Protokoll der Sitzung vom 18.05.2006

werden, wenn wir die Schüler darauf vorbereiten und die Lehrer dafür gewinnen können, den Prozess mitzugestalten. Deshalb ist es sinnvoll, den Lehrkräften unsere Möglichkeiten anzubieten. - Danke schön.

(Beifall bei der CDU)

Herzlichen Dank. - Herr Minister Rupprecht wird dieses Angebot sicherlich gern annehmen. Ich erteile ihm hiermit das Wort.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Große, Sie haben Recht, dass die Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern an Schulen ein wichtiges Thema ist. Als ich in das Amt kam, habe ich als einen meiner Wünsche formuliert, hier weiterzukommen. Ich hatte zwei spezielle Wünsche: Fortbildung sollte möglichst nicht in der Unterrichtszeit stattfinden, wie ich es als Schulleiter erlebt habe, weil das immer zu schulorganisatorischen Problemen führt. Außerdem habe ich mich über eine mangelnde Bereitschaft beklagt, die es in fast allen Kollegien gibt, wonach sich bestimmte Kolleginnen und Kollegen der moralischen Verpflichtung entziehen, sich permanent fortzubilden. Das sind meine beiden Privatwünsche, auf die ich später noch eingehen werde.

Ich komme jetzt zur Antwort auf die Große Anfrage. Die Antwort erhebt trotz ihrer Ausführlichkeit nicht den Anspruch einer vollständigen Darstellung der Entwicklung der Lehrkräftefortbildung in Brandenburg. Sie bietet allerdings eine gute Grundlage, um unser bisheriges Vorgehen in diesem Bereich zu reflektieren und die Perspektiven darzustellen.

Wir stellen mit unserem weit gefassten Bildungs- und Erziehungsauftrag hohe Anforderungen an unsere Schulen und damit natürlich auch an die Kompetenzen unserer Lehrkräfte. Die Veränderungen in der Lebens- und Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler, die wachsenden Anforderungen der Berufs- und Ausbildungssysteme sowie neue Erkenntnisse der Wissenschaften führen zu einem permanenten individuellen und kollektiven Entwicklungs- und damit natürlich auch Fortbildungsbedarf unserer Lehrkräfte.

Unsere Lehrkräftefortbildung unterstützt die in der Schule Tätigen in diesem Entwicklungsprozess. Sie trägt zur qualitativen Weiterentwicklung des Schulsystems bei. Die Fortbildung von Schulkräften ist insofern ein unverzichtbares Element jeder Bildungsreform, auch der schon seit einigen Jahren laufenden Bildungsoffensive in Brandenburg. Sie ist heute nicht mehr nur ein Instrument der inhaltlichen, sondern auch ein modernes Instrument der Personal- und Organisationsentwicklung der Schulen. Als solches trägt die Fortbildung zur Professionalisierung der Lehrkräfte bei. Sie bereitet auf neue Aufgabenwahrnehmung vor und bildet - was ich für sehr wichtig halte - Führungskräfte aus.

Die Lehrkräftefortbildung umfasst heute zeitgemäße Formen der Unterstützung, Beratung und Begleitung von Schulkollegien, von Schulleitern, von schulinternen Steuergruppen, von Fachkonferenzen bis hin zur individuellen Ebene der Lehrkräfte mit ihrer beruflichen und persönlichen Identität.

Mittlerweile gängige Begriffe wie Schulentwicklungsberatung, Evaluationsberatung, Lehr- und Lerntraining, schulinterne

Fortbildung - die Abkürzung SchiLF hat Frau Siebke bereits genannt; auch wieder eine Spezialität meines Hauses -, Coaching, Supervision dokumentieren die Entwicklungsprozesse der zurückliegenden Jahre auch sprachlich.

Meine Damen und Herren, die Brandenburger Lehrkräftefortbildung hat in den letzten Jahren - das sage ich deutlich - eine positive Entwicklung genommen. Durch eine Reihe von strukturellen und inhaltlichen Veränderungen ist es gelungen, sie quantitativ und qualitativ deutlich weiterzuentwickeln.

Das ist kein Schönreden, Frau Große, wie Sie mir es vielleicht vorwerfen würden; aber ich möchte an dieser Stelle auch nicht verschweigen, dass wir natürlich Reserven haben. Wie in jedem System können wir auch bei uns noch einiges besser machen. Aber ich freue mich, dass wir eine deutliche Zunahme des Fortbildungsumfangs pro Lehrkraft haben - ein klares Indiz auf der einen Seite für den jetzt gestiegenen Bedarf der Lehrkräfte, auf der anderen Seite aber auch für die Leistungsfähigkeit des Systems auf der Angebotsseite.

