich maßgeblich für den Standort Erfurt eingesetzt hatte. Zum einen gab es den „Golden Spatz“ - einst das wichtigste Kinderfilm-Festival der DDR, das heute das bedeutendste Kindermedien-Festival in ganz Deutschland ist. Zum anderen hatten sich die Thüringer Universitäten schon in den frühen 90er-Jahren auf die expandierenden Zukunftsmärkte im Medienbereich ausgerichtet und entsprechende Studiengänge mit differenzierten Angeboten entwickelt. Auch gab es schon Mitte der 90er-Jahre ein breites Angebot verschiedenster medienpädagogischer Ansätze. Die Thüringer Landesmedienanstalt hatte sich seit ihrer Gründung mit der Vermittlung von Medienkompetenz befasst. Diese Aufgabe wurde dann Ende 1996 im Thüringer Rundfunkgesetz auch verankert. In Thüringen gelangte so das Thema Medienkompetenz erstmalig in ein deutsches Mediengesetz. Außerdem war der Freistaat schon damals bei der Entwicklung von Konzepten zur Medienkompetenzvermittlung in den Schulen führend. Auch hat die Thüringer Landesregierung die Kooperation vieler im Medienbereich engagierter Partner intensiv vorangetrieben. Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit war das Leitbild für den Medienstandort Thüringen vom November 2003, mit dem sich die Beteiligten auf eine gemeinsame konzeptionelle Zielbestimmung und Profilbeschreibung einigten. Kernpunkt war die Entwicklung Thüringens zum Kindermedienland, zumal sich die Marktnische Kindermedienland aufgrund der vorhandenen Potenziale geradezu als Erfolg versprechende Perspektive für den Medienstandort Thüringen anbot.

Meine Damen, meine Herren, das war in etwa der Stand zum Zeitpunkt der eingangs erwähnten Regierungserklärung vom 30. Januar 2004. In den darauffolgenden Jahren seit 2004 haben sich vielversprechende Ansätze erfolgreich weiterentwickelt. Die Thüringer Landesregierung hat diesen Prozess begleitet und gezielt vorangetrieben. Ich will Ihnen das unter der Überschrift „D wie Dynamik“ näher ausführen.

Der Kinderkanal - seit März 2000 übrigens offiziell „KI.KA“ genannt - ist nicht nur Qualitätsführer, sondern steht mit bestimmten Marktsegmenten auch an der Spitze der Zuschauergunst. Er ist der Lieblingssender von Kindern und Eltern, die audiovisuell betrachtet besonders besorgt sind im Hinblick auf das Fernsehverhalten ihrer Kinder. Das Jahr 2007 übrigens war das bisher erfolgreichste Jahr des KI.KA mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 16,4 Prozent bei den 3- bis 13-Jährigen. Im Februar dieses Jahres hat der Sender in dieser Altersgruppe mit 19,5 Prozent sogar einen neuen Zuschauerrekord erreicht. Erfreulich ist auch, dass das Abendprogramm des KI.KA sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Allein die Sendung „KI.KA LIVE“ um 20.00 Uhr erreichte im vergangenen Jahr Spitzenwerte bis zu 19,6 Prozent Marktanteil bei den 10- bis 13-Jährigen. In der Altersgruppe der Jugendlichen von 12 bis 18 Jahren kommt der KI.KA auf einen Marktanteil von 11 Prozent und liegt damit noch vor RTL und SAT.1. Ich bin überzeugt, diese Position ließe sich noch deutlich verbessern, wenn der KI.KA sein Programmangebot für Jugendliche am Abend erweitern könnte. Deshalb werde ich von den Verantwortlichen bei ARD und ZDF sowie in der Rundfunkkommission zu gegebener Zeit die Verlängerung der Sendezeit des KI.KA um eine Stunde auf 22.00 Uhr einfordern oder sollte es zu einem an den KI.KA angegliederten Jugendkanal kommen, wie MDR-Intendant Prof. Dr. Reiter gestern bei der bundesweit beachteten Jugendmedienschutztagung, übrigens auch wieder hier in Thüringen, als Wunsch bzw. Ziel formulierte. Wie auch immer, wir werden uns dieser Sache intensiv annehmen und versuchen, das Beste für Thüringen rauszuholen.

