Protokoll der Sitzung vom 28.11.2007

Nein, nein, nein. Sie wollen das bloß nicht hören, Herr Mappus.

(Zuruf des Abg. Thomas Knapp SPD)

Prävention ist nachhaltig, nicht Ausgrenzung – in allen Bereichen des Lebens. Doch dafür tun Sie zu wenig.

Ich komme jetzt zum Bereich Umweltschutz, denn dort hat diese Nachhaltigkeitsstrategie ihren Anfang genommen. Sie reden vom Flächenverbrauch.

(Abg. Thomas Knapp SPD: Sie reden! Aber Sie tun nichts!)

Es ist richtig: Artenschwund, Beeinträchtigung des Wasserhaushalts und Zerstörung des Landschaftsbilds sind die Folgen.

(Abg. Thomas Knapp SPD: Ja! – Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

Der Herr Ministerpräsident hat vollmundig das Ziel eines Flächenverbrauchs von null Hektar verkündet. Doch alle scheinbaren „Erfölgchen“, die man daraus ablesen kann, waren nur der Krise der Wirtschaft zu verdanken. Jetzt, nachdem es der Wirtschaft wieder besser geht, kaum dass die Wirtschaft wieder wächst, können Sie auch dem Flächenverbrauch nicht mehr Herr werden. Auch in dieser Hinsicht handelt es sich nur um Sonntagsreden.

Kommen wir zum Klimaschutz. Sie sagen, Sie würden sich ambitionierte Ziele setzen. Dabei wissen Sie ganz genau, dass Sie die Ziele, die Sie vorgeben, um die Auswirkungen der kommenden Klimaveränderungen einigermaßen in den Griff zu bekommen, nicht erreichen. Wir haben Ihnen ein Zwölfpunkteprogramm vorgeschlagen, mit dem wir gemeinsam einen großen Schritt machen könnten und den Ausstoß der schädlichen Treibhausgase bis zum Jahr 2020 halbieren könn ten. Sie machen sich aber nicht einmal die Mühe, mit uns in einen Wettstreit über die besseren Konzepte einzutreten. Sie lehnen das Ganze eben ab, wie Sie das immer tun, wenn wir etwas vorschlagen.

(Abg. Thomas Knapp SPD: Genau! – Abg. Dieter Hillebrand CDU: Das ist meines Erachtens nichts!)

Doch die Natur verzeiht Ihnen das Zögern nicht.

Wir erkennen an,

(Zuruf des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP)

dass mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz ein Schritt in die richtige Richtung gemacht wird.

(Zuruf: Ihr habt das abgelehnt! – Gegenruf des Abg. Thomas Knapp SPD: Dazu stehen wir auch! Ihr habt den Schwarzen Peter!)

Sie knicken vor der Wirtschaftslobby und Ihren eigenen Finanzpolitikern ein.

(Unruhe)

Es ist keine nachhaltige Politik, wenn Sie zwar erkannt haben, dass ordnungspolitische Ansätze notwendig sind, diese aber in dem Bereich, in dem das größte Einsparpotenzial besteht, nicht mehr verfolgen.

Da stellen Sie sich, Frau Ministerin, noch hin und freuen sich, wenn die CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ihrem schlechten Beispiel folgen will.

(Abg. Thomas Knapp SPD: Wahnsinn! – Heiterkeit bei der CDU – Zurufe von der FDP/DVP)

Wenn ich gerade die Zurufe von der FDP/DVP höre: Es ist doch ganz in Ihrem Sinn, dass man überhaupt keine ordnungspolitischen Maßnahmen haben will.

(Zuruf des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP)

Wenn ich sehe, wie Sie derzeit versuchen, alles in dieser Richtung kaputt zu machen – –

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Das ist der größte Quatsch!)

Das bisher wirksamste Überwachungsinstrument für häusliche Feuerungsanlagen, nämlich die Emissionsmessungen, wollen Sie bundespolitisch kaputt machen; das wollen Sie auch landespolitisch kaputt machen.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Den Ka minfeger lassen wir daheim!)

(Heiterkeit)

Aber jetzt will die Bundestagsfraktion, Ihre Partei, Ihr Werk vollenden.

Es lohnt auch ein Blick auf die Gebäudesanierung. 3 Millionen € haben Sie dafür in diesem Sommer medienwirksam angekündigt,

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Das ist rich- tig!)

dazu noch ein paar Millionen Euro für das Programm „Klimaschutz-Plus“, das ich für ein gutes Programm halte.

(Beifall des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Na also!)

Aber 320 Millionen €, also das Hundertfache, gibt der Bund für sein Gebäudesanierungsprogramm aus. Ich hätte gedacht,

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Denken und handeln sind zwei Sachen!)

dass sich das Land stärker engagiert, als nur 1 % dessen bereitzustellen, was der Bund ausgibt.

(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Thomas Knapp SPD)

Zu Ihrer Ablehnung der Windkraft haben Sie schon viel gehört. Ihre Behauptung, es herrsche zu wenig Wind in BadenWürttemberg, bleibt Blödsinn, auch wenn Sie das immer wiederholen. Erst haben Sie gesagt, wir seien kein Küstenland. Jetzt machen andere Bundesländer wie Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die ebenfalls keine Küstenländer sind, vor, wie es geht. Wir haben ja über 300 Anlagen im Land, aber trotzdem lassen Sie sich nicht bewegen.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Wer? Die Windkraftanlagen?)

Jetzt komme ich noch zum Punkt Atomkraft.

(Oh-Rufe von der CDU)

Von einer nachhaltigen Politik sind wir beim Umgang mit der Atomkraft meilenweit entfernt.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Ach was!)

Es gibt einen Ausstiegsbeschluss, der mit den Energiebetreibern vertraglich klar vereinbart wurde, weil die Risiken im Umgang mit der Kernenergietechnik zu hoch sind und die Endlagerung auch völlig ungeklärt ist. Es ist nicht verantwortbar, an diesem Ausstiegsbeschluss zu rütteln, wie Sie das ständig tun.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Sagen Sie doch einmal etwas zum Thema Kohlekraftwerke!)

Sie machen sich unglaubwürdig, wenn Sie dies noch als nachhaltige Politik verkaufen. Das Gegenteil ist der Fall. Denn auch Sie wissen, dass die Uranvorräte in der Welt genauso schnell zu Ende gehen wie die Vorräte an Öl und Gas. Die Preise steigen; auch das wissen Sie. Russland, ein Uranlieferland, macht sogar schon Verträge mit Australien und sichert sich dort die Vorkommen, und Sie wollen uns weismachen, dass das eine ordentliche Politik sei.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Was wollen Sie?)

Vom Flächenverbrauch

(Lachen des Abg. Stefan Mappus CDU – Abg. Ste- fan Mappus CDU: Das ist sagenhaft!)

über die Landbewirtschaftung bis zum Thema „Energie und Klimaschutz“ – ich bin leider am Ende meiner Redezeit – betreibt die Landesregierung keine nachhaltige Politik, sondern macht nur viele Ankündigungen und Versprechungen. Das reicht aber nicht.

(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Stefan Map- pus CDU)