Protokoll der Sitzung vom 06.06.2008

Diese Verantwortung, meine Damen und Herren, müssen wir heute wahrnehmen. Da ist es eben ein bisschen schwierig mit der Verantwortungswahrnahme. Wir haben in Thüringen eine sehr, sehr reichhaltige Naturlandschaft, wir haben viele ausgewiesene Schutzgebiete, viele etablierte Schutzgebiete und, ich sage auch mal, wertvolle und gut etablierte Schutzgebiete, aber mit der Verantwortungswahrnahme dafür ist es ein bisschen schwierig. Ich möchte an das Biosphärenreservat Vessertal erinnern, eines der beiden ältesten Biosphärenreservate Deutschlands. Im Moment, wenn ich richtig informiert bin, droht die Aberkennung des Status des Biosphärenreservats der UNESCO, weil wir nicht den Anforderungen an die Biosphärenreservatsinformation entsprechen. Die Informationen über dieses Biosphärenreservat findet man im Moment im Gemeindehaus Frauenwald oben auf dem Dachboden. Das ist ein Zustand, den die UNESCO nicht erträglich findet. Es hat Überlegungen gegeben, wie wir diesen Zustand abändern können, denn eine Biosphärenreservatsinformation ist sehr wichtig, um den Menschen klarzumachen, worum es uns denn in diesem Biosphärenreservat geht.

(Zwischenruf Abg. Tasch, CDU)

Nein, es geht um den Umgang mit Schutzgebieten, Frau Tasch. Es wäre bei dem Besucherstrom, den wir hier haben, sicherlich angemessen, eine ordentliche Information zu haben. Da hat es die vielfältigsten Versuche gegeben, weil das Ministerium finanziell nicht in der Lage war, eine Information selbst zu stemmen. Da hat es private Initiativen gegeben. Die Rennsteigbahn wollte am Bahnhof Rennsteig ein solches Informationszentrum einrichten. Da ist ihnen der Verkehr abbestellt worden, dann waren sie dazu natürlich nicht mehr in der Lage. Wenn wir so auch mit privaten Initiativen umgehen, ist das sehr schwierig. Ich sage Ihnen deutlich, auch was den Hainich angeht, Frau Tasch, vermisse ich immer noch klare Aus

sagen zum Nationalparkhaus. 10 Jahre ist der Nationalpark ausgewiesen und er soll ja Bestandteil dieses Weltnaturerbes werden. Die Frage, wie wir Umweltbildung, wie wir Informationen über den Sinn dieser Schutzgebiete vermitteln in Thüringen, diese Frage ist für mich dabei eine wesentliche. Hier gibt es noch gravierende Mängel, wo wir schon jetzt in der Verantwortung stehen und wo wir schon jetzt anders handeln müssen.

(Beifall DIE LINKE)

Ich hätte mir auch gewünscht, gerade in Vorbereitung solcher Ideen, wie den Hainich mit als Bestandteil des Weltnaturerbes anzumelden, dass wir dort eine bessere personelle Untersetzung hinbekommen.

Wir haben jetzt mit der Auflösung der Staatlichen Umweltämter sehr gute Fachleute, die eigentlich bei den kommunalen Verwaltungen anfangen sollten, die aber von denen nicht genommen wurden. Warum ist es uns trotzdem nicht gelungen, auch einen Biologen in den Hainich zu bekommen? Für wissenschaftliche Arbeit, gerade zur Vorbereitung dieses Projekts, wäre das eine ganz wichtige Sache gewesen. Wir haben das nicht geschafft, lieber schicken wir die Leute in die Landwirtschaftsämter.

(Zwischenruf Dr. Sklenar, Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt: Weil sie alle dorthin wollten, mein Guter!)

Auch hier, sage ich, müssen wir unsere Verantwortung anders wahrnehmen, meine Damen und Herren, das möchte ich als das Hauptcredo zu diesem Antrag hier deutlich machen. Es geht nicht nur darum, Neues zu wollen - das ist richtig und das lässt unsere wunderschöne Naturlandschaft auch zu -, wir müssen uns auch um das schon Bestehende kümmern. Wir stehen in der Verantwortung für unser Naturerbe, unabhängig davon, ob es Bestandteil des Weltnaturerbes ist oder „nur“ unser eigenes. Danke schön.

