Protokoll der Sitzung vom 28.06.2000

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Zuruf des Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/ Die Grünen)

15 Länder hat die Europäische Union. 12 davon werden sozialistisch regiert. Aber in elf Ländern denkt weder Jospin noch ein anderer Regierungschef daran, es Ihnen gleichzutun.

(Zuruf des Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grü- nen)

Die anderen halten am Energiemix mit Kernkraft fest.

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Brin- gen Sie doch einmal ein Argument!)

Die anderen verkaufen den Strom an uns, und Sie machen nationale dickschädlige Politik.

(Abg. Wieser CDU: Heiße Luft!)

Ein weiterer Punkt kommt hinzu. Natürlich bauen wir Alternativen für Obrigheim, für Neckarwestheim und für Philippsburg auf.

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Aha! Wo denn?)

Aber die Arbeitsteilung, die hier eingebracht wurde, ist abenteuerlich. Sie schalten in Berlin ab und werfen der Re

gierung im Lande Nichtstun vor. Nein! Wer in Berlin abschaltet, der muss eine Antwort auf die Frage wissen, wie Arbeitsplätze und Stromgewinnung in Zukunft aussehen sollen.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Zuruf des Abg. Bebber SPD)

Sie arbeiten allein nach dem Prinzip Hoffnung

(Zuruf des Abg. Jacobi Bündnis 90/Die Grünen)

und tun nichts für das, was Ihre Hausaufgabe und was bis zum September 2002 Ihre Regierungsverantwortung ist.

Noch ein letzter Punkt. Sie haben ein Szenario bis 2020 entworfen. Glauben Sie im Ernst, dass Sie bis zu diesem Jahr im Land Verantwortung tragen?

(Zurufe von der SPD: Ja!)

Ich glaube es nicht. Deswegen ist meine Antwort auf diese Vereinbarung: Die Christlich-Demokratische Union wird demokratisch und parlamentarisch alles in ihrer Kraft Befindliche tun,

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Mit Zwischenrufen!)

damit uns diese Vereinbarung mit ihren negativen Folgen für Baden-Württemberg und Deutschland erspart bleiben kann.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Walter Bündnis 90/Die Grünen: Kei- ne Argumente!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Drexler.

Herr Minister Müller, ich bin von Ihrer Rede deswegen enttäuscht,

(Abg. Behringer CDU: Herr Drexler, wir haben nichts anderes erwartet!)

weil ich von einem Umweltminister eigentlich schon erwartet hätte, dass er auch die Alternativen aufzeigt und auf die Alternativen eingeht. Das haben Sie überhaupt nicht getan. Sie haben in 95 % Ihrer Redezeit ausschließlich über Kernkraft geredet. Auch Herr Oettinger hat das gemacht.

(Abg. Wieser CDU: Das ist doch das Thema! – Abg. Wacker CDU: Gucken Sie sich doch das Thema an! – Weitere Zurufe von der CDU – Abg. Dr. Schlierer REP: Die haben zu viel Sonne abge- kriegt! – Unruhe)

Die Auswirkungen für das Land beruhen doch auf den Konsequenzen, die wir aus diesem Beschluss ziehen. Sie wollen diesen Beschluss rückgängig machen. Wir wollen den Einstieg in eine nachhaltige, energieeffizienzorientierte Energiepolitik vornehmen.

(Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Birk CDU: Zu viel Sonne abbekommen! – Abg. Wieser CDU: Wir ha- ben einen Abschaltkonsens!)

Da, muss ich sagen, enttäuscht mich die CDU. Sie stellt sich wieder in die Ecke. Sie sagt: „Nein, nein, nein. Wir klagen. Wir untersuchen den Eigentumsbegriff.“ Das ist überhaupt keine zukunftsorientierte Politik.

(Abg. Wieser CDU: Wo ist denn Ihr Konzept?)

Glauben Sie, dass Sie bei einer Bevölkerung, die zu zwei Dritteln der Auffassung ist, man müsse aus der Atomenergie aussteigen, langfristig eine Energiepolitik vertreten können, mit der Sie die Atompolitik forcieren, wie Sie das wollen?

(Abg. Wieser CDU: Sagen Sie doch einmal Ihr Konzept!)

Sie wollen überhaupt nicht den Energiemix. Sie wollen ausschließlich Atompolitik machen.

(Minister Dr. Döring und Abg. Pfister FDP/DVP: So ein Quatsch!)

Natürlich! Das ist die Rede. – Herr Pfister, jetzt lassen Sie mich doch einmal fortfahren. Jetzt rede ich einmal mit Ihnen, nachdem Sie so eine Atompolitik betrieben haben.

(Abg. Dr. Birk CDU: Das kann man nicht ernst nehmen, was Sie sagen!)

Ich erinnere an 1986, Enderlein. Wer heute ungerührt verkündet, Jahr für Jahr müsse ein weiterer Reaktorblock gebaut werden, der hat nicht nur nicht gedacht, sondern er hat auch nichts begriffen.

(Abg. Pfister FDP/DVP: Wer will denn Reaktoren bauen?)

Denn nach Tschernobyl müsste sich nicht nur die Einstellung zur Kernkraft und nicht nur die Energiepolitik in diesem Land ändern.

(Zuruf des Abg. Scheuermann CDU)

1986 hat Ihr Vorgänger auch etwas gedacht. Er sagte nämlich:

(Abg. Dr. Birk CDU: Lesen Sie Protokolle nach!)

Wir müssen uns vielmehr eine klare politische Zielvorgabe geben, und die heißt für mich, für meine Fraktion und für meine Partei: Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um einen Verzicht auf die Nutzung der Kernenergie möglich zu machen.

FDP/DVP-Politik 1986!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. Pfister FDP/DVP: Haben Sie Alter- nativen?)

Entweder gilt das, was der Ministerpräsident und Ihr Vorgänger 1986 gesagt haben – –

(Abg. Pfister FDP/DVP: Haben Sie die Alternati- ve? Jetzt sagen Sie mal was zur Alternative!)

Entweder gilt das, was der Herr Oettinger zu Herrn Kollegen Salomon gesagt hat, oder Sie lassen mich jetzt einfach ausreden.

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Sie stören hier. Sie können das machen, aber irgendwo – –

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)