Und dann noch mal zu den Zahlen: Es ist eben so – das ist so auf Grund Ihrer tollen Reform an den Hochschulen und auf Grund dessen, wie Sie sie umgesetzt haben –, dass wir nicht wissen, wie viele Lehramtsstudierende eingeschrieben sind, sondern wir wissen nur – das ist die Zahl von Staatssekretär Husung –, dass es 1 100 BA-Studierende gibt. Die studieren Mathematik, Physik, Chemie und andere Dinge, mit denen man auch Lehrer werden kann. Nach großzügigen, freundlichen Schätzungen der Hochschulen gehen diese selbst davon aus, dass wahrscheinlich 50 % davon Lehramtsstudierende sind. Sie können es uns aber nicht sagen, sie wissen es nicht. Dann habe ich sogar noch aufgerundet und aus den 1 100, geteilt durch zwei, 600 gemacht und gesagt, ich nehme mal diese Zahl. Tun Sie meinetwegen noch 50 drauf, ist mir egal. Jedenfalls ist völlig klar, dass wir jetzt bei Studienanfängerzahlen sind, bei denen keine 850 Absolventen herauskommen.
Wenn Sie mir vorwerfen, ich wolle 1 300 Lehramtsstudienplätze festschreiben, dann sage ich: Sie machen das doch auch, Sie nehmen nur eine Zahl, die für den Bedarf des Landes Berlin nicht ausreicht, weil sie nur 850 Absolventinnen und Absolventen reinschreiben.
Das reicht hinten und vorne nicht. Das reicht auch in spezifischen Fächern überhaupt nicht, insbesondere in der Grundschule.
Nehmen Sie die Tatsachen zur Kenntnis und seien Sie bereit, über Tatsachen zu reden und nicht immer nur Nebel zu werfen. Ich finde, das sind Sie uns als Oppositionsfraktion schuldig, sich selbst auch.
Ich versuche, nicht Nebel zu werfen, sondern es nur mit einer großen Bank in Deutschland zu sagen, die mit dem Satz wirbt: „Erfolg ist die Summe richtiger Entscheidungen.“ – Ich glaube, dass das Lehrerbildungsgesetz, das die Einführung von BA-/MAStudiengängen und anderen eine Reihe richtiger Entscheidungen war. Ob uns der Erfolg Recht geben wird, werden wir sehen, wenn junge Menschen am Ende dieses Ausbildungsgangs in die Schulen gehen. Wir machen uns darüber mit anderen Kolleginnen und Kollegen im Haus
Gedanken, nicht nur, wie man Zahlen hin- und herschiebt, sondern darüber, was qualitativ in den Hochschulen passiert. Da sind wir zu einer Diskussion gerne bereit.
Frau Präsidentin! Meine Herren! Meine Damen! Ich bemühe mich, leise und ruhig zu reden, Herr Schruoffeneger, ich hoffe, es ist dann in Ordnung.
Da ist zwar vollmundig von einer Ausstattung von 105 bis 108 Prozent die Rede, aber offensichtlich hat das mit der Realität so gut wie nichts zu tun. Herr Böger! Ich empfehle, einmal eine neue Befragung an den Schulen durchzuführen, Stichtag 1. Februar 2005. Ich fürchte, da werden Ihnen und später uns die Augen übergehen. Das zum Thema Subjektivität, Herr Flemming. Sie müssen sich einfach einmal an Schulen erkundigen. Rufen Sie einmal an, ob das, was im Internet steht, womit jetzt immer hausieren gegangen wird, übereinstimmt mit dem, was an den Schulen wirklich los ist. Sie werden Ihr blaues Wunder erleben.
Frau Kollegin Paus! Als Sie den Antrag geschrieben haben, wurde noch von ca. 1 000 Neueinstellungen im kommenden Schuljahr gesprochen. Übrig geblieben sind gerade einmal so eben 150,
obwohl – das wissen wir alle – eklatante Neuerungen im kommenden Schuljahr auf uns zukommen. Ich gestehe, ich habe jegliches Vertrauen in die Verwaltung verloren. Die Unwägbarkeiten, die es natürlich gibt, sind nicht voraussehbar. Genau deshalb muss man sehr vorsichtig sein mit Prognosen über einen Personalbedarf, der auf Jahre hinaus prognostiziert wird, es sei denn, man will alle zwei oder sechs Monate mit neuen Zahlen hantieren.