Meine Damen und Herren, angezogen vom KI.KA haben sich in den vergangenen Jahren auch eine ganze Reihe von Firmen angesiedelt oder niedergelassen, die bevorzugt im Kindermedienbereich aktiv sind. Dazu gehören exemplarisch - denn die Nennung aller würde den zeitlichen Rahmen hier sprengen - die Kinderfilm GmbH, sie konzentriert sich auf die Produktion qualitativ anspruchsvoller Formate für Kinder und Jugendliche und hat dem Kindermedienland schon einige Preise eingebracht; die Media- & Communication Systems GmbH, kurz MCS, sie ist der größte technische Dienstleister für Film- und Fernsehproduktionen im Freistaat und ein

in der Branche geschätztes Unternehmen. Tradewind Pictures, spezialisiert auf Kinofilme für Familien und Kinder, in Köln beheimatet, hat bereits seit sieben Jahren eine Niederlassung in Erfurt. Mit der Trickcompany aus Hamburg ist seit dem Frühjahr 2007 ein weiteres führendes Unternehmen der deutschen Filmbranche in Thüringen ansässig. „Faktor 17“ produziert in Erfurt kleine Trailerspots und kleine Cartoons für das Kinderfernsehen. SoliMedia productions ist führend in der Produktion von CD-Rom- und Onlinespielen sowie im Bereich der Animations- und TV-Trickfilme.

Im Kindermedienzentrum haben seit dem Sommer letzten Jahres folgende Firmen die Arbeit aufgenommen: SAVIDAS Filmproduktion, BLUE SPACE Media, Family Entertainment, GMM, IOSONO, KIDS-Interactive, Saxonia Media, VST, Weitsicht.TV und schließlich Weltlabor.

Meine Damen und Herren, damit sind, Sie werden es kaum glauben, die Büroflächen im Kindermedienzentrum vollständig ausgebucht, und das nach einem Dreivierteljahr.

(Beifall CDU)

Lediglich im Studio- und Regiebereich stehen noch geringfügige Kapazitäten zur Verfügung. Auch renommierte Technikproduzenten wie TechnoTrend oder TechniSat, die zwar nicht im Kindermedienzentrum untergebracht sind, haben in Thüringen ihre Heimat und das ist gut so.

Damit komme ich nun zum Abschnitt „E wie Entfaltung“. Alle eben genannten Unternehmen profitieren von dem für Kinder- und Jugendmedien außerordentlich günstigen Umfeld in Thüringen. Die Medienlandschaft, die hier aus kleinen Ansätzen ihre Entfaltung erfahren hat, sucht in Deutschland ihresgleichen. Thüringen ist zudem Kindermedienland in Deutschland geworden. ZDF-Intendant Markus Schächter hat erst vor wenigen Wochen gesagt: „Thüringen und insbesondere Erfurt ist ein Kindermedienstandort von europäischer Bedeutung.“ Das ist quasi ein amtlicher Beleg aus berufenem Munde dafür, welche Wertschätzung das Kindermedienland Thüringen inzwischen genießt. Neben dem KI.KA und dem Kindermedienzentrum sind es die zahlreichen Festivals, Einrichtungen, Initiativen, Kindermedientagungen und Symposien, die heute das Profil des Kindermedienlandes Thüringen ausmachen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit möchte ich Ihnen die wichtigsten nennen: Das Kindermedienfestival „Goldener Spatz“, das größte Festival seiner Art in Deutschland - ich sagte es bereits -; „KinderKult“, das zum zweiten Mal, und zwar vom 24. bis 27. April 2008 auf der Erfurter Messe veranstaltet wird, das Thüringer Mediensymposium, das als Dis

