Sie machen sich überhaupt nicht ehrlich an der Stelle. Seien Sie doch mal ein Stück weit ehrlich, und dann können Sie auch Sachen fordern. Wenn wir dieses Geld zur Verfügung stellen, dann können Sie auch sagen, ob dort ein Buntspecht reinkommt oder der letzte Aal, den man noch braucht. Bitte schön, dann können Sie das als vermeintliche Zoodirektorin machen. – Vielen Dank!
Vielen Dank, Herr Kollege! – Frau Kollegin Platta für die Fraktion Die Linke hat jetzt das Wort- – Bitte schön!
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist richtig: Die Debatte um den Erhalt und die Ausrichtung des Tierparks in Berlin-Friedrichsfelde ist seit der Vereinigung der beiden Stadthälften nie wirklich zur Ruhe gekommen. Immer wieder wurden irgendwelche Debatten geführt: Ist die Tierhaltung richtig? Ist der Bestand richtig? Wir denken, da muss endlich mal ein Neuanfang gemacht werden. Bei jeder Haushaltsdebatte, besonders vor Wahlen, kam es regelmäßig zu diesen Abwicklungsrufen, und radikale Umgestaltungsvorschläge, die wir gerade erst wieder vernommen haben, wo es darum geht, dass die Berliner Bäderbetriebe dort ein Spaßbad errichten wollen. Das schadet letztendlich auch dem Ansehen des Tierparks, des größten Landschaftstiergartens Europas.
Selten wurden diese Debatten aus ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und partizipativen Aspekten gemeinsam betrachtet. Das Herausheben nur eines Aspektes geht aber an dem Willen vieler Berlinerinnen und Berliner vorbei. Der vorliegende Antrag der Grünen passt – gewollt oder nicht gewollt – in den Rahmen dieser einseitigen Betrachtungsweise. Er führt zu Verunsicherungen und schadet somit dem Tierschutzgedanken erheblich.
Die Auswirkungen beim Tierpark bei Aussetzung der Finanzierung insbesondere für die Bewirtschaftung und für öffentliche Lasten aufgrund gerade dieses 160 Hektar großen Areals und für das Schloss – abgesehen von den vertraglichen Vereinbarungen, auf die schon Kollege Buchholz eingegangen ist – haben bei der Antragstellung offensichtlich gar keine Rolle gespielt. Einen solchen kurzsichtigen Ansatz tragen wir nicht mit.
Was der Tierpark aber braucht, ist ohne Zweifel ein tragfähiges, nachhaltiges Konzept, das den gesamten Umfang der weiteren Entwicklungsmöglichkeiten für den Landschaftspark und die Tiere aufzeigt. Zu allererst braucht es aber ein deutliches Zeichen von der Landesebene, ein deutliches Bekenntnis zum Erhalt des Tierparks in Berlin-Friedrichsfelde als Bildungseinrichtung, als Erho
lungsort insbesondere für Familien sowie als Erlebnis- und Lernort auf dem Gebiet des Tier- und Artenschutzes.
Frau Platta! Der Tierpark bekommt ja ohne Wenn und Aber jedes Jahr 6 Millionen Euro aus Steuermitteln, und niemand hier im Haus stellt das in Frage.
Was wünschen Sie sich denn als Bekenntnis anstelle dieser 6 Millionen Euro? Sind 6 Millionen Euro nicht in Ordnung? Was soll das Land noch tun, außer Geld geben? Ich glaube, das ist das höchste Bekenntnis, das man zu einer Einrichtung haben kann, wenn man ihr Steuergelder zur Verfügung stellt. Was stellen Sie sich also unter dem Bekenntnis vor?
Ich stelle mir darunter vor, dass man, wenn man einen Plan zur Modernisierung, zur Weiterentwicklung eines Tierparks vorlegt, wie es offensichtlich schon mal 2010 mit dem Konzept 2020 für den Tierpark angefangen wurde, auch über das Konzept spricht und sich auch mal entscheidet und dass man daraufhin die Ausrichtung des Tierparks in die eine oder andere Richtung abwägt und dann auch Finanzierungsmittel zur Verfügung stellt oder zumindest dafür sorgt, dass Drittmittel akquiriert werden können. UEP-Mittel und sonstige Sachen sind alle möglich. Und dann muss man sich dazu auch bekennen und als Land Unterstützung geben. So, wie es jetzt momentan läuft, denke ich, sieht es eher danach aus, dass wir jedes Mal, bei jedem neuen Haushalt darüber nachdenken: Kann der Tierpark noch was bekommen oder nicht? Es muss Sicherheit rein, sonst haben auch die Beschäftigten nichts davon!
