Protokoll der Sitzung vom 28.01.2004

den, dass bis zum Jahr 2006 die ersten einsatzfähigen einheitlichen Geräte zur Verfügung stehen.

(Beifall bei der SPD)

Ich darf bei der Verwaltungsreform noch zwei Dinge ansprechen. Bei der Verwaltungsreform ist zu bedenken, dass die Veränderungen dazu führen, dass die Frage der Frauenberufstätigkeit problematisch wird, weil wir gerade in diesem Bereich Teilzeitbeschäftigte haben, die bei Verlagerung von Dienststellen es außerordentlich schwer haben werden, weiterhin ihrem Beruf nachzugehen. Das sind die Probleme, über die man sich rechtzeitig mit Personalvertretern und mit den Betroffenen unterhalten sollte, statt in einer Pseudoanhörung so zu tun, als würde irgendetwas noch ernst genommen, was diesbezüglich vorgebracht wird.

(Zuruf des Abg. Wieser CDU)

Es ist immer wieder notwendig, darauf hinzuweisen, dass Aufgabenkritik, dass Aufgabenabbau die Herausforderung ist, von der wir alle immer reden, bei der aber erkennbar nichts geschieht. Bei unseren Gesprächen mit Gemeinden, mit Bürgermeistern ist es ein ständiges Thema, dass wir uns wirklich gemeinsam über die Fragen unterhalten müssen: Erstens: Welche Aufgaben können wirklich bis auf die unterste Ebene verlagert werden? Zweitens: Was muss eigentlich in staatlicher Verwaltung gemacht werden? Da haben wir schon eine ganze Reihe von Punkten, mit denen wir gerne in die Diskussion darüber eintreten wollen, dass diese Aufgaben nicht mehr in der bisherigen Form staatlich erledigt werden müssen. Wenn die Verwaltungsreform als Jahrhundertreform dargestellt wird, dann muss ich sagen: Sie bewirkt meines Erachtens genau das Gegenteil einer Reform,

(Abg. Fischer SPD: So ist es!)

nämlich die Erhaltung und Neuschaffung von Strukturen, die durch Verlagerung nach oben oder unten nicht mehr notwendig sind. Ich bin außerdem der Auffassung – das lässt sich aus Protokollen entnehmen –: Auf diese Weise sollen, weil man am Ende seiner Kapazität ist, nur der Personalabbau und die Sachkostenreduzierung verlagert werden. Dies ist eine ganz dramatische Entwicklung, weil eine Reform, die diesen Namen nicht verdient, dazu führt, dass das, was echte Reform ist, auf grundlegendes Misstrauen stößt. Denn darüber, dass Staat und Gesellschaft Reformen notwendig haben, sind wir uns sicher alle einig.

(Abg. Rech CDU: Tatsächlich? Ehrlich?)

Ich schließe meine Ausführungen jetzt mit dem Hinweis, dass Günter Fischer im weiteren Verlauf zur Polizei Stellung nehmen wird.

Herr Staatssekretär Rech, zu Ihnen möchte ich nichts sagen.

(Heiterkeit – Abg. Hauk CDU: Herr Kollege Jun- ginger, war das eine Auszeichnung oder eine Ab- wertung?)

Das wäre wahrscheinlich ein besonderes Programm, wie Sie uns bei unseren Gesprächen geschildert werden als ein Mann von souveräner Kompetenz und einem Auftreten, bei dem alle sagen: „Jawohl, einen solchen Mann brauchen

wir.“ Wir können das einmal miteinander besprechen. Er kann Violine spielen und gilt als Mario Adorf.

(Beifall bei der SPD – Abg. Wieser CDU: Besser hätten Sie es doch gar nicht machen können, Herr Junginger!)

Das Wort erhält Herr Abg. Dr. Glück.

(Abg. Rech CDU: Soll ich jetzt zurücktreten, oder was? Ich kapiere das nicht! – Weitere Zurufe – Un- ruhe)

Herr Staatssekretär, ich habe das, was Herr Junginger gerade gesagt hat, als Lob an Sie empfunden.

(Heiterkeit)

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Von 1997 bis 2003 ist der Nettoaufwand des Innenministeriums um etwa 4 % gesunken. Grund hierfür ist im Wesentlichen die geringere Zugangszahl im Bereich der Eingliederungen und der Flüchtlinge. Interessant scheint mir auch, dass der Aufwand in den Regierungspräsidien im Vergleich zum Jahr 1997 auf etwa drei Viertel gesunken ist. Sie sehen, schon damals hat eine Verwaltungsreform stattgefunden, und ich glaube, dass die FDP/DVP hier eine wesentliche katalytische Wirkung gehabt hat.

(Beifall bei der FDP/DVP – Lachen des Abg. Ca- pezzuto SPD – Abg. Capezzuto SPD: Na ja! Eigen- lob stinkt! Sie müssen sich selbst loben!)

Von Ihnen ist die Wirkung ganz bestimmt nicht gekommen.

