Protokoll der Sitzung vom 17.02.2016

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Wir haben damit unter einer CDU-Regierung ein von der UNESCO anerkanntes Gesamtprojekt geschaffen, ein Gesamt projekt, in dem Naturschutz, Flächennutzung und Tourismus vereint werden – aber eben vereint und nicht gegeneinander ausgespielt. Auch das mag uns unterscheiden. Das Biosphä rengebiet haben wir übrigens im Konsens mit den Menschen vor Ort eingerichtet.

Ich komme noch einmal auf den Gewässerschutz zu sprechen. Die Sanierung des Bodensees, lieber Uli Müller, ist in BadenWürttemberg eine einzigartige Erfolgsgeschichte geworden. Der Erfolg ist so groß, dass der grüne Kollege aus der betrof fenen Region inzwischen eine Erhöhung des Phosphatgehalts fordert, damit die Fische wieder wachsen. Meine Damen und Herren, das war Gewässerschutz von einer CDU-geführten Landesregierung. Auch das muss an dieser Stelle betont wer den.

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, wir sind gern bereit, manches von dem, was in den letzten fünf Jahren im Naturschutz von GrünRot weiterentwickelt wurde, als Grundlage der künftigen Re gierungspolitik, für die wir dann Verantwortung tragen, zu

übernehmen. Ich biete gern an, die Bewahrung der Schöpfung nicht zum Inhalt einer großen parteipolitischen Schlacht wer den zu lassen. Denn es muss unser gemeinsames Anliegen sein, auch nachfolgenden Generationen eine Natur und Land schaft zu hinterlassen,

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Mit National park!)

die ihnen gesunde Lebensverhältnisse ermöglicht. Das ist un ser Anspruch. Das muss der parteiübergreifende Anspruch in diesem Hohen Haus sein.

(Beifall bei der CDU)

Gleichwohl will ich mit Blick darauf, was Sie aus unseren Vorlagen gemacht haben, einzelne Kritikpunkte benennen.

Beim EWärmeG haben Sie durch übertriebene Verschärfun gen der Vorgaben einem guten Ansatz die Akzeptanz geraubt, gerade auch in der Wirtschaft.

(Minister Franz Untersteller: Völliger Quatsch!)

Ich finde, darüber sollten wir nochmals diskutieren.

Zum Nationalpark sage ich klar für meine Fraktion, um auch den Märchen, die manche immer wieder verbreiten wollen, entgegenzutreten:

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Sie erzählen doch Märchen!)

Wir werden das Rad „Nationalpark“ nicht zurückdrehen.

(Beifall des Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE – Bra vo-Rufe von den Grünen und der SPD)

Das Projekt Nationalpark war auch in unseren Papieren bein haltet.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Sie sind doch dagegen marschiert! Sie haben doch dagegen gestimmt! – Weitere Zurufe)

Ja natürlich. Lieber Kollege Schmiedel, lassen Sie mich doch einmal ausführen. Moment mal. – Dass wir es natürlich ziemlich suboptimal fanden, wie Sie mit den Menschen in der betroffenen Region umgegangen sind, das mögen Sie uns, der Opposition, zugestehen.

(Beifall bei der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es! – Glocke des Präsidenten)

Herr Fraktionsvorsit zender Wolf, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abg. Dr. Rösler?

Wenn sie uns nachhaltig weiter bringt, gern.

Werter Kollege Wolf, Sie haben gerade zu meiner Überraschung und Freude mitgeteilt, dass Sie beim Nationalpark das Rad nicht zurückdrehen wol len.

(Minister Franz Untersteller: In die Verlegenheit kommt er gar nicht!)

Wie kommt es dann, dass Kollegen von Ihnen, Landtagsab geordnete der CDU-Fraktion, bei Podiumsdiskussionen zur Landtagswahl mitteilen, dass der Flächenzuschnitt des Nati onalparks verändert, die Fläche verkleinert und damit die Sub stanz des Nationalparks angegriffen werden soll? Was sagen Sie dazu?

Das ist alles völlig im Einklang.

