Herr Dr. Scharfenberg, ich finde es großartig, dass Sie uns unterstützen wollen. Lassen Sie Ihren Worten in der weiteren Zusammenarbeit Taten folgen. - Vielen Dank.
Meine Damen und Herren, damit ist die Rednerliste erschöpft. Ich stelle den Antrag in Drucksache 4/3649 der Fraktion der Linkspartei.PDS zur Abstimmung. Wer dem Antrag zustimmen will, den bitte ich um sein Handzeichen. - Gegenstimmen? Stimmenthaltungen? - Der Antrag ist ohne Enthaltungen mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Ich schließe Tagesordnungspunkt 6.
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Vor Jahren entschied sich das Land Brandenburg, im Bereich der Lehrerbildung arbeitsteilig vorzugehen und keine eigene Ausbildung mehr für den Bereich Berufsschullehrer und Sonderschullehrer vorzuhalten, weil dies in Berlin angeboten würde. Es ist an der Zeit zu überprüfen, ob sich die Hoffnungen, auf diese Art und Weise der Länderkooperation den eigenen Bedarf decken zu können, erfüllt haben.
Wenn man sich die Zahlen ansieht, stellt man fest, dass im Schuljahr 2004/2005 insgesamt 2 841 Lehrerinnen und Lehrer
an beruflichen Schulen in Brandenburg tätig gewesen sind. Das Durchschnittsalter der Kolleginnen und Kollegen betrug 48,4 Jahre. Das bedeutet, dass zurzeit 1 332 Lehrkräfte im Alter von 50 bis 65 Jahren unterrichten. Sie werden bis 2019 sukzessive aus dem Schuldienst ausscheiden.
In den nächsten Jahren stehen wir also vor der Herausforderung, Lehrer für die beruflichen Schulen in ausreichender Zahl auszubilden und sie in den Schuldienst Brandenburgs einzustellen. Leider haben wir derzeit keine Universität im Land, die das grundständige Studium für das Lehramt an beruflichen Schulen anbietet. Werbemaßnahmen in anderen Bundesländern werden nicht sehr vielversprechend sein, da auch die anderen Länder vor ähnlichen Herausforderungen stehen und absehbar Berufsschullehrer im großen Umfang brauchen.
Das bedeutet: Wir benötigen wieder eine Berufsschullehrerausbildung. Zum anderen müssen wir uns aber auch nach Alternativen umschauen. Es ist illusorisch anzunehmen, dass wir innerhalb kürzester Zeit Berufsschullehrkräfte durch ein grundständiges Studium qualifizieren können, jedenfalls nicht in dem erforderlichen Umfang.
Gerade im berufsbildenden Schulwesen besitzen die authentischen Kenntnisse der Lehrenden von der Berufs- und Arbeitswelt einen hohen Stellenwert. Deshalb bietet es sich an, das Know-how an den Universitäten, den Fachhochschulen und den Studienseminaren zu bündeln und für die Qualifizierung von Seiteneinsteigern zu nutzen. Auch ein berufsbegleitender Vorbereitungsdienst ist denkbar, wenn es um die Erhöhung der Kapazitäten geht. Im Bereich der Lehrer werden wir in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen stehen, den absehbaren Bedarf zu decken. Deswegen hatte dieses Haus die Landesregierung vor einiger Zeit mit einer Lehrerbedarfsplanung beauftragt. Ein Problem neben den Berufsschullehrern wird sicherlich auch das Problem der Sonderpädagogikausbildung sein. Ich würde mir wünschen, dass wir uns im zuständigen Fachausschuss noch einmal intensiv über dieses Thema unterhalten können. - Danke schön.
Vielen Dank. - Wir setzen mit dem Beitrag der Fraktion der Linkspartei.PDS fort. Es spricht der Abgeordnete Görke. - Er ist leider nicht da und wird von Frau Große vertreten.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordneten! Ich vertrete meinen Kollegen Christian Görke. - Angesichts der Vorgeschichte Ihres Antrags zwingen Sie mich zu klaren Worten. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, Sie haben mit Ihrem Antrag ein Problem aufgegriffen, dessen Lösung überfällig ist. Ich sage es ganz deutlich: Sie haben das Problem nicht nur selbst produziert, sondern - was viel schlimmer ist - dessen Lösung nach besten Kräften verhindert.
