Ist es zu viel verlangt, dem Abgeordnetenhaus, den Fachabgeordneten hin und wieder einen Bericht zu erstatten? Ist es zu viel verlangt, wenn diese Maßnahme endlich
Im Ausschuss für Bildung, Jugend, Familie und Sport wurde dazu vor kurzem eine Anhörung durchgeführt. Wir hatten Fachleute vor Ort, hier nenne ich Frau John und Herrn Piening, die uns dabei helfen sollten, den richtigen Weg, die richtigen Maßnahmen zu finden. In dieser Anhörung – ich bitte Sie, sich zu erinnern, Herr Mutlu – kam sehr klar zum Ausdruck, dass die Bildungspolitik des Senats bezüglich der Integration ausgesprochen positiv zu beurteilen ist.
einmal evaluiert wird, indem man überprüft, was mit den Mitteln passiert, wie es um den Bildungserfolg der Kinder steht, die diese Mittel nutzen?
Statt vieler hochherzig angekündigter, aber nur halbherzig administrierter Einzelmaßnahmen bedarf es eines zielgerichteten und abgestimmten Maßnahmenpakets, um den von allen Seiten eingeforderten Paradigmenwechsel im Umgang mit Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache herbeizuführen. Genau hieran mangelt es. Deshalb ist es auch kein Wunder, wenn die Regierungsfraktionen im Schul- und Jugendausschuss die Forderung nach einem Handlungsprogramm zur besseren Integration von Kindern und Jugendlichen nichtdeutscher Herkunftssprache nicht unterstützen wollten.
Dasselbe gilt für unseren Antrag mit dem Ziel der Sicherstellung von interkulturellem und globalem Lernen in der Lehrerfortbildung. Mit der völlig absurden Begründung, dass interkulturelles Lernen in den neuen Rahmenplänen verankert sei und es sich dabei um eine Querschnittsaufgabe handele, so Frau Tesch, beziehungsweise dass im Lehrerbildungsgesetz ein Modul „DaZ“ aufgenommen worden sei, so Frau Schaub, haben die Regierungsfraktionen unseren Antrag abgelehnt.
Doch im Ernst: Deutsch als Zweitsprache ist nur eine von mehreren Unterrichtskonzeptionen zur Förderung von Schülerinnen und Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache. Interkulturelles Lernen und globales Lernen hingegen sind inhaltliche, konzeptionelle Ausrichtungen von Unterricht, die in der multikulturell geprägten Schule sowie einer sich globalisierenden Welt für alle Schülerinnen und Schüler, und nicht lediglich denen nichtdeutscher Herkunftssprache, von Bedeutung sind.
Heute haben wir einen weiteren Antrag als Tischvorlage bekommen. In diesem Dringlichkeitsantrag fordert Rot-Rot, dass der Berliner Senat das Kitabildungsprogramm verbindlich für alle Berliner Kitas umsetzen soll. Ich frage mich, was dieser Schaufensterantrag, der auch noch als Dringlichkeitsantrag eingereicht worden ist, eigentlich soll,
wenn man gleichzeitig die Anträge der Opposition, die ganz konkret Handlungsfelder beschreiben und konkrete Schritte benennen, ablehnt. So fadenscheinig und offensichtlich darf es nicht sein – mehr will ich dazu nicht sagen. Ich kann nur noch einmal an Ihre Vernunft appellieren: Unterstützen Sie die Anträge der Opposition, auch wenn es Ihnen nicht schmeckt!
Vielen Dank, Herr Kollege Mutlu! – Es folgt die Fraktion der SPD. Das Wort hat die Kollegin Harant. – Bitte schön!
Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren! Ich finde es schade, dass Herr Mutlu eine meines Erachtens unnötige Schärfe in diese Thema
tik hineinbringt, denn das Thema „Integration von Kindern nichtdeutscher Herkunft“ – ich sehe auch, dass dies der Grundgedanke der vorliegenden Anträge ist – eignet sich nicht für Parteienstreit in dieser Form, Herr Mutlu.