Konkret in Zahlen - Sie haben eine Zahl schon genannt - ist nach der Umstrukturierung der Lehrkräftefortbildung die Menge der Fortbildungsstunden pro Lehrkraft zwischen 1999 und 2004 um immerhin 39 % gestiegen. Das sind diese durchschnittlich 33,7 Stunden. Herr Senftleben kann glauben, dass diese Zahl stimmt. Sie haben gesagt, Sie finden sie nicht belastbar. Natürlich ist es eine Durchschnittszahl und damit muss man relativieren, das ist ganz klar. Aber dies zeigt, wie die Lehrkräfte die neuen Möglichkeiten annehmen. Sie beteiligen sich aber auch an Fortbildungsveranstaltungen und Weiterbildungskursen weiterer staatlicher und nichtstaatlicher Anbieter. Davon gibt es viele, zum Beispiel wissenschaftliche Einrichtungen, Stiftungen, Fach- und Wirtschaftsverbände oder Verlage.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen - das ist mir an dieser Stelle ganz wichtig -, den Lehrkräften in unserem Land für dieses Engagement meine ausdrückliche Anerkennung und meinen Dank auszusprechen. Sie haben mir einen meiner beiden Wünsche schon in relativ kurzer Zeit erfüllt.

Als Besonderheit fand in den vergangenen Jahren das sehr umfangreiche Fortbildungsprogramm Medienoffensive „m.a.u.s. Medien an unsere Schulen“ an Brandenburger Schulen statt. Allein dieses erfolgreiche Fortbildungsprogramm umfasst insgesamt über 600 000 Teilnehmerstunden. Das ist eine sehr beachtliche Zahl. Konkret betrachtet haben die Lehrkräfte dieses Landes im Rahmen der Medienoffensive eine komplette Jahresleistung an Fortbildung zusätzlich erbracht.

Meine Damen und Herren, ich will aber auch nicht verschweigen, dass die Mittel - jetzt kommen wir wieder zu einem heiklen Problem -, die ich jährlich für die Finanzierung der Fortbildung zur Verfügung habe, notgedrungen auch der allgemeinen Haushaltsentwicklung angepasst werden mussten. Trotz leichter Reduzierung des Ressourceneinsatzes haben wir den so genannten Umsatz - vielleicht in Anführungszeichen gesetzt - der Lehrkräftefortbildung, wie bereits erwähnt, deutlich steigern können. Erreicht wurde diese Effektivitätssteigerung auch durch eine komplette Umstrukturierung der Lehrkräftefortbildung in den vergangenen Jahren, wie in der Antwort ausführlich beschrieben wurde. Ich will mich hier nur noch kurz zu einigen Punkten äußern.

Die Veränderungen in der Lehrkräftefortbildung waren Teil eines Gesamtprozesses der Umstrukturierung der unteren Schulaufsicht, der wesentlich der Verwaltungsoptimierung diente. Durch Dezentralisierung und Abschichtung der Aufgaben in der zugehörigen Ressourcenverantwortung sind heute sechs statt ursprünglich 18 Schulämter eigenständig in der Lage, ihr regionales Beratungs- und Unterstützungssystem optimal auszugestalten und somit ihre Schulen in der Qualitätsentwicklung effektiv zu unterstützen.

Ein Aspekt ist mir dabei besonders wichtig, das hat mit dem zweiten meiner damaligen Wünsche zu tun: Staatliche Lehrerfortbildung findet heute bis auf wenige Ausnahmen außerhalb der Unterrichtszeit statt. Die Regionalisierung der Fortbildung hat eine Reduzierung der Fahrtzeiten und die weitgehende Verlegung in die unterrichtsfreie Zeit ermöglicht, genauer gesagt, in den Nachmittags- und Abendbereich. Aber ich habe zum Beispiel bei mehreren Grundschultagen auch die Bereitschaft kennen gelernt - dort waren es die Grundschullehrerinnen und -lehrer -, auch an Wochenenden Fortbildungsangebote wahrzunehmen, natürlich immer mit dem Wunsch: Es muss auch etwas bringen! - Das ist unsere Verpflichtung: Wir müssen bei der Fortbildung Qualität liefern. Dann sind die Lehrerinnen und Lehrer auch bereit, diese Fortbildung am Wochenende wahrzunehmen.

