Wandern heißt nicht nur zusammenkommen, Wandern heißt auch zu sich kommen, aufzutauchen aus einem oft stressigen Alltag, Zeit füreinander zu haben, Zeit für Gespräche im Rhythmus der Schritte zu haben, aber auch abseits der Hektik. Das nennt man neudeutsch „Entschleunigung“ und das muss man auch weiter fördern.
Gerade für Kinder und Jugendliche, die heutzutage die Zeit eher am Computer verbringen und ihren Bewegungsraum kaum noch ausleben oder ausleben können, ist Wandern besonders wichtig. In diesem Sinne sollte sich die Konzeption auch damit beschäftigen, wie wir gerade für Kinder und für Jugendliche noch mehr Familienurlaub in Sachen Wandern anbieten können.
Für den Tourismus in Thüringen wird Wandern im kommenden Jahr eines der zentralen Themen sein. Umso wichtiger ist es, dass sich der Freistaat auf zwei wichtige Ereignisse gut vorbereitet. Mit dem 117. Deutschen Wandertag in Eisenach und der Wartburgregion vom 26. bis 31. Juli 2017 werden sich die Augen der Tourismuswirtschaft und Wanderer aus der ganzen Welt auf Thüringen richten. In Verbindung mit dem Lutherjahr 2017 und dem Lutherwanderweg und einer großen Anzahl an Pilgern muss sich die touristische Infrastruktur in Thüringen von seiner besten Seite zeigen. Da haben wir, denke ich, doch ein bisschen was zu tun.
Hier unterstütze ich die Forderung nach einem Wanderwegekonzept, das sich allerdings ganzheitlich in die zu überarbeitende Landestourismuskonzeption, die wir ja auch dieses Jahr fortschreiben müssen, einfügen muss. Bei der Vielzahl an Wegen, die es im Freistaat aktuell noch gibt, und der zunehmenden prekären finanziellen Situation der Kommunen im Freistaat muss das Motto für die Zukunft wohl allerdings heißen: „Weniger ist mehr“. Deshalb ist eine zusätzliche Belastung der Kommu
nen im Hinblick auf den Ausbau der Wanderwege nicht hinnehmbar. Das ist eigentlich auch einer der wenigen Kritikpunkte, den man an den Antrag stellen muss, nämlich dass Sie gerade Kommunen bei der Erschließung von Finanzierungsquellen mehr in den Blick nehmen müssen. Bei Kommunen ist allerdings der Tourismus keine Pflichtaufgabe und das, obwohl gerade im Thüringer Wald viele Gemeinden aus dem Tourismus eine ihrer Haupteinnahmequellen ziehen. Insbesondere bei angespannten kommunalen Haushalten fallen dann schnell neue Wanderwegbeschilderungen oder Infrastruktur den Sparzwängen zum Opfer und dies geht dann dummerweise zulasten der Qualität, die wir ja eigentlich ausbauen wollen.
Noch dazu – das hatte Herr Staatssekretär, glaube ich, auch angesprochen – ist der Altersdurchschnitt der Wegewarte in Thüringen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und der Nachwuchs in diesem Bereich ist selten in Sicht. Das sind natürlich schwere Voraussetzungen, wenn man viele tausend Kilometer Wege weiter vorhalten und pflegen will. Deshalb ist es nur realistisch, wenn in einem Wanderwegekonzept des Landes eine Priorisierung von Wegen vorgenommen wird, bei denen allerdings das Land dann auch eine finanzielle Verantwortung übernehmen muss, um die Qualität der Wege zu sichern, die wir nach außen dann stark vermarkten können.
Begrüßenswert ist unserer Ansicht nach eine bessere Vernetzung der touristischen Themengebiete. Kultur und Kulinarik sind im Antrag schon angesprochen, aber im Jahr der nationalen Kulturlandschaften sollten wir darüber hinaus auch den Aspekt von Waldwellness nicht vergessen – „Entschleunigung“ habe ich eben schon genannt. Das ist ein wichtiger Entspannungsfaktor, gerade in einer hektischen Zeit, der für viele Urlauber immer wichtiger wird.
