Protokoll der Sitzung vom 21.07.2011

Ja, natürlich.

Herr Kollege Lehmann beginnt.

Vielen Dank, Frau Kurtz, dass Sie mir das erlauben.

Woher haben Sie eigentlich die Behauptung, dass wir das Gymnasiallehramt abschaffen wollten? Dass wir das nicht wollen, steht doch in der Stellungnahme. Sie verbreiten das aber immer wieder. Woher haben Sie das eigentlich? Haben Sie das aus irgendwelchen Märchenkästchen, aus schlechten Träumen oder was auch immer? Woher haben Sie die Behaup tung, dass wir das Gymnasiallehramt abschaffen wollten?

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Ich habe vorhin darauf hingewiesen, dass sich 3 % der Eltern einen Hauptschulabschluss für ihre Kinder wünschen. Fak tisch besuchen aber 20 % der Schüler die Hauptschule.

(Zurufe von der CDU – Glocke des Präsidenten)

Wie geht die CDU mit dieser Diskrepanz um? Wie geht die CDU mit der Heterogenität in allen Schularten um? Welche Antworten haben Sie darauf?

(Beifall bei den Grünen)

Herr Kollege, ich darf darauf hin weisen, dass jetzt nur Fragen gestellt werden dürfen. Ansons ten haben Sie nachher noch Redezeit. Sie haben eine Frage gestellt, die jetzt beantwortet wird.

Ich will die Frage auch gern be antworten. Es gibt drei Gründe dafür, warum ich den Eindruck habe, dass beabsichtigt ist, den Beruf des Gymnasiallehrers

und damit das Gymnasium abzuschaffen. Erstens steht das im Koalitionsvertrag,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das ist doch längst beschlossen!)

in dem Sie von einer schulartbezogenen Ausbildung sprechen,

(Zuruf von der SPD: Aha!)

die Sie zugunsten des Stufenlehramts abschaffen wollen. An dieser Stelle sehe ich den Gymnasiallehrer nicht mehr.

(Unruhe)

Zweitens: Wenn Sie eine Gesamtschule anstreben – in der gestrigen Regierungsbefragung ist deutlich gesagt worden, dass Sie sich zum Ende der Legislaturperiode hauptsächlich Gesamtschulen im Land wünschen –,

(Unruhe)

dann gibt es doch nur noch ein Gymnasium mit zwei oder drei Jahrgangsstufen im Anschluss an die zehnte Klasse.

(Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

Es gibt einen „Aufsetzer“.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

Das heißt, das Gymnasium in unserem Sinn, das in der fünf ten Klasse beginnt und schon ab der fünften Klasse auf das Abitur vorbereitet, soll es nicht mehr geben.

Drittens gibt es zahlreiche Unsicherheiten – eine Aktuelle De batte dient auch dazu, hierüber Klarheit zu schaffen –, die zu Beginn der Legislaturperiode von der Regierung ins Land ge streut wurden, weil es hieß, man wolle die Gymnasiallehrer ausbildung von den Universitäten wegverlagern. Jetzt haben wir gehört, es gehe um eine Verzahnung.

(Beifall bei der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Die Realschule gibt es sowieso nicht mehr!)

Frau Kollegin Boser, bitte.

Frau Kollegin Kurtz, stimmen Sie mir zu, dass die „Freiwilligkeit“ der Übergänge an die Hauptschulen darin besteht, dass eine Grundschulempfehlung ausgesprochen wird, die bindend ist und aufgrund derer die Kinder mit Hauptschulempfehlung nicht die Möglichkeit ha ben, auf die Realschule oder das Gymnasium zu wechseln? Stimmen Sie mir also zu, dass die „Freiwilligkeit“ der Über gänge an die Hauptschule, von der Sie sprechen, vorgegeben wird?

Ich habe überhaupt nicht von Frei willigkeit gesprochen.

(Abg. Sandra Boser GRÜNE: Doch, Sie haben von Freiwilligkeit gesprochen! – Unruhe)

Ich habe gesagt, 20 bis 25 % eines Jahrgangs

(Abg. Sandra Boser GRÜNE: Entscheiden sich frei willig! – Unruhe)

besuchen eine Hauptschule und haben sich damit für einen Lernweg – –

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Das klingt schon ganz anders! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Wir ha ben gehört, was Sie gesagt haben! – Weitere Zurufe)

Entschuldigung. Bitte lassen Sie mich das zu Ende führen; denn ich bin das gefragt worden.

Sie haben sich ausdrücklich für eine Lernart entschieden, für einen Bildungsweg, aber nicht unbedingt für einen Schulab schluss.

(Zuruf des Abg. Alfred Winkler SPD)

Ich bin davon überzeugt, dass jede Schulart unseres differen zierten Bildungswesens eine eigene Form des Lernens für die Kinder bereithält und so auch individuelle Förderung gewähr leistet.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Mir liegt eine Wortmeldung des Kollegen Dr. Kern vor. Bitte.

Die Äußerungen von Frau Ministerin Bauer waren – so sind sie verstanden worden, und so soll man das auch heute ausdrücken – ein Generalangriff auf die Gymnasiallehrerausbildung. So ist das angekommen.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

So ist das auch bei den Betroffenen angekommen. Das wird mir von Gymnasiallehrern, aus den Seminaren und aus den Universitäten rückgemeldet. Frau Ministerin Bauer, Sie ha ben heute keine meiner Fragen beantwortet. Sie haben nichts dazu gesagt, wie die Frage der Besoldung zukünftig geklärt werden soll. Was wollen Sie konkret ändern? Sie drücken sich vor der Beantwortung dieser Fragen.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Sie weiß es noch nicht!)

Das hat große Unruhe bei den Betroffenen ausgelöst. Das muss man auch wahrnehmen.

Hier soll vorgegangen werden wie schon beim gegliederten Schulsystem. Ich möchte dazu Herrn Kollegen Lehmann kurz ansprechen. Sie argumentieren sehr interessant. Wenn es Ih nen passt, sprechen Sie vom dreigliedrigen System, äußern Sie, in Baden-Württemberg gebe es ein dreigliedriges System. Übrigens ist das System in Baden-Württemberg nicht drei gliedrig, sondern vielgliedrig. Es gibt die Werkrealschulen, die beruflichen Gymnasien usw.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Tja, Dreiglied rigkeit!)

Es stimmt nicht, dass es nur drei Glieder gäbe. Zudem sagen Sie, es bestehe eine Heterogenität, aber bei der Ausbildung der Lehrer müsse vereinheitlicht werden. Das passt doch nicht zusammen.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Genau!)

Im Jahr 2009 ist die Lehrerausbildung gerade im Gymnasial bereich verändert worden, und es wurde deutlich mehr Praxis einbezogen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es! Genau!)