Protokoll der Sitzung vom 15.12.2005

und dem Ministerium abgestimmt hatte, hinstellen und sagen: „Mit mir nicht“, das ist eine Unverschämtheit sondergleichen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Pfisterer: Sie re- den über Sozialpolitik, ich arbeite danach! Das ist der Unterschied!)

Schöne Arbeit, die Sie da gegen die eigenen Beschäftigten leisten.

(Abg. Alfred Haas CDU: Das ist ein Sozialprakti- ker!)

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wir verabschieden heute ein Projekt zur Verschwendung von Bildungsreserven, zur Verschlechterung von Bildungschancen, zur weiteren Privilegierung von Akademikern und zur Vertreibung von Frauen aus Hochschulen.

(Beifall bei der SPD – Oh-Rufe von der CDU – Abg. Theurer FDP/DVP: Das ist reine Polemik! – Gegenruf des Abg. Pfisterer CDU: Sie kann nur po- lemisch reden! – Abg. Hillebrand CDU: Wir haben keine Märchenstunde! – Weitere Zurufe von der CDU)

Sie verstoßen mit diesem Gesetz außerdem gegen Völkerrecht, gegen einen Völkerrechtspakt, den Bund und Länder gemeinsam unterschrieben haben.

(Lachen des Abg. Mappus CDU – Abg. Mappus CDU: Gegen Völkerrecht? Das ist ja lächerlich! – Abg. Fleischer CDU: Gegen Völkerrecht? – Abg. Pfisterer CDU: Das Weihnachtsmärchen der Frau Bregenzer! – Unruhe)

Und, liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie machen sich mit der Art, wie Sie diesen Gesetzentwurf durch das Parlament peitschen, freiwillig parlamentarischen Eunuchen ähnlich.

(Beifall bei der SPD – Abg. Fleischer CDU: Sagen Sie das noch einmal mit dem Völkerrecht!)

Zum Völkerrecht komme ich noch.

(Glocke des Präsidenten)

Frau Kollegin Bregenzer, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Mappus?

Gern, wenn die Uhr für meine Redezeit so lange angehalten wird.

Frau Kollegin, ich darf Sie fragen, ob Ihnen folgendes Zitat bekannt ist:

Man kann schon diskutieren, ob Leute, die aufgrund einer steuerlich finanzierten Ausbildung einen guten Job haben, der Hochschule ein Stück zurückgeben. Das ist auch ein Stück Gerechtigkeitsdebatte.

(Zurufe von der SPD)

Ich möchte ferner fragen, ob Ihnen bekannt ist, dass dieses Zitat vom neuen Generalsekretär der SPD Deutschlands, Hubertus Heil, stammt.

(Zurufe von der CDU: Oho! – Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Lieber Kollege Fraktionsvorsitzender von der CDU, Sie kennen unser deutsches Steuersystem. Sie wissen, dass Bildungsausgaben durch Steuern zu finanzieren sind, weil es sich um gesellschaftspolitische Ausgaben handelt. Schließen Sie mit uns die Steuerschlupflöcher. Dann haben wir das, was Sie wollen und was auch Vertreter der SPD wollen.

(Beifall bei der SPD – Abg. Pfisterer CDU: Sie ha- ben doch sieben Jahre regiert! – Abg. Seimetz CDU: Was war das für eine Antwort!)

Dann geben die, die vom Staat etwas erhalten haben, dem Staat auch etwas zurück. Wir Sozialdemokraten sagen klar und eindeutig Nein zu diesem Gesetzentwurf.

(Abg. Pfisterer CDU: Was haben Sie die letzten sieben Jahre gemacht? – Abg. Fleischer CDU: Was sagen Sie zu Ihrem Generalsekretär? – Unruhe)

Das habe ich Ihnen gerade beantwortet. Sie müssten vielleicht zuhören.

(Abg. Fleischer CDU: Das haben Sie überhaupt nicht beantwortet! – Glocke des Präsidenten)

Frau Kollegin, einen Moment, bitte.

Ich habe relativ laut gesprochen.

(Zurufe von der CDU)

Es gibt eine weitere Zwischenfrage, diesmal des Kollegen Theurer. Gestatten Sie diese?

Wenn sie genauso qualifiziert ist wie die von Herrn Mappus.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

Bitte schön.

Frau Kollegin Bregenzer, nachdem Sie hier die Auffassung vertreten, dass dieses Gesetz gegen Völkerrecht verstößt, frage ich Sie: Haben Sie vor, es vor entsprechende internationale Gremien zu bringen und dort auf einen solchen Verstoß hin untersuchen zu lassen?

(Heiterkeit bei der CDU – Beifall bei Abgeordne- ten der CDU)

Ich werde zu diesem Punkt im Rahmen meiner Rede noch etwas sagen. Können Sie sich so lange gedulden?

(Abg. Fleischer CDU: UNO!)

Mit den Sozialdemokraten im Landtag von Baden-Württemberg wird dieser Gesetzentwurf jedenfalls nicht verabschiedet. Wir sagen ganz eindeutig: Nein, nicht mit uns, und zwar weder so noch anders.

(Beifall der Abg. Marianne Wonnay und Gustav- Adolf Haas SPD – Zuruf des Abg. Pfisterer CDU)

Da unterscheiden wir uns auch klar von den Grünen.

(Abg. Theresia Bauer GRÜNE: Gott sei Dank!)

Einige von den Grünen sagen: Ja, aber so nicht. Andere sagen: Ein bisschen Studiengebühren. Wir sagen: Ein bisschen schwanger gibt es nicht.

(Abg. Alfred Haas CDU: Das stimmt! Ein bisschen schwanger gibt es nicht!)

Studiengebühren wird es mit der SPD in Baden-Württemberg nicht geben.

(Beifall bei der SPD – Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Sie verschwenden Bildungsreserven, weil die Hochschule für Menschen mit kleinem Geldbeutel schon heute sehr schwer zu erreichen ist, weil die Hälfte der jungen Menschen, die eine Hochschulzugangsberechtigung erworben haben, diese schon heute nicht wahrnehmen, weil sie es sich finanziell nicht leisten können. Gerade die Studierenden aus finanziell schwachen Familien brechen ihr Studium häufiger ab. Gerade diese unterbrechen ihr Studium häufiger als andere, um zu arbeiten – und das schon ohne Gebühren, weil das Studium nämlich teuer ist. Ihr Argument, andere Berufsgruppen zahlten auch für ihre Ausbildung, trifft nicht zu. Es sticht nicht. Denn das Studium kostet schon heute Geld.

(Abg. Sakellariou SPD: So ist es!)

Auch ohne Studiengebühren müssen Eltern und Studierende mindestens 7 000 € im Jahr berappen, damit das Studium überhaupt möglich ist. Deshalb sticht dieser Vergleich mit anderen Berufsgruppen nicht.

(Beifall bei der SPD – Abg. Alfred Haas CDU: Frei Schnauze war das! Frei Schnauze!)

Das sind Untersuchungen des Deutschen Studentenwerks, lieber Kollege Haas. Dass Sie diese nicht lesen, verstehe ich gut.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, Sie verschlechtern die Bildungschancen.

(Oh-Rufe von der CDU – Abg. Hillebrand CDU: Aber jetzt! – Abg. Pfisterer CDU: Ranking: Platz 1 Baden-Württemberg!)