Seit mehreren Jahren ist die schwierige Personalsituation an den Oberstufenzentren, die durch die Alterspyramide der Berufsschullehrinnen und -lehrer potenziert wird, bekannt. Entsprechend wurden die Hilferufe der Betroffenen immer lauter. Das war für uns Anlass, in zwei Aktuellen Stunden zur Ausbil
dungsproblematik auf das Problem aufmerksam zu machen. Zuletzt forderten wir in einem Änderungsantrag zum Antrag der Koalition zur Lehrerbedarfsplanung, die berufliche Bildung mit folgender Begründung in die Lehrerbedarfsplanung einzubeziehen - ich zitiere aus dem Antrag -:
„Da die Berufsausbildung an den Oberstufenzentren weitgehend von den allgemeinbildenden Schulen abgekoppelt ist, werden bei einer Lehrerbedarfsplanung gesonderte Angaben zur Fachkräfteabsicherung an den OSZ benötigt.“
Ihr schneller Gesinnungswandel ist schon bewundernswert. Mit diesem Antrag versuchen Sie, sehr geehrte Damen und Herren der Koalition, sich als Feuerwehr aufzuspielen und 5 Minuten vor 12 auf ein Defizit hinzuweisen, das Sie selbst erzeugt und mit dem Sie die Arbeit und die berufliche Ausbildung an den Oberstufenzentren erschwert haben. Durch den Mangel an Berufsschullehrern und durch Ihr Personalkarussell mussten in den letzten Jahren immer mehr Lehrkräfte aus der Allgemeinbildung Fächer an berufsbildenden Schulen unterrichten. Für einen Sportlehrer ist es aber sicherlich schwer, Mathematik oder Biologie an einer Oberschule zu unterrichten. Für eine Grundschullehrerin dürfte es kaum machbar sein, qualitätsgerecht Statistik- oder Werkstoffkundeunterricht an einem Oberstufenzentrum zu erteilen. Angesichts der soeben richtig dargestellten dramatischen Situation frage ich mich allen Ernstes, wer hier seit 15 Jahren regiert.
Gestatten Sie mir, an Folgendes zu erinnern: Die ursprünglich vorgesehene Etablierung der beruflichen Bildung an der Universität Potsdam wurde wegen veränderter Profilbildung in den 90er Jahren nicht weiterverfolgt. 1997 wurde dann aber die BTU Cottbus aufgefordert, zum Semesterbeginn 1998/99 einen Lehramtsstudiengang für die beruflichen Fachrichtungen Bautechnik, Metalltechnik und Elektrotechnik zu erarbeiten und zu etablieren. Doch daraus ist nichts geworden, weil sich die Landesregierung für eine externe Variante entschied. Da die TU Berlin bereits über ein grundständiges Studienangebot in den für Brandenburg erforderlichen beruflichen Fachrichtungen verfügte, ist die Landesregierung den einfachsten und offensichtlich auch billigsten Weg gegangen und hat beschlossen, Berufsschullehrer für Brandenburg in Berlin ausbilden zu lassen. Dass der Bedarf seit Jahren die Zahl der Absolventen überstieg, nahm die Landesregierung offensichtlich nicht sonderlich ernst. Da einer der entscheidenden Professoren vergangenes Jahr emeritiert wurde, ist nun auch diese wichtige Säule der Berufsschullehrerausbildung in Berlin weggebrochen. Viel zu spät klingelten bei Ihnen die Warnsignale. Die Emeritierung eines Professors ist nun wirklich kein plötzliches Ereignis, von dem man überrascht werden kann; es ist lange vorher auszurechnen. Damit war auch die Zuspitzung der Ausbildungssituation vorhersehbar.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen, verwenden Sie bitte jetzt nicht allzu viel Zeit und Mühe darauf, Modelle für eine berufsbegleitende Qualifizierung von Seiteneinsteigern zu entwickeln, um aus der Misere herauszukommen. Dies kann nur eine Übergangslösung bzw. der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein sein. Brandenburg braucht vielmehr eine kontinuierliche und solide Ausbildung von Berufsschullehrern. Dafür sind so schnell wie möglich die
Voraussetzungen an Hoch- und Fachschulen unseres Landes zu schaffen, und zwar gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium und dem MBJS einerseits sowie den Hochschul- und Fachhochschulleitungen andererseits. Die Bereitschaft der BTU dazu liegt immer noch vor. Heilen Sie wenigstens jetzt so schnell und so gut wie möglich die tiefe Wunde, die Sie dem Schulsystem durch Ihre Fehlentscheidungen der letzten Jahre zugefügt haben! - Danke.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es reizt mich schon, an dieser Stelle noch einmal das Jahr der Fehlentscheidung zu nennen: 1999. Am 2. September 1999, drei Tage vor der Landtagswahl, ist mit Berlin das Abkommen über die Ausbildung von Lehrern an berufsbildenden Schulen geschlossen worden.