(Beifall DIE LINKE)

Für die SPD-Fraktion hat sich Frau Abgeordnete Becker zu Wort gemeldet.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, es wird Sie nicht überraschen, auch die SPD-Fraktion unterstützt die Nominierungskampagne des Bundes und der Länder Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, dass deutsche Buchen

wälder als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt werden. Seit einem Jahr läuft dieses Verfahren. Seit 6. März sind wir in der Öffentlichkeitsphase und ich freue mich, dass sich die CDU-Fraktion an die Spitze dieser Kampagne stellt, weil das den Nationalpark Hainich, der jahrelang das ungeliebte Kind der CDULandesregierung war, jetzt nach vorn bringt und hochgehoben wird. Das kann dem Ganzen nur guttun und ich möchte mich da auch ausdrücklich für die Arbeit von Frau Tasch bedanken, die endlich ein Umdenken in der CDU-Fraktion über Jahre erarbeitet hat und es möglich gemacht hat, dass jetzt solche Anträge möglich sind. Noch einmal Respekt dafür, dass Sie endlich dieses Bewusstsein in Ihrer Fraktion geprägt haben und wir dafür eintreten können, unsere Buchenwälder, unseren Nationalpark Hainich voranzubringen. Jede Öffentlichkeitskampagne tut dem Nationalpark gut.

Es wird sicherlich nicht ganz einfach. Ich will jetzt nicht Wasser in den Wein gießen, aber einfach ist die Kampagne nicht. Wir müssen alle Kraft daran setzen und dafür werben. Wir müssen Öffentlichkeit herstellen und wir müssen unsere Inhalte und das, was der Nationalpark bietet, gut vermarkten und in gute Konzepte stecken, um zu erreichen Weltnaturerbe zu werden. Wir haben an den verschiedensten Veranstaltungen teilgenommen und da wurde uns das auch noch einmal bewusst gemacht, dass es ein schwieriger Weg ist. Nichtsdestotrotz kann es auch ein schöner Weg sein. Das, was wir aus Thüringen dann über das Bundesland Thüringen hinaus transportieren und auch in die Bundesrepublik, dieser Aufwand lohnt sich schon, um dieses zu erreichen. Aber es gibt auch ein paar Wermutstropfen für mich, denn es ist ja immer schwierig, es sind die gleichen Themen. Sie bauen ein Informationszentrum, Herr Minister Sklenar, 10 Jahre nachdem der Nationalpark errichtet wurde, gibt es immer noch kein Nationalparkhaus, das ist traurig. Ich glaube, wir haben in der Anfangsphase die Zeit ein bisschen verschlafen als es noch mehr Gelder von der EU für solche Maßnahmen gab und dann war die finanzielle Lage sicherlich schwierig, das gebe ich gern zu. Nur, wenn wir einerseits den Antrag auf ein Weltnaturerbe stellen und andererseits dieser Nationalpark noch kein geeignetes Nationalparkhaus hat und ein wirkliches Informationszentrum - wir haben nur einzelne Anlaufpunkte im Moment, die die Umweltbildung machen - ich glaube, das müssen wir uns auf die Fahnen schreiben und sehen, dass wir dann nicht in Konflikte kommen, dass wir einerseits etwas Gutes wollen und andererseits aber das, was wirklich notwendig ist, nicht schaffen. Ich sehe da große Defizite und würde mir auch ein Umdenken der Landesregierung wünschen, dass wir jetzt sehen, wo wir das Geld herbekommen und die Größe des Nationalparkhauses dem Nationalpark in seinem wirklichen Dasein angepasst wird. Ich sehe das als Schwierigkeit, das Informationszen

trum an der Thiemsburg als dieses vermarkten zu können. Ich glaube, das gibt dieses Informationszentrum nicht her.