Ich habe auch schon die Wanderinfrastruktur angesprochen. Neben einem teilweisen Mangel an guter Beschilderung fehlt uns oft auch eine gastronomische Infrastruktur an den Wanderstrecken. Gerade für Fernwanderwege macht dies aber einen deutlichen Reiz aus. Insbesondere Übernachtungsmöglichkeiten an Fernwanderwegen sind ein wichtiges Kriterium, gerade für Wanderer die Tagesetappen gehen wollen. Natürlich hat das Land hier nur begrenzt Einfluss, aber ich denke, bei der Erstellung einer solchen Konzeption sollte man dringend auch DEHOGA und IHK an den Tisch holen und sich die Kompetenz mit ins Programm holen.
Ein weiterer Punkt in der Infrastruktur sind behindertenfreundliche Wanderwege. Hier haben wir in unserem Änderungsantrag noch eine Ergänzung gemacht. Bisher ist dieses Netz noch recht dünn, aber die Teilhabe von behinderten Menschen am Schatz der Natur erscheint uns absolut wichtig und
hier erwarten wir Aussagen in der Konzeption. Da gibt es auch gute Beispiele: Zum Beispiel hat in Südtirol der dortige Tourismusverband barrierefreie Naturerlebnisangebote geschaffen, die ganzheitlich vom Wanderweg über sanitäre Einrichtungen bis hin zur Gastronomie behindertenfreundlich sind und auch dieser Gruppe an gehandicapten Wanderern die Möglichkeit geben, ohne natürliche oder künstliche Hindernisse Teil der Naturlandschaft sein zu können.
Von entscheidender Bedeutung ist für uns außerdem, dass bei der Erstellung einer wichtigen Wanderwegekonzeption auch die vielen tausend Ehrenamtlichen, die in unglaublich vielen aktiven Wandervereinen und Verbänden organisiert sind, nicht vergessen werden. Kaum jemand kennt unsere Wege und Pfade besser als diese engagierten Wanderfreunde und diesen Schatz an Erfahrung sollten wir nicht ungenutzt lassen und sollten dies auch mit einfließen lassen. Auch das hat uns zu einem Änderungsantrag für diese Ergänzung bewegt.
Deshalb werbe ich für die Übernahme dieser Vorschläge in Ihren Antrag und bin mir sicher, wir können gemeinsam den Wandertourismus in Thüringen voranbringen und alle wichtigen Akteure mitnehmen und können damit auch das Wanderjahr 2017 zu einem großem Erfolg für Thüringen machen, was nachhaltig wirkt, was uns den zehn Millionen Übernachtungen näher bringt und was Thüringen in einem guten Licht nach außen dastehen lassen wird.
Unter Berücksichtigung dieser Änderungen in unserem Antrag möchten wir Ihrem Antrag zustimmen, vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter. Als Nächster hat das Wort Herr Abgeordneter Wanderfreund Korschewsky.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich, dass wir am heutigen Tage wieder einmal – ich habe es in einer meiner letzten Reden hier gesagt – zum wichtigen Thema Tourismus für Thüringen tatsächlich auch wieder eine Debatte führen und einen Antrag der Koalitionsfraktionen bereden, der mit dazu dienen soll, Thüringen attraktiver zu machen, attraktiver für Touristinnen und Touristen aus dem In- und Ausland. Ich glaube, das ist eines der wichtigsten Dinge, die wir hiermit anstreben.
acht Thüringer Wandervereine, die unter dem Dach des Thüringer Wanderverbands in Thüringen organisiert sind. Ohne sie wäre es schon in der Vergangenheit kaum möglich gewesen, die vorhandenen Wanderwege – ich komme dann noch im Einzelnen darauf – entsprechend zu pflegen, zu beschildern und den Wanderern die Möglichkeiten zu geben, sich auch ausruhen zu können, nämlich hier vor allen Dingen auch Möglichkeiten des Unterstands usw. zu etablieren. Ich glaube, die Thüringer Wandervereine werden heute mit großer Aufmerksamkeit verfolgen, wie wir uns hier zum Thema „Wandern“ in Thüringen positionieren.
Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, zu Beginn einige wenige Worte zum Thema „Wandertourismus“ in Gänze sagen. Im September wurden in einer Sonderauswertung der Tourismusnachfrage zum Auftakt des Workshops zur Landestourismuskonzeption 2025 Ergebnisse gezeigt, die deutlich machen, welche Bedeutung das Wandern für Thüringen hat. Die Säule „Natur und Aktiv“, auf die schon eingegangen wurde, umfasst immerhin 68 Prozent der Reisenden, die nach Thüringen kommen, und diese Säule „Natur und Aktiv“ ist fast genauso attraktiv wie die Säule „Kultur und Städte“, die mit 71 Prozent hier veranschlagt ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch hieran wird schon deutlich, dass es in Thüringen eine sehr enge Verzahnung zwischen Kultur und Natur gibt,
und dass dies zwei Dinge sind, für die Touristinnen und Touristen tatsächlich nach Thüringen kommen, um hier diesen Genuss auch wahrnehmen zu können.
Bei den 68 Prozent der genannten Naturaktivitäten der potenziellen Gäste liegt Wandern uneingeschränkt mit 36 Prozent an erster Stelle. Also 36 Prozent der Gäste, die sich in den Fragen Naturaktivitäten hier in Thüringen bewegen, folgen den Wanderwegen in Thüringen. Im Vergleich dazu: Radfahren mit 5 Prozent und – man höre und staune – der Wintersport mit 4 Prozent. Daran wird noch einmal deutlich, dass Thüringen ein Ganzjahresangebot sowohl im Winterwandern als auch im Sommerwandern vorhalten muss, um die touristischen Aktivitäten weiter erhöhen zu können, meine Damen und Herren.
Schon aus diesen wenigen Zahlen wird deutlich, dass der Aktivtourismus in Thüringen mit dem Wandersport steht und fällt. Es wird ebenfalls deutlich, dass wir hier einen Zugang haben, und zwar einen großen Zugang, um Menschen nach Thüringen zu locken, zu bringen, zu begeistern. Dafür ist es aber aus unserer Sicht dringend notwendig, dass wir neben einer guten Werbestrategie auch die Menschen mit unseren Angeboten hier vor Ort begeistern kön
nen – es wurde schon kurz darauf eingegangen. Gut informiertes, gern auch mehrsprachiges Personal und hohe qualitative Standards bei der Beschilderung und Wegeführung, aber auch Hotels und andere Übernachtungsmöglichkeiten und gastronomische Einrichtungen sind heute aus unserer Sicht eine dringende und große Voraussetzung dafür, dass Menschen wiederkommen und nicht nur einmal in unser Land kommen. Ich glaube, wenn es uns gelingt, dieses weiter zu fördern, dieses zu erhöhen, dann leisten die Wanderinnen und Wanderer einen durchaus großen Teil der Vermarktung für den Freistaat Thüringen. Der Freistaat Thüringen wird darüber hinaus natürlich bekannter werden, nicht nur mit den Wanderwegen. Wanderer sind bekanntlich Menschen, die sich auch längere Zeit in einem Land aufhalten und nicht nur für einen Tag kommen, sondern auch die anderen Dinge, die kulturellen Dinge, nutzen werden. Sie werden aber auch die guten Möglichkeiten in Thüringen sehen, unter anderem auch für eine Ansiedlung als Familie, aber möglicherweise auch mit Firmen.
