Protokoll der Sitzung vom 20.02.2003

heißt 163 Millionen € pro Jahr, in fünf Jahren über 800 Millionen € allein für fünf zusätzliche Lehrerstunden. Für einen Zeitraum von zehn Jahren bedeutet das 1,6 Milliarden €, bei nur fünf Lehrerwochenstunden pro Klasse in Baden-Württemberg.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Das heißt, Sie lehnen das Geld ab?)

Meine Damen und Herren, da redet die Bundesbildungsministerin davon, dass keine Lasten auf die Länder zukämen. Das ist Zynismus im Umgang mit Bildungspolitik.

(Beifall bei der CDU – Abg. Seimetz CDU: Ja- wohl! Aber das ist Frau Bregenzer egal!)

Bei diesen Kosten habe ich überhaupt noch nicht von 10 % Investitionskosten geredet. Ich habe überhaupt noch nicht von zusätzlichen Betreuungskosten geredet.

(Zuruf der Abg. Carla Bregenzer SPD)

Wer will, dass Kinder und Jugendliche nicht einfach in der Schule gehalten werden, nur damit sie nicht woanders sind,

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Wollen Sie dafür auch noch Geld vom Bund?)

braucht neben Lehrerstunden Betreuungsangebote, braucht pädagogische Angebote, braucht Räume.

Deshalb sage ich Ihnen, was wir am 6. März tun –

(Abg. Dr. Caroli SPD: Ja! – Abg. Wintruff SPD: Da sind wir einmal gespannt!)

nicht nur wir, sondern das wird die Mehrzahl der Länder tun: Sie wird genau das aufgreifen, was Frau Rastätter gesagt hat. Wir werden dem Bund klar machen, dass dann, wenn der Satz im Koalitionsvertrag gilt und das gilt, was in den Landesparlamenten jetzt über die Stärkung des Föderalismus diskutiert wird, und wenn der Bund daran interessiert ist, dass die Länder in der Bildungspolitik mehr finanziellen Spielraum erhalten, ein nachhaltiges Finanzierungskonzept notwendig ist, das über eine andere Verteilung der Umsatzsteuer läuft.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Dann wird es in Ba- den-Württemberg nie flächendeckend Ganztags- schulen geben!)

Das ist die einzige Möglichkeit einer nachhaltigen Entwicklung.

(Beifall bei der CDU – Zuruf der Abg. Carla Bre- genzer SPD)

Wir werden damit nicht allein stehen.

(Abg. Wintruff SPD: Das ist der nackte Boykott! – Zuruf des Abg. Dr. Caroli SPD)

Wenn Sie sich die Länder anschauen, werden Sie erkennen, dass das 4-Milliarden-€-Projekt die Kluft zwischen finanzschwachen und nicht so schwachen Ländern noch einmal vergrößern wird. Die neuen Bundesländer wissen überhaupt nicht, was sie mit diesem Programm anfangen sollen, weil

(Ministerin Dr. Annette Schavan)

es auf Baumaßnahmen gerichtet ist. Das Einzige, was in den neuen Bundesländern nicht benötigt wird, sind Baumaßnahmen, weil sie diese Ausstattung haben. Das heißt, sie können mit dem Geld faktisch überhaupt nichts anfangen.

(Zuruf der Abg. Carla Bregenzer SPD)

Damit komme ich zum dritten Teil, zu der Frage der pädagogischen Bewertung.

(Abg. Wintruff SPD: Nehmen Sie jetzt das Geld oder nicht?)

Sie wissen, dass in Deutschland schon seit langem keine strittige Diskussion mehr über die Frage geführt wird, ob wir Ganztagsschulen bedarfsgerecht ausweiten sollen. Alle Länder befinden sich in entsprechenden Prozessen. Sie wissen, dass Baden-Württemberg im Vergleich der 16 Bundesländer, wenn wir das gesamte Spektrum der allgemein bildenden Schulen einbeziehen, beim Ausbau von Ganztagsangeboten und Ganztagsschulen schon heute auf einem dritten Platz steht.

(Zuruf des Abg. Zeller SPD)

Das lehnen Sie immer ab.

(Abg. Zeller SPD: Das ist falsch!)

Nein, das ist nicht falsch. Es ist richtig.

(Abg. Zeller SPD: Ich werde es Ihnen nachher be- weisen!)

Sie lehnen das immer ab,

(Abg. Seimetz CDU: Zeller ist ein unglaublicher Besserwisser!)

weil Sie die Sonderschulen nicht zu den allgemein bildenden Schulen zählen.

(Zuruf der Abg. Carla Bregenzer SPD)

Das wäre noch ein eigenes Thema, warum Sie das nicht tun und was für Sie eigentlich Sonderschulen sind, wenn sie in dieser Statistik nicht vorkommen.

(Abg. Zeller SPD: Förderschulen lassen Sie gar nicht zu! Sie lehnen Förderschulen ja ab! – Zuruf der Abg. Carla Bregenzer SPD)

Es ist völlig klar: Alle arbeiten daran, dass weiter ausgeweitet wird.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Einfach falsche Eti- ketten!)

Was ich mittlerweile allerdings schon sagen muss: Man sollte auf Ihre Rede vom überholten Familienbild, mit dem vor allem der Ministerpräsident und ich uns immer schmücken dürfen, gar nicht mehr eingehen.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Ja! Sie haben ja dafür die Verantwortung! – Weitere Zurufe von der SPD)

Ich kann damit sehr gut leben.

(Abg. Zeller SPD: Und der CDU-Landrat von Bi- berach gehört dazu!)

Ja, er gehört auch noch dazu, genau. Er fühlt sich in dieser Ecke auch wohl. Das ist überhaupt kein Problem.

(Abg. Zeller SPD: Er ist gar nicht da! – Abg. Schmiedel SPD: Wo ist der CDU-Landrat? – Ge- genruf des Abg. Scheuermann CDU)

Dass Sie das immer wieder sagen, ist doch nur ein Hinweis darauf, dass Ihnen überhaupt nichts mehr einfällt. Ich wünsche mir, dass Sie das in der Öffentlichkeit oft sagen.

(Beifall bei der CDU)

Sagen Sie es immer wieder. Das würde uns ungemein helfen. Sie wissen, dass Baden-Württemberg das Land ist – übrigens auch im Bundesvergleich –, in dem der Anteil berufstätiger Frauen mit am höchsten ist. Wem immer Sie erzählen, die baden-württembergische Kultusministerin sei gegen berufstätige Frauen – –

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Der hat Recht!)

Das ist gut. Tun Sie das.

(Abg. Zeller SPD: Ja, machen wir!)

Das wäre ungemein hilfreich.