Protokoll der Sitzung vom 14.09.2017

Nutzen Sie doch lieber die Chance, die 16 Technologie- und Wirtschaftsstandorte in der Stadt zu echten Leuchttürmen auszubauen. Während Sie auf der einen Seite den Eindruck vermitteln, als ginge das alles nur in Tegel, lassen Sie diejenigen, die seit einem Jahr im CleanTech Business Park auf Musterrahmenverträge warten, außen vor, unterschreiben die nicht und machen damit gar keine Wirtschaftsansiedlung. Auch das ist Realität in der Stadt, Herr Müller!

[Beifall bei der FDP und der CDU – Zuruf von Dr. Wolfgang Albers (LINKE)]

Wo sind denn die 8 Millionen Euro Investitionen, die notwendig werden für den Standort in Buch? 8 Millionen Euro Investitionen, die notwendig werden für Erschließungsmaßnahmen, damit das ein echter Wissenschaftsleuchtturm wird. Ich sehe sie nicht.

[Staatssekretär Steffen Krach: Wo sehen Sie das Problem? Die werden doch bezahlt!]

Ich sehe keine Autobahnanbindung, die Sie im Koalitionsvertrag verabredet haben, um hier einen echten Wirtschaftsleuchtturm zu entwickeln. Es geht um die Zukunft unserer Stadt – Ihr Thema, unser Thema! Wir haben einen konkreten Vorschlag dazu.

[Beifall bei der FDP und der CDU]

Wenn wir über die Zukunft der Stadt sprechen, sprechen wir über Verkehr, Wohnen, Wirtschaft und Wissenschaft. Und ja, wir haben ein Problem an der Beuth-Hochschule, was die Kapazitäten betrifft – da sind wir im Übrigen wieder beim Thema –, aber wir haben es jetzt. Die BeuthHochschule braucht jetzt Platz. Die Beuth-Hochschule braucht jetzt Räumlichkeiten. Also stellen Sie doch die 158 Millionen Euro im Haushalt ein, denn so viel würde es kosten, und sorgen Sie dafür, dass die BeuthHochschule einen Neubau bekommt, der wesentlich günstiger ist, nämlich 5 Millionen Euro. Und den kriegen sie jetzt und nicht erst in zehn oder 15 Jahren, wenn

überhaupt. Das wäre die richtige Politik für den Wissenschaftsstandort.

[Beifall bei der FDP – Zurufe von Anja Schillhaneck (GRÜNE) und Sabine Bangert (GRÜME)]

Lassen Sie uns einen Moment beim Thema Haushalt und der Ernsthaftigkeit bleiben, mit der Sie in die Debatte gehen und die Sie hier einfordern. Wenn wir über den Wissenschaftsstandort reden und die 158 Millionen Euro, die im Haushalt nicht eingestellt sind, sollten wir auch darüber reden, dass die Berlinerinnen und Berliner ab dem 1. Januar 2019 in Tegel einen verbindlichen Rechtsanspruch auf Lärmschutz haben – 380 Millionen Euro, Ihre Zahl! Wo sind diese 380 Millionen Euro im Haushalt eingestellt? BER wird frühestens zum Sommerflugplan 2020 öffnen. Damit steht eins fest: Der Rechtsanspruch besteht zumindest schon einmal anderthalb Jahre. Also stellen Sie die 380 Millionen Euro in den Haushalt ein, wenn es Ihnen wirklich um Lärmschutz geht, werter Herr Müller!

[Beifall bei der FDP]

Wenn es Ihnen in der Tat um die Erweiterung am Flughafen BER ginge und der Vorschlag von Lütke Daldrup nicht in irgendeiner Art und Weise ein Schnellschuss ist, dann hätten Sie im Übrigen auch, und ich darf an die gestrige Hauptausschusssitzung erinnern, die Bürgschaften für die Erweiterung von BER im Haushalt eingestellt. Wo sind sie denn? Wo sind die Bürgschaften dafür? Sie fahren Berlin ins Risiko, werter Herr Müller. Sie sorgen dafür, dass der eine Flughafen nicht öffnet, der andere auf Verschleiß gefahren wird und diese Stadt wirtschaftlich als Tourismusstandort und die Berlinerinnen und Berliner allesamt abgehängt werden. Das ist Ihre Politik, und das ist am Ende des Tages auch die Wahrheit der nackten Zahlen, die wir in dieser Stadt erleben.

[Beifall bei der FDP – Oh! von den GRÜNEN – Zuruf von Paul Fresdorf (FDP) – Anja Kofbinger (GRÜNE): Das war so schlecht, da klatscht nicht mal die AfD! – Sebastian Walter (GRÜNE): Lassen Sie mal Herrn Luthe sprechen! – Paul Fresdorf (FDP): Getroffene Hunde bellen!] – Herr Müller! Ich kann jeden verstehen, der sich jetzt zu Wort meldet, der sich in den letzten zwei Monaten, weil er es in den letzten zwei Jahren versäumt hat, in die Debatte einbringt. Eins steht aber auch fest: Den plötzlichen Aktionismus Ihrer Senatsverwaltung bei der Diskreditierung um den Kampf für die Offenhaltung von Tegel hätte sich so manch ein Bürger tatsächlich gewünscht. Er hätte sich ihn gewünscht, wenn es um die Ummeldung seines Kfz geht, er hätte sich ihn gewünscht, wenn es um die Schulen in dieser Stadt geht, und er hätte sich das gewünscht, wenn es um Termine beim Berliner Bürgeramt geht. Aber da hören wir nichts von Ihnen. Stattdessen konzentrieren Sie sich ausschließlich darauf, gegen die Berlinerinnen und Berliner statt für sie zu arbeiten. [Beifall bei der FDP – Vereinzelter Beifall bei der CDU]

Herr Kollege! Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Buchholz?

