Protokoll der Sitzung vom 24.02.2017

Lieber Herr Präsident, liebe Abgeordnetenkollegen, liebe Gäste, vor allem die im Internet! Herr Korschewsky, ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen, auch wenn ich den Vergleich mit dem Nilpferd jetzt nicht so ganz nachvollziehen kann. Ich weiß gar nicht, ob es im Erfurter Zoo ein Nilpferd gibt, ob wir in Thüringen überhaupt Nilpferde haben. Ich frage mich, was mir dieser Vergleich sagen wollte.

(Beifall CDU)

Ich möchte gern zum Grund für unseren Antrag zurückkommen, den Sie schon gut umrissen haben,

(Abg. Korschewsky)

Herr Korschewsky. Sie haben auch die Zahlen angesprochen, die dieser Tage veröffentlicht worden sind. Diese Zahlen sind eigentlich ein deutlicher Hinweis dafür, dass wir noch Handlungsbedarf haben, auch gerade im Bereich Wintertourismus. Wenn man den Thüringer Wald anschaut – und ich schätze die Bemühungen von Staatssekretär Maier sehr, den Thüringer Wald zu revitalisieren, gerade im Bereich des Tourismus –, aber die Zahlen sind jetzt wieder rückläufig gewesen. Sie können sich viel anstrengen, Herr Staatssekretär, aber Sie werden Frau Holle auch nicht zu mehr Schnee bewegen können. Wenn der Schnee entsprechend ausbleibt – und der Schnee ist im letzten Winter ausgeblieben und wir haben am Ausfall des BiathlonWeltcups gesehen, was das für wirtschaftliche Folgen hatte: Ausfall im Umsatz in Millionenhöhe, was die IHK prognostiziert hat. Ich selbst, der ich aus Ilmenau komme und Kontakt zu den Hoteliers habe: Die haben auch 80, 90 Prozent Stornierungen in den Bereichen bestätigt. Das mit dem BiathlonWeltcup ist natürlich ein Extrembeispiel, aber das zeigt, dass wir unheimlich abhängig sind, um auch Schneeangebote liefern zu können. Vor allen Dingen deswegen abhängig, weil wir vielleicht nicht die Hauptzahl der Übernachtungen im Winter machen, aber für die Imagebildung und für das Marketing nach außen hin die schönen Winterbilder natürlich immer noch unglaublich wichtig sind.

Herr Korschewky, ich habe den Eindruck, Sie haben mich in manchen Teilen falsch verstehen wollen. Das möchte ich gern noch einmal klarmachen. Zum einen wollen wir keine neue Konzeption, Sie haben völlig recht. Es sind Konzeptionen im Entstehen und die Konzeption Thüringer Wald zum ersten Mal. Das ist auch eine gute Sache, dass es für den Thüringer Wald eine extra Konzeption gibt. Wir wollen eine Fortschreibung der Studie von 2008. Sie haben völlig zu Recht festgestellt, dass diese Studie damals, Wintertourismus, ja vor allen Dingen deswegen wichtig war, damit man mal analysiert, wie sich denn überhaupt prognosemäßig das Wetter, die Schneebedingungen weiterentwickeln.

Es ist an der Zeit, nachdem das jetzt neun Jahre her ist, dass man auch mal schaut, wie man denn mit den Prognosen, die man damals aufgestellt hat, getroffen hat. War das denn alles so sinnvoll, wie man sich das überlegt hat? Könnte man nicht mit den Erfahrungen, die man zwischenzeitlich gesammelt hat, weiter arbeiten, das Ganze fortentwickeln und das natürlich dann anhand einer Studie, die wissenschaftlich begleitet ist, mit in weitere Förderentscheidungen und in Maßnahmen, die man im Zweifel treffen sollte, einbringen? Das war der Hintergrund, den wir uns gestellt haben. Wir haben dazu einen Entwurf erstellt, diesen Antrag, der hier vorliegt, und haben den Anfang Januar in Oberhof breit in die Diskussion gegeben. Ich war sehr dankbar, dass viele touristische Akteure dabei waren,

vor allen Dingen auch vom Regionalverbund Thüringer Wald, von Thüringen Tourismus. Wir haben ganz konkrete Maßnahmen mit zwei Fachleuten durchgesprochen, einmal – da komme ich zum Nilpferdvergleich, Herr Korschewsky –

