Protokoll der Sitzung vom 18.05.2017

Wir wollen Stiftungen, soziale Träger, gemeinwohlorientierte Baugruppen fördern. Ich finde es auch gut, dass es ein Vorkaufsrecht für die Mieter gibt, wenn eine Wohnung verkauft wird. Wenn man sich einmal die Praxis ansieht, ist das Problem doch eher, dass die Mieter zum Beispiel nur acht Wochen Zeit haben, sich zu entscheiden, und dass es oft schon überhöhte Preise sind, mit denen sie konfrontiert werden. Deswegen fände ich es zum Beispiel gut, einmal ein Konzept dafür zu erstellen, wie wir ein Vorkaufsrecht für Mieter hinbekommen, wenn ein ganzes Haus verkauft wird. Eine Mietergenossenschaft für ein ganzes Haus, das wäre ein zukunftsweisendes Konzept – und nicht der Privatisierungswahn, den Sie an den Tag legen.

[Frank-Christian Hansel (AfD): Oh Mann, oh Mann, oh Mann!]

Zum Schluss muss man festhalten, Sie propagieren hier Politik für den kleinen Mann – Entschuldigung –, für den kleinen deutschen Mann;

[Lachen von Frank-Christian Hansel (AfD)]

das stimmt aber so nicht.

Sie müssten zum Schluss kommen, Frau Kollegin!

Die überwiegende Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner würde von Ihrem Vorschlag nicht profitieren, sondern im Gegenteil: Sie würden die Wohnungsnot damit noch weiter verschärfen.

[Beifall bei den GRÜNEN und der LINKEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

Für eine Zwischenbemerkung hat Herr Laatsch das Wort.

[Anja Kofbinger (GRÜNE): Dadurch wird es ja auch nicht besser!]

Danke, Frau Präsidentin! – Liebe Frau Schmidberger! Mathematik, das haben Sie ja schon einmal gesagt, ist nicht Ihre Stärke. Das ist nachvollziehbar.

[Zuruf von Katrin Schmidberger (GRÜNE)]

(Katrin Schmidberger)

Sie haben gerade behauptet, wir hätten gesagt: Mieter, du kannst deine Miete nicht bezahlen, also verkaufen wir die Wohnung! – Das ist natürlich völliger Unsinn. Das hat niemand hier am Mikrofon gesagt. Das ist Ihre eigene, mit Ihnen durchgaloppierende Fantasie. Das ist nicht von uns.

Wie kommen die Mieter zu dem Eigenkapital, um die Wohnungen zu kaufen? – Es ist eben einfach nicht in Ihren Denkmustern, wie man Menschen ohne Kosten unterstützen kann, indem man einfach nur die rechtliche Grundlage dafür schafft:

[Anja Kofbinger (GRÜNE): Das Gesetz wollen wir sehen! – Zuruf von Katrin Schmidberger (GRÜNE)]

indem man zum Beispiel die IBB ertüchtigt, diesen Menschen den Eigentumsanteil zu garantieren und sie damit in die Lage versetzt, zu kaufen – Frau Schmidberger!

Noch einmal zum Thema Mathematik – ganz einfach: Wenn man eine Wohnung verkauft und eine neu baut, bleibt die Menge gleich. Das ist Mengenlehre, das hätten Sie in Ihrem Alter eigentlich in der Schule haben müssen. Das hat wohl nicht so richtig geklappt.

[Torsten Schneider (SPD): Wie kommen Sie darauf? – Sven Heinemann (SPD): Völliger Blödsinn!]

Das ist totaler Blödsinn? Ja, das glaube ich. Gut, Sie meinen, sie hatte das nicht in der Schule?

Sie wollen unter keinen Umständen in dieser Stadt neuen Wohnraum schaffen. Sie wollen in dieser Stadt nur umverteilen zulasten derer, die hier ihre Arbeit machen. Es wird mit Ihnen keine nennenswerten Neubauten geben. Das ist festzustellen, Frau Schmidberger. Das haben Sie gerade klargemacht. – Danke!

