Protokoll der Sitzung vom 20.05.2010

„Einblick in die wirtschaftlichen Zusammenhänge“,

Entwicklung von Marktstrategien,

unternehmerisches Handeln,

Kosten-Nutzen-Kalkulation,

Gewinn- und Verlustrechnung,

Grundlagen betriebswirtschaftlichen Erfolgs

usw. Da muss Ihnen doch das Herz aufgehen, Frau Senftleben! Zu Ihrer Information: Die Anhörungsfassung des Rahmenlehrplans steht zur kritischen Rückmeldung im Internet bereit. Also nichts wie ran! Bringen Sie Ihre Vorschläge ein!

Ansonsten noch ein weiterer Hinweis: Schon jetzt nehmen viele allgemeinbildende Schulen an wirtschaftsbezogenen Projekten und Wettbewerben teil, z. B.

„Business@school” – eine Initiative der Boston Consulting Group

„Jugend gründet“ – ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

„JUNIOR –Schüler gründen Unternehmen“, ein Projekt der Deutschen Wirtschaft Köln

„Planspiel Börse“ , das Börsenspiel der Sparkassen

„StartUp –Werkstatt“, ein Projekt der Sparkassen, der Firma McKinsey & Company und des Bundesministeriums für Wirtschaft

Abschließend: Ihr Hinweis, die Initiativen und Programme der anderen Mitgliedsländer der EU daraufhin zu überprüfen, ob sie hier angewendet werden können, hat was. Es wäre doch mal interessant zu wissen, wie die Griechen ein kreatives Unternehmertum fördern. Ob wir da wirklich etwas lernen können?

Sehr gut, Frau Kollegin Harant! – Für die CDU-Fraktion hat nunmehr der Kollege Scholz das Wort. – Bitte!

Danke, Herr Präsident! – Meine Damen und Herren! Ein Blick in die Protokolle der 42. Plenarsitzung und der mitwirkenden Ausschüsse zeigt, dass alle inhaltlichen und fachlichen Argumente zum vorliegenden Antrag bereits ausgetauscht sind. Das ist aber noch lange kein Grund, dass der zuständige Senator – – Doch, jetzt kommt Senator Zöllner.

[Senator Dr. Jürgen Zöllner: Ich bin die ganze Zeit da!]

Danke! Alles klar, wunderbar! – Weil viele Argumente schon ausgetauscht sind, gestatten Sie mir an dieser Stelle, Sie mit einer kleinen Geschichte zu konfrontieren. Meine 14-jährige Tochter fragte mich heute am Frühstückstisch, zu welchem Thema ich reden würde. Meine Antwort: mehr Wirtschaftskompetenz in die Schulen. Ihre Reaktion: O, toll, wollt ihr endlich das Unterrichtsfach einführen, das Chrissi hat? – Chrissi heißt Christopher und lernt an einer Schule im Freistaat Sachsen. Das besagte Fach heißt Gemeinschaftskunde, Recht und Wirtschaft.

Herr Zöllner! Ich habe Ihnen diesen Lehrplan für dieses Fach mitgebracht. Lassen Sie mich nur die wichtigsten Komponenten aus diesem verbindlichen Plan nennen. Die jungen Menschen in Sachsen lernen etwas über die Wirtschaft und Wirtschaftsordnung in der Bundesrepublik Deutschland und Europas unter den Bedingungen der globalisierten Welt. Sie lernen etwas über das Spannungsfeld von Ökonomie und Ökologie, über EU-Binnenmarkt

und die Rolle der EZB, über Recht und Rechtsordnung in Deutschland, Europa und weltweit.

[Beifall bei der CDU und der FDP – Christoph Meyer (FDP): Sehr gut! – Steffen Zillich (Linksfraktion): Haben wir auch!]