(Beifall CDU)

mit einem Kollegen aus Österreich, nämlich dem Obmann für die Hotellerie vom österreichischen Wirtschaftsverband. Das ist wirklich ein guter Mann, kann man sagen, im Tirol Landtag auch für Tourismus verantwortlich. Er hat auf jeden Fall Expertise. Der hat uns ganz klar gesagt: Den Thüringer Wald, die Mittelgebirge sieht er als Vorfeld für den hochalpinen Raum,

(Beifall CDU)

ganz einfach weil immer weniger Leute auch in Österreich Skifahren lernen. Wer nicht Skifahren lernt, kann dann auch nicht nach Österreich Skifahren gehen. Deshalb haben die natürlich ein Interesse, dass man hier vor Ort auch Skifahren lernt. Da fährt man im Zweifel nicht 800 Kilometer nach Österreich, um das zu machen, sondern man kommt mal über ein Wochenende, Kurzausflug zu uns, denn wir sind hier in einem ziemlich zentralen Raum in Deutschland. Der Staatssekretär wird bestätigen können, dass ganz viele Leute aus dem fränkischen Raum zu uns kommen, um im Thüringer Wald auch Angebote nutzen zu können; es kommen Menschen aus dem Bereich Leipzig, Frankfurt, für die sind wir ein nahe liegendes Mittelgebirge und in diesem Mittelgebirge kann man Skifahren lernen.

Deswegen unsere Idee des Skilernlandes. Ich denke, es lohnt sich, mit den Österreichern in Kontakt zu treten. Er hat uns angeboten, Kontakte zum entsprechenden Fachverband herzustellen und dort auch darüber zu sprechen, wie man zusammenarbeiten kann, weil durchaus ein Interesse daran haben, dass mehr Menschen im Kurzurlaub hier bei uns Skifahren lernen, um dort auch einen längeren Urlaub machen zu können. Von daher ist der Vergleich mit den Nilpferden nicht ganz zutreffend, Herr Korschewsky.

Die anderen Vorschläge, die wir gemacht haben: Wir haben uns bei den Handlungsfeldern auch an anderen Tourismusräumen orientiert, die ohne Frage noch tiefer greifende Expertise und natürlich ein breiteres Gästespektrum haben als wir, nämlich verschieden Regionen in Österreich. In Österreich gibt es verschiedene Regionen, die auch entsprechend unterschiedliche Ansätze haben. Sie haben sich auch mit dem Klimawandel beschäftigt und mit dem, was man dem Klimawandel entgegnen sollte, und haben entsprechende Studien auch auf wissenschaftlicher Basis erstellt.

Diese Studien haben wir uns angeschaut und haben deswegen die Handlungsfelder hier entwickelt. Diese Handlungsfelder sollen auch nur die Richtung implizieren, die wir uns vorstellen, denn wenn man eine Studie weiterentwickeln will, dann will man ja nicht gleich das Ergebnis vorwegnehmen, sondern es sollen Hinweise sein, inwieweit man das weiterentwickeln könnte. Von daher ist das, was hier exemplarisch drinsteht – anders, als Sie es vielleicht verstehen wollten – nichts, das man unbedingt machen muss. Diese Snowtubing-Anlagen waren ein Beispiel, da gibt es schon ein paar, da haben Sie völlig recht. Es gibt aber auch andere Sachen, die es bei uns noch nicht so gibt, wie zum Beispiel – bei unserem Fachforum war die Vertreterin vom Thüringer Skiverband dabei – sogenannte Trockenskigebiete. Darunter kann man sich erst einmal nicht viel vorstellen, aber diese Skigebiete machen möglich, dass man sie im Sommer mit einem überschaubaren Aufwand nutzen kann, oder auch im Winter, wenn nicht so viel Schnee liegt. Dies sollte man zumindest in einer Studie einmal bedenken, inwieweit das denn für uns sinnvoll ist. Das ist nur einer von den Vorschlägen, die man in einer Studie, auch gerade unter dem Punkt Angebotsentwicklung, abhandeln sollte.

