Protokoll der Sitzung vom 31.03.2004

(Abg. Pauli CDU: Die Möglichkeit der Kooperati- on wird ja gegeben! Sie vereinfachen das, Kolle- ge!)

Lassen Sie mich zu der Versorgungsverwaltung noch zwei Aspekte nennen, die von Ihnen offensichtlich auch nicht allzu wichtig genommen werden. Es gibt ja erhebliche Bedenken dagegen, die Versorgungsverwaltung in dieser Form in die untere Verwaltung einzugliedern.

(Zuruf des Abg. Alfred Haas CDU)

Die gibt es, Herr Haas, das wissen Sie.

(Abg. Drexler SPD: Der doch nicht! – Abg. Alfred Haas CDU: Die gab es! – Abg. Pauli CDU: Längst geklärt!)

Sogar aus dem Justizministerium Baden-Württemberg gibt es entsprechende Bedenken.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Bedenken gibt es, auch wenn sie schon ausgeräumt sind!)

Der Bund hat entsprechende Bedenken. Auch nach dem Zuständigkeitserleichterungsgesetz sind diese Bedenken, Herr Hofer, für uns nach wie vor nicht ausgeräumt.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Für uns aber! – Abg. Al- fred Haas CDU: Merken Sie, dass Sie auf ganz dünnem Eis gehen, Herr Stickelberger?)

Aber für Sie mögen diese rechtlichen Hürden vielleicht nicht so bedeutsam sein. Für uns sind sie es schon.

Ein weiterer Aspekt, den man gerade an der Versorgungsverwaltung deutlich machen kann: Im Bereich der Versorgungsverwaltung wie auch in anderen Verwaltungen haben wir sehr viele Frauenarbeitsplätze, Teilzeitarbeitsplätze.

(Zuruf von der CDU: Die gibt es im Landtag auch!)

Diese Arbeitsplätze werden in Zukunft verloren gehen. Die Frauen sind einer der Verlierer dieser Verwaltungsreform.

(Beifall bei der SPD – Abg. Pauli CDU: Um Gottes willen! – Zuruf des Abg. Zimmermann CDU)

Gleiches gilt künftig hinsichtlich der Qualität und der Effizienz der Verwaltung; denken Sie etwa an die Zerschlagung der Landeswohlfahrtsverbände. Wir kommen darauf noch zurück.

(Abg. Drexler SPD zur CDU: Wo ist denn das Wirtschaftlichkeitsgutachten, das Sie versprochen haben? Wo ist es denn? – Unruhe – Abg. Drexler SPD: Ja, ja! Die FDP hat es doch beantragt! – Abg. Pauli CDU: Hunzinger hat angefragt! – Gegenruf des Abg. Hofer FDP/DVP: Jetzt aber, bitte! Wir wollen hier doch ein bisschen zusammenhalten!)

Lassen Sie mich ein weiteres Beispiel – –

(Abg. Alfred Haas CDU: Bringen Sie das Beispiel des Landeswohlfahrtsverbands! Das interessiert uns!)

Das kommt noch. Nur Geduld, Herr Haas!

(Abg. Drexler SPD: So viel Geduld hat der gar nicht!)

Ein Wort, liebe Kolleginnen und Kollegen, zu den Straßenbauämtern.

(Abg. Dr. Caroli SPD: Könnte man dem Haas ein- mal ein bisschen Rederecht geben?)

Die Straßenbauverwaltung wurde mit 18 Ämtern neu aufgestellt. Diese Aufgaben zersplittern Sie jetzt auf 44 Einheiten. Ich weiß, Sie bringen immer den Einwand, das stimme so gar nicht. Natürlich werden die Straßenbauverwaltungsabteilungen dann bei den Landratsämtern geführt, und man wird aus sachlichen Gründen gezwungen sein, gemeinsame Dienststellen zu schaffen, die bestimmte regionale Bereiche abdecken. Anders geht es gar nicht. Das heißt, im Grunde zerschlagen Sie eine Verwaltung, und die, die unten den Dienst verrichten, dürfen dann schauen, wie sie einigermaßen über die Runden kommen, um diese Zerschlagung wieder zusammenzuleimen, damit sie ihre Aufgaben sachgerecht erledigen können.

(Abg. Drexler SPD: Das ist bei der Schule auch so!)

Der 13 a, der künftig vorgesehen sein wird, ist ja letztlich schon die eingebaute Krücke für Ihre verunglückte Reform in diesem Bereich.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Das ist keine Krücke!)

Herr Minister Müller hat ja selbst schon zu einem frühen Zeitpunkt starke Bedenken geäußert.