kussionsforum für Fragen aus dem Kinder-MedienBereich mittlerweile in Mitteldeutschland einen hervorragenden Ruf genießt, die Erfurt-Exchange, eine internationale Programmbörse für Vorschulkinderfernsehen, die wir im Jahr 2005 verlagern konnten von Saarbrücken nach Erfurt und jetzt 2008 in Kürze zum vierten Mal in Erfurt stattfinden wird. Das Backup-Festival „Neue Medien im Film“ in Weimar, das „cellu l´art-Festival“ in Jena, das internationale Kurzfilme zeigt, und dann die Videofilmtage Thüringen-Rheinland-Pfalz in Gera im Herbst dieses Jahres. Und es kommen auch noch Amateur-Festivals hinzu, wie das landesweite Film-Festival in Jena oder das bundesweite Doku-Festival abwechselnd in Bad Liebenstein und Jena.

Einige der zuletzt aufgeführten Veranstaltungen und Wettbewerbe dienen im Nebeneffekt auch der Nachwuchsförderung. Zur gezielten Nachwuchsförderung in Thüringen gehören die Akademie für Kindermedien in Gera, die auf die praxisorientierte Fortbildung im Kindermedienbereich ausgerichtet ist, das Qualifizierungsprogramm TP 2, das hochtalentierten Nachwuchskräften hilft, ihre fachlichen, persönlichen und kommunikativen Potenziale weiter auszubauen, der Thüringer Jugendmedienpreis, der sich an Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 18 Jahren richtet, die Mediencamps der Thüringer Landesmedienanstalt für 12- bis 15-Jährige, die Kinder-Uni, die auch medienbezogene Veranstaltungen ausrichtet und letztens ist auch noch die kulturelle Filmförderung zu nennen, die in der Staatskanzlei angesiedelt ist.

Meine Damen, meine Herren, nachdem Thüringen bundesweit Vorreiter bei der Entwicklung von Methoden zur Vermittlung von Medienkompetenz in der Schule gewesen ist, richtet sich nun der Blick im Freistaat auf den Vorschulbereich. Das Thüringer Kultusministerium und die Landesmedienanstalt veranstalten dazu seit Beginn dieses Jahres in Zusammenarbeit mit dem ThILLM die neuentwickelten medienpädagogischen Qualifizierungsseminare für Erzieherinnen und Erzieher. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kindergärten sollen dabei altersgerechte medienpädagogische Methoden kennenlernen, mit denen Vorschulkindern der sinnvolle Umgang mit den Medien vermittelt werden kann. Zur Entwicklung von Medienkompetenz, die jugendlichen Mediennutzern hilft, ihren eigenen Umgang mit Medien kompetent und selbstbewusst zu gestalten, gehört als zweite Seite der Medaille der Kinder- und Jugendmedienschutz. Auch hier hat Thüringen einiges aufzubieten, die dem Bereich Kindermedienschutz zuzurechnen sind, die Geschäftsstelle für Kinder- und Jugendmedienschutz, kurz KJM genannt. Mit sehr viel Hartnäckigkeit ist dem Ministerpräsidenten und mir im Herbst 2007 bei der Ministerpräsidentenkonferenz in Wiesbaden gelun

gen, gegen den Rest der Länder, hier in Erfurt zumindest diese KJM zu halten.

(Beifall CDU)

Dann ist der Erfurter Netcode, der ein gleichnamiges Gütesiegel für vorbildliche Internetseiten für Kinder vergibt, und natürlich auch seit Anfang 2008 die Geschäftsstelle der Bundesinitiative „Ein Netz für Kinder“ in Erfurt angesiedelt. Mit dieser Initiative ist unter der Webadresse „fragFINN.de“ ein sicherer Surfraum für Kinder geschaffen worden, mit dem sich die jungen Internet-User gefahrlos bewegen können, ohne auf gefährliche oder schädliche Inhalte zu stoßen.