(Zuruf des Abg. Capezzuto SPD)

Meine Damen und Herren, obwohl im Bereich des Innenministeriums die Investitionen sehr gering ausgefallen sind – die Investitionsquote musste auf etwa 2,5 % gekürzt werden –, ist auch der Haushalt des Innenministeriums verfassungsgemäß, wenn man ihn isoliert betrachtet.

Antiterrorprogramm und Polizei: Herr Junginger, Sie haben darauf hingewiesen und beklagt, dass hier nun Stellen gestrichen werden müssen. Wissen Sie, man kann es sich natürlich einfach machen und sagen: „Sicherheit nach Kassenlage“. Herr Junginger, wir können nicht mehr Geld ausgeben, als wir haben.

(Abg. Oelmayer GRÜNE: Das tun wir doch schon! Wir geben doch schon mehr aus, als wir haben! – Abg. Junginger SPD: Fragen Sie doch den Innen- minister, was er davon hält!)

Sie sollten eben auch zur Kenntnis nehmen, dass BadenWürttemberg seit vielen Jahren das sicherste Bundesland ist. Wir können bei der gegenwärtigen Finanzlage diesen Bereich nicht von Kürzungen ausnehmen. Was wir brauchen, ist eine Entlastung der Polizei durch Aufgabendelegation an Privatunternehmen.

(Abg. Göschel SPD: Und die machen es kostenlos, oder was?)

Hier ergibt sich eine ganze Palette von Aufgaben – von der Übertragung der Entstempelung von Kfz-Schildern bis zur Kontrolle des ruhenden Verkehrs –, die durchaus von Privatunternehmen durchgeführt werden könnten. Dies kann dann dazu beitragen, dass die Polizei ihren originären polizeilichen Aufgaben besser nachkommen kann

(Abg. Göschel SPD: Haben Sie da ein Konzept, Herr Kollege?)

und dass eine höhere Polizeipräsenz vor Ort erreicht wird.

Dauerthema „Digitaler Funk“: Wir haben schon oft darüber diskutiert, Herr Innenminister. Ich halte es für eminent wichtig, dass wir dort endlich zuschlagen. Es sind nun genügend Tests und Prüfungen gelaufen und genügend Prüfberichte erschienen. Wir müssen auf den digitalen Funk als moderne Möglichkeit der Übertragung von Sprache und Daten umsteigen. Der analoge Funk ist veraltet; er ist nicht abhörsicher, er ist störanfällig, und er ist sicherlich nicht die erste Wahl, wenn es darum geht, Kriminalität und Terror zu bekämpfen.

Feuerschutz und Katastrophenschutz: Das ist in der Tat der einzige Bereich, bei dem wir wirklich einen Zuwachs haben.

(Abg. Gall SPD: Zuwachs? Gekürzt wird!)

Diese Million wurde bereits genannt. Grund dafür ist die höhere Feuerschutzsteuer.

Herr Junginger, ich muss noch einmal auf Sie eingehen, da Sie hier immer wieder beklagen, dass die Feuerwehrautos zum Teil 25 Jahre und älter sind.

(Abg. Capezzuto SPD: Stimmt doch! – Abg. Heinz CDU: Nicht alle!)

Ich glaube nicht, dass es viele Autos gibt, die so alt sind.

(Abg. Capezzuto SPD: Doch! Wo leben Sie denn?)

Gut, manche halten sich auch ein Auto aus Nostalgiegründen. Auf jeden Fall weiß ich von sehr vielen Autos, die bei uns ausgemustert werden

(Abg. Capezzuto SPD: Von wegen!)

und dann in andere Länder verkauft oder verschenkt werden

(Abg. Junginger SPD: Bei uns nicht! Wo ist dieses Paradies? Wo ist das? Sagen Sie mal, wo das ist! – Zuruf des Abg. Capezzuto SPD)

und dort noch Jahre hindurch ihren Dienst tun. Ich denke, sich jetzt hier hinzustellen und von 25 Jahre alten Autos zu reden, das geht einfach an der Realität vorbei.

(Abg. Capezzuto SPD: Herr Kollege, meinen Sie, bei uns gibt es keine mehr, die 25 Jahre alt sind?)

Wir gehen einmal zu einigen Feuerwehren hin und schauen uns das einmal an.

(Abg. Capezzuto SPD: Aber in meinem Wahlkreis! Da stehen die alten Gurken herum!)

Ich schließe ja gar nicht aus, dass es das ab und an einmal gibt.

(Abg. Junginger SPD: Wie ist das in Münsingen?)

In Münsingen gibt es keines. In Münsingen sind wir immer schon ein bisschen moderner; das ist gar keine Frage.

Meine Damen und Herren, von den Verbänden wurde gefordert, dass wir die Verpflichtungsermächtigungen von 10 Millionen € auf 20 Millionen € anheben. Dem konnten wir nicht folgen. Soweit mir bekannt ist, hat auch die Opposition diesbezüglich keinen Antrag gestellt.