Protokoll der Sitzung vom 23.06.2011

Was Sie hier alle schuldig geblieben sind zu beantworten, ist: Warum haben Sie denn nicht eigene Sachverständige benannt?

[Zurufe von der CDU und der SPD]

Warum sind Sie denn nicht in eine inhaltliche Debatte gegangen?

Kollegen von der SPD! Wenn Sie dann auch noch die CDU und die FDP, die explizit gegen ein kommunales Wahlrecht sind, als Unterstützer Ihres Anliegens anführen, dann demaskieren Sie sich selber.

[Unruhe]

Das ist ja wohl ganz offensichtlich.

Dann will ich kurz noch anführen: Herr Wansner! Es ehrt Sie ja, dass Sie durch Kreuzberg gehen, aber vielleicht verstehen Sie nicht alles, was da gesagt wird. Genauer hinhören hilft manchmal!

[Beifall bei den Grünen]

Danke schön, Frau Kollegin Bayram! – Herr Wansner zur Replik – bitte schön!

Sehr geehrte Frau Bayram! Ich bin gleichzeitig Kreisvorsitzender einer Partei in Friedrichshain-Kreuzberg,

[Özcan Mutlu (Grüne): Deshalb verlieren Sie die Wahlen in Kreuzberg!]

und ich gebe Ihnen mit auf den Weg: 50 Prozent meiner Mitglieder haben inzwischen Migrationshintergrund.

[Zuruf von Canan Bayram (Grüne)]

Liebe Frau Kollegin! Es sind immerhin 300 Mitglieder. Möglicherweise unterschätzen Sie Ihre Wichtigkeit vor Ort. Von diesen 50 Prozent gibt es den Wunsch, genau so behandelt zu werden und die gesamte Diskussion so zu führen wie die einheimische Bevölkerung.

Ihre Diskussion über Grundgesetzänderung – ja oder nein: Ich hatte eigentlich immer großen Respekt vor Juristen. Das ist bei mir angeboren. Nachdem ich aber in diesem Parlament bin und einige Juristen erlebt habe, da sage ich: Die hätten lieber noch ein Semester dranhängen oder mehr Respekt vor dem Grundgesetz insgesamt haben sollen.

Frau Bayram! Sie haben natürlich Ihren genannten Möchtegern-Referenten gehabt. Aber Sie haben möglicherweise nicht gehört, was der Staatssekretär ausgeführt hat. Sie haben sich auch möglicherweise nicht im Bundestag ausführlich mit Ihren Kollegen unterhalten, bei denen es auch in Ihrer Partei, den Grünen, Widerstände gegen das gibt, was Sie hier formulieren.

Frau Bayram! Sie machen es sich einfach, zu einfach! Sie wollen – wie Sie es angekündigt haben – mit dem, was Sie vorgetragen haben, Wahlkampf vor Ort machen. Diesen Wahlkampf vor Ort, den Sie so führen werden, den werden wir Ihnen verderben, glauben Sie mir! Wir werden uns nicht mit dem beschäftigen, was Sie als persönliche Wichtigkeit ansehen. Wir werden uns damit beschäftigen, welche Probleme die Menschen vor Ort haben. Wir werden zuhören, und wir werden versuchen, mit ihnen gemeinsam die Lösungen zu finden, die Rot-Rot in ihren zehn Jahren im Bereich Integration nicht geschaffen hat. Ich bin schon traurig, dass es nicht gelungen ist, die Integration in den letzten zehn Jahren nach vorne zu bringen. Die Menschen, die Stadt insgesamt hätten es von Ihnen erwartet. – Vielen Dank!

[Beifall bei der CDU]

Herr Mutlu wünscht eine Kurzintervention. Es sind, glaube ich, nach der Geschäftsordnung zwei zulässig.

[Unruhe]

Bitte schön, Herr Mutlu!

[Andreas Gram (CDU): Wir schreiben jetzt Rechtsgeschichte!]

Wenn Herr Wansner so sehr damit prahlt, wie toll Sie in Kreuzberg aufgestellt sind und was für eine tolle Integrationsarbeit Sie in Kreuzberg machen, muss ich auch was dazu sagen, vor allem, weil er mich auch persönlich angesprochen hat.