Die Linksfraktion verschließt sich nicht den Missständen, die eine Tierhaltung in Zoos mit sich bringen kann. Auch
wir wollen bestmögliche Bedingungen für Tiere, deren Wesen und Lebensart uns auf diese besondere Art nahegebracht werden sollen. Mindesthaltungsbedingungen sind zwingend. Da gibt es keine Diskussionen. Elefanten und Malaienbären brauchen offensichtlich jetzt schon bessere Lösungen. Wir begrüßen es, dass es Kooperationen mit anderen Einrichtungen bis hin zu Naturparks gibt, um Erfahrungen und gegebenenfalls auch Tiere zur Artensicherung zu tauschen. Hier gibt es im Tierpark zum Teil lange Traditionen, auch mit fernen Ländern. Sie wissen, dass die Mongolei Wildpferde aus dem Tierpark erhält und Nachzuchten für Gelbbrustkapuziner für Brasilien geplant sind.
Wir bleiben aber auch dabei, dass der Tierpark einen bedeutenden Beitrag zur Wissensvermittlung und praktischen Arbeit für den Natur- und Artenschutz für die Berlinerinnen und Berliner aller Altersgruppen leistet. Der Satz, der heute auch schon erklungen ist: Nur was wir kennen, können wir schätzen und schützen. –, lässt sich nicht einmal mit Bildern und Filmen umsetzen.
Wohin können also Mittelkürzungen des Landes Berlin führen? Wollen Sie beispielsweise die Schließung der Tierparkschule – die Tierparkschule, die mit jährlich fast 5 000 Kindern und Jugendlichen oft über mehrere Tage an Projekten aus dem Berliner Rahmenplan arbeitet und immer noch mit einer zunehmend zusammengewürfelten Ausstattung in sanierungsbedürftigen Räumen arbeiten muss? Inhaltlich kann sich die Arbeit der Tierparkschule wirklich sehen lassen. Das können Sie bei jedem Projektende sehen, denn das werden öffentlich Veranstaltungen dann auch zeigen.
Die Linksfraktion erwartet für den landschaftlich geprägten Tierpark ein Maßnahmenprogramm zur Attraktivitätssteigerung, das mit der Öffentlichkeit diskutiert und umgesetzt wird. Wir wollen ein dem Tier- und ebenso dem Artenschutz verpflichtetes, modernes zoologisches und botanisches Gesamtkonzept für das gesamte Areal und erwarten die Einrichtung eines Gremiums aus Experten, auch Beschäftigten bis Nutzern zur Begleitung des Prozesses.
Ich bin beim letzten Satz: Den Ansatz werden wir in einen eigenen Antrag auch eingegossen haben und damit die Zukunft für den Tierpark Berlin als eine Säule der Hauptstadtzoos – um noch mal den Zoo zu nennen – sichern. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Vielen Dank, Frau Kollegin Platta! – Für die Fraktion der CDU erteile ich dem Kollegen Freymark das Wort. – Bitte schön!
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Eine intensive Debatte der letzten Wochen und Monate hat uns hier erreicht – zum Thema Tierpark. Das ist ohne Frage ein wichtiges Thema. Ich bin ein Lichtenberger Kind. Ich bin stolz, Lichtenberger zu sein,
und ich bin stolz, dass der Tierpark in Lichtenberg liegt und ich die Interessen des Tierparks und meines Heimatbezirks in diesem Hohen Haus vertreten darf.
Es ist ein emotionales und sensibles Thema, und deswegen freue ich mich, dass es uns als CDU in Lichtenberg gelungen ist, mit einer großen Bürgerbeteiligung das Thema zu besetzen, Ideen zu sammeln und dieses Thema insgesamt nach vorne zu bringen. Ich freue mich, dass die Grünen auch aus dem Ideenkatalog und dem Maßnahmenplan, den die CDU-Fraktion beschlossen hatte, abgekupfert und daraus viele Dinge übernommen hat, die richtig sind. Nur mit einer Forderung übertreiben Sie. Sie können nicht sagen: Wir wollen jetzt schon sofort die Ergebnisse haben, ansonsten werden die Zuwendungen gestrichen. – Denn das bedeutet in der Konsequenz, dass der Tierpark zugemacht wird. So funktioniert es mit uns nicht, und wir werden Ihnen auch darstellen, warum das so ist.
Wir haben den Anspruch, gemeinsam das Thema so nach vorne zu bringen, dass es ernsthaft, glaubwürdig und nicht im Kokettieren mit Ängsten verbunden ist. Ich skizzieren Ihnen jetzt die wesentlichen Punkte, die für uns wichtig sind. Das sind drei Sachen.