Nein! – Und damit sind wir bei denen, um die es eigentlich am 24. September geht. Liebe Berlinerinnen und Berliner! Sie entscheiden. Hören Sie auf Ihr Herz!

[Lachen bei der LINKEN und den GRÜNEN – Daniel Buchholz (SPD): Wer bezahlt eigentlich heute Ihre Parlamentsrede, Herr Czaja?]

Hören Sie auf Ihren Verstand! Die Politik macht die Gesetze,

[Joschka Langenbrinck (SPD): Ja! – Zuruf von Daniel Buchholz (SPD)]

und deshalb ist es wichtig, dass wir auf unser Herz und auf unseren Verstand hören. Politik, die sich den Herausforderungen der Zukunft verweigert,

[Zuruf von Daniel Buchholz (SPD) – Weitere Zurufe von der SPD – Zurufe von der CDU und der FDP]

kapituliert vor der Zukunft. Deshalb ist es wichtig, in der Abwägung diese Entscheidung zu berücksichtigen – eine Entscheidung für eine funktionierende Stadt. Für eine funktionierende Stadt stimmt man am 24. September mit Ja. – Vielen Dank!

[Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD und der LINKEN]

Vielen Dank! – Ich erteile nun dem Regierenden Bürgermeister das Wort. – Bitte sehr!

[Ah! von der CDU – Zuruf von der CDU: Da ist er! Er ist wieder da!]

Ich freue mich immer, wenn Sie mich vermissen.

[Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU: Ja, die Stadt vermisst Sie!]

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie, Herr Präsident Wieland, haben zu Beginn der Parlamentssitzung auf die Bundestagswahl hingewiesen. Ich möchte zu Beginn dieser Aussprache darauf zurückkommen, denn ich glaube, wenn wir heute über die Zukunft unserer

(Sebastian Czaja)

Stadt sprechen, und das tun wir auch im Zusammenhang mit Tegel, muss man auch auf diese wichtige Wahl, die in zehn Tagen stattfindet, hinweisen. Wir alle miteinander sollten deutlich machen, dass es bei dieser Bundestagswahl auch um wichtige Weichenstellungen für Berlin geht, damit die gute Entwicklung Berlins in den nächsten Jahren weiter vorangetrieben werden kann. Es ist jetzt die Zeit für alle Wählerinnen und Wähler, genau hinzusehen. Es gibt gravierende Unterschiede zwischen den Parteien. Es gibt unterschiedliche Konzepte, oder es gibt auch Parteien, die auf die wichtigen Zukunftsfragen keine Antwort geben.

[Holger Krestel (FDP): Das stimmt für Sie, Herr Müller!]

Aber es ist wichtig, wie es mit der Bildungspolitik in unserem Land weitergeht.

[Lachen von Holger Krestel (FDP)]

Es ist wichtig, dass wir gemeinsam dafür kämpfen, dass das Kooperationsverbot fällt,

[Zuruf von Heiko Melzer (CDU)]

damit gebührenfreie Bildung überall möglich ist und bei uns noch ausgebaut werden kann.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN]

Es ist wichtig, dass wir eine Bundesregierung haben, die den sozialen Wohnungsbau in den Mittelpunkt ihrer Bauaktivitäten und ihrer Förderpolitik stellt.

[Zuruf von Holger Krestel (FDP)]

Die Bundesländer brauchen die Unterstützung für mehr sozialen Wohnraum. In allen Städten brauchen wir mehr Angebote mit bezahlbaren Mieten. Auch dafür brauchen wir eine Bundesregierung, die sich das auf die Fahnen schreibt und unterstützt.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Zuruf von der CDU: Zum Thema! – Zuruf von Frank-Christian Hansel (AfD)]

Wir brauchen eine Bundesregierung, die endlich für Lohngerechtigkeit kämpft,

[Zuruf von Heiko Melzer (CDU)]

damit endlich beendet wird, dass Männer und Frauen für die gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn bekommen.

[Zurufe von der CDU]

Es geht um grundsätzliche Gerechtigkeitsfragen in unserem Land.

[Zurufe von der CDU, der AfD und der FDP]

Dafür ist die Bundestagswahl da, jetzt Richtungsentscheidungen zu treffen, die für Berlin wichtig sind.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN]

Gerade nach der Brexit-Entscheidung, die ein Rückschlag für Europa war – –

[Heiko Melzer (CDU): Zum Thema!]

Herr Melzer! Ich habe es doch gesagt, möglicherweise finden Sie bei der Debatte über die Zukunft unserer Stadt und unseres Landes eine Bundestagswahl nicht wichtig.