Lehrkräftefortbildung als Grund für Unterrichtsausfall im Land Brandenburg spielt deswegen eine deutlich untergeordnete Rolle. So wird unter Berücksichtigung aller Fortbildungen nur ein Zwanzigstel des ohnehin recht geringen Unterrichtsausfalls durch fortbildungsbedingte Abwesenheit der Lehrkraft verursacht. Das ist eine Zahl, die doch ziemlich beeindruckend zeigt, dass die meisten Lehrer Fortbildung außerhalb der Unterrichtszeit absolvieren.

Lassen Sie mich abschließend noch kurz auf die inhaltliche Entwicklung unserer Lehrkräftefortbildung in den vergangenen Jahren eingehen. Sie wurde inhaltlich gestrafft und deutlich auf die Schwerpunkte der Bildungsoffensive des Landes ausgerichtet. Die so genannten Fachberater der staatlichen Schulämter haben durch ihre Fortbildungs- und Beratungsangebote die Einführung der neuen Rahmenlehrpläne in der Grundschule und in der Sekundarstufe I wesentlich unterstützt und damit gleichzeitig die Einführung der nationalen Bildungsstandards der KMK vorbereitet und umgesetzt. Qualitätssichernde Maßnahmen wie Vergleichsarbeiten, diagnostische Tests und die zentralen Prüfungen, die wir jetzt in Klasse 10 und 13 haben, und nicht zuletzt das Zentralabitur waren wichtige Fortbildungsbereiche.

Die Rolle schulinterner Beratungs- und Fortbildungsangebote hat in den letzten Jahren stark zugenommen. So wurden Schulentwicklungsberater, Evaluationsberater, Lehr- und Lernberater und pädagogische Schulvisitoren ausgebildet, um nur einige neue Angebote zu nennen.

Lehrkräftefortbildung muss sich neuen Aufgaben stellen, das ist klar. So werden wir zum kommenden Schuljahr die Beratungs- und Unterstützungsangebote für das neue System der Begabtenförderung und - was mir ganz wichtig ist - auch für unsere neue Oberschule deutlich ausbauen. Perspektivisch wird der Prozess hin zur Selbstständigkeit von Schulen einen erhöhten Unterstützungsbedarf erfordern. Ich bin mir sicher, dass wir mit dem neu aufgestellten System der Lehrerfortbildung auch diese Herausforderung meistern werden.

Sie sehen also, Frau Große, meine damaligen Wünsche sind zumindest zum größten Teil bereits erfüllt, und darüber freue ich mich. - Vielen Dank.

(Beifall bei SPD und CDU)

Herzlichen Dank, Herr Minister. - Frau Große möchte noch einmal erwidern. Bitte schön.

So haben wir heute alle unsere Freude: die Freude darüber, dass die Große Anfrage ganz offensichtlich die Möglichkeit zu einer Reflexion in einer Tiefe und Breite gegeben hat, wie wir sie in diesem Landtag lange nicht hatten. Das freut natürlich auch den Fragesteller, die Linkspartei.PDS - und nicht „die linken Genossen“, Frau Fechner. Ich möchte Sie doch um Begriffsklarheit beim Ansprechen unserer Fraktion bitten.

(Beifall bei der Linkspartei.PDS)

Einige kleine Details vielleicht noch als Nachtrag: Es ist ganz klar, dass wir Schule als lernendes System dann am besten hinbekommen, wenn die Motivation der Lehrkräfte vorhanden ist und wenn an der Schule selbst ein entsprechendes Klima herrscht. Genau das versuchen wir, auch mit der Schulvisitation aufzugreifen und an dieser Stelle das Ganze aufzurollen. Es ist aber natürlich immer eine Ressourcenfrage.

Die ersten Ergebnisse des Pilotprojekts „Schulvisitation“ haben gezeigt, dass Schulleiterinnen und Schulleiter zu wenig Zeit haben, in den Unterricht ihrer Lehrkräfte hineinzusehen, einfach weil die Unterrichtsverpflichtung der Schulleiter sehr hoch ist und weil Schulleiterinnen und Schulleiter nicht die Möglichkeit haben, sich das genau anzusehen. Ebenso findet die angestrebte Hospitation untereinander, die in grauen Zeiten vor der Wende einmal ganz normal gewesen ist, nicht ausreichend statt. Das sind Dinge, mit denen man Fortbildung vor Ort ohne finanziellen Aufwand sehr gut machen kann. Aber auch das ist eine Frage der Ressourcen, die wir zur Verfügung stellen. Ich meine, es muss unbedingt bezüglich der Möglichkeit von Hospitationen durch die Schulleiter etwas getan werden, um überhaupt einen Fortbildungsbedarf bei den Lehrkräften, insbesondere bei den so genannten schwarzen Schafen, die es an jeder Schule gibt und die sich einer Fortbildung verweigern, festzustellen und ganz klare Fortbildungsanforderungen zu definieren.