Ich schaue kurz noch einmal rein – ein wesentlicher Punkt, der auch in unserem Fachforum angesprochen wurde, war natürlich der Punkt „Strategische Kooperationen“. Warum ist es in Thüringen noch nicht möglich, wie zum Beispiel in Österreich, wo man einen Skipass für verschiedene Skigebiete hat – warum kann man das nicht in Thüringen auch machen, indem wir unsere Kleinangebote, und wir haben zu Recht angesprochen, wir haben nicht so lange Strecken, die man fahren kann, zumindest bündeln und zum Beispiel an die ThüringenCard, das ist wohl technisch möglich, dranhängen würden, sodass man diese als Skipass benutzen könnte. Wir haben natürlich die Problematik und jeder, der kommunal verwurzelt ist – wenn ich mir die Christina Liebetrau anschaue, die Bürgermeisterin im Bereich des Thüringer Waldes ist –, kennt das, die Bürgermeister haben das Problem: Wie sollen sie auf ihren Strecken vor Ort Loipen spuren, wenn Schnee im Winter liegt. Es ist eine freiwillige Aufgabe, es ist im Zweifel immer infrage zu stellen, ob man sich das leisten kann, ob man den Sprit für den Pistenbully hat oder nicht. Wie kann man das refinanzieren? Wie kann man entsprechende Angebote schaffen? Ich kenne zum Beispiel den Bürgermeister von Gehlberg, die nehmen Geld für den Parkplatz. Das kann er sicherlich machen. In Österreich gibt es schon Angebote, sich ein Loipenpasssystem zu überlegen, was man vielleicht dranhängen könnte, und kann daraus vielleicht auch andere Angebote entwickeln, nämlich per Kilometer abrechnen, wie viele Kilometer spurt eine Gemeinde, und die kriegen dann entsprechend was dafür erstattet.

Kommen wir zum Punkt der Beschneiung. Ich bin sehr dankbar, dass das Wirtschaftsministerium mir schon in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage geantwortet hat, dass gerade diese Beschneiungstechnik im konzentrierten Raum, das sehe ich genauso, verbunden mit verschiedenen Angeboten ein wesentlicher Punkt ist, den man weiter fördern sollte und wo man auch dran arbeiten muss, weil wir diese Technik im Thüringer Wald kaum haben bzw. nicht ausreichend haben. Hier könnte man eine Refinanzierung über dieses Loipenticket schaffen, um zum Beispiel Loipen zu beschneien – nur in sehr ausgewählten Bereichen. Ich will auch gleich auf das Beispiel mit den asphaltierten Wegen eingehen. Natürlich liegt mir als jemand, der auch in der Wanderbewegung aktiv ist, nichts daran, auf Teer wandern zu müssen. Das ist natürlich überhaupt nicht der Wunsch, den ich habe. Aber wenn wir nach Oberhof schauen, wo es ja diese Rollerstrecken schon gibt, die sind geteert, sind das die Strecken, die im Winter zuerst bespurbar sind, weil man dort nämlich nicht 35 cm Schnee braucht, sondern nur 15 cm. Es ist schon sinnvoll, dass man dort rangeht, weil das auch die Strecken sind, die man am längsten befahren kann. Dabei geht es nicht darum, dass man weite Teile des Rennsteigs asphaltieren will, sondern um ausgewählte Strecken, die es zum Teil schon gibt. Ich will nur prüfen lassen, inwieweit das, was wir haben, vielleicht sogar schon ausreichend ist. Man muss dann nur entsprechend die Beschneiungstechnik haben, um Skihänge, wo man das drum herummachen könnte, erweitern könnte. Zum Beispiel entsteht in Schmiedefeld gerade ein neuer Skilift, das wird auch gefördert vom Land, wo Beschneiungstechnik angeschafft wird. Dort könnte man überlegen, darüber habe ich mit dem Bürgermeister auch schon gesprochen, inwieweit man dort drum herum auch eine entsprechende Rollerstrecke anlegt, die mit der Technik dieses Skilifts auch mit beschneit werden könnte. Man muss prüfen, ob das geht. Dann hätte man ein Angebot, was kombiniert vorhanden ist. Das sollte man prüfen lassen und abprüfen lassen, wo das in Thüringen noch möglich ist und wo wir Angebote schaffen können. Denn wenn wir keinen Schnee haben, die Gäste vielleicht davor stehen zu stornieren – und die meisten Gäste buchen relativ kurzfristig, das sehen wir bei uns ja auch, die Buchungen kommen sehr kurzfristig rein; wenn kein Schnee liegt, buchen die Leute nicht –, wenn man aber zwei, drei Angebote hätte, wo man sagt, wie in der Skihalle – man sieht, wie ausgelastet die Skihalle in Oberhof ist, wenn kein Schnee liegt –, wenn es also zwei, drei Angebote geben würde, wo man vielleicht auch eine Loipe beschneit hat, selbst wenn kein natürlicher Schnee liegt, würden die Gäste vielleicht trotzdem kommen und würden alle anderen Angebote, die wir hier haben, auch nutzen. Das ist also das Feld Angebotsentwicklung bzw. auch Risikominimierung. Herr Korschewsky hat das

