Protokoll der Sitzung vom 26.01.2017

[Beifall bei der LINKEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

Ich will aber am Schluss versöhnlich werden. Am Ende wird alles gut. Am Ende werden wir unseren Koalitionsvertrag umsetzen. Wir werden das Abstimmungsgesetz ändern, aber so, dass es Hand und Fuß hat. Ich freue mich auf die Beratung in den Ausschüssen und bedanke mich für die Aufmerksamkeit. – Vielen Dank!

[Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN – Vereinzelter Beifall bei der FDP]

Danke schön! – Für die AfD-Fraktion hat jetzt Frau Kollegin Auricht das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch uns von der AfD hat es natürlich gefreut, dass die FDP die Volksabstimmungen und Volksentscheide für sich wiederentdeckt hat. Wir sind der Meinung, dass das natürlich nichts mit einem Flughafen zu tun hat.

Die direkte Demokratie ist ein Kernthema des AfDProgramms. Entgegen anderer Meinung geht es uns dabei nicht um die Schwächung der parlamentarischen Demokratie, sondern um Ergänzung, Stärkung und vielleicht sogar Gesundung,

[Beifall bei der AfD]

denn unsere Gesellschaft krankt doch geradezu an der Politikverdrossenheit, wenn man die Bürger an politischen Entscheidungen außerhalb von Wahlen kaum noch beteiligt. Dann sind Volksentscheide natürlich eine Möglichkeit der Einflussnahme für den Fall, dass sich die sogenannte politische Elite zu weit vom Bürgerwillen entfernt. So kann auch wieder Vertrauen in die Politik geschaffen werden.

Volksentscheide sind wichtige Instrumente der aktiven Bürgerbeteiligung. Sie sind darauf gerichtet, Gesetze zu erlassen, zu ändern oder sogar aufzuheben und geben damit dem Bürgerwillen unmittelbar Ausdruck. Gerade deshalb müssen diese Verfahren für die Bürger transparent und nachvollziehbar behandelt werden.

Für die AfD geht das eigentlich noch gar nicht weit genug; sie fordert schon lange, dass Volksentscheide nicht nur auf Landesebene, sondern vor allem auch auf Bundesebene zugelassen werden. Beschlüsse und Gesetze, die das Leben unserer Bürger einschneidend und nachhaltig verändern, brauchen Mitsprache und müssen von einer großen Mehrheit getragen werden.

[Beifall bei der AfD]

Wir sind uns auch sicher, dass Beschlüsse wie über den Euro, die sogenannte Griechenlandhilfe, die unkontrollierte massenhafte Einwanderung oder auch über die Umsetzung der Genderideologie mit Sicherheit am Volkswillen gescheitert wären.

[Beifall bei der AfD]

Bürgerbeteiligung wird gerne zugelassen, wenn man glaubt, das Ergebnis zu kennen.

[Canan Bayram (GRÜNE): Ach!]

Wenn es aber um elementar gesellschaftsverändernde Fragen geht, wird die Bereitschaft der Menschen, an politischen Entscheidungen mitzuwirken, gerne ignoriert. Dann werden Bürger schon mal als uninformiert, un

(Dr. Michael Efler)

wissend, nicht weitsichtig genug oder sogar als Problem dargestellt. Ich zitiere hier gern unseren Bundespräsidenten Gauck, der in einem Fernsehinterview sagte:

Nicht die Eliten sind das Problem, die Bevölkerung ist das Problem.

[Vereinzelter Beifall bei der AfD – Zuruf von der AfD: Unerhört!]

Das lasse ich jetzt auch lieber unkommentiert.

Der Bürgerwille ist für die AfD nicht das Problem, und wir haben auch keine Angst vor ihnen. Wir wurden als Abgeordnete gewählt, um die Interessen des Volkes zu vertreten und umzusetzen.

[Zuruf von links: Wir auch!]

Wir wurden nicht gewählt, um mündige Staatsbürger zu bevormunden, zu gängeln oder zu erziehen.

[Beifall bei der AfD]

Daher ist es unsere Pflicht, die politische Willensbildung und Mitbestimmung der Bürger zu stärken.

Der Antrag der FDP ist ein kleiner, aber guter Schritt in die richtige Richtung. Die Möglichkeit einer Prüfung von Auszählungen und Gültigkeit der Stimmen in den Bezirksämtern sorgt für mehr Transparenz. Aus wirtschaftlichen Gründen ist die Zusammenlegung von Volksentscheiden mit anstehenden Wahlen mehr als vernünftig.

