Protokoll der Sitzung vom 07.05.2003

Sie wollen an alten Strukturen festhalten. Sie missbrauchen das Landesplanungsrecht, um in diesem Land eine energiepolitische Weichenstellung zu untergraben. Das sind Ihre wahren Motive.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Sei- metz CDU: Schmiedel von gestern!)

Sie tun sich zu diesem Zweck zusammen mit allen Strukturkonservativen, die es in diesem Land gibt.

(Glocke der Präsidentin)

Herr Abg. Schmiedel, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Hofer?

Ich muss mich jetzt einmal der Regierungsbank zuwenden.

(Zuruf von der SPD: Maschinenstürmer!)

Das eigentlich Beklagenswerte ist,

(Abg. Seimetz CDU: Dass man solche Reden hören muss!)

dass die Vertreterin des Wirtschaftsministeriums bei diesem Fall in Spiegelberg, wo es eine Petition gab

(Abg. Zimmermann CDU: Es gibt noch mehrere! Die kommen zuhauf!)

und wo dann die Konservativen anmarschiert sind, eine Position ergriffen hat, indem sie gesagt hat: Mein Gott,

(Zuruf von der CDU: Walter!)

wenn nicht hier, wo dann?

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

Es gab einmal eine Zeit, da war das Wirtschaftsministerium an ökonomischer Entwicklung, an Innovation, an Erneuerung und Fortschritt interessiert. Deshalb hat Sie auch Herr Hofer darauf hingewiesen, dass mit dem Verband Region Stuttgart

(Abg. Drexler SPD: Genau!)

genau das notwendige Planungsrüstzeug abgesprochen wurde, um einen notwendigen Ausgleich zwischen dem Landschaftsschutz und der gleichzeitigen Erschließung von Potenzialen von Windenergie zu ermöglichen.

(Abg. Drexler SPD: Das war früher der Herr Ho- fer! – Glocke der Präsidentin)

Herr Abg. Schmiedel – –

Dann kam die besagte Runde, auf die Herr Witzel hingewiesen hat. Herr Teufel und seine strukturkonservativen Freunde haben am Kamin beschlossen: Wir machen jetzt einen Geheimbund,

(Abg. Dr. Carmina Brenner CDU: Wir wandern im Schwarzwald und sehen das jeden Tag!)

geben das heraus. Das Wirtschaftsministerium musste, ohne dass Sie einen einzigen Grund nennen konnten,

(Abg. Drexler SPD: Zu Kreuze kriechen!)

Ihre Vorgabe revidieren, musste sich von einem Windkraftfreund zu einem Windkraftgegner entwickeln. Das ist das eigentlich Peinliche: dass Sie gegen Ihre eigene Überzeugung

(Abg. Drexler SPD: Ja!)

jetzt dieser windkraftfeindlichen Linie folgen.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Glocke der Präsidentin)

Herr Abg. Schmiedel, gestatten Sie jetzt eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Hofer?

Bitte sehr.

Herr Kollege Schmiedel, sind Sie mit mir der Meinung, dass Standorte mit einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von weniger als 4 Metern pro Sekunde nicht das Gelbe vom Ei sind?

(Zuruf des Abg. Drexler SPD)

Zweitens: Haben Sie Kenntnis davon, dass gerade im Rems-Murr-Kreis im Zuge der Beteiligung der Kommunen bei der Ausweisung dieser Standorte durchaus Kompensationsregelungen getroffen worden sind, um solche Standorte auszuweisen?

Und drittens: Wie stehen Sie dazu, dass der Verband zu den 216 Hektar Vorranggebieten nun insgesamt zusätzlich noch 513 Hektar aus ehemaligen Eignungsgebieten zu Vorranggebieten machen will? Wie stehen Sie dazu?

(Zurufe von der SPD, u. a. des Abg. Dr. Caroli: Po- sitiv natürlich! – Vereinzelt Heiterkeit bei der SPD)

Erstens: Die Angelegenheiten des Verbands Region Stuttgart regeln wir im Verband.

(Abg. Drexler SPD: So ist es!)

Zweitens: Im Ergebnis kommen weniger heraus. Sie haben es selber gesagt: 15.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Das ist aber nicht sehr viel weniger!)

15 von 40. Bitte schön. Ich meine, das ist fast die Hälfte! Was wollen Sie eigentlich? Das ist fast die Hälfte weniger durch eine solche Änderung.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Die haben alle unter 4 Me- ter pro Sekunde!)

Jetzt kommt Ihre merkwürdige Rechnung, dass Sie sagen: Ich weiß gar nicht, wie viel tausend Hektar da noch übrig bleiben. Es gibt neben der Windgeschwindigkeit – das sollten Sie als Mitglied des Wirtschaftsausschusses übrigens wissen – ein zweites wichtiges Kriterium.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Subvention!)

Das sind die ökonomischen Rahmenbedingungen: Wie viel Meter Kabel muss ich denn legen, um den nächsten Anschluss zu erreichen? Wie sind denn die Zufahrtsmöglichkeiten? Muss ich da erst wieder einen Weg hinbauen oder nicht? Das heißt, die ökonomischen Rahmenbedingungen müssen beachtet werden, und deshalb werden Sie natürlich nicht an jeder wegen hoher Windhöffigkeit ausgewiesenen Vorrangstelle eine Windkraftanlage errichten können.

Dann kommen wir zu den wahren Motiven. Er steht noch auf und sagt zackig: „Ja. Genau so ist es. Jede Windkraftanlage, die umgelegt wird, ist eine gute Windkraftanlage.“ Sagt er.

(Heiterkeit bei der SPD – Zuruf des Abg. Zimmer- mann CDU)

Das sind die wahren Motive. Deshalb lehnen wir das ab.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grü- nen)

Das Wort erteile ich Herrn Staatssekretär Dr. Mehrländer.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Jetzt kommt Wind auf!)

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte gleich auf die Punkte, die hier in der Debatte teilweise sehr emotional angesprochen worden sind, zu sprechen kommen. Aber das ist nicht verwunderlich; denn gerade beim Thema Windkraftanlagen – dem will ich mich gleich widmen – ist eben auch auf beiden Seiten, bei denen, die die Windkraft wollen, und bei denen, die die Natur und Landschaft schützen wollen, ein großer Schuss Emotionalität vorhanden. Das muss man einfach sehen.