Ich bin wiederholt im Bundeskanzleramt vorstellig geworden, nachdem ich Anfang des Jahres 2007 von der Initiative Kenntnis erlangt hatte über eine Fachzeitschrift. Letztendlich konnte ich sie davon überzeugen aufgrund der Potenziale und der Infrastruktur, die ohnehin jetzt schon in Thüringen angesiedelt sind, auch diese Geschäftsstelle hier in Erfurt einzurichten. Ich denke, das ist ein ganz, ganz großer Erfolg.

(Beifall CDU)

Ich freue mich deshalb auch - ich hatte ja gesagt vorhandene Potenziale, vorhandene Infrastruktur -, weil wir mit dem Erfurter Netcode und der KJM schon eine gewisse Basis hatten und vor allen Dingen Anknüpfungspunkte. Ich muss aber auch kein Prophet sein um vorauszusagen, dass diese Thematik in den kommenden Jahren noch erheblich an Bedeutung gewinnen wird.

Meine Damen, meine Herren, dieser Überblick sollte Ihnen deutlich gemacht haben, warum Thüringen zu dem Kindermedienland in Deutschland geworden ist. Jetzt geht es darum, diese Position weiter zu festigen, auszubauen und weiterzuentwickeln.

Mit „F“ wie Fortschreibung ist deshalb der letzte Abschnitt meines Berichts überschrieben. Die Strategie der Landesregierung zum Ausbau und zur Weiterentwicklung des Kindermedienlands Thüringen hat vor allem vier Stoßrichtungen. Erstens wollen wir den Produktionsstandort Thüringen ausbauen, mehr Filme und Serien müssen künftig aus Thüringen kommen. „Schloss Einstein“, die erfolgreiche, weltweit am längsten ausgestrahlte fiktionale Kinderserie, deren ohnehin hervorragende Erfolgsquote sich noch einmal verbessert hat, seit sie aus Erfurt kommt, das war selbst auch mit großen Zweifeln versehen. Wenn ich die Vorurteile noch höre in meinem Ohr, was da gesagt wurde, dann ist das eigentlich schon fast beschämend. Es wurde gesagt, Thüringen hat keine Talente. Über 100 Kinder sind heute Schauspieler bei

der Serie. Thüringer könnten Dialekt haben, das wäre abträglich für eine bundesweite Ausstrahlung. All solche Vorurteile hat man gehört, es ist traurig, aber es hat geklappt. „Schloss Einstein“ ist gekommen, es wird produziert, sehr erfolgreich sogar und die Quote von Berlin-Babelsberg wurde längst überschritten.

(Beifall CDU)

Ich könnte „Dr. Kleist“ nennen aus Eisenach und die Reihe „Krimi.de“ mit den Schauplätzen Erfurt und Jena. Das ist ein guter, aber auch noch ausbaufähiger Beginn. Gerade wurde die Fortsetzung von „Schloss Einstein“ mit der 12. Staffel beschlossen. Mit einem Finanzvolumen von annähernd 7 Mio. € werden 52 neue Folgen in Erfurt gedreht. Mein Ziel ist es aber, noch eine weitere Kinderserie in das Kindermedienzentrum zu holen. Mit dem ZDF habe ich bereits vielversprechende Gespräche geführt. Zurzeit wird an einem Konzept gearbeitet für diese Serie und ich bin optimistisch, dass dieses Projekt noch in diesem Jahr im Kindermedienland Thüringen umgesetzt wird. Wenn das Produktionsbudget des KI.KA noch vergrößert werden sollte, was erfreulicherweise auch gelingen könnte, dann steigen auch die Chancen für weitere Produktionen in Erfurt. Daran arbeite ich intensiv. Die Vorzeichen stehen auch gar nicht schlecht. Man redet von 2 Mio. € mehr für den KI.KA pro Jahr.

