Vielen Dank, Frau Pfefferlein. Als Nächster hat sich Abgeordneter Zippel für die CDU-Fraktion zu Wort gemeldet.
Sehr geehrter Herr Präsident Carius, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, sehr geehrte Besucher auf der Tribüne und am Livestream, das Thema ist aktuell – nicht zuletzt durch den „Tag der Zahngesundheit“. Ich will eine Aussage voranstellen, die die Landeszahnärztekammer getroffen hat, um die Bedeutung noch mal hervorzuheben. Es steht fest, dass nur jeder zweite ABCSchütze im Freistaat ein naturgesundes Gebiss besitzt. Das heißt: Unsere Sechsjährigen, die in die Schule kommen, haben heutzutage nur noch zu 50 Prozent ein naturgesundes Gebiss – eine Entwicklung, die sicherlich besorgniserregend ist und auf die ich im Einzelnen kurz eingehen möchte. Hier möchte ich einen Schwerpunkt setzen, wobei auch andere Dinge hier natürlich ihre Berechtigung haben, aber ich denke, insbesondere die Problematik bei den Kindern ist das Entscheidende. So sind die Zahnprobleme der Schulanfänger schon im Kleinkindalter ein Problem. Das baut sich kontinuierlich auf. 88 Prozent der zwei- bis dreijährigen Kinder in Thüringen besitzen naturgesunde Gebisse, bei den Vierjährigen sinkt ihr Anteil auf 70 Prozent, bei den Fünfjährigen auf 60 Prozent und bei den Sechsjährigen auf nur noch 51 Prozent. Hier muss man eines zusammenfassen: Milchzahnkaries ist und bleibt Folge falscher Ernährung mit zu viel Zucker. Das kam im Beitrag der Kollegin Pfefferlein etwas zu kurz, dass wir insbesondere auf die gesunde Ernährung zu achten haben.
Besonders kritisch sehen Zahnärzte das Dauernuckeln von süßen Brausen und Tees aus Saugerund Sportlerflaschen. 2014 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO einen neuen Leitlinienentwurf herausgegeben, der die bisherigen Richtwerte des Zuckerkonsums halbiert. Die neue Empfehlung lautet: Über Zucker aufgenommene Energie künftig bei unter 5 Prozent der täglichen Energiezufuhr zu halten. Um das mal zu relativieren oder damit Sie verstehen, von welcher Größenordnung wir sprechen: Eine Dose Limonade überschreitet diese Menge bereits und bei Kindern ist dieser Richtwert entsprechend niedriger anzusetzen. Eine Dose Limonade – überlegen Sie mal, in welchen Größenordnungen man selber da schon zu viel Zucker konsumiert. Das ist der entscheidende Punkt für die Kariesvorbeugung, aber auch für Diabetes und andere Volkskrankheiten spielt dieser Punkt eine große Rolle. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung betont, falsche Ernährung ist eine der Hauptursachen, wenn nicht sogar die Hauptursache für
Karies. Zucker und Kohlenhydrate sind die Problemfälle, die die Zähne angreifen. Die Techniker Krankenkasse betont auch hier, dass Limonade, Cola und süßer Tee besonders heimtückisch sind. Überlegen Sie mal selber, wie oft man Kinder erlebt, die von ihren Eltern mit diesen Dingen einfach unbedacht versorgt werden. Deswegen sieht die CDU-Fraktion insbesondere die Eltern in der Verantwortung.
Wir dürfen nicht dahin kommen zu sagen, dass die Verantwortung jetzt immer wieder auf die Kindertageseinrichtung abgeschoben wird und auf irgendwelche anderen staatlichen Institutionen. Die Verantwortlichen, die für die Zahngesundheit der Kinder zu sorgen haben, sind primär die Eltern.
Auch das Beibringen des richtigen Zähneputzens ist selbstverständlich Verantwortung der Eltern. Alles andere ist absurd – wenn Sie sagen, denen muss woanders das Zähneputzen beigebracht werden. Das richtige Zähneputzen habe ich, haben alle Kinder bisher immer noch zu Hause gelernt und so sollte es auch zukünftig bleiben.