Schneedepot in Oberhof angesprochen; wir waren letztes Jahr in Südtirol und haben uns dort die Biathlonanlagen angeschaut. Herr Staatssekretär war auch dort, habe ich sehen können. Wenn man sich Technik anschaut, die dort vorhanden ist, und die mit unseren Möglichkeiten vergleicht, dann stellt man unschwer fest, dass wir uns damit schwer vergleichen können. Wenn man die Biathlon-WM tatsächlich nach Oberhof holen will, muss man investieren und muss schauen, ob dieses Schneedepot ausreichend ist. Uns wurde gesagt, das Schneedepot in Oberhof ist nicht ausreichend. Wenn man so eine Veranstaltung absichern will, dann wird man im Punkt Risikominimierung einfach dafür sorgen müssen, dass man auch Schnee dahat und Schnee produzieren kann. Der lässt sich in der Skihalle, die wir aktuell haben, nicht so produzieren, wenn denn kein Schnee liegen sollte.

Es ist also ein sehr breites Feld, gerade auch das Feld der Kommunikation, wo man schauen sollte, wie denn die örtlichen Akteure noch besser zusammenarbeiten können. Im Thüringer Wald haben wir mit dem Schneetelefon, denke ich, schon einen sehr aktiven Posten. Frau Löffel, die es beim Regionalverbund Thüringer Wald betreut, macht eine sehr engagierte Arbeit. Sie hat es aber sehr schwer, und man kann auch noch weiter daran arbeiten. Vor allen Dingen, wenn ich die Broschüren vom Thüringer Wald mit den herrlichsten Winterlandschaften sehe: Vielleicht sollten wir uns eher als Wintererlebnisregion bewerben und nicht als Wintersportregion, weil im Endeffekt diese Bilder, die man dort vielleicht sieht, ein falsches Bild von dem vermitteln, was man in der Regel bei uns vorfindet. Von daher sorgt man vielleicht für Enttäuschungen, die man nicht unbedingt braucht.

Verminderungsstrategien – das ist das nächste Handlungsfeld. Es enthält einen wesentlichen Punkt, den auch andere Regionen in Europa schon umsetzen, nämlich die CO2-Reduzierung. Die Grünen könnten natürlich direkt entgegnen – das werden sie bestimmt auch gleich machen –, dass Schneekanonen dabei der völlig falsche Weg wären. Die Schneekanonen, die jetzt aktuell im Entstehen sind – das hat uns auch der österreichische Kollege erzählt –, sind nicht mehr zu vergleichen mit dem, was man vor zehn, 15 Jahren hatte. Der Stromverbrauch ist deutlich niedriger, der Wasserverbrauch ist auch deutlich gesunken. Das Einzige, was man noch entgegnen kann, ist, dass der Schnee, der daraus entsteht, deutlich schwerer ist und dementsprechend für den Untergrund weniger gut ist als natürlicher Schnee. Aber ein Großteil der ökologischen Bedenken ist dabei auch schon entkräftet worden.

Von daher würde ich das in dem Punkt nicht gelten lassen, aber wir müssen nach anderen Punkten schauen, bei denen wir noch CO2-Reduzierungen erzielen können. Dabei ist ein ganz wesentlicher

Punkt das Rennsteigticket, was wir ja für den Mittleren Rennsteig schon eingeführt haben. Es spielt in dem Sinne sehr gut mit rein, das zu erweitern, auch nach weiteren Partnern zu suchen, gerade in Richtung Oberhof zu schauen, Oberhof zu erweitern oder auch nach Suhl.