Ich kann mich der Rede von Frau Geywitz fast vollständig anschließen. Zur Begründung, warum wir in die Prüfung der Frage eingestiegen sind, wie wir im Bereich der Berufsschullehrer und der Nachwuchsförderung auf diesem Gebiet vorgehen sollten, hätte ich nicht absolute Zahlen genannt, sondern auf jene Zahlen verwiesen, die uns die Landesregierung in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage von Herrn Senftleben vom 14.09.2006 gegeben hat. Dort kann man das nachlesen.
Frau Große - es war nicht Ihre Rede -, Sie haben in Ihrer Analyse einen Punkt außen vor gelassen: Wir müssen uns um die Berufsschullehrer kümmern. Insoweit stehen das Ministerium und das Land insgesamt vor einer großen Unbekannten. Der Schülerrückgang wird in den 11. Klassen und den Klassen der Berufsausbildung spürbar. Es ist nicht klar, wie viele Schüler die Berufsschule besuchen werden und wie viele Landesfachklassen wir zu welchem Berufsbild brauchen. Das ist sehr schwer zu prognostizieren. Ich bitte darum, dass insoweit noch einmal geprüft wird, Herr Minister. Wir werden das Thema ganz in Ruhe angehen. - Vielen Dank.
„Die Landesregierung beobachtet die Entwicklung des Bedarfs an Lehrkräften für die berufliche Bildung im Land Brandenburg. Sie wird auch die Möglichkeit einer Ausbildung im Land Brandenburg prüfen, falls sich eine Erweiterung der Ausbildungskapazitäten als erforderlich erweist.“
So antwortete die Landesregierung vor wenigen Tagen auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Senftleben. Theoretisch hätte man sich zurücklehnen und darauf vertrauen können, dass das Problem erkannt ist und man entsprechend handeln wird. Aber so richtig scheinen die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD ihrer Landesregierung nicht zu trauen. Deshalb fordern sie jetzt von der Landesregierung ein Konzept für die Ausbildung von Berufsschullehrern, weil wir in Brandenburg bisher diese Ausbildung nicht anbieten und sich der Bedarf nicht durch Lehrkräfte anderer Bundesländer decken lässt. Wir werden also in absehbarer Zeit, wenn nicht bald gegengesteuert wird, keine Berufsschullehrer haben.
Für die Jugendlichen, die das Glück hatten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, muss zumindest die bestmögliche Berufsausbildung gesichert sein. Dazu bedarf es gut ausgebildeter Berufsschullehrer. Bis Juni 2007 soll nun das Konzept vorliegen. Frau Geywitz hat ausführlich dargelegt, was Inhalt des Konzeptes sein sollte. Das alles zu wiederholen erspare ich mir. Die DVU-Fraktion wird dem vorliegenden Antrag zustimmen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gut qualifizierte Lehrkräfte an unseren beruflichen Schulen sind eine wichtige Voraussetzung, um die Zukunftschancen unserer Jugendlichen zu sichern sowie die Interessen unserer Betriebe und unseres Handwerks zu wahren. Der Antrag greift ein wichtiges Anliegen auf; denn einen erheblichen Bedarf an Lehrkräften für berufliche Schulen gibt es nicht nur im Land Brandenburg, sondern bundesweit. Frau Geywitz hat das mit einigen Zahlen eindrucksvoll unterlegt.