Die erste – kurzfristige Maßnahmen: Gastronomiebereich und Servicebereich sind absolut überholbedürftig. Auch die Eintrittspreise: Wir haben kein digitales Ticketsystem. Wir haben nicht einmal Gutscheine, die man online herunterladen kann. Es gibt keinen Morgentarif, keinen Joggingtarif, keinen Abendtarif. Es gibt eigentlich gar nichts, das irgendwie zielgruppenorientiert eingesetzt werden könnte. Hier müssen wir ansetzen. Das sind kurzfristige Maßnahmen, die nicht unbedingt mit viel Geld zu tun haben, sondern mit Ideen, mit Kreativität und mit dem Anspruch, es besser machen zu wollen – dann hoffentlich in Bezug auf die neue Geschäftsführung.
Das Thema Beschilderung spielt eine immense Rolle. Der Tierpark ist einsprachig. Nicht mal 150 000 Touristen von 10 Millionen, die diese Stadt besuchen, verlieren sich
in den Tierpark. 450 000 weitere Besucher kommen aus den umliegenden Bezirken. Das ist zu wenig. Wir brauchen eine englischsprachige, spanischsprachige und französischsprachige Beschilderung.
Auch die Frage des Merchandising: Dort wird vom Tierpark- und Zooförderverein – der Thomas Ziolko sitzt ja da vor und macht einen guten Job – das Merchandising ehrenamtlich organisiert. Woanders ist es eine wesentliche Einnahmequelle, Souvenirs zu verkaufen. Beim Zoo in Leipzig können Sie sogar online welche bestellen. Aber hier im Berliner Tierpark ist das nicht möglich. Ich finde, das ist schlecht. Das ist falsch gelaufen und muss besser gemacht werden.
Mittel- bis langfristig: Der Tierpark hat 200 000 Euro Planungsmittel schlichtweg nicht abgerufen. Das ist fast schon skandalös, zumal es ja sogar eigene Ideen gab. Es gab die Idee der Rocky Mountains mit Seilbahn. Das kann man gut finden, man kann es schlecht finden, man kann darüber streiten. Das akzeptiere ich. Aber nicht einmal eine Visualisierung oder eine Kosten-NutzenAnalyse hinzubekommen, das ist zu wenig. So funktioniert es nicht. Wie es funktioniert, zeigt uns der Zoo Leipzig. Da gibt es z. B. einen Vulkanstollen und viele andere tolle Umsetzungen. Da funktioniert es. Noch nicht einmal 600 000 Einwohner, aber 2 Millionen Besucher jedes Jahr im Zoo Leipzig – kostendeckend arbeitend. Ich finde es schade, dass wir nach Leipzig gucken müssen und nicht die zu uns. Letzteres muss unser Anspruch sein.
[Beifall bei der CDU und den GRÜNEN – Oliver Höfinghoff (PIRATEN): Wir holen ihn her! – Weitere Zurufe]
Auch die Evaluierung des Tierbestandes gehört natürlich dazu. Das darf kein Tabuthema sein. Da stimme ich vielem Gesagten zu.
Externe Maßnahmen: Visit Berlin! Werbung ist das A und O. Es kann nicht sein, dass wir darauf gänzlich verzichten. City-Circle-Touren fahren in der Mitte Berlins herum. Das ist auch gut so. Aber es gibt doch auch Optionen, vielleicht eine Tierpark-Tour einzuführen. Wir haben viele andere Kultureinrichtungen in Lichtenberg, die es zu fördern gilt. Der Tierpark ist ein Flaggschiff im Osten, und als solcher muss er auch verstanden werden.
Wenn ich dann darüber nachdenke, wie einfach der Senat und auch die BVG den Antrag für eine Tierpark-Linie abgelehnt haben, dann tut mir das ein bisschen weh. Es kann doch nicht richtig sein, dass wir gute Ideen – selbst
wenn sie nicht gut genug sind – nicht mal so eruieren und so besprechen, dass sie vielleicht doch eine Chance bekommen. So funktioniert es nicht. Am Hauptbahnhof wird einmal die Station sein, wo man in die U 5 einsteigt und vielleicht direkt zum Tierpark fährt.
Grundsätzlich gilt: Der Tierpark braucht mehr Alleinstellungsmerkmale. Nicht Emotionen wecken wie im Disneyland, aber sich inspirieren lassen. Das gehört dazu. Herr Junold, der Zoodirektor in Leipzig, hat gesagt: Wichtig ist, nicht zu sagen: Stadt, du hast einen Zoo, also zahl dafür! – Er hat einen anderen Anspruch entwickelt. Dort hat die Stadt Leipzig maximal 40 Prozent beigetragen zu fast 100 Millionen Euro. Dieser Anspruch wird hier völlig außer Acht gelassen. Wenn ich dann an Die Linke hier denke und feststelle, dass hier Rekommunalisierung im Bezirk der Plan ist, dann fasse ich mir an den Kopf. Sie haben heruntergespart, Jahr für Jahr, und wollen uns jetzt etwas von Rekommunalisierung erzählen. Staatsknete ist für Sie Beute, für uns als CDU-Fraktion Verantwortung.