Man konnte in den letzten Tagen lesen, dass das Rennsteigshuttle gesichert sei. Ich hoffe, es ist so. Ich möchte auch noch einmal den Appell bestärken, dass man weiter daran arbeiten muss, dass es eine schnelle Sicherheit für dieses Shuttle braucht und man im Zweifel überlegen muss, dieses Shuttle noch in die andere Richtung zu erweitern – Richtung Themar, um dort auch Züge fahren zu lassen. Denn was ist besser für die CO2-Reduzierung, als dafür zu sorgen, dass nicht jeder mit seinem Auto und mit seinen Skiern an den Rennsteig fährt, sondern direkt mit dem Zug vielleicht von Erfurt zum Rennsteig fahren könnte, wenn man das Rennsteigshuttle zum Beispiel bis zum neuen Skilift in Schmiedefeld fahren lassen würde. Ein Skishuttle von Erfurt bis zum Skilift nach Schmiedefeld wäre eine sehr lohnenswerte Geschichte und wäre eine ideale Möglichkeit, um CO2 zu reduzieren. Von daher: Sorgen Sie dafür, dass dieses Rennsteigshuttle auch erhalten bleibt und kämpfen wir gemeinsam dafür!

Der letzte Punkt, wie das Förderprogramm zu berücksichtigen ist, Herr Korschewsky: Natürlich sollen sich diese Förderprogramme nicht ausschließlich an unseren Punkten hier orientieren.

(Zwischenruf Abg. Korschewsky, DIE LINKE: So steht es aber drin!)

Dieser Antrag – ich will mich da auch nicht selbst überschätzen – soll nicht die Maßgabe für die nächsten Jahre sein, wie man im Winter fördern soll. Nein, so ist es nicht gemeint, so steht es auch nicht hier, wenn Sie es richtig lesen, sondern dass die genannten Handlungsfelder Berücksichtigung bei zukünftigen Förderprogrammen finden sollen. Das ist weniger extrem, als Sie es hier geschildert haben.

(Zwischenruf Abg. Korschewsky, DIE LINKE: Schon wieder extrem!)

Von daher freue ich mich auch, dass Sie sich trotz allem für eine Überweisung entschieden haben. Genau das wollte ich hier auch beantragen, denn ich glaube, es ist wirklich sinnvoll, darüber zu sprechen, diese Studie, die es 2008 gab, weiterzuentwickeln und entsprechend auch fortzuschreiben. Dafür möchte ich hier noch einmal werben und freue mich, wenn Sie dann auch dieser Überweisung zustimmen. Vielen Dank.

(Beifall CDU)

Vielen Dank, Herr Abgeordneter. Aus den Reihen der AfD-Fraktion habe ich eine Wortmeldung des Herrn Abgeordneten Brandner.

(Zwischenruf Abg. Kuschel, DIE LINKE: Kein Schnee für Flüchtlinge!)

Herr Kuschel, Ihr Schnee ist nicht mein Schnee, glauben Sie mir das.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zu Beginn meiner Ausführungen aus der Antwort der Landesregierung auf meine Kleine Anfrage in Drucksache 6/1924 zitieren: „Der in Thüringen beobachtete Klimawandel drückt sich unter anderem im Anstieg der Jahresmitteltemperatur aus. Legt man jeweils einen klimatisch relevanten Mittelungszeitraum von 30 Jahren zugrunde, hat sich die Jahresmitteltemperatur in Thüringen in den vorangegangenen 100 Jahren um 1,3 Grad Celsius erhöht, davon 0,9 Grad Celsius in den letzten 30 Jahren. Wissenschaftliche Erhebungen der Thüringer Klimaagentur zeigen, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, das Ausmaß hängt von der globalen Entwicklung der Treibhausgasemissionen ab. Diese Temperaturentwicklung und andere klimatische Einflüsse haben und werden über langjährige Mittel zu einer weiteren Abnahme des festen Niederschlags führen,

(Zwischenruf Abg. Kuschel, DIE LINKE: Brandner redet und draußen schneit es!)

die Anzahl der Tage mit geschlossener Schneedecke wird, besonders in den Thüringer Mittelgebirgen, sinken“, was nicht ausschließt, dass da ab und zu mal Schnee fällt, vielleicht auch viel. „Schneeund eisgebundener Wintersport wird daher in Thüringen unter natürlichen Bedingungen voraussichtlich immer seltener möglich sein.“ So weit die Beurteilung der Landesregierung, was den Thüringer Wintersport angeht.