Die Straßenbauverwaltung sitzt noch auf gepackten Koffern und hat die an sich geplante Reform noch nicht vollzogen. Jetzt kommt diese neue Reform, die eigentlich unter Kostengesichtspunkten aus der Sicht des Bürgers keine Vorteile bringt und, was die Aufgabenerledigung angeht, nicht erkennen lässt, dass die Straßenbauverwaltung künftig ihre Aufgaben effektiver oder besser erledigen könnte. Denn der Straßenbau orientiert sich, was die Aufgaben der Straßenbauverwaltung angeht, nun einmal nicht allein an Kreisgrenzen, sondern an regionalen Bezügen. Denen werden Sie mit der Zerschlagung der Straßenbauverwaltung nicht gerecht.

Lassen Sie mich einen Satz zur Forstverwaltung sagen. Dort gilt Ähnliches. Auch dort gibt es schwerwiegende Bedenken. Herr Haas, die kennen Sie.

(Abg. Alfred Haas CDU: Ich habe keine!)

Herr Haas, Sie werden jetzt wieder einwerfen, dass bei der Forstverwaltung der Verwaltungsteil nur etwa 20 % ausmache. Aber glauben Sie wirklich, dass Sie mit der Zerschlagung der Forstverwaltung den Forst am Markt halten können?

(Abg. Alfred Haas CDU: Wir zerschlagen nichts! Wir zerschlagen gar nichts! Wir führen zusammen, was eng zusammengehört! – Abg. Heinz CDU: Wir führen sie zusammen!)

Meinen Sie, Sie könnten damit den Forst fit machen für die Markterfordernisse der Zukunft?

(Abg. Schmiedel SPD: Nein, nie!)

Mitnichten. Das können Sie nicht! Sie brauchen die Krücke, weil Sie einfach nicht erwarten können, dass das vor Ort bei den Landratsämtern geliefert werden kann. Sie brauchen dazu wieder die Regierungspräsidien. Ich weiß nicht, ob Ihre Regierungspräsidien geradezu dafür prädestiniert sind, in einer künftigen Welt eines verschärften wirtschaftlichen Wettbewerbs in diesem Markt bestehen zu können. Daran haben wir große Zweifel.

(Beifall bei der SPD und des Abg. Kretschmann GRÜNE – Abg. Alfred Haas CDU: Wir haben gute Regierungspräsidien im Land! Sie sollten Frau Hämmerle mehr zutrauen! – Gegenruf des Abg. Hofer FDP/DVP: Die ist aber nicht mehr lange da, die Frau Hämmerle!)

Lassen Sie mich noch kurz auf die Schulverwaltung eingehen. Die Schulverwaltung hat ja eigene Konzepte zur Stärkung der Schule, zur Autonomie der Schule entwickelt, die das Ziel haben, die Schulämter verstärkt zu pädagogischen

Dienstleistungszentren zu machen und die Verwaltung anders zu konzentrieren, zum Beispiel auf die Oberschulämter.

(Abg. Alfred Haas CDU: So ist es!)

Es gibt ein Kienbaum-Gutachten, das der baden-württembergischen Schulverwaltung schon im Jahr 1995 bestätigt hat, dass sie in ihrer Ablösung, Entfernung vom allgemeinen Verwaltungsaufbau recht effektiv ist. Die eigene Reformüberlegung in der Schulverwaltung hat ja auch dazu geführt, dass man eher an einen Abbau der Ämter gedacht hat. Sie machen jetzt das Gegenteil, Sie zersplittern die Schulverwaltung.

Ich gratuliere Ihnen, Herr Landrat, und freue mich, dass Sie sich künftig auch verstärkt dem Schulbereich widmen können.

(Abg. Pauli CDU: Das kann der doch! – Abg. Boris Palmer GRÜNE: Der wird doch Innenminister! – Abg. Dr. Caroli SPD: Der oberste Bildungspoliti- ker in seinem Landkreis! Das ist gerade der Richti- ge!)

Ich weiß, es gibt Kollegen von Ihnen, die das wesentlich kritischer sehen. Wir sehen das auch kritisch. Wir glauben nämlich, dass die fachliche Steuerung im Bildungswesen eingeschränkt wird

(Abg. Hofer FDP/DVP: Ach was!)

und wir dadurch im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit im Land Unterschiede bekommen werden. Schulpolitik nach Landratsart ist, glaube ich, keine Politik, die einem modernen Bundesland im pädagogischen Bereich angemessen ist.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Herr Hofer, Sie berufen sich mit Ihrer Fraktion vor allem auf den Gutachter Hesse.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Ja!)

Er war ja wohl der Ausgangspunkt auch Ihrer Überlegungen zu dem ganzen Thema. Dazu haben Sie ja viel gesagt. Auch Hesse sieht die Schulverwaltung als Sonderfall an.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Er hat manches anders ge- sehen!)

Er hat manches anders gesehen, und in diesem Fall mit guten Gründen.