Das Ergebnis hat die Zwischenstaatliche Kommission in einem Bericht niedergelegt. Sie hält darin unter anderem Folgendes fest – ich zitiere –:
Getrennt- und Zusammenschreibung kann aufgrund seiner Komplexität, Kompliziertheit und Offenheit nicht Gegenstand eines eng normierenden schulischen Rechtschreibunterrichts... sein.
Meine Damen und Herren, das ist die schlichte und absolute Bankrotterklärung derer, die angetreten waren, auch und gerade für diesen Bereich klare, eindeutige und in jedem Fall bessere Regeln als die des alten Duden formulieren zu wollen.
(Beifall der Abg. Alfred Haas und Döpper CDU – Abg. Wintruff SPD: Es ist eine ganz leichte Zwi- schenfrage! – Abg. Dr. Caroli SPD: Sie ist ganz einfach zu beantworten!)
Was ist zum jetzigen Zeitpunkt zu tun? Die Übergangszeit, in der auch die alten und daneben weitere Schreibweisen als nicht falsch gelten, darf nicht verlängert werden. Gerade bei Schülerinnen und Schülern entsteht durch dieses Nebeneinander der Eindruck von Beliebigkeit.
Schüler brauchen im Gegensatz dazu aber Verbindlichkeit. An dem Termin 1. August 2005 für die Rückkehr zu solcher Verbindlichkeit darf daher nicht gerüttelt werden, Herr Zeller. Aber die bis dahin verbleibende Zeit muss genutzt werden, um die Einwände gegen Teile des Reformwerks noch einmal kritisch und unvoreingenommen zu überprüfen.
„Abgefahren“ heißt aber nicht, dass nicht wiederum ständig erneut reformiert werden kann – in kleinen Schritten. Und wenn hier immer noch von den Schulbüchern gesprochen wird: Der letzte Duden kam im August 2004 heraus – dann müssten ja alle Bücher, die davor gedruckt worden sind, eingestampft werden. Das ist kein Argument.
Wir werden weiterhin beobachten, wo bestimmte Regelungen sind, die eigentlich relativ sinnlos erscheinen, und werden das Projekt ständig weiter reformieren.
Im Sinne von Duden werden wir nicht normativ vorgeben, was zu machen ist, sondern schauen, was Sache ist und was im Einzelnen gebraucht wird.
Liebe Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Erstens: Ich stimme allen zu, die gesagt haben, die Übergangszeit müsse am 1. August 2005 beendet sein. Weitere Unklarheit ist nicht verantwortbar.
und deshalb wird – das war übrigens der Vorschlag BadenWürttembergs – ein Rat für deutsche Rechtschreibung eingesetzt. Er ist bereits mit der Schweiz und Österreich besprochen. Die Präsidentin der KMK, Frau Kollegin Ahnen, hat ihn der Öffentlichkeit vorgestellt. In diesen Stunden und Tagen läuft noch die Suche nach einem Vorsitzenden. Dieser wird bald gefunden sein und dann ebenfalls der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Dann wird sich dieser Rat der deutschen Rechtschreibung annehmen, also die Aufgabe übernehmen, die früher die Duden-Redaktion innehatte.
Drittens gilt bei diesem Thema – wie bei allen Themen –: Wer glaubt, er müsse dazu Stellung nehmen oder Vorschläge machen, muss das tun, wenn das Thema „dran“ ist. Das sage ich mit Blick auf manchen in dieser Gesellschaft, der sich selbst zur Elite zählt.
Die Kollegen lasse ich jetzt einmal außen vor. Das wäre zu kompliziert; das könnte ich dann nicht kurz machen.
Ich glaube, dass es nicht in Ordnung ist, sich immer dann öffentlich zu äußern, wenn Entscheidungen gefallen sind. Die Entscheidungen in der Kultusministerkonferenz sind allesamt einstimmig gefallen.
Die Verbände der Zeitungsverleger und der Zeitschriftenverleger haben noch im Dezember vergangenen Jahres die Kultusminister schriftlich aufgefordert, rasch den 4. Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung zu verabschieden, nicht zu verzögern und nicht zu verunsichern. Wenn mir jemand das rät, muss ich mich auf diesen Rat verlassen können. Deshalb verstehe ich das Verhalten einiger großer Verlage überhaupt nicht.
Letzter Satz: Baden-Württemberg hat noch im letzten Jahr den Versuch unternommen, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung zusammenzubringen. Ich selbst habe an der ersten Sitzung teilgenommen. Ich kann nur sagen: Dort ist eine ganz eigene Atmosphäre. Auf meine Frage hin, ob das, was im 4. Bericht steht, kompatibel sei mit dem, was die Akademie wolle, hat man geantwortet: „Ja. Das ist sozusagen etwas, was immer zu unserem Konzept gehört.“ Auf meine Bitte hin, das problematische Thema Getrennt- und Zusammenschreibung noch einmal zu beraten,
hat man gesagt, dies sei eigentlich wirklich gut möglich. Dennoch hat man es nicht zustande gebracht. Das waren keine Politiker,
sondern Experten. Deshalb finde ich, dass man auch in der kommenden Woche nicht wackeln darf. Man darf übrigens auch nicht glauben, in den nächsten Wochen und Monaten ließe sich das Ganze noch einmal groß verändern. Das lässt es sich nicht. Es muss am 1. August 2005 in Kraft treten.
Danach wird der Rat für deutsche Rechtschreibung das tun, was immer getan worden ist: Es wird viel Veränderung geben. Es hat in Deutschland einmal eine Duden-Ausgabe gegeben, in der das Wort Couch unter „Kautsch“ zu finden
war. Das hat kein Mensch so geschrieben; daraufhin ist es wieder verschwunden. So wird manches wieder verschwinden; und das ist gut so.
Es gibt aber keinen Grund zu der Aufregung, die jetzt existiert. Deshalb danke ich für die Unterstützung dieses hohen Hauses.
Meine Damen und Herren, wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion GRÜNE, Drucksache 13/3596, und den Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP/DVP, Drucksache 13/3621.
Zunächst lasse ich über den Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP/DVP, Drucksache 13/3621, abstimmen. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Bei einigen Enthaltungen wurde der Antrag mehrheitlich angenommen.