Dazu kann man zunächst einmal nicht viel sagen und auch nicht viel kritisieren. Wir finden es allerdings wundersam, dass diese Beurteilung nicht etwa dazu führt, die Förderung des Wintersports in Thüringen kritisch zu hinterfragen oder möglicherweise auch einzustellen. Dabei fragen wir uns, ob es sich seitens der Landesregierung um Realitätsverweigerung handelt, was wir angesichts des doch häufig postfaktischen Handelns von Rot-Rot-Grün für einen Markenkern dieser Koalition halten.

(Zwischenruf Abg. Bühl, CDU: Sie können ja 1.000 Menschen als Arbeitnehmer dafür neh- men!)

Ich bin ja noch lange nicht fertig. Auch Sie werden hinterher noch applaudieren. Passen Sie auf, wenn ich fertig bin! Das gute Ende kommt noch.

Wie sonst können wir uns erklären, dass es beispielsweise im Jahr 2014 zu Investitionen von mehr als 2 Millionen Euro, einer Trainingsstättenförderung von gut 800.000 Euro und noch einmal rund einer viertel Million Euro für Trainermischfinanzierung kam? Für 2016 und 2017 stellt die Landesregierung jeweils knapp 1 Millionen Euro als Zuschüsse für die Betreibung der Sport- und Freizeitanlagen in Oberhof zur Verfügung, zudem 2,4 Millionen Euro im Jahr 2016 und 6,5 Millionen Euro 2017 als Zuweisungen an Zweckverbände für Maßnahmen im Nachwuchs-, Leistungs- und Spitzensport, die aufgrund ihrer Zweckbindung dann auch allein dem Wintersport dienen.

Nachdem Oberhof im September mit seiner Bewerbung für die Biathlon-WM 2020 gescheitert war und Antholz den Zuschlag erhalten hatte, hofften wir, dass die Landesregierung dies als Wink des Schicksals wahrnimmt und die eingestellten Beträge für notwendige Investitionen oder anderes vor Ort – wohlgemerkt, Herr Bühl, das ist schon einmal ein guter Ansatz, oder? – ausgibt. Hier hatten wir falsch gehofft. Oberhof plant nun, sich für die Biathlon-WM 2023 zu bewerben. Es wird dann – glaubt man den Prognosen – noch wärmer sein als heutzutage. Man wird sehen, wie es ausgeht. Die Erkenntnis, dass es 2023 noch deutlich wärmer wird als heutzutage, hält die Landesregierung nicht davon ab mitzuteilen: Die Landesregierung wird den Entwicklungsprozess von Oberhof weiterhin finanziell und tatkräftig unterstützen. – Das soll sie auch tun, aber möglicherweise nicht so einäugig und nur auf den natürlichen Wintersport bezogen, sondern es muss – und dafür ist Ihr Antrag ja hervorragend – die gesamte Breite angeguckt werden.

(Zwischenruf Abg. Mühlbauer, SPD: Wir ver- legen Oberhof ans Meer!)

(Beifall AfD)

Sie können Oberhof gern ans Meer verlegen, die AfD wird auch dabei nicht mitmachen. – Wir haben also auf der einen Seite die rot-grüne Erkenntnis, dass schneegebundener Wintersport in Thüringen immer seltener möglich sein wird, auf der anderen Seite gibt Rot-Grün genau für diesen schneegebundenen Wintersport Millionen Euro Steuergelder aus.

Meine Damen und Herren, das ist keine nachvollziehbare, sondern widersprüchliche Politik. Oder verneint – was uns wundern würde, aber bei Ihrer Prinzipienlosigkeit durchaus denkbar wäre – RotRot-Grün mit der Förderung des Wintersports, der ja nicht mehr möglich sein soll, etwa den Klimawandel konkludent und kratzt damit ketzerisch am quasi religiösen Fundament einer ihrer Kernaussagen? Dazu können Sie sich ja gleich noch äußern. Wir können uns das nicht vorstellen, aber es ist auch nicht auszuschließen.

Meine Damen und Herren, in Thüringen sehen die Förderrichtlinien vor, dass Konzepte prinzipiell einer Ganzjahresnutzung unterliegen müssen. Man könnte nun sagen, prima Idee, alle Probleme gelöst damit. Ist es tatsächlich so, dass man in den Urlaub – sagen wir – nach Steinach – wo es übrigens sehr schön ist, Grüße noch mal nach Steinach, ich hatte da vor Kurzem einen krachend vollen AfD-Stammtisch – fährt, um dort eine Bergradstrecke zu nutzen? Oder lügt man sich mit dieser Ganzjahresnutzung selber ein bisschen was vor und hofft eigentlich, dass es so funktioniert? Es wird aber nicht funktionieren.