Lassen Sie mich zu einigen Vorteilen und Herausforderungen für das Wanderland Thüringen kommen. Zuerst zu den Vorteilen: Was haben wir zu bieten? Wir haben wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaften. Wir haben wunderschöne kulturelle Dinge in Thüringen. Wir haben Traditionsrouten, wir haben den Rennsteig und wir haben neu entwickelte Themenpfade wie den Lutherweg, der hier auch schon angesprochen wurde. Wir haben einen hohen Zertifizierungsgrad von Strecken in ganz Thüringen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich an dieser Stelle einen kurzen Ausflug machen, weil ich glaube, das macht deutlich, welche Bedeutung Thüringen auch im Deutschen Wanderverband hat: Der Deutsche Wanderverband hat erneut die Zertifizierung der Wanderwege, der „Qualitätswege Wanderbares Deutschland“ vorgenommen. Unter den 29 frisch zertifizierten Wanderwegen sind auch fünf Wanderwege in Thüringen. Der hier schon angesprochene Wanderweg Hühnenteich im Nationalpark Hainich erhielt zum ersten Mal die Auszeichnung. Während der Panoramaweg Schwarzatal und der Thüringer Drei-Türme-Weg zum dritten Mal nachzertifiziert wurden. Zum vierten Mal dürfen sich der Talsperrenweg Zeulenroda und der Gipfelwanderweg Suhl über die Zertifizierung zum „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ freuen.
Den fünf Wanderwegen wird mit dem Zertifikat die Erfüllung bestimmter Qualitätskriterien bestätigt. Alle Wege sind nachhaltig angelegt und damit weitgehend naturbelassen. Sie sind außerdem landschaftlich und kulturell abwechslungsreich und bieten eine lückenlose Markierung. Die Zertifizierung wurde am 16. Januar 2016 auf der Outdoormesse „Fahrrad- & ErlebnisReisen mit Wandern“ im Rahmen der CMT in Stuttgart vorgestellt. Die CMT – das ist
schon von hoher Bedeutung – ist die weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit. Wir können stolz darauf sein, dass auch Thüringer Wanderwege unter den zertifizierten Wanderwegen in ganz Deutschland sind.
Mit der Neuzertifizierung des Wanderwegs Hühnenteich verfügt Thüringen nun über 23 Prädikatswanderwege. Einen guten Überblick über die zertifizierten Wanderwege in Thüringen und auch Inspirationen für einheimische Wanderer und Gäste bietet aus unserer Sicht auch die neuaufgelegte Karte „Wanderland Thüringen“ der Thüringer Tourismus GmbH. In einem kurzen Informationstext werden die Wanderwege mit ihren Highlights beschrieben. Es gibt dazu Angaben zur Länge, zum Schwierigkeitsgrad, zur Wegezeit, Start- und Zielpunkte – also ein umfangreiches Angebot, wo sich die Interessierten auch informieren können. Das muss aus unserer Sicht Standard werden, nicht nur für die zertifizierten Wanderwege, sondern für die Wanderwege, die wir in ein Wanderkonzept aufnehmen und die in einem zu erstellenden Masterplan Wanderwegenetz auch ihren Stand haben werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, zu einigen Herausforderungen: Ich habe eben schon davon gesprochen, welche Möglichkeiten bzw. Herausforderungen vorhanden sind, zertifizierter Wanderweg zu sein. Oftmals ist es im Moment so, dass wir tatsächlich eine mangelnde Modernität zu beklagen haben. Wir haben Wanderwege – ich kann es selber als Präsident eines der Thüringer Wandervereine, des Thüringer Gebirgs- und Wandervereins, sagen: Wir sind verantwortlich als Verein für den Thüringenweg, der mit 480 Kilometern von Altenburg bis nach Creuzburg bei Eisenach führt. Diese 480 Kilometer sind aber leider nicht mehr durchgängig bewanderbar. Das hat unterschiedliche Gründe. Das hat Gründe, dass der Verein nicht in der Lage ist, das allein zu bewältigen. Das hat aber auch Gründe, dass die entsprechenden Kommunen bzw. Kreise nicht mehr in der Lage sind, die finanziellen Mittel oder auch die Manpower durch Wegewarte aufzubringen, um diesen Wanderweg entsprechend in Schuss zu halten. Wir müssen also dringend etwas tun, um Beschilderung und Qualität auch weiter zu erhöhen.