[Beifall bei der AfD]

Ich gehe auch davon aus, dass Sie das in diesem Jahr schon praktizieren möchten. Das ist ja offensichtlich auch Sinn dieses Antrags. Der Antrag hätte unserer Meinung nach noch weitreichender sein können. An die Herabsetzung von Quoren haben Sie sich noch nicht herangewagt. Wir sind gespannt, wie weit es mit der Liebe zur Mitbestimmung geht, wenn die AfD einen Antrag dazu stellen wird. Dem Antrag heute werden wir natürlich zustimmen. – Vielen Dank!

[Beifall bei der AfD]

Vielen Dank! – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt Frau Bayram das Wort.

Vielen Dank, Herr Präsident! – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich könnte meine Rede jetzt ganz kurz halten, weil es ja hier so eine große Einigkeit gibt und es schon die eine oder andere Redundanz gab.

[Vereinzelter Beifall bei der AfD und der FDP]

Dennoch glaube ich, dass nicht jeder unter den Worten, die verwendet werden, das Gleiche versteht.

[Beifall bei der LINKEN – Beifall von Anja Kofbinger (GRÜNE)]

Deswegen will ich schon noch mal darstellen, wo wir stehen. Also beim Wort „Volk“, muss ich jetzt mal sagen, da wird es schon eine unterschiedliche Sichtweise geben, wer darunter fällt. Ich bin da eher bei dem Kollegen von der Linken, der eben sagt: Volk muss weiter definiert sein, um wirklich diskriminierungsfreie Demokratie zu gewährleisten.

[Zuruf von der AfD: Quatsch! – Weitere Zurufe von der AfD und der FDP]

Ja, ich höre Sie doch schon von der rechten Seite zurufen, dass Volk natürlich nur sein darf, wer sich von Ihnen sozusagen als Volk beschimpfen lässt.

[Zuruf von der AfD]

Von daher, denke ich, wird es zumindest erforderlich sein, dass ich darauf hinweise, dass nicht überall, wo Harmonie und Einigkeit in den Anliegen vorgetragen wurden, inhaltlich auch dasselbe gemeint ist.

Weiter will ich ausführen, dass es ja kein Geheimnis ist und insoweit jeder nachlesen kann, dass insbesondere die AfD-Fraktion sich große Hoffnungen macht, mit den Volksbegehren die Deutschland- und Europapolitik zu ändern. Dass sie dabei auch bereit ist, unser Grundgesetz aufs Spiel zu setzen, das haben Sie auch noch mal gesagt.

[Lachen bei der AfD]

Das hat aber auch Ihre Bundesvorsitzende neulich gesagt. Da enttäusche ich Sie mal, das geht gar nicht. Es gibt Grundsätze in unserer Verfassung, die Sie nicht mal so eben abschaffen können, wie Sie das gerne hätten. Ehrlich gesagt ist das auch gut so.

[Beifall bei den GRÜNEN und der LINKEN – Beifall von Raed Saleh (SPD) – Zuruf von der AfD]

Zum Opportunismus der FDP wurde schon einiges gesagt. Das erklärt vielleicht auch die Eile dieses Antrags, die dann dazu geführt hat, dass sich der frühere Kollege und auch Rechtsanwaltskollege Jotzo wahrscheinlich wundern würde, was für FDP-Anträge mittlerweile hier erscheinen.

[Paul Fresdorf (FDP): Der wundert sich über gar nichts mehr!]

Ich denke, Ihr Anliegen teilen wir, die Art und Weise, wie Sie es hier eingebracht haben, ist schwierig. Der Antrag ist einfach nicht gut gemacht, aber dafür hat das Parlament auch Lösungen. Wir werden das im Ausschuss diskutieren. Da werden sich auch unsere Unterschiede herausstellen. Und am Ende wird es das geben, was diesen Antrag überhaupt ausgelöst hat, nämlich eine perfekte Umsetzung unseres Koalitionsvertrags. – Danke schön!

[Beifall bei den GRÜNEN und der LINKEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

(Jeannette Auricht)

Vielen Dank! – Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Es wird die Überweisung des Gesetzesantrags an den Ausschuss für Inneres, Sicherheit und Ordnung, Digitale Verwaltung, Datenschutz, Informationsfreiheit und zur Umsetzung von Artikel 13 Abs. 6 GG sowie § 25 Abs. 10 ASOG – federführend – und mitberatend an den Ausschuss für Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation und an den Ausschuss für Verfassungs- und Rechtsangelegenheiten, Geschäftsordnung, Verbraucherschutz, Antidiskriminierung empfohlen. – Widerspruch höre ich nicht. Dann verfahren wir so.

Ich rufe auf