Protokoll der Sitzung vom 23.02.2005

Sind wir dafür zuständig, wenn Ihr Finanzminister wegen Unfallflucht verfolgt wird?

(Zurufe von der CDU, u. a.: Jetzt geht es um Pensi- onen!)

Dafür sind doch nicht wir zuständig. Das sind doch Sie!

(Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Sollen wir dem jetzt auch die Pension streichen? – Abg. Seimetz CDU: Primitiver geht es nicht mehr! – Weitere lebhafte Zurufe von der CDU)

Was hätte die CDU analog ihrer Politik in Berlin oder in anderen Landtagen gemacht, wenn von elf Ministern sechs ausgewechselt werden, drei von der Staatsanwaltschaft verfolgt werden und zwei mit dickem Geld extra in besondere Vorstandspositionen geschoben werden? Da hätte ich einmal erleben wollen, was für eine Kampagne Sie losgetreten hätten.

(Beifall bei der SPD – Abg. Seimetz CDU: Das ist aber dann bei den Ministern der SPD auch so!)

Sie hätten Tag und Nacht bei der Presse gestanden. Das sage ich Ihnen. Hören Sie also auf mit Ihrer Heuchelei!

(Abg. Seimetz CDU: Selber! Wer im Glashaus sitzt! – Weitere Zurufe von der CDU)

Ja, ja. – Das Problem ist doch nur, dass diese ganzen Verfehlungen eine gewisse Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bekommen haben.

(Zuruf des Abg. Seimetz CDU)

Deswegen regen Sie sich so auf. Es geht darum, dass Ihr Schein, den Sie immer so pflegen,

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Heiligenschein!)

wonach Sie schön mit dem Vermögen des Volkes umgehen und sich anständig benehmen, in Baden-Württemberg gar

nicht stimmt. Das ist Ihr Problem. Deswegen sind Sie so sauer.

(Beifall bei der SPD – Abg. Seimetz CDU: Oje, oje! Drexler, Drexler! – Unruhe bei der CDU)

Jetzt noch die Antwort auf die Frage, Herr Minister Müller, warum in der Gallup-Umfrage von 76 % die Rede ist: Da sind alle Parteien dabei. Eine Opposition hat die Aufgabe, Fehler der Regierung aufzuzeigen. Wenn Sie das letzte Jahr noch einmal vor Ihrem geistigen Auge hätten vorbeiziehen lassen, dann hätten Sie bemerkt, dass wir schon recht frühzeitig der Regierung vorgeschlagen haben, dies in den zwei Rücktrittsbereichen frühzeitig zu tun. Wir haben gesagt, dass es eine politisch-moralische Verantwortung gibt und man nicht so lange warten muss, bis der Staatsanwalt kommt. Hätten Sie das befolgt, hätten wir dieses Problem überhaupt nicht gehabt.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Das hat doch überhaupt nichts miteinander zu tun! – Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Quatsch!)

Nur deswegen, weil die FDP/DVP mit Unterstützung durch die CDU ständig an ihren Ministern festgehalten hat und das so lange hinausgezogen hat, bis der Staatsanwalt die notwendigen Untersuchungen durchgeführt hat,

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Das hat doch nichts mit der Rückwirkung zu tun!)

haben wir in Baden-Württemberg ein politisch-moralisches Problem in der Politik, und nicht deshalb, weil die SPD das aufgedeckt hat.

(Beifall bei der SPD)

Herr Minister Müller, wenn ich richtig informiert bin, hat Herr Kollege Oettinger in einem Interview in den „Stuttgarter Nachrichten“ gesagt, mit ihm könne man ein Pensionsalter von 65 Jahren sowohl bei Abgeordneten als auch bei Ministern machen.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Da sind wir endlich bei der Sache!)

Das war ein Vorschlag von Herrn Oettinger, der dies erklärt hat, und deswegen gibt es jetzt in dieser Richtung Verhandlungen über die Abgeordnetendiäten. Aus diesem Grund ist der vorliegende Gesetzentwurf mit einem Pensionsalter von 65 Jahren bei Ministern nur konsequent. Er ist nur die Konsequenz aus dem, was Herr Kollege Oettinger in der Öffentlichkeit gesagt hat.

