Protokoll der Sitzung vom 10.11.2005

Wir halten den Mittelstand überhaupt nicht vom Studium ab; denn die jungen Leute, die wirklich ein Ziel vor Augen haben und studieren wollen, werden das auch in Zukunft tun.

Meine Damen und Herren, die Sozialverträglichkeit wird am besten durch ein Modell nachlaufender Studiengebühren gewährleistet, nach dem die Gebühren grundsätzlich erst nach Beendigung des Studiums, nach dem Eintreten in das Erwerbsleben und nach Überschreitung einer bestimmten Einkommensschwelle zu entrichten sind.

(Glocke des Präsidenten)

Über die Ausnahmeregelungen gilt es selbstverständlich noch zu diskutieren. Da haben Sie völlig Recht.

Frau Kollegin Fauser, gestatten Sie eine Zwischenfrage der – –

(Heiterkeit – Abg. Walter GRÜNE: Vielleicht wäre die Antwort auch aufgeschrieben gewesen!)

Es geht überhaupt nicht darum. – Es ist völlig überflüssig, heute eine Debatte zu führen, die wir erst demnächst führen müssen,

(Unruhe)

wenn wir nach der Anhörung im Grunde genommen das gesamte Panorama der Meinungen und eben auch der Überlegungen für zukünftige Verbesserungen an den Universitäten vorliegen haben.

Wir brauchen selbstverständlich auch eine Verbesserung des Stellenschlüssels. Das ist überhaupt keine Frage. Wir können nicht zulassen, dass es nur zu sächlichen Verbesserungen an den Hochschulen kommt, und wir müssen auch für den Zeitpunkt gewappnet sein, zu dem, wie Sie, liebe Kollegin Bauer von den Grünen zu Recht sagen, aus dem Abitur von G 8 und G 9 zwei Studienjahrgänge gleichzeitig an die Universitäten kommen. Deshalb ist wirklich einiges zu tun, damit wir diese Studenten nicht benachteiligen, sondern auch sie die Ausbildungsmöglichkeiten erhalten, die in Zukunft gebraucht werden.

Meine Damen und Herren, ich freue mich also auf eine wie immer sehr anregende Diskussion mit Ihnen.

(Vereinzelt Heiterkeit)

Es geht hier tatsächlich ums Detail, und eines ist für uns alle ganz sicher: Die Universitäten und die Möglichkeiten unserer jungen Leute, hier im Land studieren zu können, das ist die Zukunft von Baden-Württemberg.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Glocke des Präsidenten)

Bevor ich das Wort weiter erteile, will ich die aufgeworfene Frage, wie dieser Antrag auf die Tagesordnung kam, beantworten.

(Abg. Fischer SPD: Ja, bitte!)

Er wurde vom Präsidium auf die Tagesordnung genommen. Frau Kollegin Fauser, Sie sind geborenes Mitglied des Präsidiums.

(Heiterkeit)

Es handelt sich um eine vorgezogene Initiative der Grünen.

(Heiterkeit – Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Danke! – Abg. Kretschmann GRÜNE: Das war ordnungs- gemäß im Präsidium!)

Herr Minister Professor Frankenberg, Sie haben das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich muss sagen, ich bin schon etwas verwundert, und zwar durchaus in Übereinstimmung mit Frau Fauser verwundert, dass die Grünen einen Antrag, den sie im Mai zu den Plänen der Landesregierung zur Einführung von Studiengebühren gestellt haben, jetzt wieder aufleben lassen. Wir unterscheiden hier zwischen Plänen und Gesetzentwürfen.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Das war ein Trojanisches Pferd, Herr Minister!)

Der Plan ist längst zum Gesetzentwurf geworden. Der Referentenentwurf war im Anhörungsverfahren, und er geht Ende November – –

(Abg. Kretschmann GRÜNE: Wir haben nichts!)

Im Internet ist er zu finden.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Aber kein Gesetzent- wurf!)

Der Referentenentwurf steht im Internet.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Und der ist sehr schön!)

Er war jetzt, wie das so üblich ist, in der Anhörung. Sie haben Recht, Frau Bregenzer: Nach der Anhörung wird sich dieser Entwurf, wenn er zum Gesetzentwurf wird, verändern. Insofern haben wir jetzt eine vorgezogene Debatte: Statt Ende November vernünftig über einen dann vorliegenden Gesetzentwurf zu diskutieren, diskutieren wir über das, was die Grünen „Pläne“ zu einem solchen Gesetzentwurf nennen.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Pfisterer CDU: Doch Wahlkampf!)

Ich frage mich natürlich: Warum dies? Das kann man ja nicht mit sachlichen Argumenten begründen, denn dann würde man sich mit dem Gesetzentwurf auseinander setzen.

(Abg. Pfisterer CDU: So ist es! – Abg. Kretsch- mann GRÜNE: Er ist uns nicht zugeleitet worden, Herr Minister! – Gegenruf des Abg. Pfisterer CDU: Es gibt noch keinen!)

Er ist noch nicht fertig, weil die Anhörungsergebnisse jetzt eingearbeitet werden.

(Abg. Kretschmann GRÜNE: Die Regierung hat dem Parlament diesen Gesetzentwurf nicht zugelei- tet! Das ist eine Tatsache!)

Er wird Ende November in erster Lesung im Parlament ganz normal behandelt werden. Es ist nicht üblich, dass man dann Anfang November schon über einen solchen Entwurf zu diskutieren beabsichtigt.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Aber dann sind es doch noch Pläne!)

Deshalb ist es wahrscheinlich doch so etwas wie politische Stimmungsmache, um die es hier geht.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Kübler CDU: Jawohl, genau! Ausschließlich!)

Die wirkliche parlamentarische Diskussion werden wir dann Ende November führen.

Frau Bregenzer, Sie haben nicht ganz Unrecht: Natürlich wird ein solcher Referentenentwurf im Lichte der Anhörung noch verändert.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Das hoffen wir doch!)

Wir hören zu, wir nehmen Argumente auf,

(Minister Dr. Frankenberg)

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Da sind wir ge- spannt!)

und wir verändern auch Referentenentwürfe. Deshalb ist dann auch der richtige Zeitpunkt, über den dann vorliegenden Gesetzentwurf zu diskutieren.

Aber wenn Sie, Frau Bauer, uns vier Irrtümer vorwerfen, dann muss ich Ihnen sagen: Das sind nicht die Irrtümer der Regierung, sondern das sind Interpretationsirrtümer von Ihnen

(Abg. Elke Brunnemer CDU: Genau!)

oder Interpretationsirrtümer der Grünen.

(Abg. Kübler CDU: Oje, da müssen wir jetzt zuhö- ren!)