Eine zweite Herausforderung ist mangelnde Unterwegsvernetzung mit zeitgenössischen Informationsquellen. Die Digitalisierung des Lutherwegs, die vom Ministerium bewilligt wurde, ist hier die löbliche Ausnahme – dafür möchte ich mich auch beim Wirtschaftsministerium bedanken – und eine hervorragende Möglichkeit, glaube ich, zu zeigen, dass wir damit eine Verbindung zwischen dem Wanderweg und der Kultur schaffen, die an den entsprechenden Stellen dieses Wanderwegs liegt und dem Wanderer deutlich macht, hier auch entsprechende
Abstecher machen zu können, um nicht nur die Natur zu genießen, sondern auch die kulturellen Möglichkeiten. Hier muss es eine Digitalisierung weiterer Wanderwege geben. Ich hoffe, dass wir dazu auch im Rahmen dieses Wanderkonzepts kommen.
Die dritte Herausforderung, die wir haben: Wir haben aus unserer Sicht, aus meiner Sicht heraus in letzter Zeit neuen Trends wie dem Gesundheitswandern oder Wellnessangeboten oder den neuen Trends – das wurde von meinem Kollegen Hausold schon angesprochen – von Rundwanderwegen kaum Beachtung geschenkt. Hier bedarf es neuer Überlegungen, um sich diesen neuen Trends auch nicht zu verschließen, sondern sie zu nutzen, um neue Möglichkeiten zu erschließen.
Ich möchte es auch als Herausforderung stellen: Viele Kommunen schaffen es nicht mehr, diese leider freiwillige Aufgabe Tourismus – ich betone: leider freiwillige Aufgabe Tourismus – trotz ihres enormen wirtschaftlichen Potenzials angemessen zu bedienen. Auch hier sollten wir Überlegungen anstellen, wie wir die Kommunen und Kreise dabei unterstützen können, um diese touristischen Bedingungen zu verbessern.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, einige Schlussfolgerungen aus unserem Antrag: Ich denke, wir müssen unsere Fokussierung auf ein funktionales und erhaltbares Wanderwegenetz richten. Das bedeutet, dass man sich überlegen muss, ob es tatsächlich sinnvoll und machbar ist, die derzeitig 17.000 Wanderkilometer in Thüringen auf die Dauer zu erhalten, oder ob man sich ganz konkret entsprechend den heutigen Anforderungen spezialisiert und konzentriert.
Zweitens: Ich hatte schon gesagt, dass nicht jeder Wanderweg modernen Anforderungen entspricht. Es kommt also darauf an, gegebenenfalls weniger Routen anzubieten, diese dann aber zu pflegen und vor allem auch qualitativ auszurüsten. Ich will es an dieser Stelle noch einmal sagen, da der Lutherweg hier angesprochen wurde: Sicherlich können wir uns alle darüber freuen, dass wir den Lutherweg mit rund 1.000 Kilometern hier in Thüringen in den unterschiedlichsten Abschnitten haben. Es bringt aber aus meiner Sicht überhaupt nichts – und das hat nichts mit Nachhaltigkeit zu tun –, wenn der Lutherweg bis zur Lutherdekade 2017 in einem hervorragenden Zustand ist, er danach aber in Vergessenheit gerät oder aber nicht die entsprechenden finanziellen Mittel dafür da sind, ihn auch nachhaltig zu betreiben, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Ich möchte drittens sagen: Ich glaube, wir müssen bei der Erstellung dieses Masterplans auch aufpassen, dass wir kein Ungleichgewicht in den Regio
nen zulassen. Alle Regionen von Thüringen haben – glaube ich – große Potenziale im Bereich des Wanderns, sei es nun der Harz, sei es nun die Talsperrenregion, sei es nun Zeulenroda, Südthüringen, natürlich die Saalekaskaden – nicht zu vergessen –, das Thüringer Meer. Ich glaube, hier müssen wir auch deutliche Signale setzen.