Meine Damen, meine Herren, außerdem ist es wichtig, Thüringen noch intensiver als Drehort zu vermarkten. Die zahlreichen kulturhistorischen Städte in unserem Land, mit unseren Dörfern sowie naturnahen Kulturlandschaften bieten sich als Locations geradezu an. Die Dreharbeiten zur Krimikomödie „Unter Strom“ im Jagdschloss Hummelshain oder zu „Werther“ von Uwe Janson am Kickelhahn sind jüngste Beispiele für dieses ausbaufähige Potenzial. Weitere Literaturverfilmungen sind laut Medienberichten bereits geplant. Gefördert werden können solche Filmprojekte vor allem durch die Mitteldeutsche Medienförderung, kurz MDM genannt. Sie stellt jährlich rund 12 Mio. € für die Förderung bereit. Die MDM ist vor genau 10 Jahren von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gegründet worden und hat seither insgesamt 128 Mio. € bewilligt und damit 218 Filme für Kino und Fernsehen gefördert.

Der Medien- und Produktionsstandort Mitteldeutschland ist dadurch spürbar vorangekommen. Insbesondere Thüringen hat davon profitiert, denn die Regionaleffekte in unserem Land verzeichneten in den letzten beiden Jahren die höchsten Zuwächse aller Länder. Ich denke, auch das ist zu einem guten Teil der Spezialisierung auf den Bereich Kinder- und Jugendmedien zu verdanken.

Zweitens hat der Freistaat die Niederlassung von Firmen im Kindermedienbereich gefördert. Dies wird auch weiterhin Teil unserer medienpolitischen Strategie bleiben. Wir versuchen, potenziellen Firmengründern den Weg in die wirtschaftliche Selbständigkeit zu erleichtern und junge Firmen sowie Nachwuchskünstler zu unterstützen. LEG und TAB unterstützen unsere Bemühungen dabei in hervorragender Weise. Am Beispiel des 2007 in Thüringen zugelassenen und ab Sommer dieses Jahres europaweit ausstrahlenden Musikkanals Concert Channel TV war das gut zu erkennen.

Meine Damen, meine Herren, Sie werden sicher erkennen, Thüringen ist ein gutes Pflaster für junge und innovative sowie technisch, aber auch künstlerisch anspruchsvolle Firmen. Medienmacher mit kreativen Ideen finden im Freistaat ein hervorragendes Betätigungsfeld, weil die Rahmenbedingungen stimmen. Wir müssen dafür sorgen, dass es so bleibt und dass es dort, wo es nötig ist, noch besser wird, als es bisher schon war.

Drittens müssen wir für Forschung und Lehre in Thüringen beste Rahmenbedingungen bereitstellen, um die vorhandenen Potenziale optimal nutzen zu können, denn in einem hoch innovativen und kreativ anspruchsvollen Bereich wie der Medienwirtschaft bedeutet Stillstand Rückschritt und den können wir uns nicht leisten, zum einen, weil technisch Rückständige rasch vom Markt verdrängt werden, zum anderen, weil gerade in Branchen, in denen es auf Know-how, Phantasie sowie Geist und Ideenreichtum ankommt, die negativen Auswirkungen eines Fachkräftemangels besonders durchschlagend sind. Deshalb müssen die medienpädagogischen und medienbezogenen Studiengänge der Thüringer Universitäten weiter gestärkt werden. Die Universitäten müssen ihre Studienangebote beständig aktualisieren, damit sie attraktiv und zukunftsorientiert bleiben. Das gilt für die eher technikorientierten Medienstudiengänge an der TU Ilmenau, das gilt aber auch genauso für die mehr auf den künstlerisch-gestalterischen Aspekt ausgerichteten Medienstudiengänge an der Bauhaus-Universität in Weimar oder die Ausbildung im Bereich der Kommunikationswissenschaften an den Universitäten Erfurt und Jena.