Protokoll der Sitzung vom 23.11.2017

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Diesen Untersuchungsausschuss 6/3 haben Sie, liebe CDU-Fraktion, selbst initiiert. Nun sollten Sie sich auch an dessen Regeln halten,

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

und diese besagen, dass sich die Mitglieder und Ersatzmitglieder bis zum Vorliegen eines schriftlichen Berichts über die Ergebnisse der Untersuchung einer öffentlichen Beweiswürdigung zu enthalten haben. Also warten Sie ab, bis die Ergebnisse dieses Untersuchungsausschusses vorliegen, bevor Sie das Verhalten des Ministers Lauinger in dieser Angelegenheit bewerten! Das gebieten nicht nur die Vorgaben des Untersuchungsausschussgesetzes, sondern auch der Respekt vor der Arbeit des Untersuchungsausschusses,

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

in dem Sie selbst an der Aufklärung der von Ihnen thematisierten Fragen mitwirken. Bedauerlich ist, dass Sie sich mit Ihrem Antrag nicht nur durch die versuchte Umgehung des Untersuchungsausschusses, sondern auch durch Missachtung des Justizausschusses über grundlegende parlamentarische Regeln und Gepflogenheiten hinwegsetzen.

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN)

Denn der Justizausschuss ist das zuständige Gremium für die begehrten Berichterstattungen, Aufklärungen und damit einhergehenden Sachdiskussionen. Weshalb Sie keine Sondersitzung des Justizausschusses zur Klärung der im vorliegenden Antrag angesprochenen Fragen beantragt und keine Sachanträge, etwa zum Justizvollzug, gestellt haben, erschließt sich jedenfalls nicht.

(Beifall DIE LINKE)

Damit verdichtet sich allerdings der Eindruck, dass es Ihnen tatsächlich nicht um Sachaufklärung geht, sondern um eine gezielte Kampagne gegen die Person des Ministers Lauinger.

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

(Zwischenruf Abg. Berninger, DIE LINKE: Ganz großes Theater!)

Das empfinde ich als ungehörig und geschmacklos und ich möchte an Sie appellieren, zur Sachlichkeit zurückzukehren.

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Zum Schluss noch ein Satz zum Alternativantrag der AfD – und ich sage wirklich nur einen Satz –: Dieser Antrag ist derart abwegig und unsubstanziiert, dass sich jegliche Kommentierung erübrigt. Danke schön.

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Danke schön, Frau Dr. Martin-Gehl. Als Nächster hat Abgeordneter Scherer für die CDU-Fraktion das Wort.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Rhythmisches Klatschen erhöht übrigens nicht die Richtigkeit der Aussagen.

(Zwischenruf Abg. Dittes, DIE LINKE: Warten wir mal auf das Ende Ihrer Rede!)

Da stellt sich ein Justizminister hin und sagt den Satz: Drogenprobleme gibt es in jeder JVA. Das ist die Reaktion.

(Zwischenruf Abg. König-Preuss, DIE LINKE: Das ist die Realität!)

(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist die Realität!)

Allein dieser Satz reicht schon. Es reicht schon, um ganz deutlich zu machen: Dieser Justizminister hat überhaupt nicht begriffen, was seine Aufgabe als Justizminister ist.

(Beifall CDU)

(Zwischenruf Abg. Dittes, DIE LINKE: Ist es denn die Aufgabe des Ministers, Realitäten zu verweigern?)

Und deshalb, meine Kolleginnen und Kollegen, reicht allein schon das mit diesem Satz zum Ausdruck gebrachte Amtsverständnis, um die Entlassung des Ministers zu verlangen, denn über

(Heiterkeit DIE LINKE)

ja, da können Sie lachen, das ist so – einen Rücktritt brauchen wir hier angesichts des letzten Parteitags der Grünen nicht zu reden. Auch dort

kam die altbekannte grüne Selbstgerechtigkeit zum Ausdruck,

(Beifall CDU, AfD)

die in Verkennung der Realität anderen die Fehler zuschreibt und sich selbst als den – vor allen Dingen – moralisch unangreifbaren Lehrmeister der Nation sieht.

(Beifall CDU, AfD)

Nicht nur, dass der Justizminister auf diesem Parteitag in seiner Rede über Flüchtlinge und über sich selbst geredet hat, anstatt auf die Probleme im Justizvollzug einzugehen, und unsere Vorwürfe als Klamauk hinstellt, sondern da stellt sich der uns allen bekannte Lehrmeister Herr Adams auch noch hin und verkündet: Danke für den Superjob, den du gemacht hast, Dieter.

(Beifall CDU)

Da kann ich nur sagen: Nein danke! Das ist der Gipfel der Realitätsverweigerung und das ist Chorgeist in seinem negativsten Sinne.

(Beifall CDU)

Herr Scherer, erlauben Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Adams?

Das „Freie Wort“ hat gestern unter der …

(Zwischenruf Abg. Adams, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist auch eine Antwort!)

Ja, natürlich, auch eine Antwort. Sie haben nur noch keine Frage gestellt.

(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wie arrogant!)

Nein, Sie nehmen das immer für sich in Anspruch, uns zu sagen, wo es langgeht. Es stimmt schon, was ich gesagt habe.

Das „Freie Wort“ hat gestern unter der Überschrift „Die Fehltritte eines Justizministers“ gleich mehrfaches Versagen aufgelistet. Ich will, weil es ein besonders eklatantes Versagen ist, nur auf den Drogenskandal eingehen und ihn herausgreifen,

(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Von 2012 bis 2015!)

auch wenn die ganz aktuelle Pressemeldung über Schaltkonferenzen von Schwerverbrechern aus der JVA Tonna eine eigene Sondersitzung wert ist. Wenn man sich vor Augen führt, wie der Justizminister das sieht – nicht die Sache als solche, sondern das, was er immer dazu sagt, ist das Schlim

(Abg. Dr. Martin-Gehl)

me. Er hat zu dem Thema „Telefonüberwachung und Kontrolle“ gesagt, wenn eine Resozialisierung angestrebt werde, müssen Außenkontakte erlaubt werden, auch wenn damit Risiken für die Sicherheit der Justizvollzugsanstalten verbunden sind – Punkt. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das kann man gutwillig noch als Sozialromantik bezeichnen. In Wirklichkeit ist auch das Ausdruck eines völligen Unverständnisses, was das Amt eines Justizministers ist.

(Beifall CDU, AfD)

Zurück zum Drogenskandal: Über Jahre hinweg wurden organisiert Drogen im Wert von über 1 Million Euro in die JVA Tonna eingeschmuggelt.

(Zwischenruf Abg. Adams, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Durch wen festgestellt?)