Protokoll der Sitzung vom 07.10.2010

Ich habe gesagt: Wir machen Ihnen ein Angebot. Nehmen Sie das doch bitte einmal ernst, und lassen Sie uns ins Gespräch kommen. Da ist vieles vorstellbar und verhandelbar. Bei ei ner schroffen Ablehnung werden wir natürlich – die SPD ge nauso wie wir – unsere Vorstellungen auch in der Öffentlich keit, auch im Wahlkampf kommunizieren.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Da brauchen Sie nicht unsere Genehmigung! – Zuruf von der CDU: Das könnt ihr ja sowieso machen!)

Ich glaube, dass die guten Argumente und die Bürgerinnen und Bürger in dieser Frage auf unserer Seite sind.

Beschäftigen Sie sich doch einmal – das ist mir auch in die sen Tagen deutlich geworden – mit dem Phänomen, dass ein großes Projekt wie Stuttgart 21, das durch Parlamentsbe schlüsse, Gemeinderatsbeschlüsse, Planfeststellungsbeschlüs se, Gerichtsentscheide ganz sicher legitim zustande gekom men ist – –

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Klaus Herrmann CDU: Gut! Sie sind lernfähig!)

Da muss man überhaupt keinen dummen Beifall klatschen. Das haben wir nie bestritten.

(Widerspruch bei der CDU – Abg. Klaus Herrmann CDU: „Unter falschen Voraussetzungen“, haben Sie selbst gesagt! – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Was heißt hier „dummer Beifall“? Eine Unverschämtheit! – Weitere Zurufe von der CDU)

Das haben wir nie bestritten. Trotzdem: Beantworten Sie doch einmal die Frage, warum ein legitimes Projekt keine Legiti mation in der Bevölkerung hat, warum Zehntausende jeden Montag und jeden Freitag dagegen auf die Straße gehen.

(Abg. Winfried Mack CDU: Weil diejenigen hier im Parlament für ihre Beschlüsse nicht einstehen! – Wei tere Zurufe von der CDU – Unruhe – Glocke der Prä sidentin)

Beantworten Sie diese Frage. Beantworten Sie dann auch die Frage, ob die repräsentative Demokratie in ihrer jetzigen Ge stalt ohne dieses Korrektiv

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Oi!)

der direkten Demokratie in der Lage ist, diese Herausforde rungen zu bewältigen, Konflikte zu lösen, Konflikte zu befrie den. Ich sage Nein.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Weil 30 000 über 10 Millionen bestimmen können! Das ist Ihr Vor schlag!)

Deshalb unser Vorschlag. Die Stärkung der Bürgermitwirkung und -mitbestimmung steht auf der Tagesordnung. Sie wird nicht mehr von der Tagesordnung herunterkommen. Hören Sie rechtzeitig die Zeichen der Zeit. Sonst werden Sie schwe ren Zeiten entgegengehen.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Abg. Klaus Herrmann CDU: Sie bringen alle drei Jahre den gleichen Antrag!)

Herr Abg. Sckerl, gestatten Sie noch eine Nachfrage des Herrn Abg. Haller?

Herr Sckerl, Sie haben er freulicherweise festgestellt, dass Stuttgart 21 durch legitime Entscheidungen zustande gekommen ist.

Das stand doch nie in frage.

(Abg. Thomas Oelmayer GRÜNE: Das war nie be stritten! – Gegenruf des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP)

Ihr Kollege Kretschmann hat im Juli gesagt, es sei legal, aber nicht legitim zustande ge kommen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja, das stimmt!)

Ist Ihnen bekannt, ob Herr Kretschmann inzwischen einen Meinungswandel vollzogen hat?

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sehr gut! – Abg. Klaus Herrmann CDU: Herr Sckerl hat einen Meinungswandel vollzogen!)

(Abg. Hans-Martin Haller SPD: Gut!)

Liebe Kollegen von der CDU, daran könnt ihr euch berau schen, wie ihr wollt.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Was soll diese Über heblichkeit?)

Zwischen Herrn Kretschmann und alle anderen Mitglieder der Fraktion GRÜNE passt kein Millimeter, kein Handtuch, gar nichts.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Arrogant!)

Es ist geradezu lächerlich, zu meinen, wir könnten jetzt über die Begriffe „legal“ und „legitim“ streiten.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Hochmut kommt vor dem Fall!)

Ich habe gesagt: Es gibt Beschlüsse von Gremien, und es gibt eine Bevölkerung, die das nicht anerkennt, die sagt: Nein, das ist nicht unser Beschluss, das wollen wir nicht.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Teile der Bevölke rung! Eine Minderheit!)

Um diesen Konflikt zu lösen, haben Sie kein Instrument. Des halb schlagen wir die Ergänzung unserer repräsentativen De mokratie durch Elemente der direkten Demokratie vor, um auch für solche schwierigen Fragen eine Lösung zu haben. Darum geht es. Diese Frage müssen Sie beantworten.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Macht das unter euch aus!)

Herr Abg. Sckerl, gestatten Sie eine weitere Nachfrage, eine Frage des Herrn Abg. Kluck?

Von Herrn Kluck gern.

Herr Kollege Sckerl, ist Ih nen bekannt, dass sich in der Stadt Reutlingen bei einem Bür gerentscheid 66,6 % der Abstimmenden für die Planung einer neuen Stadthalle ausgesprochen haben und dass die Grünen trotzdem noch immer gegen dieses Projekt sind und versu chen, es ständig zu bekämpfen und ad absurdum zu führen?

(Heiterkeit – Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU – Abg. Klaus Herrmann CDU: Das hat andere Gründe!)

Herr Kollege Kluck, das ist mir jetzt im Einzelnen nicht bekannt.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Dann gehen Sie der Sache einmal nach! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Die sind dunkelgrün! Es gibt halt Hellgrüne und Dunkelgrüne! – Zuruf des Abg. Karl Zimmer mann CDU)

Aber ich schließe solche Konflikte nicht aus. Das wäre ein fach weltfremd. Konflikte können immer aus einer örtlichen Situation resultieren. Ich meine nur, dass ein Volksentscheid über Stuttgart 21 die besten Voraussetzungen zur Befriedung dieses Konfliktes schaffen würde. Darum geht es, und dazu müssen Sie Ihr Verhalten erklären.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Klärt das untereinander! – Abg. Karl Zimmermann CDU: Aber zur Befriedung tragen Sie nichts bei!)

Meine Damen und Herren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor.

(Abg. Winfried Mack CDU: Halt!)

Herr Abg. Mack, Sie haben leider keine Redezeit mehr.

(Abg. Winfried Mack CDU: Ich möchte eine persön liche Erklärung abgeben!)

Eine persönliche Erklärung im Anschluss an die Wortmel dung von Herrn Minister Rech.