Man kann natürlich auch sagen, wir brauchen gar keinen natürlichen Schnee und nehmen einfach Kunstschnee. Die Beschneiungsanlagen wurden gerade angesprochen. Dies würde uns bei RotGrün wundern, denn die wahren Umweltschützer zu sein, behaupten die Grünchen gern und laufen ansonsten Sturm gegen Beschneiungsanlagen, da diese einen ganz enormen Energie- und Wasserverbrauch aufweisen. Genaue Zahlen für Thüringen haben wir nicht gefunden, aber das Bayerische Landesamt für Umwelt bemaß im Jahr 2009 den Verbrauch für 600 Hektar Beschneiungsfläche – das ist etwa die zehnfache Größe des Areals am Fuße des Fellbergs in der Nähe von Steinbach – auf 600.000 Kubikmeter Wasser.

(Zwischenruf Abg. Korschewsky, DIE LINKE: Das heißt Steinach und nicht Steinbach!)

Das ist der jährliche Wasserbedarf von etwa 14.000 Personen, der nur für die Beschneiungsanlage aufgewandt wird. Krass auch der Stromverbrauch, Herr Adams, Ihr Thema. Über 7 Millionen Kilowattstunden verbrauchten bayrische Schneekanonen im Jahr 2009. Hierfür haben wir leider keine neuen Zahlen gefunden. Allerdings wird das nicht gestiegen sein.

(Zwischenruf Abg. Adams, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Super vergleichbar!)

7 Millionen Kilowattstunden reichen etwa, um 2.500 Zweipersonenhaushalte ein Jahr lang zu versorgen. Bei diesem Stromverbrauch müssen wir bedenken, dass dieser Strom gerade im Winter gebraucht wird. Sie setzen auf Ihre erneuerbare Windmühlen- und Solarenergie. Im Winter gibt es nun mal öfter eine Dunkelflaute. Wir haben es erlebt, dass die Energieerzeugung an einigen Tagen im Januar maßlos überfordert war und es ohne konventionelle Kraftwerke gar nicht geklappt hätte. Sie wollen mit energieintensiven Beschneiungsanlagen gerade im Winter dem Netz Strom entziehen, wenn der Strom dringend für andere Sachen gebraucht wird. Damit kommen Sie nur hin – jetzt wird es hier gruselig für Rot-Rot-Grün –, wenn Sie sich zu konventionellen Kraftwerken bekennen. Denn im Winter ohne Wind und ohne Sonne werden Sie Beschneiungsanlagen sonst gar nicht betreiben kön

nen. Ganz nebenbei, Herr Adams, sorgt auch noch der Lärm der Windkraftanlagen für Belastung der Menschen und der Umwelt. Besonders gravierend ist die Lärmbelästigung, meine Damen und Herren, zum einen hier im Plenum, aber der Präsident sieht sich nicht genötigt, einzugreifen, das nehme ich einmal so hin. Besonders gravierend ist die Lärmbelästigung nicht nur hier im Plenum, sondern auch dadurch, dass überall Windkraftanlagen stehen. Dazu wurde gestern schon einiges genannt. Gerade im Winter haben Sie Tiere, die Winterschlaf halten wollen und es schrappen, wenn der Wind weht, die Windkraftanlagen herum und stören die Tiere. Da fragen wir uns schon, wo die Grünchen sind, wenn es um so dramatische Auswirkungen für Natur und Umwelt geht. Ist Ihnen das ebenso egal wie die täglichen Vogel- und Fledermausmassaker an den Windkraftanlagen? Davor machen Sie alle Ihre grünen Augen zu. Wenn wir schon einmal bei den Augen sind: Nicht aus den Augen verlieren sollte man die Kosten der sogenannten technischen Beschneiung, die laut Deutschem Skiverband rund 650.000 Euro pro Kilometer an Investitionskosten verursachen und darüber hinaus noch bei etwa 35.000 Euro pro Kilometer im Jahr mit laufenden Kosten zu Buche schlagen.