[Andreas Gram (CDU): Einer fragt, Mutlu antwortet! – Unruhe]

Der Kollege Wansner hat hier ausgeführt, dass Mutlu den Wahlkreis verloren hätte, weil – Punkt, Punkt, Punkt. Um keine Geschichtsklitterung im Raum stehen zu lassen, möchte ich sagen: Im Gegensatz zu Ihnen, Herr Kollege Wansner, habe ich zweimal meinen Wahlkreis gewonnen und der Kollege von der SPD auch. Das müssen Sie erst mal nachmachen.

[Beifall bei den Grünen]

Herr Kollege Wansner! Ich weiß nicht, – –

Herr Kollege Mutlu! Es ist zulässig, eine Kurzintervention auf den ursprünglichen Redebeitrag zu machen. Das heißt, eine Kurzintervention auf den Beitrag von Herrn Wansner ist nicht zulässig. Bitte beziehen Sie sich auf das, was vorher gesagt worden ist.

Herr Kollege Wansner ist bei seiner Kurzintervention hier vorne gewesen und hat erzählt, – –

[Unruhe – Zuruf von Christian Gaebler (SPD)]

Regen Sie sich ab! Die Botschaft ist angekommen!

Wird von Herrn Wansner noch die Intervention darauf gewünscht? – Bitte schön, Herr Wansner!

Herr Mutlu! Ich muss Ihnen leider den Spaß ein wenig verderben: Ich habe in Friedrichshain-Kreuzberg auch zweimal meinen Wahlkreis gewonnen.

[Beifall bei der CDU]

Deshalb ist das sicher nicht das so große Problem, was Sie insgesamt haben.

Aber noch mal, Herr Mutlu: Ihr Problem ist, dass Sie den Kontakt zu den Menschen, die dort vor Ort leben, in den letzten Jahren verloren haben. Das ist sicher Ihr Problem

insgesamt. Und das ist von Ihrer Partei auch so quittiert worden. Ich weiß, dass es Ihnen persönlich wehtut, aber möglicherweise ist eine Wiederkehr in FriedrichshainKreuzberg in fünf Jahren möglich. Ich wünsche Ihnen dabei alles Gute!

[Beifall bei der CDU]

Danke schön! – Jetzt hat für die Linksfraktion der Kollege Dr. Lederer das Wort. – Bitte schön, Herr Dr. Lederer!

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kam mir zwischenzeitlich vor wie am Infostand und habe mir die Frage gestellt, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, einen Redebeitrag zum eigentlichen Thema zu halten, denn das scheint keinen mehr wirklich zu interessieren, einschließlich der einreichenden Fraktion.

[Beifall bei der Linksfraktion]

Liebe Frau Bayram! Ich hätte die Bitte: Wenn Sie mich schon zitieren, dann zitieren Sie mich bitte richtig.

[Benedikt Lux (Grüne): Hat sie doch!]

Zitieren Sie das, was ich gesagt habe, und nicht das, was Sie davon verstanden haben. Das muss nämlich nicht dasselbe sein.

[Beifall bei der Linksfraktion – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

Der zweite Punkt, den ich Ihnen gern mitgeben möchte: Sie können sich nicht einerseits hinstellen und sich darüber aufregen, dass alle vier Fraktionen dieses Hauses sich gegen diesen Antrag aussprechen, wenn Sie vorher den Antrag eingereicht haben in Ihrer krampfhaften Suche nach Alleinstellungsmerkmalen, der gar nichts anderes ermöglicht – weil Sie eine verfassungsrechtliche Frage zu einer politischen machen und es sich dabei relativ leicht machen.

[Benedikt Lux (Grüne): Was meinen Sie damit?]

Ich kann es Ihnen erklären, Herr Kollege Lux, damit auch Sie es verstehen!

[Benedikt Lux (Grüne): Sie wollen doch zum Thema reden!]

Hören Sie doch einfach mal zu!

Es ist Folgendes: Ich hätte mich zum Beispiel gern mit Herrn Wansners Position zum Drittstaatenwahlrecht auseinandergesetzt, über die BVV. Das hätte ich gern gemacht.