Die Erstellung einer detaillierten, verlässlichen Prognose zum Lehrkräftebedarf in den einzelnen Fachrichtungen der berufsbildenden Schulen gestaltet sich sehr schwierig; denn auf die Prognose haben viele Faktoren Einfluss, zum Beispiel die Veränderungen in den bundesweit angebotenen Ausbildungsberufen, derzeit 350 oder sogar noch mehr; aber auch die im Land Brandenburg angebotenen Ausbildungsberufe unterliegen permanenten Veränderungen. Insgesamt gehen wir davon aus, dass in den Schuljahren 2009/10 bis 2015/16 ein durchschnittlicher jährlicher Einstellungsbedarf von 45 Lehrkräften besteht. Dieser Bedarf verteilt sich auf die Fachrichtungen Elektrotechnik, Metalltechnik, Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Sozialpädagogik, Ernährungs- und Hauswirtschaft, Bautechnik, Agrarwirtschaft und Wirtschaftspädagogik, insbesondere in Kombination mit den berufsübergreifenden Fächern Deutsch, Englisch, Politische Bildung und Sport.
Der beschriebene Bedarf an Lehrkräften kann vermutlich nicht durch Zugänge aus anderen Bundesländern gedeckt werden, da diese bei einem ähnlichen Personalbedarf teilweise bessere Beschäftigungskonditionen bieten können. Deshalb werden wir auch Maßnahmen ergreifen müssen, die die Beschäftigungsbedingungen für die Lehrkräfte an beruflichen Schulen verbes
Die mit Berlin im Jahre 1999 getroffene Vereinbarung zur Ausbildung von Studierenden für das Lehramt an beruflichen Schulen auch für Brandenburg zeigt leider nicht die erhoffte Wirkung, weil wir keinen Studierenden, auch nicht denjenigen, der ursprünglich aus Brandenburg kommt, zwingen können, an unsere Schulen zurückzukehren und dort zu arbeiten.
Das gesamte Problem kann deswegen im Wesentlichen nur zweigleisig gelöst werden, indem einerseits die Ausbildung bzw. Qualifizierung für das Lehramt an beruflichen Schulen zukünftig auch wieder in Brandenburg erfolgt und indem andererseits - wie schon angedeutet - die Einstellungs- und Beschäftigungsbedingungen an unseren Schulen attraktiver gestaltet werden.
Die gesamte Ausbildung für das Lehramt an beruflichen Schulen wieder an der Universität Potsdam anzusiedeln ist aus strukturellen und finanziellen Gründen wenig sinnvoll, nachdem dieses Studienangebot - wie bereits erwähnt - seit einigen Jahren dort nicht mehr existent ist. Insofern halte ich Überlegungen, insbesondere im gewerblich-technischen Bereich kooperative Studienangebote zu unterbreiten, für sehr sinnvoll und zweckmäßig. Sowohl die BTU Cottbus als auch die Fachhochschulen Potsdam, Wildau, Brandenburg, Eberswalde und Lausitz haben Interesse an der Ausbildung für dieses Lehramt signalisiert. Sie könnten die Lehramtsstudierenden im ersten Fach ausbilden.
Wie im Antragstext aufgeführt, ist die Gewinnung von Seiteneinsteigern eine weitere Notwendigkeit. An den berufsbildenden Schulen sind die praktischen Erfahrungen der Lehrenden aus der Berufs- und Arbeitswelt von großer Bedeutung. Diese Erfahrungen können zielgerichtet für die Lehrtätigkeit an beruflichen Schulen genutzt werden. Die Möglichkeit des Seiteneinstiegs ist in Brandenburg lehrerbildungsrechtlich bereits gegeben. Derzeit wird die Qualifizierung der Seiteneinsteiger mit einem universitären Abschluss an den staatlichen Studienseminaren in Potsdam und Cottbus erfolgreich praktiziert.
Das von uns im nächsten Jahr vorzulegende Konzept wird sich diesen Handlungsansätzen eingehend widmen. Ich hoffe, dass es gelingt, auf diese Weise den Personalbedarf der berufsbildenden Schulen zu decken.
Unser Ziel, Frau Große, wird es dabei nicht sein, dass zukünftig Unterstufenlehrerinnen, wie das angeblich der Fall ist, vielleicht Metalltechnik oder ein ähnliches Fach an einem Oberstufenzentrum unterrichten. Ich halte dieses Beispiel, mit Verlaub, für ziemlich an den Haaren herbeigezogen.
Vielen Dank. - Die Rednerliste ist damit erschöpft. Ich stelle den Antrag in Drucksache 4/3665, Lehrerbildung für Lehramt an beruflichen Schulen, zur Abstimmung. Wer ihm folgen möchte, den bitte ich um sein Handzeichen. - Gegenstimmen? Stimmenthaltungen? - Der Antrag ist bei einigen Enthaltungen angenommen.