Protokoll der Sitzung vom 26.10.2011

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP – Oh-Rufe von den Grünen und der SPD)

Auch von der CDU als größter Fraktion in diesem Landtag kann die Steuererhöhung nicht verhindert werden. Wir appel lieren aber nochmals eindringlich an die grün-roten Regie rungsfraktionen: Verlassen Sie Ihren Irrweg der Steuererhö hung.

(Lachen bei Abgeordneten der Grünen)

Ziehen Sie diesen schlecht ausgearbeiteten, unsozialen, öko nomisch und ökologisch sinnlosen Gesetzentwurf zurück.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Sehr gut! – Zuruf des Abg. Jürgen Filius GRÜNE)

Oder legen Sie, wie es bei Steuergesetzen in Deutschland üb lich ist, einen für alle Beteiligten nachvollziehbaren Stichtag fest, an dem die Steuererhöhung in Kraft tritt. Somit würde diese ungerechtfertigte Steuererhöhung für unsere Bürgerin nen und Bürger sowie für Unternehmen und Behörden kalku lierbarer und verursachte zumindest kein Steuer- und Termin chaos.

Die CDU-Fraktion lehnt diesen Gesetzentwurf ab.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Karl Zimmermann CDU: Sehr gut!)

Für die Fraktion GRÜNE spricht Frau Kollegin Aras.

Herr Präsident, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Herr Wald, Sie haben diesen Tag als einen traurigen Tag bezeichnet.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Richtig! – Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)

Dazu muss ich sagen: Sie haben keine Ahnung, was Traurig keit heißt. Denn dieser Tag ist ein Tag, der endlich in eine so lide, nachhaltige Finanzpolitik führt,

(Lachen bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP)

und das schafft Grün-Rot.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Das ist nicht nur für den Landeshaushalt gut, das ist auch für die Kommunen gut. Die Kommunen, ihre Bürgermeister und Oberbürgermeister, von denen noch genügend CDU-Partei bücher haben,

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Gott sei Dank!)

sind dankbar und freuen sich auf unsere Politik, liebe Kolle ginnen und Kollegen.

(Beifall bei den Grünen)

Wir beraten heute zum zweiten Mal den Gesetzentwurf zur Änderung des Grunderwerbsteuersatzes.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Deswegen wird es nicht besser! – Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Es ist zu laut. Ich darf Sie bitten, et was Ruhe einkehren zu lassen. Das Wort hat Frau Abg. Aras.

(Vereinzelt Beifall)

Über diese Änderung des Steuersatzes wurde seit der letzten Lesung viel geredet und geschrieben, aber nicht immer das sachlich Richtige. Oft wur de etwas Falsches von Leuten gesagt, die es eigentlich wissen müssten. Die Mär von der jungen Familie, die am Kauf von Eigentum gehindert würde, macht in bestimmten Kreisen die Runde. Die IHK beauftragte sogar ein Wirtschaftsforschungs institut, um diese These zu untermauern. Zähneknirschend musste sie jedoch anhand dieses Gutachtens feststellen, dass dadurch niemand ernsthaft am Kauf von Eigentum gehindert wird.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Karl Zimmermann CDU: Wieso rennen dann jetzt alle zum Notar und wollen eine Stichtagsregelung, wenn es nicht inter essant ist?)

Niemand zahlt gern mehr Steuern; das ist doch logisch.

(Zuruf von der CDU: Ach so! Ich dachte, dies sei ein Tag der Freude!)

Moment. Es ist ein Tag der Freude, endlich in eine solide Finanzpolitik einzusteigen.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Dann freuen sich die Leute auf den Stichtag!)

Jeder von Ihnen würde auch danach schauen, wenn es irgend wie geht. Das ist plausibel und völlig nachvollziehbar.

Das kann man an einem Beispiel sehen: In dem von der IHK in Auftrag gegebenen Gutachten – Sie können es gern noch einmal zurate ziehen – wurde festgestellt, dass der durch schnittliche Preis für eine Bestandsimmobilie 250 000 € be trägt. Die durchschnittliche Mehrbelastung aufgrund der Än derung des Grunderwerbsteuersatzes beträgt einmalig 2 215 €. Dieser Betrag wird niemanden davon abhalten, eine Immobi lie zu kaufen. Denn es geht darum, ob er sich den Kaufpreis von 250 000 € leisten kann oder nicht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen natürlich auch die Zinsentwicklung nicht vergessen. Wenn wir mehr KitaPlätze schaffen, dann wird es gerade jetzt sehr viel einfacher, eine Immobilie zu kaufen.

(Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPD – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Dann fallen die Zinsen?)

Im Vergleich zu dieser Mehrbelastung von 2 215 € kostet ein Kita-Platz in Pforzheim für eine Familie mit zwei Kindern im Jahr – und zwar jedes Jahr, nicht nur einmal – durchschnitt lich 1 900 €, liebe Kolleginnen und Kollegen. Die Familien warten dringend auf einen weiteren Ausbau, und zwar sowohl in der Qualität als auch in der Quantität. Darum geht es.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Es geht also nicht nur um die Erhöhung des Steuersatzes von 3,5 auf 5 %, sondern wirklich um eine nachhaltige grün-rote Politik, die dazu verhilft, Ihre Versäumnisse aus der Vergan genheit zu korrigieren.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Oje! – Abg. Karl Zimmermann CDU: Wie wollen Sie kontrollieren, wo die Einnahmen hingehen?)

Das ist ein Meilenstein für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in unserem Land. Es muss endlich Schluss damit sein, dass bei jungen Familien einer der Partner zu Hause bleiben muss, weil es entweder keinen Kita-Platz gibt oder dieser nicht bezahlbar ist.

Und es muss Schluss sein mit der bisherigen CDU-FDP/DVPMethode, dass solche zentralen Zukunftsinvestitionen über höhere Schulden finanziert werden. Auf Pump geht mit uns gar nichts. Wir machen Schluss mit dieser Verschiebung von Lasten in die Zukunft.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Nordrhein- Westfalen zeigt es ja!)

Wir sind in Baden-Württemberg; hier sind wir zuständig.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Sie wollen noch meh rere Hundert Stellen in den Ministerien!)

Dazu komme ich noch.

Der Zusammenhang ist also wirklich einfach und plausibel. Das zusätzliche Aufkommen aus der Erhöhung des Steuersat zes, die kein ernsthaftes Hindernis für den Erwerb von Eigen tum ist, fließt in den quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagesstätten, und das kommt allen zugute.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Wie stellen Sie das sicher?)

Das ist sichergestellt. Es gibt eine Vereinbarung mit den Kommunen, wonach sie das bekommen. Das wissen Sie ge nau.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Das ist soziale Politik, die bei den Betroffenen ankommt. Mehr Kita-Plätze geben jungen Familien die Chance, sich ent scheiden zu können: für Arbeit, für Kinder

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Oder fürs Häus le!)

und für ein Haus, jawohl, auch dafür.