Ich meine, dass wir natürlich Fortschritte bei der Fortbildung der Lehrkräfte hinsichtlich der Quantität haben. Was die Qualität betrifft, ist das noch nicht ausreichend definiert worden.

Die Fortbildung in der unterrichtsfreien Zeit, der zweite Ihrer Wünsche, wird sich nicht hundertprozentig umsetzen lassen. Es ist auch ein Mythos, dass Lehrer dies am liebsten während der Unterrichtszeit machen. Wir sollten bedenken: Bei aller Abschichtung ist es einfach so, dass für Lehrkräfte, die in Glienicke-Nordbahn unterrichten und nach Perleberg zu einer individuellen Fortbildung gehen, die nicht an ihrer Schule erfolgen kann, der Weg sehr weit ist. Dass man als Lehrer nach einem Unterrichtstag, der bis 14 oder 15 Uhr reicht, ganz schön geschlaucht ist, sollte man auch berücksichtigen. Insofern,

meine ich, gehört dieses System der Aufgabenabschichtung und der Zuteilung der Fortbildung an die sechs staatlichen Schulämter noch einmal auf den Prüfstand, insbesondere dessen Anbindung an das Zentrum für Lehrerbildung und an die Universität, um die innovativen Möglichkeiten, die wir mit dem Zentrum für Lehrerbildung haben, auch zu nutzen und nicht durch Parallelität etwas zu vergeuden.

(Vereinzelt Beifall bei der Linkspartei.PDS)

Ich möchte zum Schluss noch darauf hinweisen, dass es eine Studie zur Lehrergesundheit gibt, die darauf verweist, dass es auch in Brandenburg zwei Risikogruppen gibt, nämlich die Gruppe derer, die kurz vor einem Burn-out-Syndrom stehen, die also wirklich ausgebrannt sind, und die Gruppe derer, die durch eine Schonhaltung, also eine Dienst-nach-Vorschrift-Art, dem Stress begegnen. Für diese brauchen wir zusätzliche Angebote. Das sollten wir im Auge haben. Das ist auch sehr wichtig, weil wir mit diesen Lehrern im System weiter arbeiten müssen und wollen.

Unter dem Strich möchte ich sagen: Mit der Debatte zur Beantwortung unserer Großen Anfrage „Fortbildung der Lehrkräfte“ haben wir auch eine ganze Menge getan, um das Image der Lehrer aufzubessern, von denen es immer heißt, sie hätten am Vormittag Recht und nachmittags frei. Wir haben heute gesagt bekommen, dass dem nicht so ist und dass es bei den Lehrkräften dieses Landes einen hohen Fortbildungswillen gibt. Wenn das heute zumindest bei denen, die nicht im System stehen, angekommen ist, haben wir schon einiges erreicht. Ansonsten werden wir uns im Ausschuss weiter mit der Qualifizierung der inhaltlichen Angebote beschäftigen. - Vielen Dank.

(Beifall bei der Linkspartei.PDS)

Herzlichen Dank. - Ich beende damit die Aussprache. Die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage 17 ist somit zur Kenntnis genommen. Ich schließe den Tagesordnungspunkt 7 und rufe den Tagesordnungspunkt 8 auf:

Förderprogramm des Landes Brandenburg zur schnellen Eingliederung von Schulabgängern in Ausbildungsverhältnisse

Antrag der Fraktion der DVU

Drucksache 4/2884

Frau Abgeordnete Fechner wird die Aussprache eröffnen.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ausbildungsplätze müssen her - und zwar für alle jungen Brandenburger -, und dies so schnell wie möglich. Trotz der seit Jahren geltenden Zusage der Landesregierung, alle Brandenburger Schulabgänger, die dies wünschen, in ein Ausbildungsverhältnis zu vermitteln, wächst seit Jahren die Zahl der Jugendlichen in Brandenburg; in vielen Fällen warten sie seit mehreren Jahren auf die Erfüllung dieser Zusage. Da nützt es auch recht wenig, wenn die Landesregierung immer wieder darauf verweist, dass die Ausbildungsplatzlücke rein rechnerisch mit dem vorhandenen Bundesprogramm geschlossen werden konnte.