Ich will an der Stelle noch auf zwei Dinge abheben: Das eine ist, dass der öffentliche Gesundheitsdienst eine wichtige Rolle bei der Zahngesundheit spielt. Wir hatten im letzten Plenum den Punkt „Öffentlicher Gesundheitsdienst“. Ich will an der Stelle noch einmal betonen und klarstellen, wie wichtig dieser Antrag ist, den wir aktuell im Sozial- und Gesundheitsausschuss dazu beraten. Auch hier hat die CDU-Fraktion schon das richtige Gefühl gehabt, wie bedeutsam dieses Thema ist. Bei der Zahngesundheit – und Sie beweisen es in dieser Aktuellen Stunde selbst – ist der Antrag der CDU auch entsprechend zu berücksichtigen und wertvoll.
Eine Sache, die mir hier etwas zu kurz kommt, ist der Punkt, dass schlechte Zahngesundheit nicht nur ein Thüringer Problem ist. Wir reden zwar jetzt im Thüringer Landtag darüber, aber bitte bedenken Sie, dass es ein bundesweites Phänomen ist. Ich weiß, dass mal wieder diskutiert wird, dass Thüringen schlecht in der Statistik ist, aber wir haben bundesweite Tendenzen und deswegen bitte ich, bei der gesamten Debatte und bei allen Statements, die jetzt vielleicht noch kommen werden, nicht nur auf Thüringen zu schauen, sondern den Blick über den Tellerrand zu wagen. Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Kollege Zippel. Das Wort hat nun Abgeordneter Kubitzki für die Fraktion Die Linke.
Herr Präsident, meine Damen und Herren, nach der Rede von Herrn Zippel habe ich jetzt ein richtig schlechtes Gewissen.
Ja, Selbstkritik. Ich will darauf zurückkommen, warum: Als ich das Thema gelesen habe, fiel mir ein schönes Erlebnis aus diesem Jahr ein: Urlaub mit Enkelin, es war sehr schön und abends war es Tradition, Opa musste eine Geschichte vorlesen. Da kam mir so ein kleines Heft, ein schönes kleines Büchlein in die Hände mit dem Titel „Der Dschungelzahnarzt“. Der Dschungelzahnarzt war ein Tiger, der durch den Dschungel gezogen ist und die Tiere kontrolliert hat, wie sie die Zähne putzen. Alle waren in Ordnung, außer der Affe. Der Affe hat immer hektisch gelebt, wenig Zeit zum Zähneputzen gehabt – wie mancher Politiker so hektisch lebt, ganz schlecht. Fazit des Buches war: Tiere 3 Minuten Zähneputzen und es wurde die Sanduhr erfunden. Das war das Fazit des Buchs.
Mal wieder von dem Lustigen zurück. Es ist richtig, Umgang mit Zahnpflege beginnt im Kindesalter, wie ich das den Kindern beibringe. Ich gebe Ihnen recht, Herr Zippel, Hauptverantwortung tragen die Eltern und das ist so, aber
es muss auch den Eltern immer bewusst gemacht werden. Deshalb ist das, was wir hier vorschlagen und anstreben, Kinder-Eltern-Zentren, sehr wichtig, damit wir Eltern dieses Bewusstsein einschärfen,
Wo ich das schlechte Gewissen habe, Herr Zippel: Wie oft hat sie gesagt: „Opa, ich möchte jetzt ein Eis haben.“, und der Opa hat es gemacht. Ich muss mir jetzt wirklich überlegen, ob ich das mache. Das ist so. Aber ich will sagen: Eltern – auch Opas – tragen die Verantwortung dafür, aber sie müssen dazu befähigt werden und das, was ihnen zu Hause beigebracht wird, muss natürlich auch in den Kitas verfestigt werden. Deshalb finde ich es schade, dass in der letzten Legislatur aus dem Bildungsplan für die Kitas das Zähneputzen oder die Lehrvorführung Zähneputzen rausgenommen wurde.
Aber ich glaube, Herr Fiedler, da will ich mal in Richtung Bildungsministerium gucken, das wäre eine Aufgabe, dass wir das wieder mit in den Bil
dungsplan aufnehmen. Viel Hoffnung habe ich auch insgesamt mit der Umsetzung des Präventionsgesetzes. Ich glaube, auch das Präventionsgesetz in seiner Umsetzung gibt uns Möglichkeiten, dass wir mehr in Richtung Zahnpflege, Erziehung zur gesunden Zahnpflege vornehmen können.
