Protokoll der Sitzung vom 22.05.2014

[Beifall bei der CDU und der SPD – Zuruf von Heidi Kosche (GRÜNE) – Weitere Zurufe von den GRÜNEN]

Einen Punkt können wir Ihnen, den Grünen, nicht durchgehen lassen, Frau Kapek.

[Christopher Lauer (PIRATEN): Nur einen? – Stefan Gelbhaar (GRÜNE): ZLB!]

Sie sagen: Jetzt am Sonntag müssen Sie für das Volksbegehren stimmen, dann sind die Planungen gestoppt und dann können wir über die Planungen reden. Nein!

[Joachim Esser (GRÜNE): Wir hätten uns ja einigen können!]

Wer sich am Ende für ein Nein zur Bebauung entscheidet und das Quorum erfüllt, der wird sehen, dass das eingehalten wird. Wir akzeptieren den Wählerwillen. Das war bei der Schließung des Flughafens Tempelhof so, und es wird auch bei dieser Frage so sein.

[Beifall bei der CDU und der SPD]

Da wird demnächst nicht noch einmal diskutiert. Damit erweist man im Übrigen auch der direkten Demokratie einen Bärendienst, wenn man sagt: Stimmt mal so ab, anschließend korrigieren wir es. Das ist mit uns nicht zu machen.

[Beifall bei der CDU – Zuruf von Alexander Spies (PIRATEN)]

Ich finde es ohnehin bemerkenswert, was heute in der Debatte wieder miteinander vermengt worden ist bezüglich der Entscheidung, die am Sonntag ansteht.

[Zuruf von Ramona Pop (GRÜNE)]

Klar, wer das tut, versucht die Wähler, für seine Zwecke parteipolitisch einzunehmen. Das ist auch im Hinblick auf die Europawahl vielleicht nachvollziehbar, aber ich möchte trotzdem noch einmal auf zwei Punkte eingehen, die uns in der Debatte – –

[Heidi Kosche (GRÜNE): Auf die ZLB!]

Sie geben mir das richtige Stichwort. Eine Frage, die uns immer wieder begegnet, lautet, ob bei der Zustimmung zum Gesetz der Koalitionsfraktionen der Bau der ZLB auf dem Tempelhofer Feld automatisch festgelegt ist.

[Joachim Esser (GRÜNE): Natürlich!]

Die Antwort lautet glasklar: Nein, Herr Esser, das ist sie nicht!

[Lachen bei den GRÜNEN]

Das Gesetz, das hier vorliegt, ist doch kein Blankoscheck für eine ZLB. Den hätte die CDU auch nie ausgestellt!

[Starker Beifall bei der CDU – Zurufe von den PIRATEN: Also wollen Sie keine ZLB? – Zuruf von Joachim Esser (GRÜNE)]

Es ist doch ganz klar: Bei den Projekten, die in der Stadt finanziert werden müssen, in der Finanzplanung, Herr Esser,

[Zurufe von den GRÜNEN]

da gehört für die CDU die ZLB nicht zu den Projekten, die vorn stehen.

[Joachim Esser (GRÜNE): Weiß ich!]

Nach der Kritik des Rechnungshofs steht sie noch weiter hinten. Ganz klar: Das steht hier nicht zur Abstimmung. Das sind genau die Themen, bei denen Sie hoffen, Leute an sich zu ziehen, die eigentlich eine Bebauung wollen, aber die Bibliothek wollen sie nicht.

[Ramona Pop (GRÜNE): Dann hätten Sie ja Klarheit schaffen können!]

Deshalb ist das Gesetz so, wie es ist.

[Beifall bei der CDU]

Die zweite Frage lautet: Was ist mit dem Masterplan? – Das Gesetz erwähnt, wie der Kollege Saleh in seiner

Rede auch, nicht den Masterplan. Natürlich ist der Masterplan eine Grundlage für den Senat. Aber er ist nicht in Stein gemeißelt,

[Zuruf von Joachim Esser (GRÜNE)]

sondern es wird Diskussionen im Abgeordnetenhaus geben. Wir legen außerordentlich viel Wert darauf, dass mit der Stadtgesellschaft darüber diskutiert wird

[Dirk Behrendt (GRÜNE): Bisher nicht!]

und deshalb ist es doch völlig klar – wenn man so einer einmaligen Lage entsprechen will –, dass wir die Planungen diskutieren.

[Stefan Gelbhaar (GRÜNE): Schreiben Sie es auf!]

Wir brauchen es nicht aufschreiben. Wir haben ein ganz normales Bebauungsplanverfahren. Wir beschließen hier ein Gesetz zum Schutz der Fläche, den Rest diskutieren wir hier im Parlament. Da dürfen Sie sich dann künftig auch wieder einbringen, Herr Esser!

[Beifall bei der CDU – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

Herr Kollege Graf! Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Lauer?

Nein, danke schön! Ich lade ihn zum Kurzintervenieren ein. Meine Zeit ist wirklich sehr knapp, Herr Lauer!

Es ist doch völlig klar – ich nehme an, dass das auch der Bausenator sagen wird –:

[Zuruf von Christopher Lauer (PIRATEN)]

Er ist jetzt um Beteiligung bemüht, und natürlich auch nach dem Volksentscheid werden wir Diskussionen führen. Natürlich kann und wird es auch Veränderungen am Masterplan geben. Das ist doch gar keine Frage. Da lade ich Sie, Herr Lederer und Frau Pop, ein: Beteiligen Sie sich hier im Parlament, wenn der Volksentscheid vorbei ist! Entscheidend ist

[Joachim Esser (GRÜNE): Das haben wir vorher doch versucht!]

Auch wenn Sie die Zwischenfrage nicht haben stellen dürfen, es wird durch die Zwischenrufe nicht besser. Ich höre sie hier vorn gar nicht. – Darauf wird es nach dem Volksentscheid doch ankommen, dass wir einen Dialog mit der Stadtgesellschaft, mit den Menschen führen.

[Christopher Lauer (PIRATEN): Das merke ich mir! – Zurufe von Dr. Klaus Lederer (LINKE) und Steffen Zillich (LINKE)]

Der Senat wird diesen Prozess organisieren. Wir werden als Koalitionsfraktion die Gestaltung natürlich mitgestal

ten, genauso, wie Sie das auch tun können. Wir sind doch kein Abnickverein als Parlament.

[Beifall von Christopher Lauer (PIRATEN)]

Natürlich werden wir das intensiv diskutieren.

Ich komme zum Schluss: Die Abstimmung am kommenden Sonntag ist eine wichtige Entscheidung über die Zukunftsfähigkeit der Stadt. Wir können die Emotionen der Berlinerinnen und Berliner ausdrücklich verstehen. Aber es geht darum, die richtige Balance zu finden, und zwar eine Balance von Erholung, Natur und Freifläche einerseits und den Bedürfnissen nach Wohnungen, nach Wohnraum, nach Wirtschaft und Wohlfühlen andererseits. Das haben wir als Koalition verstanden. Deshalb setzen wir uns mit einem breiten Bündnis für diesen konsequenten Schutz, aber auch für die behutsame Entwicklung ein. – Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!

[Anhaltender Beifall bei der CDU – Beifall bei der SPD – Stefan Gelbhaar (GRÜNE): Das gibt Haue im Kreisvorstand!]

Vielen Dank! – Für Die Linke jetzt der Kollege Wolf.