Protokoll der Sitzung vom 27.06.2001

(Lebhafte Unruhe)

Wirtschaftskompetenz und soziale Gerechtigkeit haben die Wahl entschieden.

Und sie werden der CDU zugerechnet in unserem Land.

(Abg. Drexler SPD: Nein, das stimmt bei der so- zialen Gerechtigkeit nicht! Nur Wirtschaftskompe- tenz! – Anhaltende Unruhe)

Wirtschaftskompetenz und soziale Gerechtigkeit! Deswegen haben wir bei der letzten Wahl eine Mehrheit bei den Selbstständigen, haben wir auch eine Mehrheit bei denjenigen, die auf Ausgleichsleistungen angewiesen sind, und sogar eine Mehrheit bei den Arbeitslosen gehabt.

(Abg. Drexler SPD: Stimmt doch überhaupt nicht! Stimmt doch überhaupt nicht!)

Deswegen sage ich Ihnen:

(Abg. Schmiedel SPD: Da stimmt ja wieder die Hälfte nicht! – Abg. Drexler SPD: Das stimmt doch nicht!)

Wenn Sie wollen, dass Sie in fünf Jahren eine echte Chance haben, dann nehmen Sie doch bitte die Vorschläge auf, die Herr Kollege Döring und ich in den letzten Tagen mehrfach gemacht haben.

(Abg. Schmiedel SPD: Der hat aber auch verloren! – Abg. Drexler SPD: Der hat doch verloren! – Abg. Schmiedel SPD: Warum hat der Döring ver- loren? – Anhaltende Unruhe)

Die Antwort auf die gegenwärtige Konjunkturkrise, damit sie nicht zu einer Stagnation führt, lautet wirklich:

(Zuruf des Abg. Schmiedel SPD)

Vorziehen der Steuerreform von 2003 und 2004 auf 2002! Sie lautet: Steuerliche Gleichbehandlung der Leistungsträger in diesem Land, nämlich der mittelständischen Wirtschaft, mit den Kapitalgesellschaften.

(Beifall der Abg. Beate Fauser FDP/DVP)

Sie lautet: Streichung des unsäglichen 630-DM-Gesetzes und Wiederherstellung des alten Zustands.

(Lebhafter Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Allein die Streichung dieses Gesetzes würde zu einer Million mehr Beschäftigungsverhältnissen führen.

(Abg. Fischer SPD: Was für? – Widerspruch bei der SPD)

Abschaffung der Regelungen zur so genannten Scheinselbstständigkeit. Kein anderer als Ihr Fraktionsvorsitzender im Bundestag, Herr Schlauch, hat gesagt: Hätte es dieses Gesetz zur Bekämpfung der Scheinselbstständigkeit gegeben, als er von der Uni kam und sich als Anwalt selbstständig gemacht hat, hätte er sich nie selbstständig machen können.

Da muss man sich doch fragen: Was veranlasst einen solchen Menschen, einem solchen Gesetz zuzustimmen

(Zuruf von der CDU: Ideologie!)

und der jungen Generation heute nicht das zuzubilligen, was er selbst als Recht in Anspruch genommen hat?

(Ministerpräsident Teufel)

(Beifall bei der CDU – Abg. Dr. Salomon GRÜ- NE: Fragen Sie mal den Pfister, warum der immer zustimmt!)

Zusammenlegung der Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe hat der Wirtschaftsminister mit meiner vollen Zustimmung vorgeschlagen.

(Abg. Schmiedel SPD: Aber der Döring hat verlo- ren!)

Einführung des Kombilohns flächendeckend, wie er sich in Baden-Württemberg in Modellen bewährt hat.

Arbeitsverträge auf Zeit, und zwar auf drei Jahre, und nicht Einschränkung dieser Möglichkeit. Endlich eine Lockerung auf diesem Gebiet, weil das zur Beschäftigung führt.

Sofortige Abschaffung der Ökosteuer

(Oh-Rufe von der SPD – Abg. Carla Bregenzer SPD: Gegen die eigene Fraktion im Bundestag!)

und schließlich Nichtfortsetzung der Politik, die Sie bis in die letzte Woche hinein betrieben haben. Die Änderung der Mitbestimmungsregelung verursacht allein 2,5 Milliarden DM Mehrkosten für die mittelständische Wirtschaft – dieser Betrag ist unbestritten.

Verzicht auf die Verlängerung der Abschreibungsfristen, die gerade die mittelständische Wirtschaft außerordentlich trifft.

Meine Damen und Herren, eine Politik für die einfachen Leute, soziale Gerechtigkeit, eine Politik für die Leistungsträger, für den selbstständigen und den unselbstständigen Mittelstand, Wirtschaftskompetenz – deswegen haben wir die Wahl gewonnen, und weil Sie heute keinen Kurswechsel angekündigt haben, gewinnen wir auch die nächste.

(Lang anhaltender Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Das Wort erhält Herr Abg. Drexler.

(Abg. Alfred Haas CDU: Muss das sein? – Zuruf des Abg. Rech CDU)

Herr Ministerpräsident, ich habe Sie eigentlich noch nie so erregt gesehen wie vorhin.

(Minister Stratthaus: Engagiert!)

Da fällt mir ein Wort von Wilhelm Busch ein: „Entrüstung ist ein erregter Zustand der Seele, der meist dann eintritt, wenn man ihn erwischt hat.“

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

Wir haben Sie erwischt. Zur Familienförderung, zur Bildung, zur Schule, zur Lehrerzuweisung – zu alledem haben Sie in Ihrer Erwiderung nichts Konkretes gesagt.

Lassen Sie mich etwas zur Verteilung der Redezeit auf die Regierung und das Parlament sagen – das muss einmal

sein. Der Vorwurf, dass wir nicht alles abhandeln könnten, ist schlichtweg lächerlich. Das wissen Sie, denn Sie waren früher auch einmal Fraktionsvorsitzender. Sie haben zweieinhalb Stunden Ihre Regierungserklärung vorgelesen und jetzt noch einmal eineinhalb Stunden erwidern dürfen. Das sind insgesamt vier Stunden. Wir hatten 45 Minuten Redezeit, gestaffelt gerade einmal 50, nicht mehr.

(Abg. Rech CDU: Und das ist gut so!)

Deswegen haben wir die Themen aufgenommen, die in Baden-Württemberg am dringendsten sind. Wir sind auf die Themen eingegangen, die für uns wichtig sind, und haben nicht alles abgehandelt.

(Abg. Seimetz CDU: Aber die falschen Themen!)

Wir werden jetzt auch nicht zur Beschäftigungspolitik Stellung nehmen, weil wir dazu morgen eine Aktuelle Debatte haben werden, und wir werden auch nicht zu den Krankenkassenbeiträgen Stellung nehmen, weil wir dazu ebenfalls morgen eine Aktuelle Debatte haben werden.

(Abg. Alfred Haas CDU: Weil es peinlich wäre!)

Das hat nichts mit peinlich zu tun. Sie wollen doch sicherlich auch, dass das Parlament nicht zwei Tage hintereinander das Gleiche diskutiert. Deshalb fahren Sie doch jetzt endlich fort mit Ford, Herr Haas, mit Ihren Zwischenrufen.

(Abg. Seimetz CDU: Das ist auch schon langwei- lig!)