[Beifall bei der AfD – Gunnar Lindemann (AfD): Bravo! – Zurufe von der SPD und den GRÜNEN]

Vielen Dank! – Möchten Sie erwidern?

[Anja Kofbinger (GRÜNE): Na, klar! – Torsten Schneider (SPD): Er hat die Rechnung nicht verstanden, Frau Präsidentin! – Weitere Zurufe von den GRÜNEN und der AfD]

Ich weiß gar nicht, was Sie gegen Umverteilung haben. Ich finde eine Umverteilung von Reichtum insgesamt ganz gut.

[Beifall bei den GRÜNEN, der SPD und der LINKEN – Lachen bei der AfD – Frank-Christian Hansel (AfD): Ganz toll!]

Es geht aber hier um etwas ganz anderes. Erstens – –

[Zurufe von der AfD]

Blöken Sie doch nicht alle herein! Wie wäre es, wenn Sie sich absprechen würden, wer hier was dazwischenruft? – Dann verstehe ich Sie auch.

[Frank-Christian Hansel (AfD): Dann sage ich es noch einmal: Selbst erwirtschafteten Reichtum kann man nicht verteilen!]

Wir wollen bis 2021 ca. 37 000 neue Wohnungen bauen. Schauen Sie einmal in unseren Koalitionsvertrag! Darin steht das genau.

[Zuruf von Gunnar Lindemann (AfD)]

Dazu haben wir landeseigene, aber auch private Flächen, und das geht gerade alles seinen Gang. Wir haben erst kürzlich in der Koalition darüber gesprochen.

[Heiko Melzer (CDU): Dafür reicht es nicht, das Papier der Koalitionsvereinbarung zusammenzufalten!]

Noch einmal zum Thema Umverteilung: Natürlich muss man Wohnungen ankaufen. Man muss Wohnungen in den Gebieten ankaufen, die schon höchstverdichtet sind, wo wir kaum noch Verdichtung durch neuen Wohnraum erreichen und wo wir gerade ein Ungleichgewicht zwischen privaten Eigentümern und landeseigenen Wohnungen haben. So einfach ist das. Es gibt zum Beispiel Gebiete in Steglitz-Zehlendorf oder auch in CharlottenburgWilmersdorf, wo wir extrem wenige landeseigene Wohnungen haben. Es ist gut, dass man dort baut. Wenn man dort aber keine Baufläche hat, weil die Spekulanten nun einmal nicht so gut mit der Baufläche umgehen bzw. nicht bauen wollen und damit nur spekulieren, dann ist es auch wichtig, dass man strategische Ankäufe macht.

Lassen Sie uns das noch einmal in Ruhe im Ausschuss diskutieren! Aber sorry, Ihr Weg hilft dort draußen niemandem.

[Beifall bei den GRÜNEN und der LINKEN]

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Es wird die Überweisung des Antrags an den Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen sowie an den Hauptausschuss empfohlen. – Widerspruch hierzu höre ich nicht. Dann verfahren wir so.

Ich rufe auf die

(Harald Laatsch)

lfd. Nr. 3.4:

Priorität der Fraktion der FDP

Tagesordnungspunkt 29

Für Chancengleichheit – beste Bildung schon vor der Schule

Antrag der Fraktion der FDP Drucksache 18/0339

hierzu:

Änderungsantrag der AfD-Fraktion Drucksache 18/0339-1

In der Beratung beginnt die Fraktion der FDP. – Kollege Fresdorf, bitte!

[Torsten Schneider (SPD): Mehr Gemeinschaftsschule!]

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die frühkindliche Bildung ist das Fundament einer jeden Bildungskarriere. Die Vorschularbeit ist sozusagen, wenn man sie herauslöst, deren Königsdisziplin, denn ihr Ziel ist es, die Beschulbarkeit der Kinder zu gewährleisten. Beschulbarkeit heißt nicht nur, dass die Kinder geradeaus schneiden können, dass sie vielleicht einen Kreis ausschneiden und einen Stift anspitzen können und zehn Meter geradeaus laufen, ohne zu stolpern – Beschulbarkeit ist sehr viel mehr.