Jetzt möchte ich noch kurz auf ein Thema hinweisen – vieles ist schon gesagt worden –, das hat in der letzten Legislatur auch eine Rolle gespielt. Das ist die Zahnbehandlung, -betreuung und -pflege besonders bei Menschen mit Behinderung. Hier haben wir ein großes Problem. Das große Problem aus Sicht der Zahnärzte ist, dass die Behandlung viel mehr Zeit kostet, viel intensiver ist, in viel kürzeren Intervallen stattfinden muss, weil diese Menschen oft Angst haben und diese Behandlung oft auch unter Narkose stattfinden muss, um die Behandlung durchzuführen. Das bedeutet aber, dass dieser Mehraufwand, den die Zahnärzte haben, auch vergütet werden muss. Das heißt also, hier möchte ich vor allem auch die Kostenträger, sprich die Krankenkassen, auffordern, mehr für die Vergütung solcher Leistungen durch die Zahnärzte zu tun, denn hier haben wir noch viele Reserven und es tut not, dass dort mehr getan wird als bisher. Es wurde schon viel gesagt – und jetzt will ich abschließen – zur gesunden Ernährung, jawohl, auch die Zähne haben etwas mit gesunder Ernährung zu tun, trotzdem werde ich ab und zu mal ein Bonbon verteilen. Ich sage aber auch, unser Gebiss ist ein Allesfressergebiss und zur gesunden Ernährung gehört sowohl Gemüse, aber nicht nur Gemüse, sondern auch Fleisch.
Sehr schön gesagt, Herr Kubitzki. Wenn Sie mit dem Bonbonverteilen hier oben im Präsidium mal anfangen würden, wäre das ein guter Beitrag für die Debatte. Und jetzt hören wir aus berufenem Munde den Beitrag von Frau Herold für die AfDFraktion.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Besucher auf der Tribüne, ich freue mich, heute zu diesem Thema hier sprechen zu dürfen. Vorab an den Herrn Kubitzki ein kleiner Hinweis: Das Buch „Der Dschungelzahnarzt“ ist weder gendergerecht noch zeitgemäß. Die Mehrzahl der Zahnmedizinstudierenden in Thüringen und Deutschland ist mittlerweile weiblich.
Zahnvorsorge für alle zu gewährleisten, ist ein erstrebenswertes und gesundheitspolitisch sehr erwünschtes Ziel. Trotz umfangreicher Bemühungen der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in den letzten Jahrzehnten musste die „Thüringer Allgemeine“ am vergangenen Wochenende vermelden, dass 15 Prozent der in Deutschland untersuchten Kinder unter drei Jahren bereits an Karies leiden. Dabei ist besonders alarmierend, dass die sogenannte frühkindliche Karies anteilmäßig zunimmt, während die Inzidenz in der Gesamtbevölkerung eher abnimmt. Außerdem ist es bedenklich, dass bei den unter Dreijährigen nur etwa ein Drittel der Kinder zu den Früherkennungsuntersuchungen in den Zahnarztpraxen erscheint. Diese Früherkennungsuntersuchungen werden übrigens von den Kassen besonders honoriert. Das bedeutet, dass sich vermutlich viele Eltern auf die Früherkennungsuntersuchung des ÖGD in den Kindertagesstätten verlassen. Die kleine Gruppe von Kindern, die erst spät oder gar keine Kindertagesstätte besuchen, bekommen dann aber weder Früherkennung noch Gruppenprophylaxe. Hier sind wieder besonders die Kinder aus sozialen Risikogruppen gefährdet, da die Epidemiologie mittlerweile genau erfasst hat, in welchen sozialen Gruppen die Karies am häufigsten vorkommt. Die Kindertagesstätten hatten in den letzten Jahrzehnten – unterstützt durch ein engmaschiges Netz aus Untersuchung und Gruppenprophylaxe, organisiert und durchgeführt vom ÖGD und den Landesarbeitsgemeinschaften für Kinder- und Jugendzahnpflege – sehr gute Arbeit geleistet. Mittlerweile ist aber ein besorgniserregender Trend erkennbar. Nach Berichten der TA haben in den letzten Jahren vermehrt Kindertagesstätten das gemeinsame Zähneputzen tagsüber eingestellt. Begründet wird es hier und da mit dem „Thüringer Bildungsplan für Kinder bis 10 Jahre“, in dem das Zähneputzen im Zusammenhang mit dem Baden nur noch in einem Nebensatz erwähnt wird. Oftmals gibt es auch zu wenig Erzieherinnen, die mit den allerkleinsten Kindern mit manueller Unterstützung putzen, vor allem in den gemischten Gruppen mit dem Alter ab zwei, wo die Kinder die manuelle Fähigkeit einfach noch nicht haben, selbstständig zu putzen.