Auch über die Mitarbeiter hat Herr Kummer schon gesprochen. Es wird auf jeder Veranstaltung zum Nationalpark, an der wir teilnehmen, ob das „10 Jahre Nationalpark Hainich“ war oder die Veranstaltung auf der Wartburg, immer darauf hingewiesen, dass das Personal sehr, sehr knapp ist und dass wir uns dafür einsetzen sollten, dass der Nationalpark und seine Verwaltung und sein neuer Leiter noch Personal zur Unterstützung der Aufgaben bekommt. Ich glaube, unabhängig davon, was schiefgegangen ist bei der Auflösung der Staatlichen Umweltämter, hier hätten wir vielleicht eine Chance gehabt, Personal umzuschichten und den Nationalpark zu stärken. Es kann doch nicht sein, dass wir einerseits so einen Antrag hier unterstützen, was wir alle positiv finden, was auch wichtig ist in der heutigen Zeit - wir haben ja gerade die Tagung in Bonn erst gehabt zur biologischen Vielfalt -, da ist das ja auch ein Punkt, der dazu beiträgt. Da müssten wir jetzt darüber nachdenken, dass die Hülle Nationalpark doch untersetzt wird und dass wir da auch mit mehr Personal in den Nationalpark gehen und dass der Nationalpark dann die Aufgaben, die sie ja alle gern erfüllen und mit Leib und Seele auch im Nationalpark verwurzelt sind, die Ranger und alle, die da angestellt sind, die erfüllen vieles und kompensieren vieles, weil sie so wenige sind. Aber trotzdem, Herr Minister, wäre es doch schön, wenn wir nachdenken könnten und mal nachlegen könnten und den Nationalpark mit Personal aufstocken könnten. Das wäre ein schöner Ansatz.

(Beifall SPD)

Wenn das im Rahmen der Kampagne jetzt noch passiert, dann haben wir ja auch einen Anlass, das zu unterstützen.

Wie gesagt, die SPD-Fraktion unterstützt den Antrag, hält es für gut, was zur Vermarktung Thüringens beiträgt. Alles, was darauf aufmerksam macht, was wir für wunderbare Landschaften und Naturerbe haben, ist gut und deshalb werden wir diesem Antrag zustimmen. Danke schön.

(Beifall SPD)

Für die CDU-Fraktion hat sich Frau Abgeordnete Tasch zu Wort gemeldet.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Kummer, ich bin ein bisschen enttäuscht,

doch - ja.

(Unruhe DIE LINKE)

Zu unserem Antrag, das Parlament Thüringen sagt Ja zur Kampagne, dass der Nationalpark Hainich Weltnaturerbe werden möchte, haben Sie gar nichts gesagt. Sie haben etwas vom Biosphärenreservat Vessertal erzählt, Sie haben erzählt, wo es überall klemmt, dass wir zwar dafür sind, dass Ihr dann auch dafür seid, aber wir sollten uns auch um das Bestehende kümmern. Wir kümmern uns um das Bestehende, aber das ist jetzt nicht unser Antrag. Unser Antrag lautet: Das Parlament Thüringen, der Landtag Thüringen unterstützt die Kampagne Weltnaturerbe. Auch Frau Becker, ich habe mir schon gedacht, na, wie gehen Sie jetzt mit unserem Antrag um, was werden Sie sagen? Zwei Dinge werden Sie sagen - Personalbedarf und Nationalparkhaus -, davon werde ich nicht sprechen. Ich habe im letzten Jahr, als wir hier über 10 Jahre Nationalpark Hainich gesprochen haben, gesagt und auch schon öfters, ja, das Nationalparkhaus ist wichtig. Es ist das i-Tüpfelchen, das wird jetzt auch kommen, aber das hat ja mit dem Waldnaturerbe, mit Urwäldern nichts zu tun.

Aber jetzt will ich zu unserem Antrag sprechen. Das Übereinkommen zum Schutz des Naturerbes der Welt wurde 1972 von der UNESCO verabschiedet. Seit seinem Inkrafttreten 1975 wurden über 600 Kulturstätten, aber nur 100 Naturstätten weltweit in die Liste der UNESCO aufgenommen. In Deutschland, Sie wissen es, gibt es nur ein Weltnaturerbe, das ist die Grube Messel in Hessen, aber 30 Weltkulturerbestätten. Deutschland hat weltweit eine große Verantwortung für die Buchenwälder, da ja das Verbreitungsgebiet hier in Deutschland liegt. Deshalb wird seit 2004 auf Länderebene diskutiert, ausgewählte Buchenwälder im Rahmen der UNESCO-Welterbekonvention zu melden. Da will ich hier noch mal sagen, Thüringen war von Beginn an in dieser Diskussion Vorreiter und Meinungsführer, dieses wichtige Vorhaben anzugehen. Ich möchte ausdrücklich Minister Dr. Sklenar und seinen Mitarbeitern danken, die den Mut hatten - und, Frau Becker, Sie haben es gesagt, es ist nicht selbstverständlich, und es wird auch nicht einfach sein, weil da andere Kriterien gelten als ob da ein Nationalparkhaus steht oder nicht. Das hat damit weniger zu tun. Ich möchte dem Ministerium, allen voran unserem Minister und seinen engagierten Mitstreitern, die wir ja alle auch kennen, für den Mut danken, die gesagt haben, ja, wir gehen das an. Für mich und für die CDU-Fraktion zeigt das die Ernsthaftigkeit und das Engagement, für das Thüringen steht, was den Bereich des Naturschutzes angeht. Deshalb hat Thüringen auch die Federführung bekommen bei der Antragstellung. Es sind vier Bundesländer involviert, Thüringen hat die Federführung bekommen. Das liegt zum einen

