Das ist richtig. Aber die Lehrer und Lehrerinnen haben ein Jahr lang hart gearbeitet, um sich auf die Bildungspläne vorzubereiten. Ihnen jetzt den schwarzen Peter zuzuschieben
ist ein ganz schlechter politischer Stil, schwächt das Ansehen der Lehrer und Lehrerinnen in diesem Land weiter
Denn – Herr Kollege Röhm, Sie sind ja Schulleiter – die Vergleichsarbeiten sind doch der heimliche Lehrplan. Wenn nach der sechsten Klasse Vergleichsarbeiten geschrieben werden müssen, können die Schulen ja nicht sagen: Wir behandeln den Stoff aber erst in der siebten, achten oder neunten Klasse.
Schuld ist vielmehr die falsche Architektur des achtjährigen Gymnasiums. Sie haben zunächst einmal am falschen Ende angefangen. Sie haben zuerst mit dem Dach begonnen, nämlich mit der Oberstufe. Wenn man erst das Dach, die Oberstufe, einrichtet, ist natürlich die Frage, ob die Unterstufe noch dazu passt.
Sie haben eine Verdichtung und Verkürzung in der Unterstufe vorgenommen, und deshalb muss sofort eine Korrektur erfolgen. Wir brauchen eine Notbremse. Wir brauchen einen sanften Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium, sodass auch Kinder aus bildungsfernen Schichten und Kinder aus sozial benachteiligten Familien eine realistische Chance bekommen, den Sprung aufs Gymnasium zu schaffen. Wir müssen eine Verzahnung zwischen Grundschule und weiterführenden Schulen durchführen. Überall soll es diese Verzahnung geben, sogar zwischen Kindergarten und Grundschule. Aber beim Übergang zum Gymnasium soll es plötzlich nur noch eine Schockwirkung geben. Das kann es nicht sein.
Meine Damen und Herren, deshalb liegt heute der Antrag Drucksache 13/4772 meiner Fraktion vor. Wir wollen, dass die Verdichtung und Verkürzung in der Unterstufe zurückgenommen wird. Wir wollen, dass das finnische Prinzip eingeführt wird: Langsam starten und dann Gas geben. Das ist das Geheimnis des finnischen Erfolgs: Ein solides Fundament, und dann können Kinder später auch mehr und schneller auf dieser Basis lernen.
Wir wollen, dass die Orientierungsstufe wieder hergestellt wird. Das kann man so machen, dass mit der zweiten Fremdsprache erst im sechsten Schuljahr begonnen wird oder man es allen Schularten freistellt, ob sie die zweite Fremdsprache in der fünften oder in der siebten Klasse einführen, dass man also der Schule die Möglichkeit einräumt, in unterschiedlichen Stufen vorzugehen. Außerdem wollen wir die Durchlässigkeit zwischen den Schularten bis einschließlich zur neunten Klasse erreichen.
Meine Damen und Herren, Herr Kultusminister Rau, jetzt können Sie beweisen, dass Sie im Gegensatz zu Ihrer Vorgängerin bereit sind, berechtigte Kritik anzunehmen, dass Sie den Mut haben, Fehler und Fehlentwicklungen einzugestehen und darauf zu reagieren. Im Interesse der Kinder und Eltern in diesem Lande fordere ich Sie dazu auf.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Kollege Zeller, Sie leiden immer noch unter dem „Schavanismus“. Aber seien Sie beruhigt: Frau Schavan ist weg und regiert mit Ihnen zusammen in Berlin.
Zunächst einmal: Der Unterrichtsstoff ist nach Vorgabe des Kultusministeriums um ein Drittel gekürzt worden.
Das haben Schulpraktiker gemacht und nicht etwa die Landesregierung oder das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport oder gar die CDU-Fraktion.
Meine Damen und Herren, in einer Zeit, in der man die Dinge so grundlegend umstellt, wie das bei uns im Bildungsbereich Gott sei Dank geschehen ist, muss man ausprobieren und muss man in aller Sachlichkeit miteinander reden.
Ich bitte darum, hier keinen Aktionismus zu verbreiten. Herr Drexler und andere Abgeordnete haben noch geschwind vor der heutigen Debatte alle Eltern eingeladen.
(Beifall bei der CDU – Abg. Drexler SPD: Sie hät- ten ja kommen können! Sie waren auch eingeladen! Wir haben auch Sie eingeladen!)
(Abg. Carla Bregenzer SPD: Wenn Sie da gewesen wären, hätten Sie mal hören können, in welcher Sachlichkeit das erfolgt ist!)
Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass in allen Schulen Eltern all das mit beschlossen haben, was sich um Stunden, um Lehraufträge in diesen Stunden, um die Poolstundenverteilung dreht. All diese Probleme und die Inhalte der Curricula sind mit den Eltern besprochen und in den Gremien so beschlossen worden.
(Abg. Röhm CDU: So ist es! Die Eltern haben alle zugestimmt! – Abg. Zeller SPD: Der Landeseltern- beirat hat eine andere Stellungnahme abgegeben! Das haben Sie durchgepaukt!)
Es kann jetzt natürlich durchaus sein – – Regen Sie sich nicht so auf, und werden Sie nicht so nervös! Lassen Sie mich doch erst einmal ausreden.