Gegebenenfalls sollte man – viertens – auch Angebote von einem besonderen Attraktionswert in einer begrenzten Zahl neu einbinden oder sie auch besonders herausstellen. Ich möchte hier noch mal deutlich sagen: Der Lutherweg ist für mich so ein Beispiel oder auch das Grüne Band oder auch ein neu zu schaffender Urwaldpfad, den sich die Koalitionsfraktionen ja auch in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen haben.
Fünftens: Es muss eine bessere Verzahnung der verschiedenen touristischen Angebote geben, das heißt Themenpfade müssen entwickelt werden. Es braucht eine abgestimmte – und hier sage ich bewusst – überregionale Werbestrategie. Wir müssen wegkommen vom Klein-Klein; das ist meins, das ist deins. Sondern nur wenn es uns gelingt, eine abgestimmte Werbestrategie über die Kreisgrenzen hinaus zu schaffen, wird es uns gelingen, hier weiter voranzukommen.
Sechstens: Die Schaffung des Landeswegewarts bei der TTG zur Unterstützung der ehrenamtlichen Strukturen und zur Pflege des Wegenetzes ist für uns, ist für mich eine Grundvoraussetzung dafür, dass der Masterplan, der erarbeitet wird, auch zukünftig umgesetzt wird. Hier muss es eine Kontrollstelle, eine Schnittstelle zu den kreislichen Wegewarten geben, aber auch zu den Wegewarten der Wandervereine in Thüringen.
Und siebentens: Wir sollten weiter daran arbeiten, eine Thüringer Wander-App zu entwickeln, zur Werbung, zur Orientierung und auch zum Melden von Schäden, mangelnder Ausschilderung etc. an ein zentrales Wegemanagement bei eben diesem Landeswegewart, dass er koordinieren kann, wie wir zu einer Beseitigung möglicher Schäden kommen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es wurde vorhin vom Kollegen Bühl angesprochen: Es sind Möglichkeiten zu prüfen, natürlich, wie die Kommunen in ihrem eigenen Verantwortungsbereich bessere Möglichkeit erhalten, den Tourismus zu fördern. Ein gelungenes Beispiel sehe ich hier im Ilm-Kreis mit dem Rennsteigticket. Eine weitere Idee, die mich hier umtreibt, und diejenigen, die schon häufiger mit mir über touristische Dinge diskutiert haben, wissen das, ist für mich die Idee einer Tourismusabgabe, nicht einer Bettensteuer, sondern ganz konkret eine Tourismusabgabe zu ermöglichen, wie es in Kommunen in anderen Bundesländern schon möglich
ist, die gegebenenfalls dann zweckgebunden zur Förderung der touristischen Infrastruktur einzusetzen ist. Daran ist dann auch die lokale Wirtschaft als Profiteur des Tourismus zu beteiligen. Es gibt entsprechende Beispiele.
Damit schaffen wir eine weitere Grundlage für die Entwicklung des Thüringen-Tourismus und ein stabiles Fundament für den Wandersport. Die Präsentation unseres Masterplans wird zudem die Bedeutung des Wanderlands Thüringen auf dem Deutschen Wandertag 2017 in Eisenach sicherlich wesentlich unterstreichen und die Attraktivität weiter erhöhen. Hier und generell muss es uns gelingen, große Ereignisse des Thüringer Wanderkalenders, wie etwa den Thüringer Wandertag oder das Gipfeltreffen auf dem Schneekopf, verstärkt und erfolgreich zu bewerben und damit verstärkt überregionale Präsenz zu gewinnen.