Neben dem erwähnten Bundesprogramm „Ausbildungsplatzprogramm Ost“ gibt es im Land Brandenburg lediglich noch eine minimale Förderung von Ausbildungsverbünden und das war es auch schon. Ein eigenes Landesprogramm wie in anderen Bundesländern fehlt inzwischen völlig. Meine Damen und Herren, dabei müsste auch Ihnen klar sein, dass die Teilhabe an Ausbildung und somit an Arbeit, insbesondere für Jugendliche, ein wesentliches Merkmal der Einbindung in die Gesellschaft und somit für die Identifikation mit ihr ist. Die Förderung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen für Jugendliche stellt daher einen Schwerpunkt der Arbeitsmarktpolitik dar. Zumindest sollte es so sein.

Die Sicherung der Zukunftschancen für die Jugend ist und bleibt eine Daueraufgabe, zumindest für uns als DVU-Fraktion. Gemeinsam mit Schule, Arbeitsagentur und Wirtschaft muss daran gearbeitet werden, dass die Zahl der ohne Ausbildung in das Berufsleben eintretenden Jugendlichen erheblich gesenkt wird. Das beinhaltet auch eine entschiedene Politik, die weniger motivierte Jugendliche durch geeignete Maßnahmen zur Annahme von Qualifizierungsangeboten bewegt. Dafür, meine Damen und Herren, muss politisch alles, was in unserer Macht steht, getan werden. Wir können und dürfen nicht weiter zusehen, wie junge Menschen in unserem Land entweder chancenund hoffnungslos verwahrlosen oder diesem Land endgültig den Rücken kehren und abwandern - mit den bekannten katastrophalen demografischen Folgen.

Es nützt auch gar nichts, sich die Situation schönzureden, meine Damen und Herren der Koalitionsfraktionen. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass sich aufgrund der demografischen Entwicklung die Chance der Jugendlichen auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz verbessern wird, denn mit den Menschen gehen die Arbeitsplätze und mit den Arbeitsplätzen gehen die Ausbildungsplätze. Der Demografiebericht hat es an den Tag gebracht: Wenn politisch nicht sofort umgesteuert wird, werden in absehbarer Zeit in Brandenburgs Landregionen nur noch Alte und Geringqualifizierte wohnen. Deshalb brauchen wir dringend ein Landesprogramm zur schnelleren Eingliederung von Brandenburger Jugendlichen und jungen Erwachsenen in betriebliche und, wo dies noch nicht möglich ist, außerbetriebliche Ausbildungsverhältnisse.

Im Hinblick auf die voraussichtlich im Herbst beginnenden Haushaltsberatungen ist es daher nötig, in diesem Bereich durch einen positiven Beschluss hier und heute die finanziellen und organisatorischen Weichen so zu stellen, dass die Zusage der Landesregierung nicht wie bisher nur Makulatur ist, sondern in Zukunft auch effektiv umgesetzt werden kann und vor allem umgesetzt wird. Dies geschieht am besten durch die Auflage eines eigenen Landesprogramms, welches durchaus mit den bestehenden Bundesprogrammen kombiniert werden kann.

„Ausbildung statt Arbeitslosengeld II“, so und nicht anders lautet in Brandenburg die Alternative. Fakt ist, dass Tausende Jugendliche in Brandenburg zum Teil bereits seit Jahren auf einen Ausbildungsplatz warten und diesen nicht erhalten - trotz der alljährlichen vollmundigen Zusage der Landesregierung.

Für den Fall, meine Damen und Herren, dass Sie wieder der Meinung sind, dass für dieses Landesprogramm kein Geld da ist, sei Ihnen gesagt: Wir als DVU-Fraktion sind durchaus der

Meinung, dass das Land Brandenburg über viel Geld verfügt. Mit dem Geld, mit dem zum Beispiel eine antidemokratische Schnüffelbehörde namens Verfassungsschutz erhalten wird oder das in das famose Anti-Rechts-Programm „Tolerantes Brandenburg“ und andere ähnliche Programme fließt, welche die SED/PDS-Genossen noch aufstocken wollen, könnte man ohne weiteres dieses Landesprogramm finanzieren.

(Beifall bei der DVU)