In der Tat beschäftigen sich alle Berliner Bildungspolitiker seit langem intensiv und ernsthaft mit diesem Thema, und da möchte ich auch keine Fraktion ausnehmen.
Herr Piening bescheinigte uns eine Politik aus einem Guss. Er bescheinigte uns grundlegend richtige Entscheidungen, und er geht davon aus, dass mit dieser Politik die Integration der Kinder nichtdeutscher Herkunft vorangebracht werden wird.
Ich will jetzt erst einmal meine Ausführungen fortsetzen, Herr Mutlu! Ich komme auf Ihre Einwände gern zurück.
Diese Politik aus einem Guss findet sich auch wieder in den Reformen, die inzwischen eingeleitet sind – als Beispiel nenne ich nur die Reform der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung, die Reform der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung, das Bildungsprogramm für den Kindergarten, das neue Schulgesetz, die Sprachförderung vor Schuleintritt. Das soll natürlich nicht heißen, dass alle Probleme gelöst sind und wir diese Themen ad acta legen können, aber – dies ist wichtig, und darauf sind wir auch stolz – wir sind auf dem richtigen Weg.
Was heißt das bezogen auf die Anträge, die vorliegen? – Die CDU verlangt ein Handlungsprogramm zur besseren Integration von Kindern und Jugendlichen nichtdeutscher Herkunft. Das klingt gerade so, als sei in dieser Richtung bisher nichts passiert. Aber es gibt doch eine ganze Menge Ansätze – ich habe sie gerade aufgezählt – in unserer Bildungspolitik. Unser Ansatz ist Integration durch Bildung. Es kann sich sehen lassen, was wir auf den Weg gebracht haben.
Eine zusammenhängende Darstellung aller laufenden Maßnahmen und eine Überprüfung ihrer Effizienz soll in unserem Änderungsantrag die Grundlage für die weitere Entwicklung legen. Insofern greifen wir auch die Idee der CDU auf. Die Problemlagen innerhalb Berlins sind aber sehr unterschiedlich. Man muss schon genau hinschauen,
Zuerst kroch sie durch eine Wiese, doch sie traf dort eine Grille. „Wo willst du hin?“, fragte die Grille, aber die Schnecke gab keine Antwort und kroch weiter. Schließlich wollte sie ja keine Zeit verlieren. Dann kroch sie durch ein Kornfeld. Dort traf sie eine Maus. „Wo willst du hin?“, fragte die Maus, aber die Schnecke gab wieder keine Antwort und kroch weiter.
welche Maßnahmen wo hilfreich sind. Aus diesem Grund halten wir es auch für wichtig, die Ergebnisse des Sozialstrukturatlasses 2003 mit einzubeziehen. Dies nimmt offenbar mehr Zeit in Anspruch als erwartet. Wir hätten die Ergebnisse gern schon vorliegen gehabt. Ich gehe aber davon aus, dass im Laufe des Septembers der eingeforderte Zeit- und Maßnahmenplan vorgelegt wird.
Nun zum Antrag der Grünen: Herr Mutlu, Sie lieben die Worte „interkulturell“ und „global“, das wissen wir. Wir halten interkulturelles Lernen, also das Lernen über die verschiedenen Kulturen, ihre Beziehungen, für eine Querschnittsaufgabe. So ist es, und dazu stehen wir auch. Das macht sich an vielen Stellen im Schulalltag fest, und dazu brauche ich keinen eigenen Ansatz. Die interkulturelle Bildung ist in der Lehrerausbildung verankert. Sie wird in der Lehrerfortbildung angeboten, und sie ist in der Praxis bereits in den Schulen vertreten und wird von vielen Lehrern sehr gut herübergebracht.
