Protokoll der Sitzung vom 13.10.2011

sondern er ist ausschließlich Grundlage zur Bekundung des Willens des Abstimmenden, was dieses Gesetz anlangt.

(Vereinzelt Beifall – Abg. Nicole Razavi CDU: Aber die Broschüre schon!)

Eine Umschreibung auf dem Stimmzettel wäre im Übrigen außerordentlich kompliziert, weil auch bei einer Umschrei bung der Gesetzesinhalt 1 : 1 wiedergegeben werden müsste. Ob dies dann verständlicher wäre, wage ich schlicht und er greifend zu bezweifeln.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Zuruf des Abg. Peter Hauk CDU)

Wie gesagt, meine Damen und Herren: Auf kommunaler Ebe ne haben die Bürger schon wiederholt vor derselben Situati on gestanden – und siehe da: Die Bürgerinnen und Bürger können dies. Ja, die Baden-Württemberger können, wenn es erforderlich ist, auch einmal um die Ecke denken.

Unser Ministerpräsident hat es vor wenigen Tagen, wie ich finde, ganz treffend formuliert. Er hat nämlich gesagt – ich teile seine Aussage voll und ganz –: „Wer die theoretische Führerscheinprüfung besteht, der versteht auch diesen Stimm zettel.“ Meine Damen und Herren, die meisten Baden-Würt temberger haben einen Führerschein – auch in Bempflingen, Frau Razavi.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Deshalb meine Bitte von dieser Stelle aus: Werben Sie für die Volksabstimmung. Werben Sie für die jeweilige Position.

Ganz zum Schluss will ich Ihnen sagen, Frau Razavi, damit wirklich nichts falsch läuft und nur zur Sicherheit: Da Sie für Stuttgart 21 sind, müssen Sie am Abstimmungstag „Nein“ an kreuzen.

(Heiterkeit und Beifall bei den Grünen und der SPD)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Razavi. Sie haben noch genau eine Minute und drei Se kunden Redezeit.

(Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Jetzt bin ich schon ein bisschen enttäuscht,

(Oh-Rufe von den Grünen – Abg. Claus Schmiedel SPD: An Stelle der CDU wäre ich auch enttäuscht!)

weil ich mir von der heutigen Debatte erwartet hatte, dass Grün-Rot und die Landesregierung erklären können, warum

dieser Stimmzettel so kompliziert sein muss. Ich muss sagen: Sie haben alle nur um den heißen Brei herumgeredet.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

Herr Innenminister Gall, ich kenne das Innenministerium gut genug, um zu wissen, dass das Innenministerium einen bes seren Stimmzettel und eine bessere Formulierung hinbekom men hätte, wenn Sie allein dafür zuständig gewesen wären.

(Abg. Ingo Rust SPD: Stimmt nicht! Falsch!)

Ich nehme Ihnen nicht ab, dass die Grünen daran nicht mitge wirkt hätten.

(Zuruf des Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE)

Sie haben ja gesagt, das MVI habe mitgewirkt. Die Grünen waren also auch dabei.

(Zuruf von der SPD: Nein!)

Das nehme ich Ihnen also nicht ganz ab.

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Verzweif lung!)

Das Zweite ist: Ich erkenne Sie kaum wieder, Herr Innenmi nister – ich habe Sie bisher als einen sehr bürgernahen und bodenständigen Menschen kennengelernt –,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das ist er auch! Feuerwehrmann! – Abg. Andreas Stoch SPD: Er löscht überall! – Abg. Thomas Blenke CDU: Er hat einen Feuerwehrführer schein!)

wenn Sie uns jetzt sagen, wir sollten auf die Homepage Ihres Ministeriums schauen, um das Ganze zu verstehen. Wir Ab geordneten kapieren das ja alle. Aber den Bürgern zu sagen

(Unruhe bei den Grünen und der SPD – Abg. Claus Schmiedel SPD: Das ist aber peinlich! – Abg. Helen Heberer SPD: Ein Versuch der Volksverdummung!)

ich kann jetzt nichts dafür, dass meine Redezeit davonläuft –, den Bürgern in dieser Überheblichkeit zu sagen: „Jetzt schaut halt auf unsere Homepage, da wird es euch erklärt“, das halte ich schon für einen dicken Hund.

(Abg. Manfred Kern GRÜNE: Wer ist hier überheb lich? – Unruhe – Glocke der Präsidentin)

An Herrn Kollegen Binder möchte ich sagen: Ich glaube, wir sollten einmal in unserem Wahlkreis Geislingen in eine Bahn hofsgaststätte gehen und mit den Leuten ein Bier trinken,

(Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Was für ein Ni veau!)

weil wir bei Stuttgart 21 einer Meinung sind und da auch kein Blatt zwischen uns passt.

(Oh-Rufe von der SPD – Abg. Wolfgang Drexler SPD schüttelt Abg. Sascha Binder SPD die Hand.)

Ich glaube, das machen wir einfach einmal.

Kollegin Razavi – –

Das Nächste ist – wenn ich das noch zu Ende führen darf – an Herrn Sckerl gerichtet: Sie sa gen, Sie hätten sich mit dem Stimmzettel viel Mühe gemacht.

(Unruhe – Zuruf: Pst!)

Aber Mühe allein reicht halt manchmal nicht aus.

Es stimmt natürlich: Wir haben an der Informationsbroschü re mitwirken dürfen, aber leider nur an dem Teil, der die Po sition der Befürworter von Stuttgart 21 darstellt.

(Abg. Andreas Stoch SPD: Wollen Sie in beiden Mann schaften mitspielen?)

Der ist auch sehr gut gelungen.

(Zuruf des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE – Un ruhe)

Frau Präsidentin, das ist jetzt echt schwierig.

(Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Bernd Hitzler: Frau Präsidentin, eingreifen!)

Ich weiß nicht, warum Sie einige Wahrheiten nicht vertragen können. Der Teil, an dem wir mitgewirkt haben, ist sehr gut gelungen. Hätte uns der Herr Verkehrsminister eingeladen, den anderen Teil auch mitzugestalten, dann wäre dieser we nigstens gut und ehrlich geworden.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Dann hätte man ihn verstanden!)

Aber das ist halt das Problem.

(Beifall bei der CDU)

Kollegin Razavi gestat tet keine Nachfrage mehr.