daran, weil wir mit dem Nationalpark Hainich das schönste und wertvollste Gebiet haben, aber auch weil seit 2004 der politische Wille da war, dieses anzugehen, sonst hätten wir die Federführung bei der Antragstellung nicht bekommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, um als Weltnaturerbe anerkannt zu werden, muss ein außergewöhnlicher, universeller Wert belegt sein. Das ist natürlich auf den ersten Blick erst einmal nicht erkennbar, da ja unsere Wälder hier in Mitteleuropa keine Urwälder mehr sind, sondern seit Jahrhunderten genutzt werden. Trotzdem weisen unsere Buchenwälder im globalen Vergleich durchaus einige Alleinstellungsmerkmale auf. Die sind ja wichtig, ich will nur ein paar nennen. Unsere Buchenwälder sind Laubwälder, die von einer Baumart - Herr Kummer hat es bereits gesagt -, der Rotbuche, dominiert werden. Das Verbreitungsgebiet ist auf Europa beschränkt und die Zahl der Tierarten in Buchenwäldern ist mit 7.000 sehr hoch. Zum anderen ist die Geschichte der Buche eng mit der Kulturgeschichte der europäischen Zivilisation verbunden.

Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, ein Erfolg der deutschen Bewerbung ist nicht selbstverständlich, denn jahrhundertelange Siedlungs- und Nutzungsgeschichte hat in Deutschland alle Buchenwälder mehr oder weniger verändert. Deshalb kommt auf die Antragsteller noch viel Arbeit zu, denn der Zeitplan sieht wie folgt aus: Bis 2008 muss ein Nominierungdossier erstellt sein, das dann bis 2009 zur Vorprüfung eingereicht wird, und man rechnet mit einer frühesten Entscheidung zum Jahr 2011. Bis dahin wird auch in vielen öffentlichen Veranstaltungen das Vorhaben präsentiert. Vom 19. bis 30. Mai dieses Jahres fand in Bonn die Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt statt. Thüringen hat sich dort auch präsentiert, hat dieses Vorhaben vorgestellt und es stieß dort auf reges Interesse und unser Stand ist sehr gut besucht worden von allen Fachleuten, die unser Ansinnen sehr unterstützen wollen.

Die Auftaktveranstaltung hier in Thüringen war am 27. Mai auf der Wartburg, da waren auch einige von uns anwesend. Minister Dr. Sklenar hat sie eröffnet - Wartburg, das Weltkulturerbe in unmittelbarer Nachbarschaft zum eventuellen Weltnaturerbe. Prof. Dr. Knapp hat über die Einmaligkeit unserer Buchenwälder, aber auch die Verantwortung Deutschlands für dieses Vorhaben weltweit, einen sehr guten Vortrag gehalten und dafür auch geworben, denn wir haben auch eine Verpflichtung, Wälder aus der Nutzung zu nehmen, und das für nachfolgende Generationen. Man kann nicht nur darauf schauen, dass in Brasilien der Urwald nicht abgeholzt wird und hier in Mitteleuropa, wo viele Menschen wohnen, wo eine andere Entwicklung ist, sich gänzlich von der Ver