Aber lassen wir uns auch hier ehrlich bleiben – oder ehrlich werden, das ist mir völlig egal: Ein qualifizierter Seiteneinsteiger, der Chemieunterricht gibt, ist mir allemal lieber als ein Chemieunterricht, der ausfällt bzw. von einem Sportlehrer „unterrichtet“ wird, was ebenfalls ein unqualifizierter Unterricht ist. Das halte ich für wichtig.
Um zeitnahe Einstellungen vorzunehmen, muss die Verwaltung auf Zack sein. Sie muss Stellenausschreibungen zeitnah vornehmen – das Beispiel Gymnasium Steglitz ist schon erwähnt worden. Ich frage Sie: Ist Ihre Verwaltung auf Zack? – Ich habe den Eindruck: nein! Ein vorausschauendes seriöses Personalmanagement – schön wäre es! Das kommende Schuljahr wird Neuerungen bringen: die flexible Schulanfangsphase, 13 000 Schüler mehr, Sprachkurse, kleinere Klassen, weniger Räume und, und, und. – Herr Senator! Das muss klappen, sonst verspreche ich Ihnen, steht eine ganze Reihe Eltern bei Ihnen auf der Matte. – Vielen Dank!
Danke schön! – Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Der Ausschuss empfiehlt mehrheitlich – und zwar gegen die CDU und gegen die Grünen – die Ablehnung des Antrags Drucksache 15/2793. Wer dem Antrag jedoch seine Zustimmung zu geben wünscht, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. – Danke schön! Das sind die Grünen, die CDU und die FDP. Die Gegenprobe! – Das ist die Regierungskoalition. Damit ist der Antrag abgelehnt.
Aber es bleibt nicht bei diesem Problem. Das Durchschnittsalter der Berliner Lehrerschaft liegt knapp unter 50 Jahren. Im Durchschnitt gehen sie dann mit 57 Jahren in Pension. Jeder, der bis drei zählen kann, weiß um die Folgen.
Wenn mit diesem Antrag auch ein dringendes Problem angesprochen wird, löst der vorliegende Vorschlag keines der Probleme. Sie wollen mehr Studienplätze, statt der ausgehandelten 850 sollen es 1 300 werden, der Senat soll es richten.
Die Frage nach der Finanzierung bleibt völlig offen. Für uns ist die Frage nach der Hochschulautonomie ein wichtiger Faktor. Ich meine, wir können nicht einfach von oben diktieren: Nun macht einmal schön und nehmt noch ein paar Studierende für das Lehramt zusätzlich auf!
Ich möchte diese Debatte aber nutzen, um herauszuarbeiten, was notwendig ist, um eine gute Lehrerausstattung in Berlin heute und morgen zu haben. Wir brauchen für die Zukunft gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Die jetzt ausgehandelte Zahl von 850 scheint vernünftig zu sein, allerdings darf diese Zahl kein Dogma sein. Ich habe eben bei der Diskussion den Eindruck gehabt, dass die einen die 1 300 dogmatisieren, die anderen die 850. Ich glaube, wir müssen offen und seriös überprüfen, mit welcher Zahl wir wirklich auskommen.
Im Übrigen finde ich auch, dass wir den Studierenden reinen Wein einschenken müssen. Bereits vor dem Studium sollten sie schon wissen, mit welcher Fächerkombination sie erstens die größte Chance haben, einen Referendarplatz zu kriegen und zweitens einen gesicherten Arbeitsplatz in Berlin, wenn sie es denn möchten. Hier bedarf es mehr Transparenz. Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum dies immer noch nicht gemacht wird, warum die Mangelfächer immer noch nicht im Internet stehen, damit die Information weitergegeben wird. Das ist auf der einen Seite Aufgabe der Senatsverwaltung, auf der anderen Seite die der Universitäten.
Ich möchte nicht nur einen Blick in die Zukunft werfen, sondern insbesondere fragen, was heute los ist. Hier scheint es offensichtliche Probleme zu geben: Mangelfächer. Da sage ich ganz klar: Falls es keine passenden Lehrer im Überhang gibt, dann müssen neue Lehrer eingestellt werden.
Das ist keine Frage. Und wenn wir keinen finden, dann müssen wir auch Seiteneinsteiger akzeptieren, liebe Frau Dr. Tesch, der Auffassung waren wir immer. Voraussetzung bei Seiteneinsteigern ist, dass sie qualifiziert sind, das ist völlig klar, und dass das auch überprüft wird.
Ich gebe noch bekannt, dass die FDP einen Abstimmungsfehler gemacht hat. Die FDP hat beim letzten Tagesordnungspunkt dagegen gestimmt.