Herr Zöllner! Entrümpeln Sie in Berlin endlich die verstaubten Rahmenpläne! Sorgen Sie dafür, dass die Schüler fit gemacht werden, fit für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts! Kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit dem Argument, im neuen Schulgesetz stünde das alles im dem Fach WAT – also Wirtschaft, Arbeit und Technologie – drin.

[Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion): Wir kommen Ihnen nicht, Herr Scholz, keine Angst!]

Die Fachleute wissen, dass bei WAT noch alles fehlt, verbindliche Inhalte, Fortbildung der Lehrer und vieles mehr.

Fazit: Gut gemeint, schlecht gemacht. Die Modernisierung der Rahmenpläne in Berlin ist längst überfällig. Anhand der Funktionsweise einer Dampfmaschine kann man nun einmal keinen computergesteuerten Automaten erklären.

[Steffen Zillich (Linksfraktion): Stimmt, aber eine Dampfmaschine!]

Das Ziel, höheres Wissen nur an Eliten zu vermitteln, Herr Zöllner, dürfte seit ca. hundert Jahren überholt sein. Gerade Sie als Sozialdemokrat müssten doch größtes Interesse daran haben, dass notwendige Bildungsinhalte allen Schülern zu eröffnen sind.

[Beifall bei der CDU]

Herr Kollege Scholz! Gestatten Sie eine Zwischenfrage von Frau Harant?

Gerne, wenn die Zeit gestoppt wird.

Bitte schön!

Herr Scholz! Ist Ihnen bekannt, dass der Entwurf des Rahmenlehrplans WAT

[Mirco Dragowski (FDP): Zwei Stunden die Woche!]

gerade im Internet diskutiert wird und dass Sie selbst auch die Möglichkeit haben, sich da mit einzubringen und Vorschläge zu machen? Haben Sie die Absicht, sich daran zu beteiligen?

Bitte, Herr Kollege Scholz!

Na selbstverständlich kann man sich daran beteiligen. Nur zuständig, Frau Harant, ist und bleibt an dieser Stelle der Schulsenator.

[Beifall bei der CDU und der FDP]

Ich frage Sie allen Ernstes: Müssen wir erst eine öffentliche Debatte darüber führen, welche Lehrinhalte im 21. Jahrhundert angesagt sind? Oder haben wir nicht genug Fachleute in der Schulverwaltung, die willens und in der Lage sein müssten, auf moderne oder neue zeitgemäße Situationen zu reagieren?

[Dr. Felicitas Tesch (SPD): Das ist keine Antwort auf die Frage von Frau Harant!]

Herr Zöllner! Morgen früh möchte meine Tochter sicherlich eine Antwort. Also, Frage: Sind Sie bereit, auch an Berliner Oberschulen ein Unterrichtsfach einzurichten, in dem Schüler wirklich etwas über Wirtschaft und Finanzen lernen? Von der Forderung nach zeitgemäßen Bildungsinhalten wird die CDU niemals abrücken.

[Beifall bei der CDU]

Zahlreiche Anträge der CDU-Fraktion und des Kollegen Steuer zeugen davon.

Der FDP-Antrag, Kollege Dragowski, trifft aber leider nicht den Kern.

[Oh! von der FDP]

Sie reduzieren wirtschaftliche Kompetenz allein auf Selbstständigkeit und Unternehmertum.

[Lars Oberg (SPD): Ganz meine Worte!]

Das reicht natürlich an dieser Stelle nicht aus.

[Beifall bei der CDU]

Wir meinen, wir können nicht den zweiten Schritt vor dem ersten gehen. Wenn der Bildungssenator auf unsere Forderungen eingeht, dann werden wir auch die Frage Ihres Antrags noch einmal aufrufen. Wir werden uns deshalb bei der Abstimmung über diesen Antrag der Stimme enthalten. – Herzlichen Dank!

[Beifall bei der CDU]

Danke schön, Herr Kollege Scholz! – Für die Linksfraktion hat nunmehr der Kollege Zillich das Wort. – Bitte, eilen Sie herbei!