antwortung frei machen. Da muss man auch bestimmte Gebiete aus der menschlichen Nutzung herausnehmen, was wir ja auch schon getan haben. Was es letztendlich bedeutet, wenn unsere Bewerbung Erfolg hat, wenn die Anerkennung kommt, das brauche ich im Einzelnen hier niemandem zu erklären. Ich denke, die Dimension ist schon jedem klar, denn das Weltnaturerbe ist das höchste Siegel, was in der Welt überhaupt verliehen wird. Man sieht auch wie die Besucherzahlen bei den Weltkulturstädten steigen, was das für einen Imagegewinn für die Region bedeutet, das ist allen klar. Und deshalb unser Antrag, weil wir dokumentieren wollen: Wir als Parlament stehen dahinter und unterstützen uneingeschränkt die Landesregierung, die ja hier für die Anerkennung deutscher Buchenwälder als Naturerbe tätig geworden ist. Die CDU-Fraktion hat es gesagt, Frau Becker gehört hier zu den Unterstützern und ich werbe darum: Sagen Sie alle Ja zu unserem Antrag, Ja zum Weltkulturerbe Hainich. Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben.

(Beifall CDU, DIE LINKE)

Seitens der Abgeordneten habe ich keine weiteren Redeanmeldungen. Für die Landesregierung Minister Dr. Sklenar, bitte.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordneten, der Nationalpark Hainich mit seinen Buchenwäldern, mit seinem hohen Anteil nutzungsfreier Bereiche entwickelt sich Schritt für Schritt hin zum Urwald in der Mitte Deutschlands. Daraus erwächst uns aber auch eine länderübergreifende Verantwortung, der wir uns stellen müssen. Der Nationalpark Hainich hat mit rund 7.500 ha einen Anteil von knapp einem halben Prozent an der thüringischen Landesfläche. Es sollte gelingen, in diesem Gebiet der Natur tatsächlich Vorrang einzuräumen, um den nationalen und internationalen Schutzkriterien gerecht zu werden.

Seit 2004, das scheinen wahrscheinlich einige zu vergessen, wird auf Länderebene der Vorschlag diskutiert, ausgewählte deutsche Buchenwälder im Rahmen der UNESCO-Welterbekonvention zu melden. Basis dafür war eine Studie des Bundesamts für Naturschutz, die ergab, dass u. a. Buchenwälder für den Naturschutz von besonderer Bedeutung sind. Auf Einladung des BMU fanden 2005 weitere Gespräche zur Nominierung von Buchenwäldern statt, die Anfang 2006 zur Konstituierung einer Lenkungsgruppe „Weltnaturerbe Buchenwälder“ führten. Wenn Sie den Namen ändern wollen, lieber Herr Abgeord

neter Kummer, würde ich Sie bitten, vielleicht einen Antrag über die Bundestagsfraktion an das BMU zu stellen, damit sie etwas abändern. Denn Sie haben ja vollkommen recht, es dreht sich hier hauptsächlich um die Rotbuchenwälder.

Im Mai 2006 wurde dann auf der Insel Vilm ein Expertenworkshop veranstaltet. Durch das Bundesamt für Naturschutz wurde eine zweiteilige Machbarkeitsstudie für eine UNESCO-Welterbenominierung eines ausgewählten deutschen Buchenwaldclusters in Auftrag gegeben, deren Ergebnis im Rahmen der Lenkungsgruppe im Oktober 2006 vorgestellt wurde. Wesentlich war, dass einer Nominierung Aussicht auf Erfolg eingeräumt wird und die Länder einen Antrag erarbeiten wollen. Da die Naturschutzverwaltung und die Landesregierung so schlecht sind, was den Naturschutz betrifft, wurde Thüringen die Federführung für dieses Projekt übertragen.

(Beifall CDU)

„Phantastisch“ kann ich nur sagen, welchen Weitblick andere haben, im Gegensatz zu einigen, die hier sitzen. Die Antragstellung soll folgende fünf Gebiete umfassen:

1. Nationalpark Hainich in Thüringen,

2. Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen,

3. Nationalpark Jasmund in Mecklenburg-Vorpommern,

4. Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern,

5. Totalreservat Grumsiner Forst im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg.

Mit Ausnahme des Totalreservats Grumsiner Forst soll die Nominierung jeweils nur Teilflächen der Schutzgebiete umfassen. Zum 01.02.2007 erfolgte ein Schreiben über die Kultusministerkonferenz an das UNESCO-Welterbezentrum in Paris mit der Bitte, in die bestehende deutsche Vorschlagsliste den Vorschlag „Buchenwälder“ mit aufzunehmen. Das Schreiben an das Welterbezentrum wurde fristgemäß eingereicht, so dass der Vorschlag „deutsche Buchenwälder“ nunmehr Teil der offiziellen deutschen Vorschlagsliste geworden ist. Die Nominierung wird sich gemäß derzeitiger Planung bis 2010 erstrecken und mit einer Bestätigung als Weltnaturerbe kann ab dem Jahre 2011 gerechnet werden. Zurzeit ist eine Öffentlichkeitskampagne in Vorbereitung. Im März dieses Jahres wurde ein entsprechendes Faltblatt vorgestellt, gleichzeitig wurde eine Internetseite www.weltnaturerbe-buchenwälder.de freigeschaltet. Wie bereits erwähnt, fand am 27.05. dieses Jahres auf der Wartburg eine Veranstaltung zu diesem Pro

jekt statt. Sollte die Nominierung erfolgreich sein, - „sollte“ sage ich -, was wegen bestimmter Defizite wie fehlende Urwüchsigkeit aller deutschen Buchenwälder nicht selbstverständlich ist, wäre das ein großer Erfolg für den Naturschutz in Deutschland.

(Beifall CDU)

Zwar sind bereits in Deutschland eine Reihe von Kulturstätten, 31, als Weltkulturerbe anerkannt und Frau Tasch hatte hier schon die „Grube Messel“ als einziges Naturgebiet als Weltnaturerbe genannt. Die Vorschlagsliste, die gegenwärtig in Paris liegt, enthält mit dem Wattenmeer nur ein einziges Naturgebiet. Die Buchenwälder insgesamt würden eine höhere Wertschätzung in der Öffentlichkeit erhalten. Der große Beitrag zum Erhalt unseres Welterbes, den Deutschland im Falle der Buchenwälder zu erbringen hat, wird allein schon durch die angestrebte Nominierung unterstrichen werden. Mit dem frühestens 2011 zu erreichenden Level „Weltnaturerbe“ würden die speziellen Gebiete, aber auch die Buchenwälder insgesamt in der öffentlichen Wahrnehmung nochmals hervorgehoben werden. Thüringen strebt die Nominierung der einmaligen Buchenwälder des Nationalparks Hainich als Weltnaturerbe an. Das Motto der Nationalparkregion „Natur und Kultur in der Mitte Deutschlands“ würde auch die Nähe des künftigen Weltnaturerbes Hainich zum seit 1999 nominierten Weltkulturerbe Wartburg eindrucksvoll bestätigen. Eine erfolgreiche Nominierung wäre außerdem ein weiterer Beleg dafür, dass vor 10 Jahren mit der Ausweisung des Nationalparks Hainich der richtige Weg für die Region eingeschlagen wurde. Ich hoffe, dass die Unterstützung des Thüringer Landtags für die Nominierungskampagne sehr hilfreich ist. Wir sollten alles daransetzen, dass wir das dementsprechend erreichen.

Ich möchte noch auf zwei Dinge eingehen, die Herr Kummer hier kundgetan hat. Was das Vessertal betrifft, Herr Kummer, war nie die Rede davon, dass der Status aberkannt wird. Es ging lediglich darum, dass wir aufgefordert sind, etwas mehr für die Information zu tun. Es hing auch nicht damit zusammen, dass dann der Status aberkannt wird. So schnell geht es nicht. Was das Nationalparkhaus betrifft, meine sehr verehrten Damen und Herren, da scheinen Sie mir alle nicht richtig zugehört zu haben, als ich das dargelegt habe, wie das Nationalparkzentrum an der Thiemsburg aussehen wird. Da sind alle Punkte verankert, die in ein Nationalparkhaus gehören. Wenn natürlich weiter darauf spekuliert wird, dass Weberstedt das große Zentrum des Nationalparks werden soll, da muss ich alle enttäuschen. Ich glaube, davon haben sich auch alle schon verabschiedet, die in der Region tätig sind, denn es gibt eine ganze Reihe von Gesprächen miteinander mit klaren Vorstellungen darüber, was in den einzel

nen Regionen rund um den Nationalpark passieren soll. Da ist nicht mehr davon gesprochen worden - außer der Landrat vom Unstrut-Hainich-Kreis ist nach wie vor darauf eingestellt, in Weberstedt ein Nationalparkhaus zu errichten.

(Zwischenruf Abg. Kretschmer, CDU: Der hat auch so viel Geld.)