Vielen Dank, Herr Präsident! – Sehr geehrter Herr Beck! Auch im Namen der CDU-Fraktion vielen herzlichen Dank für die konstruktive Zusammenarbeit im Fachausschuss in den letzten Jahren! Wir werden Sie an der Stelle vermissen, wissen aber, dass wir mit Frau Schillhaneck auch eine sportbegeisterte Kollegin in Zukunft an gleicher Stelle haben. Insofern Ihnen persönlich alles, alles Gute!
Meine Damen und Herren! Wir haben heute bei zwei Redebeiträgen der Oppositionsfraktionen – den Grünen und den Piraten – gesehen, dass sie bereit sind, mit uns über die Chancen für Berlin durch Olympia offen und konstruktiv zu reden. Wir werden gleich nach mir eine Oppositionsfraktion erleben, die diese Frage schon vorab für sich entschieden hat und Olympia ablehnt. Dazu passt auch ein Gastbeitrag von Harald Wolf im „Neuen Deutschland“, der eine neue „NOlympia-Bewegung“ fordert.
Das halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für eine vertane Chance für den Sport für unsere Stadt, und das lehnen wir kategorisch ab.
[Beifall bei der CDU – Vereinzelter Beifall bei der SPD – Martin Delius (PIRATEN) meldet sich zu einer Zwischenfrage.]
Es geht ganz schnell. Ich möchte Sie fragen – denn es klang gerade so –: Finden Sie es nicht in Ordnung, dass eine Fraktion hier im Haus schon eine klare Haltung zu dem Thema hat, oder haben Sie das inhaltlich kritisiert?
Zu den Chancen für Olympische Spiele und zu der Frage, an welchem Zeitpunkt wir uns gerade befinden, möchte ich in den nächsten fünf Minuten gerne etwas sagen. Aus der Argumentation heraus kann ich eine jetzige Ablehnung überhaupt nicht verstehen, weil auch wir von SPD und CDU noch gar nicht wissen, welche Spiele wir kriegen, welche Spiele wir wollen und ob wir dann Ja oder Nein sagen.
Der Blick auf dieses Thema und die Aufgeregtheit einer Fraktion eröffnen die Chance, zunächst einmal über die Fakten zu sprechen. Die erneute Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2022 ist an der Zustimmung der Menschen gescheitert. Der DOSB hat seinen Fragenkatalog an Berlin und Hamburg geschickt, in dem es darum geht, ob die Städte für Olympische Spiele im Grundsatz bereit sind. Die Linken verbreiten oftmals einen anderen Eindruck. Der deutsche Sport ist auf Berlin zugegangen und nicht umgekehrt.
Der Senat steht nun vor der Frage: Steigen wir bei dem Interessenbekundungsverfahren schon jetzt aus, oder wollen wir gemeinsam mit den Berlinerinnen und Berlinern die Chancen für Berlin durch Olympische Spiele besprechen? – Die CDU-Fraktion will diesen Dialog ausdrücklich, und zwar nicht als reines Sportthema, sondern als Querschnittsthema einer gesamten und ganzen Stadt. Aus sportpolitischer Sicht ist klar: Berlin ist Deutschlands Sportmetropole Nr. 1.
Fußball-WM 2006, Leichtathletik-WM 2009 und jährlich das ISTAF, der Berlin-Marathon und das DFB-Pokalfinale.
Es folgen die Schwimm-EM, die Makkabiade, die Leichtathletik-EM, das Champions-League-Finale für Männer und Frauen im kommenden Jahr, die WM im Modernen Fünfkampf und das Turnfest 2017. Wenn man alle diese Sportgroßveranstaltungen zusammennimmt, dann hatte Berlin bereits Olympische Spiele, unbemerkt und über einen längeren Zeitraum hinweg.
Begeisterte Fans, volle Arenen! Die Berliner sind hervorragende Gastgeber. Und der Sport trägt mit 1 Milliarde Euro auch erheblich zur Berliner Wirtschaft bei.