Der Herr Parlamentspräsident – er sitzt zwar im Moment nicht oben – hat als Erster im vergangenen Frühjahr in einer Pforzheimer Zeitung ein Interview gegeben, in dem er – er ist CDU-Politiker – gesagt hat: „Lasst uns doch die Grunddiäten, die steuerfreien Pauschalen und die Altersvorsorge zusammennehmen und daraus Einheitsdiäten machen.“ Das war doch nicht unser Vorschlag, sondern das war ein Vorschlag vom Parlamentspräsidenten, von Ihnen!

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Darüber reden wir doch jetzt! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Ja, also!)

Stellen Sie sich doch nicht hin und tun so, als sei dies ein Ausnahmestandpunkt der SPD. Es ist doch eine allgemeine Debatte.

(Beifall bei der SPD)

Wenn wir jetzt diesen Vorschlag des Parlamentspräsidenten von Baden-Württemberg, CDU, aufgreifen und sagen: „Lasst uns das machen“, dann machen Sie uns doch dazu keine Vorwürfe. Es ist doch vernünftig, das in Zukunft so zu regeln, Herr Minister.

(Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Das haben doch alle gesagt! – Zuruf des Abg. Drautz FDP/DVP)

Meine Damen und Herren, nach § 88 Abs. 1 der Geschäftsordnung erteile ich Herrn Abg. Birzele das Wort zu einer persönlichen Erklärung.

(Abg. Wacker CDU: Jetzt kommt die Spende! – Weitere Zurufe – Unruhe)

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Herr Oettinger, hat den Großteil seiner Redezeit dazu verwandt, böswillige Polemik

(Abg. Herrmann CDU: Berechtigte Kritik!)

gegen mich abzusondern, um um das eigentliche Thema herumzukommen. Auch Minister Müller konnte sich ähnliche Bemerkungen nicht ersparen. Der von Kollege Oettinger eingeforderte kollegiale Stil ist von ihm selbst grob missachtet worden.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Wacker CDU: Fakten!)

Ich stelle deshalb Folgendes fest:

Erstens: Mein Amt als Innenminister in der Regierung Teufel während der 11. Legislaturperiode endete gemäß Artikel 55 Abs. 2 der Landesverfassung mit dem Zusammentritt des neuen Landtags der 12. Legislaturperiode.

(Abg. Mack CDU: Gott sei Dank!)

In den Fällen von Dr. Döring und Dr. Palmer endete das Amtsverhältnis als Mitglieder der Regierung Teufel in der 13. Legislaturperiode durch Rücktritt, ausgelöst durch eigenes Verhalten.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Hat das eine Konse- quenz?)

Zweitens: Ich erhalte seit Oktober 1996 eine Ministerpension nach § 16 Abs. 1 und 3 der alten Fassung des Ministergesetzes,

(Zuruf von der CDU)

übrigens – wenn solche Zahlen schon ständig diskutiert wer den – anstelle eines für die ersten zwei Jahre höheren Übergangsgeldes.

(Lachen bei der CDU – Zuruf des Abg. Hofer FDP/ DVP)

Ich erhalte auch nicht Bezüge aus drei öffentlichen Kassen, wie Herr Palmer kürzlich so schön formulierte – unter Missachtung der Grundrechenarten.

(Abg. Junginger SPD: PISA-geschädigt!)

Ich weiß nicht, was er darunter versteht. Ich erhalte – Herr Oettinger hat das insoweit richtig zitiert – aus zwei öffentlichen Kassen, wenn Sie so wollen, Zahlungen, nämlich aus der Landtagskasse als stellvertretender Landtagspräsident und aus der Pensionskasse als Minister a. D.

(Minister Stratthaus: Nichts Neues! – Weitere Zu- rufe von der CDU)

Ja, das ist doch mit dabei. Sind das unterschiedliche Kassen? Wenn Sie Abgeordnete – –