Wenn Sie die bestehenden Fortbildungsangebote für nicht ausreichend halten, wenn Sie weitere Aufträge an Projekte und private Träger vergeben wollen, so wie dies Ihr Antrag fordert, sollten Sie uns verraten, wie Sie dies finanzieren wollen. Wir sehen dafür momentan keine Möglichkeit.
Zum Antrag der FDP: Die FDP wünscht ein differenzierteres Verfahren, um bei jedem Kind den subjektiven Förderbedarf auf Grund unterschiedlichster Defizite festzustellen und dies in Form von Personalzuschlägen an die Kitas weiterzureichen. Das ist sicher eine sehr gerechte Lösung. Das ist leider auch eine sehr aufwändige und eine sehr teure Lösung, Frau Senftleben.
Die zurzeit geltende Quote von 40 % für Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache – dann setzen die Fördermaßnahmen ein –
Aber sie hat einen Vorteil: Sie ist unkompliziert zu handhaben, und sie ist überschaubar in ihren Auswirkungen. Mit dem neuen Bildungsprogramm für den Kindergarten – jetzt komme ich auf unseren Antrag, der kein Schaufensterantrag ist – wollen wir diesen Ansatz verbindlich machen. Das Bildungsprogramm für den Kindergarten hat uns weitgehend nur Lob eingebracht, und wir wollen auch darauf hinwirken, dass es umgesetzt wird.
Mit dem Bildungsprogramm stellen wir die Sprachförderung in den Mittelpunkt. Jedes Kind, das Sprachdefizite hat, soll die notwendige Hilfestellung bekommen, unabhängig davon, ob es einen Migrantenhintergrund hat oder aus einer deutschen Familie kommt. Ich glaube, wir werden mit diesem neuen Weg die Integration von Kin
dern voranbringen und zwar von Migrantenkindern, aber auch deutschen Kindern mit Sprachproblemen, so, wie es im Antrag der FDP-Fraktion gefordert wird. Ich wiederhole: Wir sind auf dem richtigen Weg.
Danke schön, Frau Kollegin Harant! – Es folgt die Fraktion der CDU, der Kollege Steuer hat das Wort. – Bitte schön!
Am Abend endlich kam sie in der Stadt an. Plötzlich war sie mitten in der Stadt auf einem großen Platz. Da bekam die Waldschnecke riesige Angst. Sie zog den Kopf in ihr Haus und blieb ganz still sitzen.
Fast möchte man meinen, diese Textpassage stammt autobiographisch aus der Feder des Bildungssenators zum Thema „Sprachförderung und das Prinzip Hoffen und Wünschen“. – Tatsächlich stammt diese Textpassage aus der ersten Orientierungsarbeit in den 2. Klassen der 436 Berliner Grundschulen. Der Urheber ist nicht bekannt.
Das Ergebnis war, wie bei allen vorangegangenen Tests, katastrophal. Nur 12,5 % Schüler ausländischer Herkunft können gut lesen.
Bei den deutschen Schülern sind es auch nur 40,5 %. Diese Zahlen sind alarmierend. Sie zeigen uns, dass es ein „Weiter so!“ bei der Sprachförderung in Berlin nicht geben kann. Es ist mittlerweile eine Binsenweisheit, dass Sprachkompetenz die Grundlage für die Bildungs- und Ausbildungskarriere junger Menschen ist. Sprachkompetenz ist nicht alles, aber ohne Sprache ist alles nichts. Wenn wir nicht sehenden Auges Tausende von jungen Menschen ohne jede Chance auf qualifizierte Jobs produzieren wollen, müssen wir den Bildungsbereich und alle Bereiche um die Schule herum in eine Sprachförderung integrieren.
Vielen Dank, Herr Präsident! – Meine Damen und Herren! Herr Steuer! Vielleicht haben Sie doch zuviel über die Schnecke gelesen und das hat ein wenig abgefärbt. Ihr Diskussionsbeitrag ist in etwa auf dem Stand von vor einem Jahr stehen geblieben. In der