(Zurufe von den Grünen und der SPD)

Einfach einmal zuhören! – Wir werden das Rad „National park“ nicht zurückdrehen. Den Nationalpark gibt es. Den hat ten auch wir schon in früheren Papieren. Ich will damit deut lich machen, dass es uns von Anfang an um den Prozess ging. Einen solchen Prozess damit zu beginnen, dass man sagt: „Nichts gegen die Bürger“, und dann am Ende zu sagen: „Die vor Ort haben sowieso nichts zu sagen, das ist eine nationale Entscheidung“, das hielten wir für den falschen Prozess. Ein solcher Nationalpark kann nur gelingen, wenn er die betrof fenen Menschen in der Region maximal beteiligt und auf die sem Weg mitnimmt, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP – Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Wollen Sie ihn verkleinern? – Abg. Andrea Lindlohr GRÜNE: Wollen Sie den Nationalpark verkleinern, ja oder nein?)

Nehmen Sie doch einfach die Schärfe heraus.

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Wir erheben uns nicht über die betroffene Bevölkerung.

(Zuruf des Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE)

Wir werden mit der Region noch einmal zusammensitzen und alle Formen der Optimierung besprechen, um die Akzeptanz zu erhöhen, aber im Bestand. Wir werden natürlich diesen Na tionalpark nicht wieder abschaffen. Das ist ja überhaupt kei ne neue Botschaft.

(Zurufe der Abg. Muhterem Aras und Dr. Markus Rösler GRÜNE)

Das ist genau das, was in unserem Wahlprogramm drinsteht. – Jetzt etwas Geduld! Wir entwickeln das gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und nicht mit Ihnen hier im Parla ment.

(Beifall bei der CDU – Glocke des Präsidenten)

Herr Fraktionsvorsit zender Wolf, gestatten Sie noch eine Zwischenfrage?

Nein. Ich habe gemerkt, das bringt uns nicht wirklich weiter.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Klaus Herrmann CDU: Nur Ideologie bei den Grünen! – Unruhe)

Ansonsten haben Sie beim Naturschutz vor allem auf Gebo te und Verbote gesetzt.

(Minister Franz Untersteller: So ein Quatsch!)

Das unterscheidet uns auch. Wir sind der Überzeugung, dass man mehr mit Anreizsystemen arbeiten muss. Unser Ansatz war immer sehr stark der Vertragsnaturschutz im Schulter schluss mit der Landwirtschaft. Ich glaube, die richtigen An reizsysteme sind besser als Gebote und Verbote. Zu dieser Po litik des Miteinanders – nicht zu der Politik des Gegeneinan ders, des Gegeneinander-Ausspielens – wollen wir auch in Sa chen Naturschutz zurückkehren.

(Beifall bei der CDU)

Wir wollen, dass unsere Landwirtschaft nicht eingeteilt wird in die Guten und die weniger Guten, um nicht zu sagen, in die Guten und die Schlechten. Wir schätzen sehr, dass es viele ökologische und biologische Landwirte im Land gibt, die sich genau dieser Produktionsform verschreiben, und wir wollen das ausdrücklich auch gefördert wissen.

Aber nicht nur diese Landwirte sorgen für regionale Produk te, nicht nur diese Landwirte erhalten Kulturlandschaft in Ba den-Württemberg. Das tun auch die 90 % konventionell ar beitenden Landwirte. Da wollen wir wieder eine Politik, die allen Landwirten in diesem Land vermittelt, dass wir sie för dern wollen, dass wir sie unterstützen wollen und dass sie für uns alle gleichwertig sind. Auch das gehört zu einer fairen Landwirtschafts- und Naturschutzpolitik.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP)

Zu einer lebenswerten Heimat, zu lebendigen ländlichen Räu men, zu einem Land, in dem die Menschen in Stadt und Land sich wohlfühlen, gehört aber mehr, meine Damen und Herren. Dazu gehören ausgewogene Lebensverhältnisse in Stadt und Land.

(Zuruf von der CDU: Jawohl!)

Das hat uns in Baden-Württemberg immer stark gemacht, dass wir nicht nur Politik für die Großstädte, für die Zentren und Metropolregionen gemacht haben, sondern dass wir immer auf diese Balance geachtet haben: Politik für die Großstädte in gleicher Weise wie Politik für die ländlichen Räume. Dar an sollten wir festhalten.