Auch diese Zahlen werde ich Ihnen nicht ersparen: 2 400 Vereine, 70 Bundesligisten in 30 Sportarten, 60 000 Menschen im Ehrenamt – darauf können wir gemeinsam stolz sein.
[Beifall bei der CDU – Zurufe von der LINKEN und den PIRATEN – Steffen Zillich (LINKE) meldet sich zu einer Zwischenfrage.]
Herr Präsident! Herr Kollege! Ich würde gern meine Rede zu Ende bringen. Dann kann ja Herr Zillich in seiner altbekannten Art und Weise wieder Antworten geben. Deshalb würde ich vorschlagen, dass wir so verfahren.
Berlin verfügt schon heute über tolle Wettkampfarenen, um die uns viele in Deutschland und in der ganzen Welt beneiden: Olympiastadion und Olympiapark, die Alte Försterei, der Jahn-Sportpark, die Max-Schmeling-Halle, O2-World Berlin, Velodrom, Olympia-Stützpunkt Hohenschönhausen, die Tennisanlage LTTC Rot-Weiß und auch die Messehallen!
Deshalb will die CDU-Fraktion auch Investitionen – Herr Kollege, sie rufen das Stichwort ja gerade herein! – in die bestehenden Arenen und keinen großen Neubau. Temporäre Arenen, wo kein schlüssiges Nachnutzungskonzept vorhanden ist, und Investitionen in Trainingsstätten, die im Anschluss an potenzielle Spiele dem Breiten- und dem Schulsport in unserer Stadt zur Verfügung stehen!
Olympische Spiele sind aber viel mehr als ein sportpolitisches Thema. Sie dürfen niemals ein Selbstzweck sein. Sie müssen der Stadt langfristig helfen. Deshalb kann es nur eine gemeinsame Bewerbung des deutschen Sports und der gesamten Bundesrepublik mit Zustimmung der Berlinerinnen und Berliner geben – ohne Hektik und mit Transparenz. Kurze Fristen erhöhen die Akzeptanz bei den Menschen jedenfalls nicht. Deshalb wird es wichtig sein, nach dem Entscheid des DOSB am 6. Dezember für dieses Zukunftsthema die Weichen zu stellen. Olympia als gemeinsames, verbindendes Element einer gesamten Stadt und auch hier im Hause mit einem größtmöglichen Konsens zwischen den Fraktionen!
Deshalb sprechen wir uns für einen Sonderausschuss für Olympia aus, der dieses Thema von Beginn an konstruktiv begleitet.
Welche Chancen ergeben sich durch die Spiele für die Infrastruktur, für den Wirtschafts- und Messestandort, für Tourismus und Kultur, für den Breiten- und den Jugendsport in Berlin, für die Inklusion, für das Stadtmarketing und das weltweite Image unserer Heimatstadt Berlin?
Darüber wollen wir mit den Berlinern und Berlinerinnen reden und die Bedingungen abstecken, unter welchen Voraussetzungen wir ja zu einer möglichen Olympiabewerbung in Berlin sagen. Olympia in Demokratien – das
bedeutet Transparenz und Beteiligung. Wir wollen bescheidene Spiele, die sich der Stadt anpassen und nicht umgekehrt. So hat es auch DOSB-Präsident Alfons Hörmann gesagt: Berlin kann der Gegenentwurf zu maßlosen Sportgroßveranstaltungen in Sotschi, Peking, Rio oder Katar sein.
Deswegen mal ein paar Ideen: Gewichtheben in der Waldbühne, BMX auf dem Teufelsberg, eine Medal Plaza vor dem Brandenburger Tor mit einem großen Public Viewing, Beachvolleyball in einer temporären Arena vor dem Reichstag, Freiwasserschwimmen in einer sauberen Spree, Bogenschießen in der Trabrennbahn Mariendorf, das Olympische Dorf am Alex in fünf Hochhäusern mit einem neuen Stadtquartier, das wir im Nachgang für Wohnraum nutzen können!