Diese Diagnosearbeiten sind der Einstieg für das Evaluationsangebot, das wir vonseiten der Bildungspolitik allen Schulen unterbreiten werden. Wir halten Evaluation von Schule für dringend notwendig.
Natürlich betreiben auch alle Länder, die Sie vorhin zitiert haben, Evaluation. Sie müssen Anhaltspunkte dafür gewinnen, was sich in den Schulen tatsächlich abspielt und wo Entwicklungsprozesse unter Umständen korrigiert werden müssen.
Herr Kollege Rau, ist Ihnen bekannt, dass sich Lehrerinnen und Lehrer darüber beklagen, dass bereits ab der dritten Klasse die Atmosphäre entsteht: „Wer kann möglichst das Gymnasium erreichen?“, also eine Atmosphäre, die auf Auslese hin orientiert ist und nicht unbedingt zu einer besseren Lernkultur führt?
Die Frage ist doch, wie diejenigen, die für den Unterricht Verantwortung tragen, damit umgehen, dass sich Kinder unterschiedlich entwickeln, und wie sie den Kindern vermitteln, dass eine solche unterschiedliche Entwicklung nichts über den Wert des einzelnen Kindes aussagt. Den Kindern steht in jedem Fall ein angemessenes Bildungsangebot zur Verfügung,
Ich sage Ihnen: Es geht nicht um das, was Sie „Lernatmosphäre“ nennen, sondern darum, wie man mit Kindern, die sich unterschiedlich entwickeln, umgeht. Mit dieser Situation kann man als Lehrerin und als Lehrer sehr wohl umgehen.
Es wird in der Entwicklung von Menschen immer dazu kommen, dass es Weichenstellungen gibt, wo sie unterschiedliche Wege gehen.
Ich will Ihnen noch sagen, dass für unsere Überlegungen zur Weiterentwicklung der Grundschule und aller anderen Schularten auch die Erkenntnisse der Neurobiologie einen ganz wichtigen Beitrag zu leisten haben. Wir wissen heute sehr viel mehr über die Entwicklung von Kindern, über die Neugierde, über die Lernfähigkeit schon in den ersten Lebensjahren und über die Handlungsmöglichkeiten, die die Bildungspolitik daraus gewinnt. Wir haben beim Bildungskongress in Ulm einen Schwerpunkt auf diese Thematik gesetzt und dort auch unverhältnismäßig große Nachfrage erfahren.
Der „Schulanfang auf neuen Wegen“ ist genau die erste Antwort auf diese Erkenntnisse gewesen. Sie haben dieses Projekt vorhin ja auch selbst gelobt. Das haben Sie nicht immer getan.
wurde hier von SPD und Grünen gesagt – das weiß ich noch ganz genau –, es sei typisch, dass man Kinder noch früher zur Leistung anhalten wolle.
Es ist im Interesse der Kinder, dass sie damit umgehen können, dass sie eine Chance haben, ihre Neugierde und ihre Lernbereitschaft auszuleben.
Das können wir gern im Protokoll nachlesen. Ich bin mir ganz sicher, dass wir genau an diesem Punkt ankommen.
(Beifall des Ministers Dr. Christoph Palmer – Zu- rufe der Abg. Christine Rudolf SPD und Renate Rastätter GRÜNE)
Sie haben auf PISA-E abgehoben und haben das in Verbindung mit dem gebracht, was auch durch die Zwischenfrage des Kollegen Zeller und durch Aussagen von Frau Kollegin Rudolf vorhin unterstellt werden sollte.
Danach werde durch Selektion ein besonderer Druck ausgeübt und führe Selektion zu einer Ungerechtigkeit in der Gesellschaft.
PISA-E besagt eindeutig, dass der Schulerfolg von der Entwicklung der Sprachfertigkeiten zu Beginn der Schullaufbahn abhängt.
PISA-E kommt bei der Untersuchung der sozialen Disparitäten im Bildungswesen zu dem Schluss, dass „soziale Gerechtigkeit... im Bildungssystem ohne Sicherung von ausreichenden Basisqualifikationen für alle nicht zu erreichen“ ist.
Jetzt raten Sie einmal, welches Bundesland bei der Untersuchung der sozialen Gerechtigkeit die besten Werte, also die geringsten sozialen Disparitäten aufzuweisen hat.
Alle anderen Bundesländer, die gemeint haben, sie könnten mit anderen Konzepten mehr erreichen, haben in Wirklichkeit falsche Wege beschritten.