Einige Kindergärten praktizieren auch eine sogenannte offene Arbeit, wobei sich das Putzen in Gruppen scheinbar nicht mehr systematisch in den Tagesablauf integrieren lässt. An dieser Stelle fordern wir als AfD-Fraktion, den Bildungsplan der Kindertagesstätten für Thüringen unbedingt dahin gehend zu ändern, dass einmal täglich das gemeinschaftliche Zähneputzen als Pflichtaufgabe des Kindergartens festgeschrieben wird. Es geht dabei um die frühzeitige Verankerung und Festigung der Zahnpflege im Bewusstsein der Kinder als Bestand
teil des täglichen Pflegerituals, vor allem auch vor dem Hintergrund der fortschreitenden Verstaatlichung der Kindererziehung.
Die Gruppenprophylaxe bei den Landesarbeitsgemeinschaften wird von den gesetzlichen Kassen finanziell gefördert. Für Kinder unter zwei Jahren gibt es 55 Cent pro Kind und Jahr, in der Gruppe der Zwei- bis Siebenjährigen 1,80 Euro, für Schulkinder im Alter bis zu zwölf 1,20 Euro pro Jahr. Diese Summen stehen für Prophylaxe in Kindergärten und Schulen zur Verfügung. Wie mir aus Kollegenkreisen berichtet wurde, was ich natürlich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, haben Kinder mit Migrationshintergrund oft ein sehr beträchtlich erhöhtes Kariesaufkommen, da mangelhafte Ernährung, soziale Unsicherheit und Stress bis hin zum Erleben von Kriegs- und Bürgerkriegshandlungen nachgewiesenermaßen das Risiko für Erkrankungen des Mundraums beträchtlich erhöhen. Wir sollten hier mit einem steigenden Finanzbedarf rechnen. Wegen der allgemeinen Zunahme der frühkindlichen Karies und des zusätzlichen Zuzugs bislang unversorgter Kinder müssen wir in der derzeitigen Situation realistischerweise mit einem steigenden Finanzbedarf rechnen.
Auch während der ersten Schuljahre werden die Kinder gruppenprophylaktisch betreut und vom ÖGD untersucht. Auch hier müssen wir wieder die Kinder der Zuwanderer, Flüchtlinge und Asylbewerber zusätzlich in den Blick nehmen. Nach dem dritten Monat im Asylverfahren sind die Kinder in der entsprechenden Altersgruppe in Deutschland schulpflichtig. Laut Asylbewerberleistungsgesetz hätten diese Kinder allerdings keinen Anspruch auf Zugang zu jeder Art von Prophylaxe. Soweit mir bekannt geworden ist, wurde dieser Mangel bisher von verantwortungsbewussten Kollegen stillschweigend ausgeglichen, indem in Kindergärten und Schulen einfach alle vorhandenen Kinder zahnmedizinisch prophylaktisch versorgt wurden. Bei steigenden Kinderzahlen aus dieser Bevölkerungsgruppe muss das aber zwangsläufig dazu führen, dass die zur Verfügung gestellten Gelder nicht mehr reichen. Daher fordere ich die Landesregierung auf, den Landeszuschuss für die Jugendzahnpflege in den kommenden beiden Haushaltsjahren auf mindestens 100.000 Euro zu erhöhen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
debeitrag wollte ich nur feststellen, dass das Thema „Zahngesundheit“ aus Sicht der SPD-Fraktion sowohl für Frauen als auch für Männer und für Kinder ein ganz wichtiges Thema ist.
Was die davor gehaltenen Redebeiträge angeht, kann ich mich im Prinzip nur anschließen, aber ich sage Ihnen auch ganz deutlich, dass ich über manche Selbstverständlichkeiten nicht reden mag.